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Festivalberichte

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fipsi
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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Sa 12. Jul 2025, 10:54

Ich war gestern beim Creepy Teepee in Kutna Hora (Tschechien). Es war mein zweiter Besuch nach 2023. Dieses Mal nur für einen Tag, weil mehr zeitlich nicht drin war. Es hat sich trotzdem gelohnt. Im Vergleich zum letzten Mal gab es deutlich mehr Bands, die auch schon tagsüber indoor gespielt haben. Dadurch konnte man entspannt zwischen den Bühnen wechseln und hatte immer was sehen. Der vegane Essenstand war auch wieder dabei und hat einen gut versorgt. Dazu gab es leckerere selbstgemachte Limonaden für umgerechnet 2,50€. Bezahlt wird immer noch bar mit tschechischen Kronen. Das ist aber kein Problem, wenn man das vorab weiß. Im Vergleich zu meinen vorherigen Besuch gab es auch deutlich mehr Sitzmöglichkeiten. Sehr gut, wie da die kleinen Schwächen ausgebessert werden.

Kurz nach meiner Ankunft habe ich schon die zahlreichen Festivalbesucher in der Kleinstadt wahrgenommen. Es ist wirklich faszinierend, wie viele Subkulturen hier aufeinander treffen und miteinander feiern. Zum Start gab es für mich auf der Outdoor Bühne die tschechische Band Stres. Geboten wurde Noise-Rock in der speziellen Dreierbesetzung Schlagzeug, Bass und Saxophon. Das war ein guter Start in den Festivaltag. Danach folgte das erste große Highlight mit Baby Jane. Das aktuelle Album A Grave Marked Strange gehört zu den Neuentdeckungen des Jahres für mich. Der Electropop mit Witch House und Eurodance Einflüssen ballerte live auch ordentlich und konnte erstmals eine große tanzende Menge vor die Bühne ziehen. Das hat echt Spaß gemacht und zum Schluss wurde das Hitpotential mit Psychotrance und Eternal Embrace komplett ausgeschöpft. Da wird man in Zukunft noch mehr von hören. Musikalisch folgte dann ein starker Wechsel mit der irischen Post-Punk Band M(h)aol. Die singende Schlagzeugerin rumpelte mit ihren drei Bandkolleginnen ein ordentliches Set runter. Gefühlt jeder zweite Song handelte von toten Hunden, was zu sehr makabren Auseinandersetzungen mit dem Publikum führte. Das Ende habe ich dann nicht komplett mitgenommen, da es erstmals zur Indoor Bühne ging.

Dort spielte das kanadische Trio Treehouse of Horror. Es gab sehr melodischen Screamo mit einem ordentlichen Pit vor der sehr niedrigen Bühne. Da geht auch eine große Empfehlung raus für Fans des Genres. Danach ging es wieder raus zu Weatherday. Die vierköpfige Band spielte ziemlich eingängigen Emo mit zahlreichen anderen Einflüssen. Mich hat es nicht ganz abgeholt, daher ging es dann zurück zur Indoor Bühne zu The Dallas Cowboys. Die Musik wirkte komplett aus der Zeit gefallen und erinnert an die Pop-Rap Duos der frühen 2010er. Auf der Bühne standen zwei Typen mit Maske, die gefühlt jede halbe Minute einen neuen Taktwechsel zum einheizen der Menge genutzt haben. Das war schon sehr unterhaltsam und hat mich mehr abgeholt als es sollte. Draußen ging es dann mit Newfound Interest In Connecticut weiter. Die Band hat Anfang der 2000er ein Album veröffentlicht und recht spät einen Hype erlebt, der letztes Jahr für eine Reunion sorgte. Diesen Sommer folgte also eine kleine Europatour zusammen mit Treehouse of Horror, die hier endete. Leider zog sich der Soundcheck sehr und es kam kurz nach dem Start zu einem starken Regen, der mich dann doch wieder zur Indoor Bühne gebracht hat. Musikalisch hat mich der Beginn mit dem Mix aus Midwest Emo und Post-Rock doch sehr abgeholt. Eine weitere Tour ist aber wohl schon in Planung.

Bei der Indoor Bühne lief währenddessen schon ein Countdown für 300SkullsAndCounting. In einer halben Stunde wurden dann knapp 50 Songs performed. Ein Typ schrie dabei ins Mikro zu elektronischen Krach mit allerlei Samples. Am prominentesten war dabei Sex on Fire platziert, was Auslöser für das Projekt war nachdem er als DJ für Hochzeiten immer wieder danach gefragt wurde. Da kann ich schon jede Wut verstehen. Immerhin konnte er das Trauma auf andere unterhaltsame Art verarbeiten. Draußen hat es dann immer noch geregnet und war ordentlich frisch. Auf der Bühne war dann Casey MQ allein und hat seinen schönen Ambient Pop von sich gegeben. Man merkt, dass er seit vielen Jahren mit Oklou an ihrer Musik arbeitet. Leider hat mich dann die Kälte doch zurück ins Hotel getrieben. Eigentlich wollte ich nur schnell die Sachen wechseln. Da der Spielplan aber für 1,5 Stunden nichts spannendes zu bieten hatte, war das Bett dann doch so bequem und hat für mich das Festival beendet. Ich hätte zwar noch gerne ultra caro und umru gesehen, aber auch so hatte ich einen schönen Festivaltag mit spannenden Entdeckungen. Bei passendem Line Up wird das Festival auch in Zukunft eine Chance bei mir haben mit seinem entspannten diy-Charme.

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7Ostrich
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Re: Festivalberichte

Beitrag von 7Ostrich » So 13. Jul 2025, 13:18

fipsi hat geschrieben:
Sa 12. Jul 2025, 10:54
IDraußen ging es dann mit Newfound Interest In Connecticut weiter. Die Band hat Anfang der 2000er ein Album veröffentlicht und recht spät einen Hype erlebt, der letztes Jahr für eine Reunion sorgte. Diesen Sommer folgte also eine kleine Europatour zusammen mit Treehouse of Horror, die hier endete. Leider zog sich der Soundcheck sehr und es kam kurz nach dem Start zu einem starken Regen, der mich dann doch wieder zur Indoor Bühne gebracht hat. Musikalisch hat mich der Beginn mit dem Mix aus Midwest Emo und Post-Rock doch sehr abgeholt. Eine weitere Tour ist aber wohl schon in Planung.
Geil, meine Eltern haben die gestern in München gesehen :mrgreen: Die gewinnen regelmäßig Gästelisteplätze im Milla Club und schauen sich dann alles mögliche an haha
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Wishkah
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Wishkah » Do 17. Jul 2025, 21:32

12.07.-13.07.2025 Lollapalooza Berlin

Ich war am vergangenen Wochenende beim Lollapalooza Berlin.

Es war mein mittlerweile dritter Besuch zum 10-jährigen Bestehen des Festivals. Dieses Jahr hat das Festival erstmals im Juli stattgefunden. In den letzten Jahren war es sonst immer Anfang September. Die Location ist mit dem Olympiapark und dem Olympiastadion aber gleich geblieben. Das hatte sich nach einigen Wechseln in den Anfangsjahren bei den vergangenen Ausgaben ja bewährt.

Das Wochendticket gab es Ende November zum Black-Friday-Angebotspreis von 159 Euro. Ich gebe teilweise für Solo-Konzerte mehr Geld aus, von daher ist das für mich definitiv ein fairer Preis. Und da wir sowieso geplant hatten, einen Familienausflug zum Festival zu machen, habe ich gerne zugeschlagen.

Wir sind am Samstag früh in Berlin angekommen. Es ging kurz ins Hotel und dann direkt weiter zum Olympiapark. Auf dem Weg dahin bin ich schon auf Regencape und Plastiktüten in den Schuhen umgestiegen. Das Wetter war nämlich leider alles andere als sommerlich.

Der Einlass mit der Bändchenausgabe ging schnell und unkompliziert. Das Geld, das ich vorher schon über die App und PayPal auf meinen Chip geladen hatte, war auch schon drauf. Vor Ort konnte man ansonsten jederzeit an diversen Stationen seinen Kontostand prüfen und Geld (neben der mobilen App) auch per Karte auf den Chip laden. Das Festival war komplett bargeldlos. An einigen Ständen konnte man aber zumindest auch per Karte zahlen.

Auf dem Gelände hatte sich im Vergleich zu den letzten Jahren nicht viel verändert. Es gab zwei Hauptbühnen, die Electro-Bühne im Stadion und die kleinere Alternative-Bühne daneben. Außerdem den Kidzapalooza-Bereich für die jüngeren Gäste etwas außerhalb. Rund um das Stadion gab es einen Food-Court, diverse weitere Getränke- und Essensbuden sowie etliche Sponsoren- und Werbestände. Auf dem Infield war die Lage ähnlich. Dort gab es auch noch Merchandise-Zelte (vom Festival und von den Acts), verschiedene NGO-Aktionsstände, VIP- und Sponsoren-Tribünen und das obligatorische Riesenrad. Es wirkte alles sehr vertraut, was ich grundsätzlich ja sehr gerne mag.

Samstag

Sinnbildlich für den ersten Festivaltag war leider das schlechte Wetter. Es hat wirklich viel geregnet, sodass ich den ganzen Tag über mein Regencape nicht wieder ausgezogen habe. Zwischendurch gab es immer mal wieder trockene Phasen, aber vor allem zum Abend hin ging es wieder richtig los. Zum Glück haben der ausgelegte Rasen im Infield und viele Bodenbefestigungen dafür gesorgt, dass es nicht allzu matschig wurde. Und mit der richtigen Kleidung war das Wetter schon einigermaßen erträglich. Hätte auf jeden Fall auch noch schlimmer sein können.

Benjamin Ingrosso (Main Stage South) – Mein erster Act des Tages. Das war jetzt keine bewusste Entscheidung, weil ich Benjamin Ingrosso unbedingt sehen wollte, aber ich hatte Lust auf Livemusik und der Name kam mir zumindest vom vergangenen Festivalsommer bekannt vor. Da hat er nämlich beim "Way Out West" in Schweden gespielt, das ich eine Weile lang auf dem Radar hatte. Passenderweise kommt er auch aus Schweden und hat das Land 2018 sogar beim Eurovision Song Contest vertreten. So wirklich überzeugen konnte mich der seichte Poprock aber nicht. Das war dann doch ziemlich belanglos.

Im Anschluss gab es einen sehr mittelmäßigen (und dafür ziemlich teuren) Vöner und einige ähnlich mittelmäßige Minuten von Mark Ambor (Main Stage South). Der Singer-Songwriter aus den USA hat unter anderem ein unspektakuläres Cover von "Use Somebody" von Kings of Leon gespielt.

Magdalena Bay (Telekom Main Stage) – Mein erster Must-See-Act des Wochenendes. Und das sogar ohne Regen! Das Alternative-/Synth-Pop-Duo aus den USA hat sehr viel Spaß gemacht. Im FOS-Bereich um uns herum wurde ausgelassen getanzt. Dazu gab es wechselnde Kostüme der Frontfrau Mica Tenenbaum und ein sehr schönes Bühnenbild. Starker Auftritt! Da habe ich gleich wieder "Death & Romance" im Ohr und gute Laune.

Confidence Man (Alternative Stage) – Ich bin schnell zur kleineren Alternative-Stage auf der gegenüberliegenden Stadionseite gegangen. Dort haben dann auch direkt Confidence Man losgelegt. Es gab Electro-Pop aus Australien. Das war ebenfalls gut tanzbar und hat zumindest phasenweise auch viel Spaß gemacht. Insbesondere die akrobatischen Einlagen von Janet Planet und Sugar Bones waren ganz unterhaltsam. Gleichzeitig war mir die Choreographie manchmal aber auch etwas zu viel. Insgesamt auf einem Festival in Ordnung, solo müsste ich mir das aber nicht anschauen.

The Last Dinner Party (Main Stage South) – Straffes Programm. Ich bin gleich wieder zurück zum Infield gegangen, wo The Last Dinner Party auf einer der Hauptbühnen spielen sollten. Das Bühnenbild war mit einigen dekorativen Elementen der Band gestaltet, was wieder sehr ansprechend war. Den Auftritt der britischen Indie-/Art-Rockband fand ich dann ziemlich gut. Die Stimmung im FOS-Bereich war auch sehr angenehm. Das Wetter hat glücklicherweise wieder mitgespielt. Als zum Schluss noch "Nothing Matters" gespielt wurde, war die Euphorie groß. Sehr schön!

Zeit zum Durchatmen. Wir haben das Gelände erkundet und es uns an einem Getränkestand gemütlich gemacht. Überdachte Sitzgelegenheiten waren dem Wetter entsprechend sehr gefragt. Da hatten wir Glück, dass wir noch einen freien Tisch gefunden haben.

Gracie Abrams (Main Stage South) – Bei der Singer-Songwriterin aus den USA war es dann zum ersten Mal an diesem Wochenende so richtig voll an einer der Hauptbühnen. Das hatte ich nach The Last Dinner Party schon gemerkt, als mir beim Verlassen des FOS-Bereichs etliche (vor allem jüngere und weibliche) Fans entgegenkamen. Wir standen also etwas weiter hinten, hatten aber eine gute Sicht auf die Bühne. Den Auftritt fand ich dann überraschenderweise ganz schön. Ich hatte mich musikalisch mit ihr vorher gar nicht groß beschäftigt, aber die melancholischen Pop-Rock-Balladen à la Phoebe Bridgers klangen in dem Rahmen ganz nett. Und die Fanbase war auf jeden Fall voll dabei. Da wurde durchgängig laut mitgesungen und gejubelt.

Justin Timberlake (Telekom Main Stage) – Ich war vor dem Auftritt sehr gespannt auf den Publikumsandrang. Justin Timberlake ist natürlich ein großer Name, aber das Line-Up war mit Acts wie j-hope, Benson Boone und Gracie Abrams ansonsten schon eher auf eine etwas jüngere Zielgruppe ausgelegt, die zur Blütezeit des US-Musikers noch gar keine Musik gehört hat (oder gar nicht auf der Welt war). Es war aber wahnsinnig voll. Der komplette Bereich im Infield von der Bühne bis zum Stadion war vollgepackt mit Menschen. Wir standen irgendwo recht mittig in der Menge. Justin Timberlake und seine Band The Tennessee Kids haben dann ein 90-minütiges Set mit vielen Hits präsentiert. Von "Cry Me a River" über "CAN'T STOP THE FEELING!" bis "What Goes Around... Comes Around" – ich war überrascht, wie viele Songs ich dann doch kannte. Das Konzert war auf jeden Fall ganz gut. Gleichermaßen hatte ich aber schon etwas mehr an Show erwartet. Klar, es gab eine ansprechende visuelle Untermalung auf den riesigen Videobildschirmen und einiges an Tanzchoreografien zu sehen, aber so richtig begeistert war ich nicht. Vielleicht lag es auch am Wetter. Das hatte nämlich entschieden, sich rechtzeitig zum Konzertbeginn von seiner schlechtesten Seite zu zeigen. Intensiver Dauerregen fast bis zum Schluss. Immerhin gab es am Ende noch eine regenfreie Phase, sodass "SexyBack" und in der Zugabe "Until the End of Time" für einen guten Abschluss sorgen konnten.

Wir haben noch etwas Zeit auf dem Gelände verbracht, wo es sehr mittelmäßige (und dafür ziemlich teure) Pommes gab. Dann ging es mit der nächstbesten S-Bahn zurück zum Hotel.

Sonntag

Am nächsten Morgen wurden wir im Hotel von einem starken Regenschauer geweckt. Meine Hoffnungen auf einen trockenen Festivaltag hatte ich da schon aufgegeben. Es sollte aber ganz anders kommen. Kaum waren wir wieder am Festivalgelände, hat der Regen aufgehört und es sollte den restlichen Tag lang nur noch strahlenden Sonnenschein geben. Verrückt! Am Ende habe ich sogar einen kleinen Sonnenbrand mitgenommen, weil die Sonnencreme ganz pessimistisch natürlich im Gepäck geblieben ist...

Dieser zweite Festivaltag sollte übrigens ganz im Zeichen von j-hope stehen. Der südkoreanische K-Pop-Star, bekannt vor allem durch seine Hauptband BTS, hatte eine riesige Portion Hype und viele Fans mitgebracht. Die beiden FOS-Bereiche an der Telekom Main Stage waren so ziemlich von Beginn des Tages an voll. Schon am Vortag gab es regelmäßige Ansagen, dass die Fans bitte nicht ganz so früh kommen und schon gar nicht vor dem Festivaleingang campen sollen. Es gab ein eigenes Einlassprozedere. Und als einziger Act im Line-Up wurde ein exklusiver Merchstand für ihn aufgebaut, um die Fanmassen zu entzerren. Wahnsinn!

Juli (Telekom Main Stage) – Die erste Band des Tages für uns. Und die beste kurzfristige Bestätigung des Festivals. Shaboozey hatte vor einigen Wochen abgesagt und dafür wurden Juli als Ersatz bestätigt. Für diese Band habe ich viel Liebe übrig, von daher hätte der Festivaltag nicht schöner starten können. Eine halbe Stunde lang gab es nostalgisch-melancholische Hits wie "Regen und Meer", "Elektrisches Gefühl", "Geile Zeit", "Die perfekte Welle" und "Dieses Leben". Das Publikum hat – obwohl die jüngeren Fans von j-hope, die den FOS-Bereich für sich reserviert hatten, manchmal etwas irritiert geguckt haben – fleißig mitgesungen und getanzt. Das war wirklich ein ganz toller Einstieg. Und das bei richtig gutem Wetter.

Im Anschluss wollten wir eigentlich Alessi Rose sehen, die zuletzt unter anderem mit Dua Lipa auf Tour war. Kurz vor dem Auftritt hatten wir noch Gutscheine für die Telekom-Tribüne bekommen, die vor der Telekom Main Stage platziert war. Gute Sicht, Freigetränke und Popcorn. Leider kam dann die Information, dass Alessi Rose kurzfristig absagen musste. Hatte wohl einen Kreislaufzusammenbruch am Flughafen und ist gar nicht nach Berlin gekommen. Stattdessen gab es dann...

Ronis Goliath (Telekom Main Stage) – Der Afro-/R&B-Musiker ist spontan eingesprungen und hat seine Sache dafür richtig gut gemacht. Musikalisch war mir das auf Dauer zu eintönig, aber er hatte auf jeden Fall eine schöne Stimme und vor allem hatte er das Publikum voll im Griff. Der Einstieg mit einem Cover von "Diamonds" von Rihanna war dafür schon gut geeignet. Und später wurde sein Chant "Ronis, we wanna party!", den er einige Male mit dem Publikum zusammen geübt hatte, immer wieder selbstständig von der Menge aufgegriffen und gesungen. Im weiteren Verlauf des Tages wohl auch in Variationen mit den jeweiligen Künstlernamen, die gerade auf der Bühne standen. Das muss man den Fans von j-hope lassen. Ich hatte ja die Befürchtung, dass bis zu seinem Headlinerauftritt am Abend publikumstechnisch nicht mehr viel gehen würde vor der Bühne, aber das war gar nicht der Fall. Da lag eine richtig gute Stimmung in der Luft.

Frankie Stew and Harvey Gunn (Alternative Stage) – Wir sind danach dann eher zufällig beim Auftritt dieses Hip-Hop-Duos aus dem UK gelandet. Der britische Rap und die entspannten Beats haben aber genau meine Stimmung getroffen, also sind wir bis zum Ende geblieben. Das war ein richtig guter Auftritt in der heißen Nachmittagssonne. Werde ich mir bestimmt nochmal genauer anhören.

Kurze Handbrot-Pause im Food-Court. Dann wurde es Zeit für das persönliche Highlight des Tages.

Royel Otis (Main Stage South) – Die australische Indie-Pop-/Rock-Band erlebt ja gerade einen kleinen Hype, von daher wurde es auch etwas voller vor der Bühne. Wir hatten vorne im FOS-Bereich aber genug Platz. Der Auftritt war dann richtig stark. Ich mag die poppig-verträumten Gitarren total gerne. Gerade im Rahmen eines solchen Festivals passt das einfach perfekt. Etliche Songs mit Ohrwurmpotenzial. Und eine schlichte, aber sehr unterhaltsame Text-Begleitung des Auftritts auf den Bildschirmen. Ganz stark! Da überlege ich doch glatt, im November das Berlin-Konzert mitzunehmen.

Benson Boone (Telekom Main Stage) – Ich schreibe die ganze Zeit nur von j-hope, aber natürlich gab es mit Benson Boone auch noch einen zweiten ganz großen Publikumsmagneten an diesem Tag. Entsprechend voll war es dann auch auf dem Gelände. Wir haben uns den Auftritt des Pop-Sängers aus den USA von weiter hinten angesehen. Musikalisch ist das nicht so meine Welt, wobei Radio-Hits wie "Beautiful Things" und "Mystical Magical" schon schnell ins Ohr gehen. Für meinen Geschmack gab es auch den einen oder anderen Salto zu viel vom Klavier. Aber gut, gehört ja alles zur Show und das hat er schon gut gemacht. Ich brauche das aber nicht unbedingt nochmal.

Raye (Main Stage South) – Zum Ende von Benson Boone gab es wieder einiges an Bewegung in Richtung der zweiten Hauptbühne. Dort hatte die britische Singer-Songwriterin Raye die Ehre, den Festivalabschluss auf dieser Bühne zu geben. Es gab eine schöne Mischung aus Jazz, Soul, R&B und Pop mit einer großen und multiinstrumental bestückten Band, bei der mir insbesondere das Schlagzeug richtig gut gefallen hat. Raye hat viel zu ihren Songs erzählt. Ihre Musik hätte aber auch ohne große Ansagen zu überzeugen gewusst. Das war für uns auf jeden Fall ein würdiges Finale für das diesjährige Lollapalooza Berlin. Wir sind dann nämlich etwas früher losgegangen, um die Bahn zurück in die Heimat zu erwischen. Auf den K-Pop-Wahnsinn auf der Telekom Main Stage im Anschluss konnten wir gut verzichten, auch wenn ich mir das grundsätzlich aus Interesse schon angesehen hätte.

Fazit

Abgesehen vom miesen Wetter am Samstag war es ein richtig schönes Festival. Ich bin ja grundsätzlich ein Fan von Großstadtfestivals, bei denen ich nach Konzertende mit dem ÖPNV abreisen und nach einer warmen Dusche in einem gemütlichen (Hotel-)Bett schlafen kann. Camping brauche ich nicht mehr. Und das Gelände mit dem Olympiapark und dem Olympiastadion mag ich wirklich gerne. Alles ist schnell zu Fuß erreichbar. Zudem gibt es aufgrund der Location zahlreiche feste sanitäre Anlagen. Das ist doch sehr angenehm.

Was den Musikgeschmack angeht, haben das Lollapalooza Berlin und ich eigentlich nur eine recht geringe Schnittmenge. Trotzdem mag ich das internationale Booking ziemlich gerne. Das ist ja alles nah am aktuellen Zeitgeist und beweist immer wieder ein gutes Auge (und Ohr) für aktuelle und kommende Größen. Acts wie Justin Timberlake würde ich mir solo nicht anschauen, nehme ich in diesem Rahmen aber gerne mit. Und wenn es im Line-Up auch noch Perlen wie Royel Otis, Magdalena Bay und The Last Dinner Party gibt, bin ich zufrieden. Zumal man aufgrund der abwechselnd bespielten Hauptbühnen viele Acts sehen kann. Schade nur, dass die Electro-Bühne das Olympiastadion für sich beansprucht. Da war ich dieses Jahr kein einziges Mal, weil es mich musikalisch gar nicht gereizt hat.

Auch von der Organisation her hat alles gepasst. Das Cashless-System läuft einwandfrei, die App ist ein einfacher Festivalbegleiter und die Kommunikation passt. Insbesondere das Crowd-Management fand ich sehr effizient und transparent. Bei den Hauptbühnen wurde immer frühzeitig angezeigt, wenn die FOS-Bereiche voll waren und es kamen regelmäßig Festivalmitarbeiter auf die Bühnen, um Ansagen zu machen und aktuelle Informationen durchzustellen.

Nächstes Jahr findet das Festival wieder im Juli statt, diesmal vom 18.-19.07.2026. Das passt uns zeitlich sehr gut, von daher wird wohl diesmal gleich zum Vorverkaufsstart bei den Tickets zugeschlagen.


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