Ich war gestern beim Creepy Teepee in Kutna Hora (Tschechien). Es war mein zweiter Besuch nach 2023. Dieses Mal nur für einen Tag, weil mehr zeitlich nicht drin war. Es hat sich trotzdem gelohnt. Im Vergleich zum letzten Mal gab es deutlich mehr Bands, die auch schon tagsüber indoor gespielt haben. Dadurch konnte man entspannt zwischen den Bühnen wechseln und hatte immer was sehen. Der vegane Essenstand war auch wieder dabei und hat einen gut versorgt. Dazu gab es leckerere selbstgemachte Limonaden für umgerechnet 2,50€. Bezahlt wird immer noch bar mit tschechischen Kronen. Das ist aber kein Problem, wenn man das vorab weiß. Im Vergleich zu meinen vorherigen Besuch gab es auch deutlich mehr Sitzmöglichkeiten. Sehr gut, wie da die kleinen Schwächen ausgebessert werden.
Kurz nach meiner Ankunft habe ich schon die zahlreichen Festivalbesucher in der Kleinstadt wahrgenommen. Es ist wirklich faszinierend, wie viele Subkulturen hier aufeinander treffen und miteinander feiern. Zum Start gab es für mich auf der Outdoor Bühne die tschechische Band Stres. Geboten wurde Noise-Rock in der speziellen Dreierbesetzung Schlagzeug, Bass und Saxophon. Das war ein guter Start in den Festivaltag. Danach folgte das erste große Highlight mit Baby Jane. Das aktuelle Album A Grave Marked Strange gehört zu den Neuentdeckungen des Jahres für mich. Der Electropop mit Witch House und Eurodance Einflüssen ballerte live auch ordentlich und konnte erstmals eine große tanzende Menge vor die Bühne ziehen. Das hat echt Spaß gemacht und zum Schluss wurde das Hitpotential mit Psychotrance und Eternal Embrace komplett ausgeschöpft. Da wird man in Zukunft noch mehr von hören. Musikalisch folgte dann ein starker Wechsel mit der irischen Post-Punk Band M(h)aol. Die singende Schlagzeugerin rumpelte mit ihren drei Bandkolleginnen ein ordentliches Set runter. Gefühlt jeder zweite Song handelte von toten Hunden, was zu sehr makabren Auseinandersetzungen mit dem Publikum führte. Das Ende habe ich dann nicht komplett mitgenommen, da es erstmals zur Indoor Bühne ging.
Dort spielte das kanadische Trio Treehouse of Horror. Es gab sehr melodischen Screamo mit einem ordentlichen Pit vor der sehr niedrigen Bühne. Da geht auch eine große Empfehlung raus für Fans des Genres. Danach ging es wieder raus zu Weatherday. Die vierköpfige Band spielte ziemlich eingängigen Emo mit zahlreichen anderen Einflüssen. Mich hat es nicht ganz abgeholt, daher ging es dann zurück zur Indoor Bühne zu The Dallas Cowboys. Die Musik wirkte komplett aus der Zeit gefallen und erinnert an die Pop-Rap Duos der frühen 2010er. Auf der Bühne standen zwei Typen mit Maske, die gefühlt jede halbe Minute einen neuen Taktwechsel zum einheizen der Menge genutzt haben. Das war schon sehr unterhaltsam und hat mich mehr abgeholt als es sollte. Draußen ging es dann mit Newfound Interest In Connecticut weiter. Die Band hat Anfang der 2000er ein Album veröffentlicht und recht spät einen Hype erlebt, der letztes Jahr für eine Reunion sorgte. Diesen Sommer folgte also eine kleine Europatour zusammen mit Treehouse of Horror, die hier endete. Leider zog sich der Soundcheck sehr und es kam kurz nach dem Start zu einem starken Regen, der mich dann doch wieder zur Indoor Bühne gebracht hat. Musikalisch hat mich der Beginn mit dem Mix aus Midwest Emo und Post-Rock doch sehr abgeholt. Eine weitere Tour ist aber wohl schon in Planung.
Bei der Indoor Bühne lief währenddessen schon ein Countdown für 300SkullsAndCounting. In einer halben Stunde wurden dann knapp 50 Songs performed. Ein Typ schrie dabei ins Mikro zu elektronischen Krach mit allerlei Samples. Am prominentesten war dabei Sex on Fire platziert, was Auslöser für das Projekt war nachdem er als DJ für Hochzeiten immer wieder danach gefragt wurde. Da kann ich schon jede Wut verstehen. Immerhin konnte er das Trauma auf andere unterhaltsame Art verarbeiten. Draußen hat es dann immer noch geregnet und war ordentlich frisch. Auf der Bühne war dann Casey MQ allein und hat seinen schönen Ambient Pop von sich gegeben. Man merkt, dass er seit vielen Jahren mit Oklou an ihrer Musik arbeitet. Leider hat mich dann die Kälte doch zurück ins Hotel getrieben. Eigentlich wollte ich nur schnell die Sachen wechseln. Da der Spielplan aber für 1,5 Stunden nichts spannendes zu bieten hatte, war das Bett dann doch so bequem und hat für mich das Festival beendet. Ich hätte zwar noch gerne ultra caro und umru gesehen, aber auch so hatte ich einen schönen Festivaltag mit spannenden Entdeckungen. Bei passendem Line Up wird das Festival auch in Zukunft eine Chance bei mir haben mit seinem entspannten diy-Charme.
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