Noch ein Nachtrag: Ich war vergangenen Samstag bei
Ben Howard im Alexandra Palace Park in London.
Nach dem großartigen Berlin-Konzert eine Woche vorher waren die Erwartungen hoch. Insbesondere bei einem Heimspiel – Ben Howard kommt ja aus London – in einer so tollen Location. Leider waren die Umstände an dem Tag etwas unglücklich. Das Wetter hat überhaupt nicht mitgespielt. Es hat durchgängig geregnet, sodass wir schon bei der Ankunft ziemlich durchnässt waren und gefroren haben. Außerdem hat die Bahn gestreikt, weswegen Hin- und Rückfahrt mit sehr viel längeren Fußwegen verbunden waren. Bei dem Wetter nicht besonders angenehm. Aber egal, die Vorfreude war trotzdem groß!
Wir waren pünktlich zum Einlass am Alexandra Palace. Das Publikum wurde per Ampelsystem in größeren Gruppen nacheinander in den Park gelassen, wodurch alles sehr geordnet ablief. Die eigentlich tolle Aussicht über London hat aufgrund des verregneten Wetters leider nicht so viel hergegeben, weshalb wir gleich zur Bühne gegangen sind. Diese stand in der Senke eines steileren Abhanges, der vom oberen Hauptweg abging, sodass die Sicht auf das Geschehen von überall sehr gut war. Da wir früh da waren, haben wir uns trotzdem für einen Platz ganz vorne an der Absperrung am seitlichen Bühnenrand entschieden. Die Zeit bis zum Konzertbeginn haben wir uns dann mit leckerem veganen Souvlaki von einem der vielen Foodtrucks vertrieben. Die Auswahl an Speisen und Craftbeer war wirklich super. Währenddessen füllte sich der ursprünglich ausverkaufte Park so langsam mit Regenschirm- und Poncho-tragenden Menschen.
Um 18:30 Uhr ging es erwartungsgemäß wieder mit
Lael Neale los. Der Auftritt war ähnlich solide wie in Berlin, nur dass die Musik dort sehr viel besser zum sonnigen Sommerabend gepasst hat. Im Londoner Regen blieb die Stimmung hingegen eher verhalten. Nach einer halben Stunde war Schluss.
Im Gegensatz zum Berlin-Konzert gab es diesmal noch einen zweiten Support, der in Form der lokalen Indie-Pop-Band
Girl Ray um 19:30 Uhr auf die Bühne kam. Das Publikum schien die mir bis dahin unbekannte Gruppe zu kennen, denn von den ersten Tönen an herrschte direkt eine sehr ausgelassene und tanzfreudige Stimmung. Trotz technischer Probleme und sichtbarer Nervosität der Sängerin, die mit ein, zwei Texthängern verbunden war, hat mir der Auftritt gut gefallen und das schlechte Wetter fast vergessen gemacht. Hat wirklich Spaß gemacht.
Kurz vor 20:30 Uhr geschah dann ein kleines Wunder und der Regen hörte auf. Als
Ben Howard und seine Band unter euphorischem Jubel auf die Bühne kamen, war es tatsächlich trocken. So konnten wir die ersten Songs des aktuellen Albums in ungewohnter Regenstille genießen. Die Freude über den ausbleibenden Regen war aber nur von kurzer Dauer. Nach etwa drei Songs setzte der Regen wieder ein und blieb mit steigender Intensität bis zum Ende des Konzertes. Das war aber gar nicht weiter schlimm, sondern passte sogar sehr gut zur melancholisch-stimmungsvollen Musik.
Ansonsten war der Auftritt ähnlich intensiv und eindrucksvoll wie in Berlin. Die Wettersituation und das sehr textsichere britische Publikum haben für einen besonderen Rahmen gesorgt, den Ben Howard und seine Band dankend angenommen haben. Ben Howard selbst zeigte sich für seine Verhältnisse wieder sehr offen und gesprächig. Die Setlist bestand neben den Songs des aktuellen Albums wieder aus vielen Klassikern der ganzen Bandgeschichte, wobei vor allem mein Lieblingsalbum "I Forget Where We Were" im Fokus stand. Im Vergleich zu Berlin gab es diesmal leider weder "Black Flies" noch "Conrad", dafür aber "What a Day" und das tolle "All Is Now Harmed". Auf "Nica Libres at Dusk" musste ich wieder vergeblich warten. Untermalt wurde die Musik wieder von einer stimmungsvollen Videoleinwand.
Zum Ende hin erreichte die Stimmung mit "The Fear" sowie in der Zugabe "End of the Affair" und "Only Love" als krönenden Abschluss den Höhepunkt. Das ganze Publikum hat lautstark mitgesungen und die Band so würdig verabschiedet. Was für ein toller Abend.
Ich hoffe, Ben Howard nimmt die positiven Eindrücke dieser Europa-Tour mit und setzt sein Live-Programm zukünftig auch so fort. Dabei profitiert er natürlich unheimlich von seiner seit Jahren eingespielten Band, die sich wieder absolut großartig präsentiert hat.
Der Abend wurde übrigens aufgenommen. Ich hoffe, dass es zeitnah zumindest einen professionellen Audiomitschnitt davon zu hören gibt.
