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Festivalberichte

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Flecha
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Mi 29. Mai 2024, 12:54

mattkru hat geschrieben:
So 26. Mai 2024, 20:07
Top Bericht! :thumbs:

Ich hatte Nitzer Ebb in den letzten zwei Jahren mit beiden Besetzungen (Bon/Douglas/David bzw. Bon/David/Daniel) gesehen und mit Bon als Hauptsänger fand ich es durchaus besser.
Danke :)

Ja, ich kann mir vorstellen, dass es, seit Douglas McCarthy halt so schwer erkrankt ist, auch nicht mehr SO gut live mit ihm ist. 2019 auch beim WGT und später im Herbst in Hamburg haben er und Bon Harris sich halt teilweise so die Bälle quasi zugespielt beim Gesang und waren beiden mehr oder weniger in Top-Form. Das war noch mal was ganz anderes. Aber wie gesagt: auch so hat es sehr viel Spaß gemacht.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Do 30. Mai 2024, 12:52

Ich war am Samstag in der belgischen Stadt Gent beim This Is Eurocore im Chinastraat. Die Veranstaltung bestand aus über 20 Bands aus Europa, wirklich die Creme de la Creme des europäischen Hardcores, dafür keine einzige US-Band. Diverse UK-Bands waren am Start, die ihre erste Show auf dem Festland gespielt haben. Dazu Acts aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, ich hab bestimmt irgendwas vergessen. Die einzige Band, die ich mir gewünscht habe und die nicht gespielt hat, waren Embitter aus Polen. Darüber hinaus gab es im Vorfeld Kritik an der geringen Quote an Bands mit FLINTA Mitgliedern. Divine Sentence und Iron Deficiency wären dahingehend klasse Buchungen gewesen. Was noch erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass nur eine Band des Line Ups vor 2015 gegründet wurde. Man kann schon sagen, dass der heiße Scheiß gebucht wurde und im europäischen Hardcore im Moment einiges geht. Bei so vielen Bands ist es keine Überraschung, dass der Beginn bereits um 12:30 Uhr war. Also Abfahrt in Duisburg um 9:00 Uhr. Stressig, aber immerhin gut durchgekommen und pünktlich zum Einlass vor Ort gewesen. Der Beginn verzögerte sich dann. Es gab zwei Bühnen, die bespielt wurden und einer der beiden Mischer hatte wohl, das ist kein Scherz, besoffen verschlafen und konnte nicht erreicht werden. So war es zu Beginn ziemlich chaotisch und ich hatte schon die Befürchtung, dass es eine absolute Shitshow geben könnten, bei der die letzte Band um 3:00 Uhr nachts vor 20 Leuten spielt, weil keiner mehr Bock hat. Zum Glück war dem nicht so und die Verspätung von knapp 40 Minuten, die zu Beginn entstand, konnte über den Tag gehalten werden. Nun zu den Bands:

Face Your Fears – Vor zwei Tagen erst gesehen. Hier dann als Opener vor einer reinen Hardcore Crowd. Natürlich war der Raum noch nicht komplett gefüllt, aber die Leute, die vor Ort waren, hatten eine gute Zeit. Gab schon Bewegung, was bei der ersten von über 20 Bands nicht selbstverständlich ist. Angenehmer Start in den Tag.

Cold Decay – Band aus Frankreich, dieses Jahr bereits in Düsseldorf gesehen. Hier war schon richtig Alarm vor der Bühne in Form von hartem Mosh. Es ging deutlich heftiger zur Sache als ich es erwartet hätte. Der Sound lädt natürlich dazu ein, super hartes Ding. Leider war der Sound im Raum ziemlich für den Arsch. Hat den ansonsten guten Auftritt etwas geschmälert.

Calcine – Auch aus Frankreich. Solider moshlastiger Hardcore, mehr aber auch nicht. Natürlich war auch hier einiges los, aber für mich eine der schwächeren Bands des Tages.

Killing Me Softly – Das erste große Highlight für mich, aber leider auch die Band, die am meisten unter dem zu Beginn miesen Sound gelitten hat. Killing Me Softly sind eine von gefühlt 30 Bands aus UK, die vernünftigen Metalcore spielen fernab von Impericon und Co. Shoutout an dieser Stelle an The Coming Strife Records. Das Label trägt in dem Bereich alles und ist eine richtige Institution. Der Gig war klasse, etwas chaotischer Sound, fiese Breakdowns. Gab sehr harten Mosh vor der Bühne. Die Clean Vocals litten stark unter dem Sound, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen. Merchgame war auch on Point mit einem Undying Ripoff, dass es leider nicht mehr in meiner Größe gab. Gerne wieder.

No Relief – Weitere UK-Band. Hab alle bisher erschienen Releases ausgecheckt und das einzige, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich das Intro der Demo mochte. Das wurde zum Glück gespielt und war live auch superhart. Ansonsten war der Gig in Ordnung, aber viel hängengeblieben ist nichts. Da gibt es diverse Bands von der Insel, die eigenständiger klingen. Dennoch keine schlechten 20 Minuten.

Hellbound – Klar, nicht so wild wie beim Northern Unfest vor der Hometown Crowd, aber auch hier war es eines der härtesten Sets des Tages. Der Mosh war beängstigend hart. Das Integrity Cover wurde auch wieder gespielt, kam natürlich sehr gut an. Alle Glasgow Bands liefern momentan einfach ab. Hellbound machen da keine Ausnahme. Werden hoffentlich auf dem Outbreak Fest ein weiteres Mal ausgecheckt.

Impunity – Es ging weiter mit Glasgow Bands. Ist nicht meine Lieblingsband aus der Riege, aber immer noch gut und das Set war sehr gut. Hat mir sogar besser gefallen als auf dem Northern Unfest. Mosh war weiterhin übel. Zum Abschluss gab es noch ein Irate Cover. Passte perfekt zur ganzen Veranstaltung. Klasse Set.

Temple Guard – Die Band, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Quasi die Nachfolgeband von xRepentancex, die beste aller Bands des 90s Metalcore Revivals. Die Mucke ist gleichgeblieben, die Themen auch. Musikalisch war es unfassbar hart und technisch anspruchsvoll, vielleicht dahingehend die beste Band des Tages. Aber es ging erstaunlich wenig. Die Leute haben es irgendwie nicht gefühlt. Mag bei den Belgier*innen daran liegen, dass später mit Arkangel noch die Band gespielt hat, von der gefühlt alle neuen Metalcore Bands ihre Riffs klauen, also quasi das Original. Set war musikalisch dennoch eine Wucht, leider zu kurz. Das Merauder Cover am Ende kam aber nochmal ganz gefährlich.

Faced Out – Es ging weiter mit dem 90s Metalcore Revival, dieses Mal mit einer Band aus Spanien. Letztes Jahr bereits in Düsseldorf gesehen. Die Show war damals überraschend krass, da waren sich alle einig. Die Band konnte dies am Samstag bestätigen. Set war wieder sehr wütend. Das All Out War Cover wurde erneut gespielt. „Soaked In Torment“ sorgte für vollkommende Eskalation, ist auch ohne Zweifel einer der härtesten Songs aller Zeiten. Eines der besten Sets des Tages.

Headbussa – Nicht geguckt wegen Nahrungsaufnahme. Gucke ich heute am Abend, also kein Verlust.

Weak Link – Ebenfalls wegen Nahrungsaufnahme verpasst. Allerdings vor einer Woche in Düsseldorf gesehen. Passt.

Nothin‘ But Enemies – Es ging für mich wieder weiter mit Glasgow Hardcore. Der Sänger ist im Pit immer nah an der Grenze des Verschmerzbaren. Reine Furcht, wenn der anfängt. Die Mucke passt dazu, hart, komplett auf Mosh ausgelegt. So ging es auch im Pit zur Sache. Gegen Ende wurde noch hartes Crowd Pleasing betrieben mit einem Cover der belgischen Legenden Crawlspace. Diese Band wird gerne beschrieben als Deathcore before it was called Deathcore. Gute Wahl, gutes Set.

Force of Denial – Dritter Tag in Folge mit einem Force of Denial Set und ich bin ehrlich. So könnte jede Woche ablaufen. Die Band liefert immer ab. Es ist ne super Mischung aus Mosh und Singalongs. Im Raum hat man richtig gemerkt, wie der Pit bzw. die ganze Bühne von Almans übernommen wurde. Ist natürlich praktisch, wenn da 30-40 Leute aus Deutschland anreisen und davon drei Viertel alle Texte können. Das reicht einfach für ne gute Show und die ein oder andere weitere Person im Raum lässt sich auch mitreißen. War klasse.

Game Changer – Relativ neue Band, bisher ne Demo und ne EP draußen. Ist das neue Projekt des xViciousx Sängers. Mucke ist aber deutlich abwechslungsreicher. Das Set war gespickt mit harten Moshparts und Features. Ich glaube, jeder durfte mal auf die Bühne und hat das Mikro in die Hand gedrückt bekommen. Hier war auch Textsicherheit von vielen Leuten gegeben. War viel besser als letztes Jahr auf dem Revelation Fest.

3ND7R – Bevor die Frage aufkommt, die Band kommt aus Italien und wird Trendsetter ausgesprochen. Hatte mir die bisherigen Veröffentlichungen angehört und fand es gut, aber nichts Besonderes. Mir wurde die Band allerdings von anderen Leuten nochmal sehr ans Herz gelegt. Live wurde die Band diesen Vorschusslorbeeren leider nicht gerecht. Es war nicht schlecht, aber irgendwie war kaum Druck und Energie zu spüren. Gefühlt hat sich auch die gesamte Crowd ne Auszeit gegönnt. Dann kamen noch technische Probleme dazu. Das war enttäuschend, aber ich würde der Band nochmal eine Chance geben.

Demonstration of Power – Hätte man mich vor dem Tag gefragt, welches Set das beste des Tages wird, hätte ich auf Demonstration of Power getippt. Die Schotten haben einen heftigen Hype, das Set beim Northern Unfest war krass. Hier war es keinesfalls schlecht, aber ich hätte einfach mehr erwartet, was die Crowd Reactions angeht. Es wirkte auch mich zu diesem Zeitpunkt so, als würden sich viele Leute bei noch acht ausstehenden Sets ihre Kräfte einteilen, was vollkommen verständlich ist. Beim Outbreak Fest wird es dann sicherlich wieder krasser.

Silver – Die zweite Band aus Italien. Anders als bei 3ND7R war dieser Gig allerdings gut und konnte meinen Eindruck vom Damage Is Done vor drei Monaten bestätigen. Guter, leicht metallisch angehauchter Hardcore. Kein zu krasser Mosh, viel mehr ein gutes Miteinander, viele Side to Sides. Hat Spaß gemacht.

Despize – Im Prinzip war es genau umgekehrt zum Northern Unfest. Dort hätte ich etwas mehr von Despize erwartet während Demonstration of Power top waren. Hier fand ich das Despize Set besser. Die neue Platte „Scotland's Hardcore“ gewinnt vom Namen her sicherlich keinen Innovationspreis, ist aber top und die Songs kommen live auch böse rüber. Harter Mosh, fieses Riffing, wütende Breakdowns. Auch hier kommt hoffentlich ein weiterer Gig auf dem Outbreak Fest.

Echo Chamber – Die dritte und letzte deutsche Band des Tages und es war im Endeffekt wie bei Force of Denial, nur noch ein paar Level höher. Die Almans von der Bühne, viel Bewegung, viele Stage Dives und Headwalks, Crowd textsicher. Allerdings mischte dieses Mal der Rest der Crowd deutlich intensiver mit. Bestes Set des Tages, könnte ich jede Woche gucken.

Splitknuckle – Gar nicht meine Band. Hab ein Bisschen reingeguckt und mein Eindruck hat sich wieder bestätigt. Es gibt aus UK immer mal wieder Bands, die ich nicht fühle, die aber von vielen abgefeiert werden. Splitknuckle sind so eine Band. Aber so kann man sich auch mal eine Pause und anderen ihren Spaß gönnen.

Sorcerer – Die Band aus Frankreich ist auch stark im Kommen, sind bekanntlich auch zusammen mit Foreign Hands Support auf der kommenden Guilt Trip Tour gegen Ende des Jahres. Bisher noch keine Möglichkeit gehabt, die Band live zu sehen. Ich wurde nicht enttäuscht. Gutes Set, sehr viel Textsicherheit, harter Mosh. Der Sound geht auch über Basic Hardcore hinaus, hatte ein paar sehr interessante Parts. Freue mich auf weitere Gigs dieses Jahr.

Arkangel – Die einzige alte Band. Ich kann mich hier nur wiederholen. Das einzig coole an dieser Band sind die Songs, denn die sind zeitlose Klassiker des H8000. Ansonsten ist alles an dieser Band unsympathisch. Das wurde hier auch mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vor dem ersten Song wurden sich noch schnell Kippen angemacht, um die Songs mit Straight Edge Lyrics auch entsprechend gut rüberzubringen. Dann ging es los, Arkangel in Belgien führt dazu, dass die Einheimischen halb Amok laufen im Pit. Mosh war böse. Natürlich hat man mal wieder keine einzige Ansage des Sängers verstanden, weil alles in irgendwelchen Rückkopplungen untergeht. Zwischendurch hat er bei einem Breakdown mal laut ins Mikro gepfiffen. Keine Ahnung warum, aber es wundert mich auch nicht. Wenn man das alles irgendwie ausblenden kann, war es ein klasse Gig.

Existence – Eigentlich sollten Arkangel den Tag abschließen, aber durch das Chaos zu Beginn des Tages kam es dazu, dass Existence auf der kleineren der beiden Bühne die letzte Band waren. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Auftritt vor halbvollen Raum traurig enden würde, aber dem war nicht so. Es war ein klasse Gig. Die Crowd, inklusive diverser Bandmember anderer Acts, hat nochmal alles gegeben. Vom Sound her sind die Schweden auch über jeden Zweifel erhaben. Und wer das Set und damit auch den Tag mit einem Leeway Cover abschließt, der macht eine ganze Menge richtig. Klasse Abschluss des Tages.

Insgesamt war es ein vollgepackter Tag, der überzeugen konnte. Im Nachhinein würde ich sagen, dass 6-8 Bands weniger der Veranstaltung gut gestanden hätte. Man musste sich seine Kräfte wirklich einteilen. Laut Veranstalter*innen soll es eine einmalige Sache gewesen sein. Das macht auch Sinn, weil der Bandpool für eine so große Veranstaltung in Europa einfach zu klein ist und die Quote an Überschneidungen riesig wäre. Aber falls es doch nochmal eine zweite Auflage geben sollte, bin ich safe wieder am Start.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Mi 5. Jun 2024, 14:41

Ich war letzte Woche beim Primavera Sound in Barcelona

Nachdem ich 2023 ausgesetzt hatte, weil ich das Line Up nicht ganz so cool fand und meine 2022 Erfahrung mir noch in den Knochen steckte, war ich doch sehr hyped, wieder in mein Lieblingsland zu fahren. Diesmal in lieber kleiner FeCo Truppe. Nach Tapas am Montag und Strand am Dienstag, war der Mittwoch gleich ziemlich dicht bepackt:

Ich hatte nämlich - wie zum Glück alle aus unserer Gruppe die wollten - Karten für die Clubshow von The National im Razzmatazz bekommen. Ich hab die Band ja jetzt schon X-Mal gesehen, aber in so einer Clubatmosphäre war das dann doch neu für mich. Ohne Vorband und mit ein paar Minuten gings dann mit Sea of Love direkt mit einem richtigen Banger los. Und von Anfang an war der gesamte Club voll dabei. Ich hab das selten bei einem Konzert erlebt, dass wirklich alle Leute durchgehend lauthals mitsingen, war insbesondere bei den Hits wie Bloodbuzz eine beeindruckend Soundkulisse. Matt wirkte stimmlich leicht angeschlagen, war aber trotzdem super drauf und hat mit dem Elan performt, den ich 2022 etwas vermisst habe. Die Setlist war bunt wie immer, von den neuen Songs kamen mit Smoke Detector und Space Invader dann auch die beiden, die ich am besten finde und die auch live wirklich super rüberkamen. Das Set hatte keine wirklichen Deep Cuts, sondern bestand eigentlich ausschließlich aus Hits. Auch wenn ich ein wenig auf etwas unbekanntere Songs gehofft hatte, hat das die Stimmung ziemlich am kochen gehalten. Was ich nicht mehr brauche, ist der immergleiche Zugabenblock. About Today ist immer schön, aber Terrible Love und Mr. November hab ich inzwischen über.

Minutengenau haben wir es dann zu Phoenix aufs Festivalgelände geschafft. Es war schon deutlich voller als ich es von den vorherigen Mittwochen gewohnt war, das mag allerdings auch an Stella Maris gelegen haben. Phoenix habe ich jetzt auch schon einige Male gesehen und hier sind bei mir im Gegensatz zu The National die Songs der neusten Platte völlig in Vergessenheit geraten. Live war das trotzdem wie immer eine ziemliche Party. Die neuen Songs haben die Spannungskurve zwar immer etwas abgeflacht, das wurde dann aber vom Gastauftritt von Ezra Koenig kompensiert, der für Tonight und 1901 und zum Abschlussjam als Featuregast auf die Bühne kam. Im Vergleich zu meinen bisherigen Gigs, stach vor allem die coole visuelle Untermalung heraus. Die Anlehnung an venezianische Szenerien oder auch einfach das bunt pulsierende Bandlogo passen einfach perfekt in die Energie

Donnerstag

Der Tag startete etwas weird. Nachdem wir uns reichlich früh Plätze im Auditori für "William Basinskis performs Desintegration Loops gesucht hatten, stellte sich heraus, dass wir damit den richtigen Riecher hatten. Das Ganze begann einfach eine Viertelstunde vor der angesetzen Uhrzeit. Das hatte zur Folge, dass für weiter 20 Minuten ein reger Betrieb auf den Gängen herrschte, weil Leute noch überall Plätze gesucht haben. Weitere 25 Minuten später war das Konzert dann abrubt vorbei, geschlagene 35 Minuten vor der angesetzen Zeit :doof: Dann kam William Basinkis auf die Bühne, hat sich bedankt und das wars. Inwiefern er dort "performt" hat, verstehe ich nicht so richtig. Musikalisch war das toll, aber von diesen Begleitumständen wurde die Erfahrung leider auch ziemlich geschmählert.

Dafür gabs dann noch die letzten Takte von Balming Tiger einer Koreanischen Rap-Gruppe. Das wirkte extrem Fun und ich wette, dass man von denen in Zukunft noch mehr hört.

Nächster TOP: Mannequin Pussy auf einer der kleineren Bühnen. Nicht so viel im Voraus gehört aber generell für gut befunden war der Auftritt etwas gemixt. Sehr lange Ansagen, die auch ein bisschen Preaching to the Choir waren, zwischen kurzen Songs um dann in der Mitte des Sets alle Banger rauszuhauen. Generell gefiel mir der Indie-Rock Anteil einfach besser als der Punk Anteil. Bei letzterem sehe ich nicht so ganz, was die Band von der Masse absetzt.

Besser machen das mMn Amyl and the Sniffers . Von denen habe ich vielleicht noch so 20 Minuten mitbekommen, aber das ist einfach sehr unterhaltsam und die Bühnenpräsenz der Frau ist einfach wahnsinn. Jeder Song kickt in die richtige Richtung, ohne groß was zu kennen, hatte ich ziemlich Spaß.

Vampire Weekend waren dann der Gig des Wochenendes. Die sieht man ja insgesamt eher selten und auch dieses Jahr ists eine von wenigen Shows vor allem in Europa. Ich hab die Band jahrelang nur so mitgenommen und bin erst mit dem neuen Album so richtig dahinter gekommen, was für ein starker Songwriter Ezra Koenig ist. Umso besser hat mir das jetzt gepasst, zumal ich sie erst einmal vor mittlerweile 11 Jahren gesehen habe. Bunt gemischte Setlist aus allen Alben, viele meiner Favourites wie Cape Cod Kwassa Kwassa und Oxford Comma, die üblichen Hits wie A-Punk und Cousins und ein etwas seltsamer Block in der Mitte aus einer ausufernden Version von Sympathy und der New Dorp New York Collabo von SBTRKT. Da hätte man für meinen Geschmack auch 2-3 andere Songs spielen können, aber ich kann nciht behaupten, dass es langweilig war. Die neueren Songs haben wunderbar funktioniert, auch wenn ich mir noch Mary Boone gewünscht hätte. War nach 90 Minuten eigentlich viel zu schnell vorbei.

Im Anschluss ein paar Minuten Deftones geguckt, aber da bin ich zu wenig drin. Dann zu Yeule, bei der ich ein Bisschen die Befürchtung hatte, dass das Set um diese Uhrzeit untergeht. Es war dann aber angenehme voll, wenn auch nur bis dahin, wo die Soundwände reichten. Dahinter hörte man nämlich nur den Boiler Room nebenan. Demnach nach vorne gekämpft und einen coolen Auftritt bekommen. Nur yeule selbst plus Drummer*in mit diversen Effekten hat wesentlich dichteres Klangbild ergeben, als ich gedacht hätte. Das aktuelle Album wurde quasi komplett gespielt, besonders über Aphex Twin Flames hab ich mich sehr gefreut. Diese Kombi aus Glitch-Pop und Pop-Punk ist so herrlich weird, das könnte ich mir direkt noch mal geben.

Dann die erste herbe Enttäuschung. Sophia Kourtesis Set war absoluter Mist, wirklich totalausfall. Ich weiß nicht was das sollte, aber sie hat mit einer halben Band (DJ+Drummer) gespielt und auf Playback Vocals(die in nem Techno Set imho an sich völlig ok sind) an manchen Stellen ziemlich schief draufgesungen oft aber an den falschen. Auf der Bühne standen dann noch ein halbes Dutzend Leute, die getanz und sich dabei gegenseitig gefilmt haben. Ich hab die Cupra Bühne auch in all den Jahren noch nicht so leer erlebt, es waren wohl alle bei Justice. Das wäre auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen. Madres und La Perla haben es dann rausgerissen, weil sie sich ein wenig gefangen hat, aber da war es einfach schon zu spät.

Retter des Abends dann The Armed. Mir ist absolut bewusst, dass da ein Marketing Dude eine Harcore Posse hochgezogen hat und das alles ziemlich Fake ist, auch die ganze Show drumherum ist manchmal etwas nerivg. Aber ich hab dabei einfach enormen Spaß. Komplettes Chaos auf der Bühne, zweistimmiger Gesang, wobei die Sängerin in Höhen geht, die wehtun, und jeder Sound völlig übermischt. Vor allem die Songs von Ultrapop sind ja genau darauf ausgelegt und auch die vom neuen funktionieren so herovrragend. Das um diese Uhrzeit nur noch spärlich vorhanden Publikum fands geil, den Pit hab ich mir aber in Sorge schon wieder eine Brille zu zerstören, gespart.

Freitag

Nominell für mich der mit Abstand schwächste Tag. Ethel Cain nach ihren jüngsten Entgleisungen ja keine Option mehr, daher mussten wir auch nicht so früh los. Die Entscheidung zwischen Chelsea Wolfe (die sicher toll gewsen wäre aber auf eine Indoor Show hatte ich an dem Punkt keine Lust) fiel dann zu Gunsten von The Last Dinner Party. Da bleib ich dabei. Das ist coole Mucke, die schreiben gute Songs, die Shows sind cool, die sind alle sympatisch. Aber mir gibt das nicht viel.

Weiter gings mit Yo La Tengo. Von der Setlist kannte ich überraschend viel (Autumn Sweater <3) und der Auftritt war generell toll, perfekte Musik für diese Uhrzeit. Geschmerzt hat aber, dass es auf der neuen drittgrößten Bühne so gar keine Atmosphäre gibt. Hätte der Auftritt auf der alten Primavera Bühne stattgefunden, hach...

Nachdem mein nächster Programmpunkt Faye Webster meinem Orientierungssinn zum Opfer viel (Bühne verwechselt und bei BadBadnotGood gelandet), bin ich dann doch früher zu den Hauptbühnen, um dort noch den Rest der Troye Sivan Party mitzubekommen. Und das hätte ich gern direkt getan. Das sah von weitem alles so unfassbar entertainig aus und die Crowd war richtig wholsome. Und Rush ist einfach ein absurder Hit.

Danach dann das Gesprächsthema des Tages: Lana Del Rey. Es standen seit 10:30 (das Gelände öffnet um 16:00, ihr gig war um 21:45) etwa 100 Leute vor den Toren und haben gewartet. Fandom hin oder her, das ist selbstgefährdendes verhalten. Und ich hätte mich an deren Stelle zu Tode geärgert. Meine Erwartungen (Ich hatte keine) wurden nämlich vollständig erfüllt. Sie kam 25 Minuten zu spät, hat dann das Publikum gegaslighted, es wären nur 10 gewesen und dann die "ultra stict curfew" für ihr verkürztes Set geblamed (ich hab mindestens 3 Acts auf den Hauptbühnen überziehen sehen).
Dass es mehr Show als Musik wird war mir klar, aber dass das Ganze so enorm auf den Schultern ihrer Background Sänngerinnen lasten würde, nicht. Sie hat hier und da mal ein paar Zeilen mitgesungen, das aber oft auch nur halbherzig. Dazu eine für mich überhaupt nicht funktionierende Songauswahl, insbesondere ist mir schleierhaft, wie man den Überhit A&W auf den einminütigen Jimmy, Jimmy, cocoa puff, Jimmy, Jimmy ride Part reduzieren kann, um dann ihren mMn egalsten Song (Young & Beautiful) zu spielen. naja. Ganz vorne mag es durch die Stanergy besser gewesen sein, aber von hinten wars zum einschlafen.

Dann noch malThe National. Pro: Jetzt mit Bühnenbild.
Contra: Gleiche Setlist wie im Club, nur zwei Songs weniger und Squalor Victoria und Light Years statt Appartment Story und Pink Rabbits
War wieder cool, auch von weiter hinten, aber natürlich kein Vergleich mit der Clubshow.

Zugabenblock dieses Mal gespart, um rechtzeitig zu Brutus zu kommen. Hier kann man nichts negatives sagen, der Auftritt hatte richtig Wumms. Aber leider war hier der Boiler Room so nervig, dass man sich nicht richtig drauf einlassen konnte. Dennoch der beste Auftritt des Abends.

Zum Abschluss noch Mount Kimbie für die ich aber eigentlich zu fertig war. Mein Rücken hat mich ziemlich fertig gemacht, sodass ich nicht mehr in der Lage war zu tanzen. Schade, denn obwohl die sich ja endgültig zur Post-Punk Band entwickelt haben, war das immernoch sehr danceable. Inzwischen live zu fünft kamen vor allem die neuen Songs richtig gut. Sowohl Dumb Guitar als auch Fischbrain hatten so nochmal ne Nuance mehr Druck und auch die King Krule Parts auf bspw. Blue Train Lines haben sie sehr gut selbst hingekriegt. Made to Stray zum Abschluss hat dann zu einer spontanreaktivierung sämtlicher Briten an der Bühne geführt, da flogen Becher, wie bei einem Tor im Stadion. Amüsant, außer für den Typen vor uns, der getroffen wurde.

Samstag

Es ging diesmal sehr früh los und mit The Lemon Twigs war für die Sonne der perfekte Act angesagt. Deresn 60s&70s Soft Rock ist einfach perfekt umgesetzt, die sehen nicht nur alle aus als würden sie noch immer in 73 leben, sie schaffen es auch den Vibe von Bands wie Fleetwood Mac und Co ganz uncheesy zu transportieren. Hatte auch genau das richtige Aperol Level dafür

Danach ging es weiter mit Royel Otis statt 70er werden hier die 00er Indie Jahre Recycled. Niemand hätte es gemerkt, wenn auf dem Album Phoenix gestanden hätte. Die haben jetzt schon unfassbar viele Hits, die dann auch verlässlich runtergespielt wurden. Das Publikum hats dankend angenommen, einziger Downer waren die aufziehenden Wolken. Für mich nur etwas unverständlich, dass bei all den Bop das "Murder on The Dancefloor" Cover am besten ankam. Ja, das ist cool, aber warum hängt man sich so sehr an nem Cover auf?

Danach hatte ich ne ziemlich große Lücke, die ich dann mit Crumb und einem Vöner gefüllt habe. Beides gut. Dieser Psych-Pop ist nicht meine Baustelle, aber da war ziemlich viel los und die Atmosphäre im Publikum war schon cool! Außerdem hatte ich auf dem Weg dahin die Craft Beer Bar Entdeckt 8-)

Danach fing es leider an ziemlich penetrant zu regnen. Das hat schon genervt, aber passte atmosphätisch total toll zu PJ Harvey. Ich hatte sie irgendwie nicht mehr so richtig auf dem Zettel, fand sie 2016/17 auf den beiden Shows, die ich gesehen habe, sehr cool, aber hab sie dann wieder aus den Augen verloren und das neue Album kaum gehört. Trotzdem hat mich das total umgehauen. Viel von Let England Shake und genau die "Hits", die ich am liebsten Mag (Down by the Water und To Bring You My Love) zum Abschluss. Wer noch da war, war das in dem Fall natürlich auch explizit, weil man das gucken wollte, nicht weil man Zeit totschlagen musste. Dementsprechend cool war das Publikum, wahrscheinlich die besten Crowd des Wochenendes.

Nebenan war dann Mitski angesagt. Ich connecte vor allem mit ihren ganz alten Sachen, aber auch das neuste Album schmeckt mir. Leider gab es dann aber in dem Teil, den ich gesehen hab, nicht so viel für mich, dementsprechend war ich etwas indifferent. Bin dann auch rechtzeitig rüber zu

American Football- das hätte mein absolutes Highlight werden können, auch noch vor Vampire Weekend. Aber das neue Bühnensetup hatte was dagegen, denn es war nur das Geballer von Bikini Kill zu hören. Trotzdem war es magisch. Unangekündigt, wenn auch schon vermutet, wurde LP1 komplett gespielt, in Reihenfolge, nur mit Never Meant am Ende. Dazu liefen im Hintergrund verschiedene Kurzfilme des LP1 Hauses und die Bühne war mit atmosphärischem Licht sehr spärlich gehalten. Zeitweise waren vier Gitarren im Einsatz. Einziges Manko: Durch die Beschallung von der anderen Bühne, waren die Monitore wohl kaum zu hören (das wurde mehrmals vom FOH per Videoleinwand an die Bühnentechnik kommuniziert, sodass es mehrere Songs zu Abstimmungsproblemen kam. Dennoch ein traumhafter Auftritt, der ein toller Abschluss des Festivals für mich war - auch wenn ich wirklich ziemlich sauer war, dass der Auftritt so heftig gestört wurde.

Danach gab es noch zwei Songs von Romy, praktischerweise hat sie meine Lieblingssongs direkt beide zu Beginn gespielt. So konnte ich ziemlich durchnässt den Heimweg antreten.




Auch einige der Baustellen aus den letzten Jahre wurde merklich gearbeitet: Die Bars waren wirklich fix und gewartet hab ich eigentlich nie. Abschließend aber leider ein paar sehr negative Punkte. Das Festival hat sich seit ich 2016 da war kontinuierlich verändert, das ist völlig okay und viele Neuerungen fand ich toll. Inzwichen hat sich aber eine Dynamik entwickelt, die mir den Spaß an der Sache vielerorts verdorben hat. Das Gelände ist für meine Begriffe inzwischen völlig überfrachtet. Der Bereich der Plenitude (fka Pitchfork) und Albini (FKA Ouigo/Dice/adidas) ist durch Baumaßnahmen erheblich verkleinert worden. Dafür kann das Festival nichts, aber dadurch sind beide Stages jetzt im Schallweg des Boiler Rooms und die Schlange für selbigen baut sich im relativ kleinen Zugang zu dem Bereich auf. Yeule und Brutus waren selbst weiter vorne nicht ohne Soundmatch möglich. Noch viel schlimmer ist aber das Setup der ehemaligen Primavera Bühne, die jetzt auf Amazon Musich und Pull & Bear Stage aufgeteilt ist. Nicht nur fällt der wunderschöne Hügel vor der Stage weg, auf dem man vor allem nachts noch im Sitzen Konzerte gucken konnte, vor allem haben sich die jetzige Cupra Stage (fka Ray Ban) und die Primavera Bühne immer abgewechselt. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, die Sets von Cupra und Pull & Bear überschneiden sich zu 100%. Weiter oben im Amphitheater der Cupra hört man zwangsläufig beide Bühnen, bei American Football am Samstag war ich in der 5.ten Reihe und konnte trotzdem noch jedes Wort von Bikini Kill verstehen. Das ist einfach respektlos den gebuchten Acts gegenüber und war eins der Dinge, die das Primavera für mich ausgezeichnet haben: Dass die Musik im Vordergrund stand und organisatorisch und baulich alles dafür getan wurde, dass jeder Act sein bestmögliches Setting kriegt. Dass das aufgegeben wurde, um mehr Acts unterzubringen, ist für micht eine große Enttäuschung.

Dazu kommt die teils katastrophale Orga. Die Security ist jedes Jahr völlig planlos. Nach Phoenix am Mittwoch wurden die Tore zur Rampe verschlossen und die Leute sollten den "offiziellen" Ausgang nehmen, obwohl es dafür viel zu viele waren. Das hätte richtig schief gehen können, hätten die Leute vorne nicht eigenhänfig die Tore geöffnet. Was in den Köpfen von Leuten vorgeht, die bei mehr als 10.000 Leuten, die aus einer Engstelle rauswollen, den offensichtlichen und direkten Weg zu versperren, nur weil es nicht der "offizielle" Ausgang ist, werde ich nie verstehen. Am Freitag haben wir knapp 90 Minuten auf den Shuttle gewartet, nicht weil es nicht genügend gab, sondern weil für mehrere Tausend wartende 3(!) Mitarbeiter die Tickets abgescannt haben. Das führte dazu, dass die Busse teilweise fast leer abgefahren sind. Gleichzeitig gab es gut ein dutzend MA, deren Job es war, sich das Ticket zeigen zu lassen (pro Person 5-6 Mal) ohne, dass damit etwas passiert ist. Und Donnerstag waren die Tickets in der App auf einmal ausverkauft und niemand kam mehr in die Busse, da waren wir zum Glück aber schon im Bett. Das sind alles super anstrengende, nervige und teils gefährliche Probleme, die wirklich unfassbar einfach zu lösen wären. Aber irgendwie kommt es jedes Jahr wieder zu sowas.

Kleine Randnotizen: Das Wasser Debakel hat zwar zu mehr Wassestellen geführt, am Freitag haben davon aber schon drei nicht mehr funktioniert. Das war nicht so gefährlich wie 2022 aber es war trotzdem nervig. Die Bars hatten keine Softdrinks außer Cola. Es wurden zwar die Red Bull Organics beworben, ich hab aber an keiner Bar auf dem ganzen Festival welche bekommen. Tonic gab es zwar, aber nur kombiniert mit Gin, die anderen hatten die Bars überhaupt nicht. Und zuletzt: Das Essen ist nach wie vor im Verhältnis zu anderen Festivals auf denen ich war im Preis/Leistungs Verhältnis unterirdisch. Man muss wirklich sehr gezielt Leute fragen was gut war und was nicht. Ich hatte zwei mal Glück, drei mal war es leider einfach mies. Positiv aber, dass es inzwischen mehr vegane Optionen gab, 2016 musste man die noch suchen.
Zuletzt geändert von Quadrophobia am Do 6. Jun 2024, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von slowdive » Mi 5. Jun 2024, 17:13

Schöner Bericht. <3 Und ebenso schön, dass ihr in diesem Jahr wieder dabei wart.

Ich habe eine Art Bericht für meinen Blog geschrieben und um mich nicht zu wiederholen, verlinke ich den einfach mal frech hier:

8 Takeaways vom Primavera Sound Festival 2024

Alle Acts, die ich gesehen habe, ich chronologischer Reihenfolge:

The Messthetics & James Brandon Lewis (Club Show), Yo La Tengo (Cover only-Set, Club), Armand Hammer (Club Show), The National (Club Show), Phoenix, William Basinski performing Disintegration Loops, Mannequin Pussy, Amy & The Sniffers, Vampire Weekend, Deftones, The Armed, Wiegedood, A.G. Cook, Scowl, Yo La Tengo, Lana Del Rey, Charli XCX PARTYGIRL-DJ Set (am Strand), Nala Sinephro, Water From Your Eyes, Militarie Gun, PJ Harvey, Romy, Atarashii Gakko!, Militarie Gun (Floor Show), Charli XCX, Silica Gel (Club Show), Militarie Gun (Club Show), American Football (Club Show)

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mi 5. Jun 2024, 21:42

Ich war am Samstag in Duisburg auf dem Rage Against Racism. Dabei handelt es sich um ein zweitägiges, kostenloses Festival im Duisburger Stadtteil Friemersheim. Ich habe nur den zweiten Tag mitgenommen. In der Vergangenheit wurden einige Metalacts gebucht, die mir gefallen haben und für die ich gerne angereist bin, bspw. Destruction oder Vader. Dieses Jahr hat mich musikalisch nichts interessiert, aber es gab veganes Essen und ich hatte keine Lust zu kochen. Eins führte zum anderen. Chili und Bratwurst waren lecker und fair bepreist. Darüber hinaus war ich bei einem Acts zumindest neugierig, was mich erwarten würde, dazu später mehr. Muss aber gestehen, dass ich mich vor Ort primär unterhalten habe und die Bands nur Beiwerk waren. Habe auch nur zwei Acts gesehen. Crowd ist Metalpublikum der unangenehmsten Sorte. Viel Rammstein Merch, ein Rammstein Halstattoo, Onkelz Patches, immerhin kein Burzum Merch gesehen.

Silenzer – Random Metalcore Band, Namen habe ich vorher noch nie gehört. Sind aber bald Support von Mushroomhead und waren bereits Tour Support von Asking Alexandria. Kommen anscheinend gut rum. Mucke war egal. Zwischendurch wurde noch „Last Resort“ gecovert. Die Crowd war voll drin, ich eher weniger. Brauch ich nicht nochmal.

Thomas Godoj – Der DSDS-Gewinner der 5. Staffel (extra bei Wiki nachgeguckt) ist mittlerweile mit Band und deutlich rockiger unterwegs. Er kann auf jeden Fall singen. Leider wirken alle Songs so, als wären alte Dieter Bohlen Pop Songs nochmal rockiger neu eingespielt worden. Dazu ganz schlimme 08/15 Ansagen. Es war hart. Dennoch bin ich nächstes Jahr, falls ich Zeit habe, wieder am Start und esse veganes Chili.
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Flecha
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Fr 7. Jun 2024, 11:46

Am vergangenen Wochenende war ich erstmals beim Grind the Nazi Scum Festival. Wie der Name schon sagt, ist das ein Sparten-Festival, wo vor allem Grindcore läuft. Mal crustiger, mal hardcoriger, mal thrashiger oder halt ganz klassisch. Das Festival hat, wenn ich mich recht erinnere, 25 Euro gekostet. Dafür spielen circa 30 Bands an 2 Tagen - jede Band, ob Headliner oder Opener hat ein 30-Minuten-Set.

Das Festival findet im Entenfang im sächsischen Torgau statt. Wusste es vorher nicht, aber das scheint eine sehr beliebte Festival-Location zu sein. Da hingen Poster von mindestens 5-6 anderen Veranstaltungen über den Sommer aus verschiedenen Richtungen, am größten dürfte das Metal-Festival In Flammen sein. Stelle es mir irgendwie witzig vor, die Bühne ist jetzt nicht mega groß und einen richtigen Backstage-Bereich oder so gab es zumindest beim GTNS nicht. Beim In Flammen spielen Cannibal Corpse. Klar, die sind auch irgendwo volksnah, aber das ist schon ein ganz anderes Kaliber als Entrails Massacre, die nun am Freitag als Vorletztes gespielt haben. :lol:

Das Gelände ist sehr klein, wir zelteten quasi gegenüber von der Bühne und konnten von da aus theoretisch die Bands sehen. Einmal über den Weg und man war mehr oder weniger direkt im Pit. Es gab einen Getränkestand (Bier 3,50 für 0,4, Softdrinks 3,00 - super fair so im Vergleich zu Majors) und 2 Essensstände mit vorwiegend veganen Gerichten. Auch da sehr faire Preise. Dazu ist ein Aldi fußläufig erreichbar. Theoretisch kann man auch an den Badesee, haben wir letztlich aber nicht gemacht, da man da schon eine halbe Stunde gehen müsste. Eigentlich ist der Campground auch direkt am See, Schafweide und ein Graben liegen aber dazwischen.

Ich würde sagen, es waren zwischen 200 und 300 zahlenden Gästen da, laut meinen Mitfahrer*innen kommen sonst auch durchaus mal 400. Die Wettervorhersage war aber komplette Katastrophe, das hat sicher den einen oder die andere weggehalten. Es sollte eigentlich durchgehend gewittern. Am Ende ist nur, glaube, Freitagabend und einmal Samstagmorgen, ein bisschen Wasser vom Himmel gefallen. Sonst viel Sonne. Dass ich mit als Einziger an Sonnencreme gedacht hatte, wurde im Camp mit Freigetränken goutiert :grin: Ansonsten auf dem Festival komplett nur liebe, manchmal ein wenig verstrahlte Menschen durch alle Altersstufen. Viele Niederländer*innen, aber vielleicht lag der Eindruck auch daran, dass die mehr oder weniger zu unserem Camp gehörten.

Werd ma nicht auf jede Band einzeln eingehen, weil es am Ende des Tages eh alles einfach Geballer ist, aber Highlights für mich waren: Bas Rotten, Terminator X, Cyness, Kinski, Entrails Massacre und No Shelter.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Fr 7. Jun 2024, 12:23

Flecha hat geschrieben:
Fr 7. Jun 2024, 11:46

Das Festival findet im Entenfang im sächsischen Torgau statt. Wusste es vorher nicht, aber das scheint eine sehr beliebte Festival-Location zu sein. Da hingen Poster von mindestens 5-6 anderen Veranstaltungen über den Sommer aus verschiedenen Richtungen, am größten dürfte das Metal-Festival In Flammen sein.
Die Grufti-Sparte ist mit dem Stella Nomine Festival dort auch vertreten. Es soll einen sehr guten Ruf haben; ich war aber noch nicht da.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Marc1904 » So 9. Jun 2024, 19:13

Ich war dieses Wochenende das erste Mal beim Hamburger Elbjazz Festival.

Es war insgesamt eine ziemlich krude Mischung...viele Bands hatten überhaupt nix mit Jazz zu tun und ich vermute genau deshalb kam es zu dieser sehr seltsamen Mischung im Publikum, die sich aus Jazz Puristen und jungen Festivalgängern zusammensetzte...ich weiß jetzt nicht, ob das zu dieser sehr ausbaufähigen Stimmung führte oder doch das nicht so tolle Wetter.

Das Elbjazz findet auf dem Blohm+Voss Gelände im HH Hafen statt. Das Gelände ist wirklich nett und bietet in meinen Augen noch etwas Wachstumspotenzial. Vier Bühnen auf dem Hauptgelände und mit der Elphi und einer Newcomer Bühne gibt es noch zwei weitere auf der anderen Elbseite - hier kann man allerdings nicht sonderlich schnell den Ort wechseln.

Am Freitag sind wir mir Warhaus gestartet. War okay, hat mich nicht umgehauen. Asaf Avidan hat mich im Anschluss sehr positiv überrascht. Mit Loop-Station, seinen ganzen Instrumenten und seiner außergewöhnlichen Stimme hat er wirklich ein sehr geiles Set abgeliefert. Durch Zufall sind wir dann beim Jazz-Truck bei Monokrom gelandet - das war eine positive Neuentdeckung. War wie DJ-Mucke nur auf Instrumenten. The Streets haben ebenso ordentlich abgeliefert wie L’Imperatrice. Stimmung kam aber irgendwie nur vereinzelt auf. Jungle zum Abschluss des Tages haben wir auch gefallen, aber die habe ich mal mit deutlich besserer Stimmung vor der Bühne erlebt...

Samstag startete mit Indie-Sounds von Illgen-Nur und Betterov. Solide, mehr nicht. Dina Ögon hat mich anschließend gar nicht gekriegt, allerdings wurde das Wetter auch immer bescheidener...richtig große und lang anhaltende Regenschauer waren das natürlich nicht im Vergleich zu einigen Hurricane Jahren - aber dennoch fand ich es ganz schön kalt. Belle&Sebastian haben wir dann zwischen den Essensbuden gehört, war musikalisch top. Aufgrund des Regens sind wir dann schon früher in die Elphi, weil wir dort Karten für Alice Phoebe Lou hatten. War für einige ein Begleiter ein netter Abschluss, weil das erste Mal ein Konzert in der Elphi - aber die Alice Phoebe Lou Show fand ich persönlich verdammt langweilig.

Gelände:

Wie bereits erwähnt, das Gelände ist ganz cool. Hat auch noch Potential zu mehr. Leichte Melt-Vibes hatte ich zudem auch, wenn ich an die große Discokugel zum beleuchteten Kran geschaut habe. Toiletten Angebot war auch gut und schnell zu erledigen. Hie und da gab es Sitzgelegenheiten, die waren auch in einem guten Verhältnis. Aber ähnlich wie beim Reeperbahn-Festival...würde ich nochmals hingehen, würde ich vermutlich die Konzerte in Elphi vernachlässigen, da gibt es bessere Alternativen im normalen Programm.

Essen&Trinken

Ich fand das Essenangebot für ein Festival dieser Größe ganz gut. Essenspreise gingen auch noch. Zudem kam man wirklich schnell dran, was auch für die Getränke galt. Die Getränkepreise fand ich hingegen Wucher...Das Bier 6,5€ + 3€ Pfand. Ausgeschrieben war es als 0,5 - aber der Becher hatte einen 0,4l Eichstrich. Da wurde zwar drüber gefüllt - aber man lag wohl näher an 0,4 als an 0,5. Zudem sehr komisch, dass man die Becher vom letzten Deichbrand Festival dort verwendet hat. Elbjazz Becher gab es nur wenige. Wasserstelle habe ich nicht gesehen, an den Buden hat man 5€ für ein Wasser genommen...Die Weinauswahl hingegen fand ich sehr gut und vielfältig.

Publikum

Altersmäßig war wirklich alles vertreten. Habe ziemlich zu Beginn auch @Vanski und Co. getroffen - da ich die Hände voll mit Bechern hatte, habe ich mich mit "Wir sehen uns bestimmt nachher noch" recht schnell verabschiedet - natürlich haben wir uns dann nicht mehr getroffen. Also, liebe Grüße.

Stimmungsmäßig war das Festival echt nur semi und leider war das Publikum während der Gigs auch sehr redefreudig.

Mehr fällt mir auf die Schnelle jetzt auch nicht ein. Bin echt gespannt in welche Richtung man jetzt gehen wird.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von 7Ostrich » So 9. Jun 2024, 19:44

Auf mich wirkte das Elbjazz ein bisschen, wie ein überdimensionierter Weihnachtsmarkt, auf dem sich zufällig einige coole Acts verirrt haben. Die Konzerte, die ich gesehen habe, warum aber alle gut und hatte mit den Leuten, mit denen ich dort war, eine gute Zeit. Dennoch würde ich auch sagen, dass die Stimmung teilweise verhalten war, aber nicht so schlimm, wie ich es befürchtet hatte.
Habe nur The Streets, L'Impératrice, Jungle, Belle & Sebastian, BADBADNOTGOOD und Faithless gesehen, wobei ich insbesondere bei B&S, The Streets und BBNG eine echt gute Zeit hatte. Die kurzen Wege, die recht kurze Anreise und die eher lockeren Einlasskontrollen für mich waren auch top, daher würde ich mit ähnlich ausgerichteten Line-Up auch wieder kommen. Aber wenn es das nächste Mal mit dem Jazz etwas strenger genommen wird, wäre ich auch nicht traurig, dann nicht noch einmal zu kommen.
Ich bin hier nicht zufällig, ich kenn mich aus

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Re: Festivalberichte

Beitrag von olli77 » Mo 10. Jun 2024, 13:54

Ich bin nicht der große Schreiber wie manche hier, aber ich versuche mich auch mal an einem kurzen Festivalbericht übers Rock im Park 2024

Erster Tag Rock im Park:
Against The Current als Opener war ganz okay aber nix wahnsinnig besonderes

The Interrupters war das erste Highlight...eingängiger Ska Punk. Sehr coole Jungs und ein Mädel aus Kalifornien...hat richtig Bock gemacht 🤙

Donots richtig richtig fett...seit 30 Jahren auf der Bühne und geil wie eh und je....sensationelle Party 🥳

Dogstar mit einem gewissen Keanu Reeves am Bass. Solider Indie aber keine Offenbarung. Reeves mit insgesamt nur einem Gesichtsausdruck während des ganzen Sets.

Royal Republic bestimmt das 4. oder 5. mal gesehen und wie immer sehr sehr geil die vier Schweden 💪

Billy Talent nicht viel mitbekommen, aber sämtliche Hits sauber runtergespielt

Bbymetal UM HIMMELS WILLEN....NEIN

Green Day haben gezeigt, weshalb sie eine der größten Bands auf diesem Planeten sind...Hitgarantie und gute Stimmung auch von gaaaanz weit hinten 😎

Marsimoto das komplette Gegenteil zur Main-Stage und Green Day...aber das letzte mal bevor er in seinen wohlverdienten Ruhestand geht war schon ganz cool 👽

Antilopen Gang zum Abschluss war nochmal richtig richtig fett...zwar dank schmerzenden Füßen nur im Sitzen, aber in meinem Alter durchaus legitim 😎

Rock im Park Tag 2
Start mit H-Blockxzu deren Musik ich vor ungefähr drölfundvierzig Jahren mein hochverdientes Abi (Notendurchschnitt 3,2) gefeiert habe.

Danach Madsen , mit denen ich eine besondere Verbindung habe, da diese junggebliebene Kombo aus Kiel meim erstes Konzert nach fucking Corona in der Posthalle Würzburg wa.

Nach kurzer Pause dann die coolsten Österreicher die du dir vorstellen kannst Wanda
Schon ein paar mal live erlebt und immer wieder herrlich

Dann kurz rüber zum Start von While She Sleeps um dann aber zu einem kleinen Highlight in die Arena (Indoor) zu eilen zu den großartigen Landmvrks aus good old Frankreich.
Gepflegter Abriss mit einer sensationellen Lightshow und einem Tsunami aus Crowdsurfern, damit die Security vor der Bühne Verstärkung anfordern musste.

Wieder ins Freie zu Kraftklub
Jeder Song ein Hit, kam aber insgesamt natürlich nicht an ihr bislang größtes Einzelkonzert in Dresden letztes Jahr ran, für das ich dem schönen Elbflorenz letzten Sommer einen Besuch abgestattet habe.

Irgendwie war mir nach etwas härteren Klängen, also wieder Locationwechsel zu Machine Head
Alter Falter machen die alten Herren noch Rambazamba....sehr cool 🤘

Nach einer Verschnaufpause im Liegestuhl dann kurz zum Anfang von Maneskin
Ich werde mit denen irgendwie nicht warm.

Also dann ein letzter Standortwechsel zu motherfucking Corey Taylor
Einer der coolsten und umtriebigsten Typen ( Slipknot & Stone Sour ) mit einer geilen Show im welcher handgestoppte 3785 mal das Wörtchen "Fuck" in seinen Ansagen vorkam. Wahlweise "Fuck", "MotherFUCKer", "Get your FUCKing hands up"...Liste kann ohne weiteres erweitert werden.

Danach war Schicht im Park....äääähhh...im Schacht für mich

Mein Rock im Park Tag 3 war für mich kurz, deswegen mach ich es auch kurz:

Royal Blood ohne Erwartung hingegangen und als Fan wieder weggegangen 👍

Betontod das richtige Konzert zur Europawahl #fckafd
Punk ist noch lange nicht dead...Klasse Konzert

Wargasm war der Act, auf den ich am meisten gespannt war und meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen....geiles Brett 🤘

Dropkick Murphyswie all die letzten Male einfach herrlich und für mich der perfekte Abschluss für Rock im Park 2023

Bevor jetzt wieder Schnappatmung bekommen "Waaaas? Du hast dir Die Ärzte nicht angeschaut?"
Richtig...denn ich seh sie Ende August ja bei ihrem eigenen Open Air in Berlin....Äääätsch 😉

Insgesamt fand ich das Publikum ganz angenehm, weil nicht soooo viele ganz junge Menschen dort waren.
Teilweise ein bisschen sehr eng und ich bin gespannt wie es 2025 mit vier Bühnen werden soll.
Der Sicherheitsdienst war durchgehend sehr nett und freundlich und hat teilweise mitgefeiert.
Preise für Getränke 6,50 € und leider ein bisschen wenig Wasserstationen für kostenloses Trinkwasser.

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rogerhealy
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Re: Festivalberichte

Beitrag von rogerhealy » So 16. Jun 2024, 12:07

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 5. Jun 2024, 14:41
Ich war letzte Woche beim Primavera Sound in Barcelona
...
Inzwichen hat sich aber eine Dynamik entwickelt, die mir den Spaß an der Sache vielerorts verdorben hat. Das Gelände ist für meine Begriffe inzwischen völlig überfrachtet. Der Bereich der Plenitude (fka Pitchfork) und Albini (FKA Ouigo/Dice/adidas) ist durch Baumaßnahmen erheblich verkleinert worden. Dafür kann das Festival nichts, aber dadurch sind beide Stages jetzt im Schallweg des Boiler Rooms und die Schlange für selbigen baut sich im relativ kleinen Zugang zu dem Bereich auf. Yeule und Brutus waren selbst weiter vorne nicht ohne Soundmatch möglich. Noch viel schlimmer ist aber das Setup der ehemaligen Primavera Bühne, die jetzt auf Amazon Musich und Pull & Bear Stage aufgeteilt ist. Nicht nur fällt der wunderschöne Hügel vor der Stage weg, auf dem man vor allem nachts noch im Sitzen Konzerte gucken konnte, vor allem haben sich die jetzige Cupra Stage (fka Ray Ban) und die Primavera Bühne immer abgewechselt. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, die Sets von Cupra und Pull & Bear überschneiden sich zu 100%. Weiter oben im Amphitheater der Cupra hört man zwangsläufig beide Bühnen, bei American Football am Samstag war ich in der 5.ten Reihe und konnte trotzdem noch jedes Wort von Bikini Kill verstehen. Das ist einfach respektlos den gebuchten Acts gegenüber und war eins der Dinge, die das Primavera für mich ausgezeichnet haben: Dass die Musik im Vordergrund stand und organisatorisch und baulich alles dafür getan wurde, dass jeder Act sein bestmögliches Setting kriegt. Dass das aufgegeben wurde, um mehr Acts unterzubringen, ist für micht eine große Enttäuschung.
Volle Zustimmung zu der Boiler Room-Situation und dem Cupra vs. Pull&Bear-Soundclash. Das Bitterste daran ist wirklich, dass diese Probleme von den Organisatoren einfach hingenommen werden. "Respektlos" trifft es gut, nicht nur den Acts, sondern auch dem Publikum gegenüber. (Beth Gibbons nahm es mit Humor und tanzte zwischendurch zu dem, was da von oben runterwummerte.)
Und ich habe auch noch niemanden getroffen, der nicht der alten Primavera-Bühne hinterhertrauert. Das Parkplatz-Flair der Amazon-Music-Bühne ist schon ziemlich traurig.
Apropos traurig: Dass jetzt nach den Plattenhändlern auch die PosterkünstlerInnen verschwinden, ist auch keine schöne Entwicklung.

Das Line-Up entfernt sich leider auch immer weiter von dem, weswegen ich ursprünglich mal zum Primavera gekommen bin: Zwischen 2011 und 2016 gab es fast nur interessante Acts für mich; ich hätte jeden Tag diverse Lieblingsbands sausen lassen können und hätte trotzdem ein überragendes Programm gehabt. In diesem Jahr war es -besonders am Freitag- eher das Gegenteil: Hätte ich da auf meine 3-4 Must-Sees verzichten müssen, wäre das ein sehr trister Abend geworden. (Aber immerhin war kein Tag so schwach wie der Samstag 2023.)

Warum bin ich denn eigentlich hingefahren?

1. Pulp!
Ich wollte sie unbedingt noch einmal sehen, und es war natürlich toll. Nicht so ekstatisch wie 2011, aber wir werden ja alle nicht jünger. Außerdem war der Donnerstag mit Arab Strap, Blonde Redhead, Beth Gibbons top besetzt. Vampire Weekend fielen dem Zeitplan zum Opfer.

2. Das Ciutat-Programm!
Yo La Tengo spielen Coverversionen (Grüße @slowdive und Co!).
The National im Club und direkt danach Party mit Phoenix.
Toll!
(War irgendjemand bei Fat Dog im La(2)? War bestimmt wild.)

3. Primavera-Momente
Das wunderbare PJ Harvey-Konzert im strömenden Regen.
Mount Kimbie, die ich vorher nur flüchtig kannte und die zur richtigen Zeit auf der richtigen Bühne vor dem richtigen Publikum spielten. (Ebenso: Blonde Redhead)
Yo La Tengo, die auch zur falschen Zeit auf der falschen Bühne überzeugen.
Die netten Leute, die mit mir auf Lana warteten und immer zu viel Bier holten. Danke dafür.

4. Barcelona
Ja, ich war urlaubsreif. Und Strände, Tapas etc. sind ein schöner Ausgleich zu einem -im postiven Sinne- anstrengenden Festival.

Bin gespannt, was 2025 bringen wird.
Zuletzt geändert von rogerhealy am Mo 24. Jun 2024, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von hendrik » So 16. Jun 2024, 16:16

Auch hier vielen Dank an die ganzen Festivalberichte, sei es vom WGT, RIP, Primavera, Elbjazz oder den ganzen Hardcore-Shows :-)

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Mo 17. Jun 2024, 09:08

rogerhealy hat geschrieben:
So 16. Jun 2024, 12:07
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 5. Jun 2024, 14:41
Ich war letzte Woche beim Primavera Sound in Barcelona
...
Inzwichen hat sich aber eine Dynamik entwickelt, die mir den Spaß an der Sache vielerorts verdorben hat. Das Gelände ist für meine Begriffe inzwischen völlig überfrachtet. Der Bereich der Plenitude (fka Pitchfork) und Albini (FKA Ouigo/Dice/adidas) ist durch Baumaßnahmen erheblich verkleinert worden. Dafür kann das Festival nichts, aber dadurch sind beide Stages jetzt im Schallweg des Boiler Rooms und die Schlange für selbigen baut sich im relativ kleinen Zugang zu dem Bereich auf. Yeule und Brutus waren selbst weiter vorne nicht ohne Soundmatch möglich. Noch viel schlimmer ist aber das Setup der ehemaligen Primavera Bühne, die jetzt auf Amazon Musich und Pull & Bear Stage aufgeteilt ist. Nicht nur fällt der wunderschöne Hügel vor der Stage weg, auf dem man vor allem nachts noch im Sitzen Konzerte gucken konnte, vor allem haben sich die jetzige Cupra Stage (fka Ray Ban) und die Primavera Bühne immer abgewechselt. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, die Sets von Cupra und Pull & Bear überschneiden sich zu 100%. Weiter oben im Amphitheater der Cupra hört man zwangsläufig beide Bühnen, bei American Football am Samstag war ich in der 5.ten Reihe und konnte trotzdem noch jedes Wort von Bikini Kill verstehen. Das ist einfach respektlos den gebuchten Acts gegenüber und war eins der Dinge, die das Primavera für mich ausgezeichnet haben: Dass die Musik im Vordergrund stand und organisatorisch und baulich alles dafür getan wurde, dass jeder Act sein bestmögliches Setting kriegt. Dass das aufgegeben wurde, um mehr Acts unterzubringen, ist für micht eine große Enttäuschung.
Volle Zustimmung zu der Boiler Room-Situation und dem Cupra vs. Pull&Bear-Soundclash. Das Bitterste daran ist wirklich, dass diese Probleme von den Organisatoren einfach hingenommen werden. "Respektlos" trifft es gut, nicht nur den Acts, sondern auch dem Publikum gegenüber. (Beth Gibbons nahm es mit Humor und tanzte zwischendurch zu dem, was da von oben runterwummerte.)
Und ich habe auch noch niemanden getroffen, der nicht der alten Primavera-Bühne hinterhertrauert. Das Parkplatz-Flair der Amazon-Music-Bühne ist schon ziemlich traurig.
Apropos traurig: Dass jetzt nach den Plattenhändlern auch die PosterkünstlerInnen verschwinden, ist auch keine schöne Entwicklung.

Das Line-Up entfernt sich leider auch immer weiter von dem, weswegen ich ursprünglich mal zum Primavera gekommen bin: Zwischen 2011 und 2016 gab es fast nur interessante Acts für mich; ich hätte jeden Tag diverse Lieblingsbands sausen lassen können und hätte trotzdem ein überragendes Programm gehabt. In diesem Jahr war es -besonders am Freitag- eher das Gegenteil: Hätte ich da auf meine 3-4 Must-Sees verzichten müssen, wäre das ein sehr trister Abend geworden. (Aber immerhin war kein Tag so schwach wie der Samstag 2023.)

Warum bin ich denn eigentlich hingefahren?

1. Pulp!
Ich wollte sie unbedingt noch einmal sehen, und es war natürlich toll. Nicht so ekstatisch wie 2011, aber wir werden ja alle nicht jünger. Außerdem war der Donnerstag mit Arab Strap, Blonde Redhead, Beth Gibbons top besetzt. Vampire Weekend fielen dem Zeitplan zum Opfer.

2. Das Ciutat-Programm!
Yo La Tengo spielen Coverversionen (Grüße @slowdive und Co!).
The National im Club und direkt danach Party mit Phoenix.
Toll!
(War irgendjemand bei Fat Dog im La(2)? War bestimmt wild.)

3. Primavera-Momente
Das wunderbare PJ Harvey-Konzert im strömenden Regen.
Mount Kimbie, die ich vorher nur flüchtig kannte und die zur richtigen Zeit auf der richtigen Bühne vor dem richtigen Publikum spielten.
Yo La Tengo, die auch zur falschen Zeit auf der falschen Bühne überzeugen.
Die netten Leute, die mit mir auf Lana warteten und immer zu viel Bier holten. Danke dafür.

4. Barcelona
Ja, ich war urlaubsreif. Und Strände, Tapas etc. sind ein schöner Ausgleich zu einem -im postiven Sinne- anstrengenden Festival.

Bin gespannt, was 2025 bringen wird.

Seh vieles ähnlich, ich werde 2025 auch wieder aussetzen. Die Flatstock Posterausstellung gabs aber schon noch, nur halt noch weiter am Eingang.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von rogerhealy » Mo 17. Jun 2024, 09:23

@Quadrophobia
Ja, aber es war das letzte Mal:
https://mailchi.mp/cf2d00328ae4/jtxcepe ... 66d3ed4d2c

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Mo 17. Jun 2024, 09:34

rogerhealy hat geschrieben:
Mo 17. Jun 2024, 09:23
@Quadrophobia
Ja, aber es war das letzte Mal:
https://mailchi.mp/cf2d00328ae4/jtxcepe ... 66d3ed4d2c
Uff, sad. Aber passt leider zur Gesamtentwicklung...

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Wishkah » Sa 22. Jun 2024, 14:10

Ein Bericht zum gestrigen Hurricane-Freitag:

Mein altes Stammfestival und wohl die wichtigste Grundlage meiner musikalischen Entwicklung. Ich war von 2007 bis 2016 jedes Jahr da. Dann 2018 nochmal für ein kurzes und vor allem sehr missglücktes Zwischenspiel mit einem Tagesticket. Danach dann aus verschiedenen Gründen nicht mehr, auch wenn es mich immer mal wieder gereizt hätte.

Dieses Jahr hat mich vor allem die Buchung von The National gelockt. Außerdem gab es mit Ed Sheeran einen großen Headliner, den ich mir solo nicht unbedingt anschauen müsste, aber bei so einer Festivalgelegenheit gerne mitnehme. Von daher habe ich mich schnell für ein Tagesticket entschieden, als es die Möglichkeit gab.

Die Anreise war mal wieder mit etwas Stress verbunden. Nach der Arbeit an einem Freitagnachmittag mit diversen Bahnverbindungen von der nordostdeutschen Provinz in die nordwestdeutsche Provinz zu kommen, bringt grundsätzlich ein gewisses Risikopotenzial mit sich. Ich bin aber erstaunlich gut durchgekommen. Bis dann natürlich genau eine Station vor Scheeßel meine Bahn fast eine Dreiviertelstunde lang Stillstand hatte, weil auf der Strecke vor uns ein anderer Zug liegengeblieben ist. Großartig.

Ich habe meinen persönlichen Zeitplan schon einstürzen sehen. Als ich gegen 18 Uhr aber endlich in Scheeßel angekommen bin, ging danach alles erfreulich schnell. Der Fußweg zum Festivalgelände war mit eiligem Schritt erledigt, mein Tagesticket in der Fast-Lane fix gegen ein Bändchen getauscht und so stand ich eine halbe Stunde nach der Ankunft in Scheeßel schon mit einem kühlen Bier vorne im FOS-Bereich vor der Green-Stage. Die ganze Sache hat sich dabei wirklich wieder ein bisschen wie ein Nachhausekommen angefühlt. Die Verbindung zu Scheeßel, dem Eichenring und dem Hurricane bleibt doch irgendwie bestehen. :herzen2:

Ein paar Minuten später kamen dann IDLES auf die Bühne. Ich hatte die Band erst im März in Berlin gesehen. Von daher wusste ich, was mich erwartet. Und der Auftritt war auch tatsächlich wieder sehr ähnlich. Ein ordentlicher Abriss, begleitet von strömendem Regen, der leider kurz nach Konzertbeginn einsetzte und während des Auftritts auch nicht wieder aufhörte. Das Publikum war ganz gut drauf. Es gab vorne viel Bewegung und einige fliegende Bierbecher. Sänger Joe Talbot hat die Menge auch gut angeheizt. Zwischendurch gab es wieder die vom letzten Konzert bekannten Palästina-Aufrufe und ein paar weniger höfliche Ansagen gegenüber den Technikern, die wohl aufgrund des Regens kleinere Probleme mit dem Sound auf der Bühne hatten und das nicht schnell genug wieder hinbekommen haben. Ziemlich unnötig, finde ich. Zum Schluss gab es mit "Danny Nedelko" und "Rottweiler" wieder zwei Kracher, dann war der Auftritt vorbei. Runde Sache, auch wenn es musikalisch nie so ganz meine Welt ist.

Als nächstes ging es mit The National weiter. Der Hauptgrund für meine Anwesenheit. Der FOS-Bereich war mittlerweile ein Schlammfeld. Zum Glück stand ich so weit vorne, dass ich noch festen Boden unter meinen Füßen hatte und nicht im Matsch versacken musste. Durchnässt war ich zwar, aber auch der Regen ließ zum Glück nach und hörte während des Konzerts komplett auf. Die Band lieferte jedenfalls einen sehr gelungenen, 75-minütigen Auftritt mit einem bunten Greatest-Hits-Set aller Alben ab "Alligator". Raritäten gab es keine, aber das war bei so einem Festivalauftritt auch nicht zu erwarten. Ich trage natürlich eine Fanbrille, aber ich hatte wirklich mal wieder sehr viel Spaß. Auch wenn der Rahmen nicht ganz optimal war. Im FOS-Bereich tummelten sich nämlich vor allem schon Fans von Ed Sheeran, die mit der Band nicht so wahnsinnig viel anfangen konnten. Die üblichen Publikumsinteraktionen von Matt Berninger wurden auch eher mit Irritation aufgenommen. Aber ein paar Menschen gab es glücklicherweise, die mit mir gemeinsam glücklich jede Textzeile mitsingen konnten. Insgesamt nicht so stark wie 2013 bei meinem ersten Konzert der Band nebenan auf der Blue-Stage, aber immer wieder unheimlich schön. Songs wie "Fake Empire" sind live einfach pures Glück für mich, egal wie oft ich sie schon gehört habe. Jetzt habe ich auch wieder große Lust auf ein Solo-Konzert. Mal schauen, ob sich dieses Jahr noch eine Möglichkeit ergibt.

Danach gab es dann mit Ed Sheeran den großen Headliner des Abends. Ich bin vorne geblieben, inmitten zahlreicher Fans, von denen viele ebenfalls ein Tagesbändchen trugen und teilweise auch nicht ganz so festivalaffin wirkten. Aber im Vergleich zu den üblichen Stadionkonzerten hatte man hier auch die einfache Möglichkeit, ohne großen Ticketkampf ganz nah dabei zu sein. Ed Sheeran kam alleine auf die Bühne. Im Gegensatz zu den letzten Konzerten, wo er phasenweise von einer Band begleitet wurde, ist er diesmal auch alleine geblieben und hat den kompletten Auftritt nur mit seiner Loopstation bestritten. Das hat er auch extra nochmal betont, dass er alles live einspielt und nichts vom Band kommt. Den Auftritt fand ich dann insgesamt ganz nett. Grundsätzlich gelingt es ihm schon, eine ordentliche Soundkulisse aufzubauen. Und die bekannten Hits gehen auf jeden Fall gut ins Ohr. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich mich schon frage, wie er es schafft, mit diesem Stil musikalisch ganze Stadien zu füllen. Das war mir dann doch irgendwie zu wenig. Auf Dauer ist mir das alles auch einfach zu seicht und berührt mich nicht so wirklich. Und die ewig langen Rap-Songs brauche ich definitiv auch nicht. Das macht er technisch bestimmt gar nicht schlecht, aber stimmlich fehlt mir da das gewisse Charisma und der Druck für solche Musik. Aber wie gesagt, das war schon unterhaltsam und ich will das gar nicht schlechtreden. Bei der Bühnenshow sorgten Flammen, Knalleffekte und eine große Videoleinwand für einen stimmigen Rahmen. Und das Publikum um mich herum war sehr angetan und im Gegensatz zu mir auch sehr textsicher. Zum Abschluss gab es noch die großen Hits "Shape of You" und "Bad Habits", dann war das Konzert und damit auch mein Festivaltag vorbei. Kontra K auf der Blue-Stage nebenan habe ich mir gespart.

Ich habe ich mich durch den Matsch durchgekämpft, um vom Bahnhof aus meine Rückreise nach Hamburg zu bestreiten. Insgesamt war es eine sehr schöne und musikalisch unterhaltsame Rückkehr nach Scheeßel. Ich kann mir gut vorstellen, bei entsprechendem Line-Up auch nächstes Jahr mindestens für einen Tag wiederzukommen. Das hätte mich auch in diesem Jahr schon gereizt, aber der heutige Samstag war mit The Smashing Pumpkins und Interpol in Berlin schon verplant. :wink:

Bis 2025 also! Und dann gerne mit besserem Wetter. Aber das Festival heißt ja nunmal Hurricane. Das wird sich wohl nicht ändern. :grin:

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » So 23. Jun 2024, 17:04

Wishkah hat geschrieben:
Sa 22. Jun 2024, 14:10
Ein Bericht zum gestrigen Hurricane-Freitag:

Mein altes Stammfestival und wohl die wichtigste Grundlage meiner musikalischen Entwicklung. Ich war von 2007 bis 2016 jedes Jahr da. Dann 2018 nochmal für ein kurzes und vor allem sehr missglücktes Zwischenspiel mit einem Tagesticket. Danach dann aus verschiedenen Gründen nicht mehr, auch wenn es mich immer mal wieder gereizt hätte.

Dieses Jahr hat mich vor allem die Buchung von The National gelockt. Außerdem gab es mit Ed Sheeran einen großen Headliner, den ich mir solo nicht unbedingt anschauen müsste, aber bei so einer Festivalgelegenheit gerne mitnehme. Von daher habe ich mich schnell für ein Tagesticket entschieden, als es die Möglichkeit gab.

Die Anreise war mal wieder mit etwas Stress verbunden. Nach der Arbeit an einem Freitagnachmittag mit diversen Bahnverbindungen von der nordostdeutschen Provinz in die nordwestdeutsche Provinz zu kommen, bringt grundsätzlich ein gewisses Risikopotenzial mit sich. Ich bin aber erstaunlich gut durchgekommen. Bis dann natürlich genau eine Station vor Scheeßel meine Bahn fast eine Dreiviertelstunde lang Stillstand hatte, weil auf der Strecke vor uns ein anderer Zug liegengeblieben ist. Großartig.

Ich habe meinen persönlichen Zeitplan schon einstürzen sehen. Als ich gegen 18 Uhr aber endlich in Scheeßel angekommen bin, ging danach alles erfreulich schnell. Der Fußweg zum Festivalgelände war mit eiligem Schritt erledigt, mein Tagesticket in der Fast-Lane fix gegen ein Bändchen getauscht und so stand ich eine halbe Stunde nach der Ankunft in Scheeßel schon mit einem kühlen Bier vorne im FOS-Bereich vor der Green-Stage. Die ganze Sache hat sich dabei wirklich wieder ein bisschen wie ein Nachhausekommen angefühlt. Die Verbindung zu Scheeßel, dem Eichenring und dem Hurricane bleibt doch irgendwie bestehen. :herzen2:

Ein paar Minuten später kamen dann IDLES auf die Bühne. Ich hatte die Band erst im März in Berlin gesehen. Von daher wusste ich, was mich erwartet. Und der Auftritt war auch tatsächlich wieder sehr ähnlich. Ein ordentlicher Abriss, begleitet von strömendem Regen, der leider kurz nach Konzertbeginn einsetzte und während des Auftritts auch nicht wieder aufhörte. Das Publikum war ganz gut drauf. Es gab vorne viel Bewegung und einige fliegende Bierbecher. Sänger Joe Talbot hat die Menge auch gut angeheizt. Zwischendurch gab es wieder die vom letzten Konzert bekannten Palästina-Aufrufe und ein paar weniger höfliche Ansagen gegenüber den Technikern, die wohl aufgrund des Regens kleinere Probleme mit dem Sound auf der Bühne hatten und das nicht schnell genug wieder hinbekommen haben. Ziemlich unnötig, finde ich. Zum Schluss gab es mit "Danny Nedelko" und "Rottweiler" wieder zwei Kracher, dann war der Auftritt vorbei. Runde Sache, auch wenn es musikalisch nie so ganz meine Welt ist.

Als nächstes ging es mit The National weiter. Der Hauptgrund für meine Anwesenheit. Der FOS-Bereich war mittlerweile ein Schlammfeld. Zum Glück stand ich so weit vorne, dass ich noch festen Boden unter meinen Füßen hatte und nicht im Matsch versacken musste. Durchnässt war ich zwar, aber auch der Regen ließ zum Glück nach und hörte während des Konzerts komplett auf. Die Band lieferte jedenfalls einen sehr gelungenen, 75-minütigen Auftritt mit einem bunten Greatest-Hits-Set aller Alben ab "Alligator". Raritäten gab es keine, aber das war bei so einem Festivalauftritt auch nicht zu erwarten. Ich trage natürlich eine Fanbrille, aber ich hatte wirklich mal wieder sehr viel Spaß. Auch wenn der Rahmen nicht ganz optimal war. Im FOS-Bereich tummelten sich nämlich vor allem schon Fans von Ed Sheeran, die mit der Band nicht so wahnsinnig viel anfangen konnten. Die üblichen Publikumsinteraktionen von Matt Berninger wurden auch eher mit Irritation aufgenommen. Aber ein paar Menschen gab es glücklicherweise, die mit mir gemeinsam glücklich jede Textzeile mitsingen konnten. Insgesamt nicht so stark wie 2013 bei meinem ersten Konzert der Band nebenan auf der Blue-Stage, aber immer wieder unheimlich schön. Songs wie "Fake Empire" sind live einfach pures Glück für mich, egal wie oft ich sie schon gehört habe. Jetzt habe ich auch wieder große Lust auf ein Solo-Konzert. Mal schauen, ob sich dieses Jahr noch eine Möglichkeit ergibt.

Danach gab es dann mit Ed Sheeran den großen Headliner des Abends. Ich bin vorne geblieben, inmitten zahlreicher Fans, von denen viele ebenfalls ein Tagesbändchen trugen und teilweise auch nicht ganz so festivalaffin wirkten. Aber im Vergleich zu den üblichen Stadionkonzerten hatte man hier auch die einfache Möglichkeit, ohne großen Ticketkampf ganz nah dabei zu sein. Ed Sheeran kam alleine auf die Bühne. Im Gegensatz zu den letzten Konzerten, wo er phasenweise von einer Band begleitet wurde, ist er diesmal auch alleine geblieben und hat den kompletten Auftritt nur mit seiner Loopstation bestritten. Das hat er auch extra nochmal betont, dass er alles live einspielt und nichts vom Band kommt. Den Auftritt fand ich dann insgesamt ganz nett. Grundsätzlich gelingt es ihm schon, eine ordentliche Soundkulisse aufzubauen. Und die bekannten Hits gehen auf jeden Fall gut ins Ohr. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich mich schon frage, wie er es schafft, mit diesem Stil musikalisch ganze Stadien zu füllen. Das war mir dann doch irgendwie zu wenig. Auf Dauer ist mir das alles auch einfach zu seicht und berührt mich nicht so wirklich. Und die ewig langen Rap-Songs brauche ich definitiv auch nicht. Das macht er technisch bestimmt gar nicht schlecht, aber stimmlich fehlt mir da das gewisse Charisma und der Druck für solche Musik. Aber wie gesagt, das war schon unterhaltsam und ich will das gar nicht schlechtreden. Bei der Bühnenshow sorgten Flammen, Knalleffekte und eine große Videoleinwand für einen stimmigen Rahmen. Und das Publikum um mich herum war sehr angetan und im Gegensatz zu mir auch sehr textsicher. Zum Abschluss gab es noch die großen Hits "Shape of You" und "Bad Habits", dann war das Konzert und damit auch mein Festivaltag vorbei. Kontra K auf der Blue-Stage nebenan habe ich mir gespart.

Ich habe ich mich durch den Matsch durchgekämpft, um vom Bahnhof aus meine Rückreise nach Hamburg zu bestreiten. Insgesamt war es eine sehr schöne und musikalisch unterhaltsame Rückkehr nach Scheeßel. Ich kann mir gut vorstellen, bei entsprechendem Line-Up auch nächstes Jahr mindestens für einen Tag wiederzukommen. Das hätte mich auch in diesem Jahr schon gereizt, aber der heutige Samstag war mit The Smashing Pumpkins und Interpol in Berlin schon verplant. :wink:

Bis 2025 also! Und dann gerne mit besserem Wetter. Aber das Festival heißt ja nunmal Hurricane. Das wird sich wohl nicht ändern. :grin:
Ich war auch am Freitag vor Ort, allerdings waren mir 140€ für ein tagesticket zu viel. Kurz vorm Beginn purzelten aber natürlich auch die Preise und ich konnte ein Wochenendticket zum Tagespreis schießen, das ich mir mit @nilolium geteilt hab, der nur Sa/So interesse hatte. Perfektes Arrangement

Für mich war die Anreise entspannt, nach einem frühen Feierabend war ich um 15:00 in scheeßel. Ticketuntausch und Einlass aufs Gelände haben problemlos geklappt. Auch wenn die bescheuerte Regel, dass nur durchsichtige beutel mit aufs Gelände durften zu einiger Verzögerung geführt hat.


Erster Act von weitem waren dann Frank Carter & the Rattlesnakes und Ski Aggu, beide haben mir nichts gegeben.


Erstes Highlight dann Fontaines D.C.. Klar, hier war nicht super viel los aber die Leute die vorne standen, hatten Bock. Die Band steht kurz davor zu explodieren und die wird man sicher auch noch öfter hier sehen. Von Minute eins eine Top Bühnenpräsenz, obwohl niemand den Opener Romance kennen konnte, waren alle direkt gefesselt. man merkt der Band an, dass sie wissen, dass die nächste Platte richtig groß wird. Es gab dann einen bunten Mix der ersten drei Alben und die beiden neuen Singles, Starburster und Favourite. Letzterer ist mein bisheriger SOTY und der kam live so druckvoll rüber, dass er direkt ein erstes Highlight gesetzt hat. Astreiner Auftritt, schade, dass ich im November verhindert bin.

Danach ging es nahtlos weiter mit Idles auf der Hauptbühne. Die hatte ich schon länger nicht gesehen und sie haben mich seit Ultra Mono auch etwas verloren. Es war dann auch leider ein sehr durchwachsener Auftritt. Für mich maue Setlist und das von Kevin angesprochene Verhalten von Joe Talbot. Auf der einen Seite „love peace unity“ predigen, auf der anderen die Stage Crew mit „Fucking Assholes“ und „Shut the Fuck up“ anschreien. Respektoses Mackergehabe, dass mich zweifeln lässt, wie sher ihre sonstige Haltung nur Act ist.

Auch für mich war der Hauptgrund fürs erscheinen The National. Zum dritten Mal dieses Jahr gesehen und zum dritten Mal die gleiche - hier etwas gekürzte - Setlist. Der spärlich mit Fans besetzte Wellenbrecher brauchte aber genau diese Hitdichte, es waren ja zu ca 2/3 Ed sheeran fans vor der Bühne, die The National nicht kannten. Das war mein 10tes Konzert von der Band und ich werd sie nicht leid. Immer wieder tolle Auftritte, auch hier fehlte es an nichts.

Kurz zu Ayliva geguckt, was die so macht, war auf jeden Fall sehr voll. Diese Art von Pop kratzt mich gar nicht, aber singen kann sie. Obwohl sie mehrfach behauptet hat „Den Song kann ich nicht alleine singen“

Dann noch drei Songs Ed Sheeran. Der Mann versteht sein Handwerk, aber es ist halt Radio-optimierte musik und wie Kevin schon sagt: es passiert wenig, was für die Größe des Slots irgendwie komisch wirkt. Da ändert auch Feuerwerk nichts. Das kann aber
Im Rest des Sets natürlich noch besser geworden sein

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moneylefttoburn
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Re: Festivalberichte

Beitrag von moneylefttoburn » Mo 24. Jun 2024, 22:16

Ich versuche mich auch mal daran einen Bericht zum Southside-Festival am vergangenen Wochenende zu verfassen. Ich versuche mich auch etwas knapper zu halten.. :mrgreen:



Ich bin am Donnerstag „erst“ nachmittags mit dem Auto angereist - Green Camping und ein Großteil meiner Gruppe war bereits in der Früh dort - alles super entspannt, Parkplatz wurde schnell zugewiesen und wenig später war ich auf dem Campingplatz mit bester Laune, Bier und auch noch gutem Wetter. Dementsprechend wurde der Donnerstag auch sehr feuchtfröhlich, irgendwann bin ich bei der Warm-Up-Party auf dem Gelände angespült wurde (Shuttle-Organisation wie immer eher mau.). Dort gab es dann noch den Rest von 102 Boyz. Kann ich nicht viel mit anfangen und dementsprechend wenig zu sagen, das Publikum war aber auf jeden Fall euphorisiert und feierwütig. Danach wurden noch ein paar Stündchen auf der Landebahn/Fritz-Kola-Stage gefeiert.

 :doof:

Dementsprechend zerknautscht begann dann auch der Freitag mit schwerem Kopf und Dauerregen auf dem nasser und schlammiger werdenden Campingplatz. Irgendwann hat dann aber das Bier und die Lust auf Konzerte die Stimmung übernommen und so stand ich (theoretisch) rechtzeitig in der Schlange zur Eröffnung des Infields. Diese mussten aus wetterbedingten Gründen jedoch über eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden, wodurch sich doch eine beachtliche Menge an Besucher vor den Toren des Infields versammelte - mit der Folge, dass ich Sea Girls verpasste, die aufgrund des verzögerten Einlasses auch nur ein reduziertes & sehr kurzes Set spielen konnten.

Also ging es direkt zu The Mysterines. Schöner Start, gute Musik in entspannter und noch trockener Atmosphäre.
Im Anschluss ging es kurz zurück auf den Campingplatz (wir campten nur ca. 2 Minuten vom Infield-Eingang weg, was kurzen Pausen zwischen den Konzerten ermöglichte).
Und dann stand für mich auch schon das erste Highlight für mich auf dem Programm mit Feine Sahne Fischfilet. Immer noch bzw. wieder eine meiner Lieblingsbands und was soll man sagen - die Green Stage wurde komplett abgerissen. Wahnsinnig energiegeladener Auftritt, die Songs vom neuen Alvum kommen auch live sehr sehr gut. Viele Moshpits und Circle Pits im 1. Wellenbrecher wurden mitgenommen und am Ende war nicht nur ich für den Moment Komplett im Arsch… :wink: (Der einzige Wermutstropfen war die Überschneidung mit Team Scheisse… keine Ahnung, wer dich das ausgedacht hat.)
Somit gabs dann erstmal eine kurze Verschnaufpause mit ein paar Songs von den Editors aus der Ferne. Hat mir gefallen, höre die Band nicht übermäßig, aber ab und an ganz gerne. War allerdings dann doch zu kurz dort und zu weit weg, um wirklich was dazu sagen zu können. 
Als nächstes ging es zu Sum 41. Bin seit jeher Pop Punk/Skate Punk angetan und dementsprechend ist auch Sum 41 eine Band, die ich in Teenager-Jahren viel gehört habe. Habe den Auftritt somit auch genossen, hatte aber während des Auftritts das Gefühl, dass die Menge nicht so richtig mitgegangen ist, was allerdings sehr gut am immer stärker werdenden Regen gelegen haben kann. Dieser zwang mich letztendlich auch zur verfrühten Rückkehr zum Camping-Platz und auch der Auftritt von The Offspring fiel diesen Umstände teilweise zum Opfer. Ich kam somit erst zur zweiten Hälfte des Sets wieder an der Green Stage an und war überrascht. Nachdem ich The Offspring vor Jahren schon einmal auf dem Frequency Festival gesehen habe und sie dort gänzlich enttäuschten hatte ich hier sehr viel Spaß und konnte zu den gut performten, zum Ende des Sets herausgeballerten, Hits gute Momente verbringen.
Im Anschluss wurde sich kurz mit Bier und Pommes gestärkt und es ging zurück zur Green Stage zum Haupt-Headliner des Tages: Bring Me The Horizon. Nachdem diese mich 2022 auf dem Southside noch nicht komplett abgeholt haben, auch weil ich damals vor allem nur die älteren Sachen vor der Erfolgsära mit Sempiternal bzw. That’s The Spirit und allen darauf folgenden Alben kannte. Inzwischen höre ich BMTH jedoch sehr gerne und viel und somit war mir die Setlist gut vertraut und es wurde ordentlich abgerissen. Das ganze Showkonzept ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, hat mir aber im Endeffekt gut gefallen und ich hatte einen sehr guten Abend - Deichkind bzw. White Stage habe ich mir dann gespart und bin danach ins zum Glück trocken gebliebene Zelt gefallen.



Der Samstag brachte wettertechnisch keine Besserung und somit wurde das Beste draus gemacht, es stand ja wieder einiges auf dem Plan. Witterungsbedingt lies ich allerdings leider High Vis sausen und machte mich erst zu Frank Carter & The Rattlesnakes auf den Weg ins Infield. Auch auf diesen Auftritt hatte ich mich im Voraus sehr gefreut - habe die Band noch nicht gesehen, eine geplante Show in München wurde vor 1 1/2 Jahren krankheitsbedingt gecancelt. Aufgrund des Wetters und der Uhrzeit war recht wenig los, aber es wurde das Beste draus gemacht. Frank Carter befand sich ca. das erste Drittel des Sets inmitten des andauernden Circle Pits im 1. Wellenbrecher und die Band lies sich auch im weiteren Verlauf des Sets den doch recht leeren Vorbühnenbereich nicht anmerken. Das war auf jeden Fall ein sehr starker Auftakt in den Tag, hätte zwar gerne zB. „Go Get A Tattoo“ gehört, aber man soll ja auch nicht zu viel verlangen.
Auch hier war wieder ein großer Timetable-Wermutstropfen mit dem gleichzeitigen und somit verpassten Auftritt von Boston Manor. Habe die Band vor 2 Jahren bei Rock im Park schon einmal gesehen und somit Frank Carter den Vortritt gelassen.
Danach wollte meine Gruppe zu Ski Aggu - war sehr viel los und die Menge war sehr feierwütig. Meins war es allerdings überhaupt nicht.
Somit bin ich rechtzeitig zurück zur Green Stage um entspannt im vorderen Bühnenbereich bei The Gaslight Anthem Platz zu finden. Schöner Auftritt, es wurde getanzt und mitgefühlt. Kurz vor Ende des Sets ging es für wetterfestere bzw. wärmere Kleidung und Bier zum Camp und dann war ich zu den letzten Tönen von Roman Holiday wieder zurück auf der Blue Stage bei Fontaines D.C. Super Auftritt, leider war es auch hier wieder sehr leer vor der Bühne, was für die Anwesenden allerdings kein Hindernis war, auch hier wurde getanzt und mitgesungen. Nach dem Set in der White Stage 2022 war das hier für mich nochmal ein deutlich stärkerer Auftritt.
Im Anschluss lies ich die IDLES leider (2022 hat mir der Auftritt sehr gut gefallen) links liegen und begab mich zur Red Stage um meiner vergangenen Emocore-Phase ein bisschen zu frönen. Silverstein hatte die Menge im Griff, der Schlamm spritzte umher und direkt nach My Heroine wurde der Menge mit einem Cover von Linkin Parks „One Step Closer“ außerordentlich eingeheizt. Auch hier wieder viele gute Momente gehabt.
Danach machte ich mich bereit für mein Tages- und auch allgemeines Highlight: The National. Auf dem Weg noch 3 Songs von The Kooks mitgenommen und dann ganz gemütlich im 1. Wellenbrecher zentral vor der Bühne Platz gefunden - die Ed Sheeran-Fans waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht groß vertreten. Musikalisch war das für mich definitiv der beste Auftritt auf dem Southside, aber anders hätte ich es von The National auch nicht erwartet. Matt Berninger war gut drauf, auch wenn das Publikum, was im Laufe des Konzerts offensichtlich immer mehr aus Ed Sheeran-Fans bestand, seine Bühnenperformance des Öfteren mit Irritation wahrnahm. Dennoch war der Auftritt wie erwartet gänzlich wunderbar, was auch von Leuten um mich herum bestätigt wurde, die die Band vorher nicht kannten und auch alle eine sehr gute Zeit hatten.
Nach einem etwas längeren Kampf aus den vorderen Publikumsbereichen heraus und einer kurzen Getränkepause, kam nun auch der Ed Sheeran-Auftritt. Ich hatte ehrlich gesagt gar nichts erwartet und war höchstens ein bisschen neugierig, da man ja doch einige seiner Songs kennt, ohne sich mehr mit ihm zu beschäftigen. Mein Plan war es solange zu bleiben wie es mir gefallen würde - also blieb ich bis zum Ende. Ein sehr sympathischer Typ mit viel Talent, war denk ich ein wahrer Gewinn für das Hu/So, jemanden von dem Format präsentieren zu können.

Da der Sonntag bei dem Großteil meiner Gruppe, mich eingeschlossen, auch schon der Abreisetag war, wurde bereits vormittag teilweise zusammengepackt, ehe ich zu meinem ersten Infield-Block aufbrach. Um 12 startete dieser mit Sprints auf der Red Stage. Hat mir gut gefallen, den paar wenigen Leuten neben mir, u.a. 4 Mitgliederinnen von The Last Dinner Party auch. Anschließend habe ich ein wenig das Gelände ausgekundschaftet und mir aus der Ferne Danko Jones angeschaut. Haben schon gerockt, hat mich aber nicht abgeholt.
Stattdessen ging es nun pünktlich zu Bombay Bicycle Club. Hier kam dann auch das erste Mal die Sonne heraus, hat perfekt gepasst und war ein sehr runder Auftritt, bei dem ich doch mehr mitsingen konnte, als im Vornherein gedacht.
Dann ging der Großteil meiner Gruppe zu Simple Plan. Die Band ist irgendwie immer an mir vorbeigegangen und so war dieser Auftritt für mich auch deutlich weniger nostalgisch, als für viele andere um mich herum. Aber dennoch gut anzuschauen bei bestem Wetter.
Während alle anderen dann zum Camp zurückwollten, machte ich mich auf den Weg in die White Stage zu The Last Dinner Party. Und das war auch gut so, hätte ich nicht verpassen wollen. Wunderbarer Auftritt, musikalisch top und sehr mitreißend. Will ich mir unbedingt nochmal auf einem normalen Konzert anschauen!
Dann war es an der Zeit die Zelte abzubauen und das Gepäck in die Autos zu laden. Leider hat es dann mit mir und The Hives wie schon öfter nicht geklappt, ich habe pünktlich zur Verabschiedung zum letzten Mal bei dieser Ausgabe das Infield betreten. Also ging es direkt weiter zu Avril Lavigne. Alle aus meiner Gruppe wollten noch wegen ihr dableiben, ich denke alle wurden nahezu enttäuscht. Die Hits - ja, die waren ganz nett. Insgesamt war es von Auftritt, Sound und Show her aber leider eine große Enttäuschung.
Zum Glück gab es dann noch Turnstile. Wahnsinnig druckvoller Auftritt, auch wenn die K.I.Z.-Partyzombies, die so langsam aber sicher vor die Bühne trotteten, die Band nicht so gefühlt haben. Nichtsdestotrotz nochmal ein richtiges Highlight zum Schluss, die haben es richtig drauf. :headbang:

Und dann war’s das auch schon wieder mit dem Southside 2024. War wie immer ein Fest, trotz Kälte, Nässe und jeder Menge Schlamm. Das Line-Up war sehr schön abwechslungsreich, da war für jede/n aus meiner Gruppe was dabei. Mein Timetable war auf jeden Fall nicht machbar, musste einige Acts Kräfte- & wettertechnisch sausen lausen + diverse Überschwindungen. Dennoch viele Acts gesehen und viele schöne Eindrücke mitgenommen.
Auch organisatorisch ging es, bis auf ein paar bekannte Probleme (zB. Disco-Shuttle/Einlass Warm-Up) und die unnötige verkomplizierte Duschsituation durch fehlende Ablagemöglichkeiten und Bänke, sehr in Ordnung. Vor allem bei der Matschbewältigung wurde sich sehr bemüht (im Infield mehr als im Green Camp, aber das ist ja auch logisch). Southside, wir sehen uns wieder.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Benscho94 » Di 25. Jun 2024, 20:53

Jetzt auch nochmal der Bericht vom Hurricane hier:
So gibt nen längeren Bericht von mir:

Erstmal habe ich über dieses Forum eine Gruppe von insgesamt 9 Leuten fürs Hurricane Park Green Camping zusammen gekommen und es war wirklich eine wundervolle Truppe. Also nochmal danke für dieses tolle Forum :)

Anfahrt: Von der Autobahnauffahrt bis zum Parkplatz hat es fast 2 Stunden gedauert und wurden von Polizei und schildern irgendwie komisch geleitet und sind dann bei P10 gelandet. Das war ein gutes Stück Fußmarsch. Haben dann erstmal wirklich nur Zelt, Campingstuhl und Rücksack mitgenommen und haben uns etwas asozial nicht ganz hinten angestellt, sondern da wo wir seitlich in die Schlange gekommen sind. Dadurch nur knapp ne halbe Stunde gebraucht fürs Bändchen in der Fast Lane.
Bis zum Hurricane Park ist es von daher noch ein ganz schönes Geschleppe, wurden dann beim Einlass aufs Camping Gelände wirklich nur kaum kontrolliert und bis 15 Uhr hatten wir dann alles am Camp und das erste Bier wurde aufgemacht.

Die schlechten Kontrollen der Bändchen kann ich btw. nicht bestätigen.

Donnerstag: Haben uns dann direkt die Hansemädchen angeguckt und das hat echt viel Spaß gemacht. Gute Stimmung, schöne Massenkaraoke.
Dann wieder zurück ins Camp und sind dann alle zusammen zu Itchy wieder aufs Infield. Ich war eigentlich der einzige der die kannte und sehen wollte und dann quasi der einzige der nix von denen mitbekommen hat. Haben ne super nette Truppe kennengelernt, zu denen wir dann die ganze Nacht ins Camp sind, gespielt und gequatscht haben. Super entspannte Truppe auch. Von der Leinwand draußen konnte ich das Konzert dennoch ganz gut verfolgen und es sah nach ner sehr guten Show aus.

Freitag:
Los ging es mit dem Hurricane Swim Team und der Festivaleröffnung durch einen stimmlich angeschlagenen Elton :mrgreen: :mrgreen:
Beim Käsedöner essen dann noch bei The Reytons reingeschaut. Haben mir ganz gut gefallen.
Das Food Line-up war wirklich Klasse. Zum Teil aber auch überteuert, gerade Käsespätzle und Pommes an den reinen Pommesständen.
Dabei auch das ganze Gelände inspiziert und schon den Soundmatch hinten bei der Blue Stage kommen sehen und das größte Problem sofort festegestellt: Toilettensituation. Die war auf dem Gelände wirklich eine Katastrophe. Handgezählte 128 Spülklos für 80.000 Menschen und davon waren locker 10 schon bei Geländeöffnung defekt und man war gerade erst dabei das Wasser anzuschließen. Das finde ich schon echt frech.

Sind dann zurück ins Camp und erst zu The Gaslight Anthem wieder aufs Gelände. Dabei noch kurz Ski Aggu gesehen - so gar nicht meins.
The Gaslight Anthem fand ich persönlich super toll (hab aber Brian Fallon kaum erkannt) , Gruppe war aber etwas angetrunken und hatten mehr Bock aufs Tanzen sind dann rüber zu Me First and the Gimme Gimmes. Die haben echt Bock gemacht. Es kam dann aber ne Starkregenwarnung über die App rein und sind dann zurück zum Camp um uns umzuziehen (dabei dann im Vorbeigegehen noch den Rest TGA geguckt) und das Camp Regenfest zu machen. Kam aber erst lange nichts runter - gerade als wir wieder aufs Gelände sind dann ein schöner Platzregen und waren erstmal schön nass. Aber egal! Die letzten vier Songs von Idles noch durchgetanzt - war aber erstaunlich leer. Haben uns dann in die erste Reihe vom zweiten Wellenbrecher gestellt für The National und Ed Sheeran.

The National fand ich super toll. Da war ich aber in meinem Umkreis wohl leider der einzige. Es war auch erschreckend leer. Fand Matt manchmal etwas komisch und irgendwie wurden alle Songs am Ende etwas punkig abgeschrien - fand ich zum Ende hin etwas störend. Aber bei I Need my Girl und Fake Empire Gänsehaut gehabt. Im ersten Wellenbrecher hatten aber viele Leute sehr spaß und einige auch ein paar Tränchen verdrückt.
Dazu das einzige was mich am Publikum dieses Jahr gestört hat: Vor allem Ältere angetrunkene Leute die bei ruhigeren Künstlern wie The National oder Tom Odell sich lauthals unterhalten und sich über fehlende Partystimmung beschweren oder gleich sagen "wie man so einen belanglosen Krach überhaupt buchen kann (so vor Ed über The National gehört)" Ich konnte natürlich dann auch meine Klappe nicht halten und habe mich noch mit Leuten etwas angelegt. Wenn euch ein/e Künstler*in nicht gefällt - geht doch einfach und macht nicht anderen das KOnzert madig oder kaputt oder haltet einfach mal die Fresse.

Meine Begleitung ist während des Konzerts in den ersten Wellenbrecher, weshalb ich Ed dann alleine gesehen habe. Ohne ihn je aktiv gehört zu haben war ich total begeistert von diesem Musikalischen Ausnahmetalent. Wirklich tolle Show, ein super symphatischer Typ der aufs Publikum achtet (es war sehr, sehr voll) - gerade der erste Wellenbrecher war im hinteren Bereich Links an der Bühne viel zu voll und es wurden massenhaft Leute rausgezogen. Einer sogar bewusstlos rausgetragen. Habe viele weinen gesehen und die Securtity beschwerte sich darüber dass man durch die Absperrung nicht raus dürfe. Ich hab dann noch mit denen die vor mir Standen diskutiert, die daraufhin entgegen der (in meinen Augen unfähigen) Einsatzleitung doch alle Leute da rausgelassen haben, wofür diese sich dann leider haben anmaulen lassen müssen. Dennoch besser als da noch mehr Panikattacken zu provozieren. Neben mir hat auch jemand erste Hilfe geleistet.
Bin nach dem Konzert aber völlig glücklich ins Camp zurück und alle anderen waren noch begeisterter als ich. Irgendwas hat mir dennoch gefehlt bei dem Gig, ohne zu wissen was genau. Vielleicht ist er mir dann doch zu "glatt".

Samstag:

Los ging es mit der wunderbaren El Hotzo Lesung im Zelt. Super Typ, Buch wirkte sehr witzig. Über den Kontra K Tweet lache ich immernoch :lolol:

Dann noch kurz 15 Minuten bei den Sea Girls reingeguckt, haben Spaß gemacht - entgegen des Namens aber keine Frau dabei.
Zurück ins Camp und leider nur noch zwei Songs von Danko Jones von ganz hinten gehört, um auch nochmal in The Last Dinner Party reinzuhören. Das Zelt war leerer als ich erwartet habe, die fand ich gut - aber konnten nicht zu lange bleiben, weil wir
zu Simple Plan ganz nach vorne wollten. War ein einziger Flashback in meine Pubertät. Toll - kannte wirklich fast jeden Song. Gute Laune, schönes Wetter - das Gelände war auch wieder erstaunlich trocken, sodass man mit ein paar umwegen auf die ungemütlichen Gummistiefel verzichten konnte. Dann was essen auf dem Gelände- dabei ein bisschen im Vorbeigehen Bombay Bicycle Club gehört ohne den Auftritt bewerten zu können und noch gute 15 Minuten von Leoniden geguckt. Die fand ich letztes Jahr beim Deichbrand irgenwie besser aufgelegt.
Rüber auf die Blue zu Tom Odell- es war wirklich voll und der Sound hinten viel zu leise - irgendwie sind wohl hinten auch Boxentürme ausgefallen. Dadurch hört man auch am Anfang des KOnzertes noch die Red oder Green Stage je nachdem wo man stand. Ich fand es musikalisch aber wunderbar. Hatte ihn nicht so vielseitig erwartet, tolles Tiny Dancer Cover auch - was erstaunlich wenige gefeiert haben - bin normal kein großer Fan von Covern - aber das war wirklich toll. Auch mit Alice Merton und der Sängerin von The Last Dinner Party noch tolle Gäste gehabt.

The Hives bei der nächsten Essenspause von hinten geschaut - mir ist das immer zu viel Publikumsanimation - mag sie aber trotzdem irgendwie. Machen trotzdem gute Laune und kannte doch erstaunlich viele Songs. Erst zur Mitte von Turnstile wieder aufs Gelände. War nicht sonderlich voll, aber Top Stimmung und eine sehr gut aufgelegte Band, nur ein super unpassender Slot in meinen Augen - hätte die mit Jungle getauscht. Der Zeitplan war eh teilweise super doof für mich- ist aber meckern auf hohem Niveau.
Zu Avril Lavigne es dann noch in den zweiten Wellenbrecher geschafft - hier war der Sound dann auch gut und die Stimmung absolut Top. Mir ist weder Playback, noch ihre Unmotiviertheit aufgefallen - die andere bemängelten die weiter hinten Standen. Aber Backing- Tracks habe ich schon hier und da wahrgenommen, war aber sicher kein Vollplayback.
Innerlich war ich wieder ein 12 jährigen Fanboy mit Crush auf Avril, mich haben nur ihre nichtssagenden Ansagen gestört mit ihrer etwas an Heidi Klum erinnernden Piepsstimme. Ich hatte aber ne Top Zeit, lag aber mehr an der Stimmung im Publikum + Nostalgiefaktor als an der Show.
Hab dann noch die erste Halbe Stunde von K.I.Z. Geguckt- den Anfang fand ich Bockstark , dann hat mich die Setlist nicht mehr abgeholt und meine beiden Begleiterinnen fanden es absolut beschissen und ich wollte eh noch duschen und bei den Headlinern hat man es immer schön leer und warmes Wasser. Also ab zum duschen. Wollte ursprünglich noch den Rest von Sido gucken, aber der Campingstuhl war zu gemütlich und der Ausblick auf schlechten Sound hinten, hat mich auch nicht wirklich gelockt :doof:

Sonntag:
Nach einer beschissenen Nacht, mit hochgerechnet 2 Stunden Schlaf dann alles abgebaut und zum Auto gebracht.
Ging dann los mit High Vis - haben mir gefallen, war aber wenig los. Hatte die auch nicht so "hart" in Erinnerung.
Editors waren voller als ich nach den Berichten vom Southside befürchtet hatte. Stimmung vorne war auch Top - ich fands wirklich klasse. War trotz durchtanzen zu Papillion pünktlich zu Feine Sahne Fischfilet im zweiten Wellenbrecher - ewig nicht mehr live gesehen- seit den ganzen Vorwürfen auch gar nicht mehr gehört - aber der Auftritt hat mich voll abgeholt und war deutlich sympathischer als ich sie in Erinnerung hatte, auch süß das Monchis Eltern auf der Bühne waren.
Zu Sum 41 gleich vorne geblieben - war wirklich Nostalgie pur. Fand es nur zu schade, dass sie zu früh aufgehört haben. Sehr kurze Setlist - aber ein Hitfeuerwerk.
Mittlerweile brütete die Sonne, deshalb The Offspring nur von dem Hügel ganz hinten geguckt. Schön im kühlen Schatten - waren ganz nett. Die Hits funktionieren , der Rest war so lala.

Dann noch kurz bei Deichkind reingeschaut - holen mich gar nicht mehr ab. Setlist war doof, als ich da war.
Also fix rüber zu Bring me the Horizion. Seit der Amo Tour nicht mehr gesehen und was soll ich sagen? Kompletter Abriss, Wahnsinn was für ne Entwicklung die gemacht haben. Viele in meinem Umkreis kannten die kaum bis gar nicht, aber alle waren komplett begeistert. Wahnsinnsshow ! Fokus sehr auf die härteren Songs der letzten Jahren. Hat mich komplett abgeholt und werde auf jeden Fall auf die nächste Tour. Ganz nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss

Dann 45 Minuten zum Auto gebraucht, vom Auto auf die Autobahn ne Stunde. Waren dann gegen 5 wieder im heimischen Wuppertal.
Freundin hat sich Corona eingefangen - ich also sehr wahrscheinlich auch.
Erstes Hurricane seit 2016 hat mir super gefallen - wenn ich Urlaub kriege gerne wieder! Auch mit dem selben Camp :wink:
Gelände hat in der Zeit auch nen riesen Schritt nach vorne gemacht :)
Festival - Historie (ohne Umsonst-Festivals):
Hurricane: 12,14, (16),24
Serengeti: 12,15
RaR:13
Ruhrpott Rodeo: 15
Rock im Revier: 15 (Sa)
Open Flair: 17
Rock Werchter: 18
Vainstream: 18,19
Deichbrand: 19,22,23
SummerBreeze: 19
Juicy Beats:19

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mi 26. Jun 2024, 14:11

Ich war am Samstag in Rennes, Frankreich, auf dem Superbowl of Hardcore. Das Festival findet in einem Gewerbegebiet auf dem Außengelände einer Firma statt und geht über zwei Tage. Habe nur den zweiten Tag mitgenommen bzw. bin mit einer befreundeten Band mitgefahren. Leider haben Speed und vor allem Judge am ersten Tag gespielt, aber der zweite Tag war dennoch spannend. Anfahrt von Duisburg aus hat knapp 10 Stunden gedauert. Manchmal muss man Opfer bringen. Die Veranstaltung war kleiner als ich erwartet habe. Es war auch ausverkauft, aber keinesfalls eng. Abgesehen von vielen Kiffern war es auch super entspannt. Gesehen habe ich:

Exit Strategy – Namen vorher noch nie gehört. Sind in irgendeiner Form mit Death Before Dishonor verbandelt. Ich hab auch keine Ahnung, ob das ein einmaliger Auftritt war in Europa oder ob die noch Support spielen bei einigen Dates der Bostoner Band. Es war Basic Hardcore mit viel Mosh. War nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Bewegung vor der Bühne war allerdings zuhauf vorhanden. War für die Band sicherlich ein gelungener Auftritt.

Cruelty – Das erste große Highlight für mich. Die Band spielt Metalcore mit Death Metal Anleihen. Habe bisher alle Festland Shows verpasst und sie waren, warum auch immer, auch nie Teil des Festivals, die ich so in UK gesehen habe. Musikalisch sehr fies, Mosh dementsprechend hart. Der Gitarrist hat mit seinen fantastischen Backing Vocals dem Sänger etwas die Show gestohlen. Beeindruckend. Es wäre schön, wenn die Band häufiger rüberkommen könnte. Der Brexit hat in der Hinsicht für kleine Bands ne Menge versaut.

Going Off – Recht junge Band aus UK. Es war ein solider Auftritt und die Leute schienen auch Spaß zu haben. Ich fand den Sound etwas ambivalent. Viel zu stumpfe Breakdowns für den restlichen Teil der Songs. Das hat in meinen Augen nicht so ganz zusammengepasst.

Cold Hard Truth – Beatdown Urgestein aus UK. Tatsächlich trotz diverser Möglichkeiten bisher immer verpasst. Der Sound ist absolut nichts, was ich mir zuhause auf Platte geben würde, aber live war es unterhaltsam. Ein stumpfer Breakdown jagte den nächsten, teilweise mit Bassdrops. Dazu prolliges Gehabe auf und vor der Bühne. Habs entspannt von hinten verfolgt.

Dead Heat – Crossover Hardcore aus Kalifornien mit ordentlichen Thrash Anteilen. Hab fast jedes Release der Band und stehe ziemlich auf den Sound. Live auch klasse, die Herren können was an ihren Instrumenten. Hier hat selbst der Aufruf nach einem Circle Pit funktioniert, etwas, was normalerweise auf Hardcore Shows immer schiefgeht. Stage Dives gabs auch. Hier vielleicht der einzige Punkt, der mich auf dem Festival massiv gestört hat. Quasi die gesamte erste Reihe war durchgehende von Fotografen belegt, die den Verlauf einiger Shows gestört haben. Es ist echt cool, dass Leute ihre Zeit für Showfotos opfern, aber wenn die Show drunter leidet, dann sollte man es lassen. Das erlebe ich in letzter Zeit viel zu häufig. Da sind auch zur Not die Veranstalter*innen gefragt, in letzter Instanz weniger Leute zuzulassen. Dennoch top Gig. Bin hyped auf die zwei Shows nächste Woche, die ich noch gucke. Die Band bekommt in meinen Augen auch noch zu wenig Liebe.

Slope – Schon 30-40x gesehen, aber noch nie in Frankreich und die Storys sind wahr. Die Französ*innen lieben Slope. Es war die ganze Zeit Alarm vor und auf der Bühne. Sowohl bei alten Klassikern als auch bei neuen Songs. Ich persönlich finde die alten Sachen besser, bin da allerdings auch zum Teil auf meine Kosten gekommen. Guter Gig mit klasse Sound, hat richtig Spaß gemacht.

Death Before Dishonor – Habe mich an der Band sattgesehen. Die 3-4 Hits gehen immer noch gut ins Ohr und vor der Bühne war auch einiges los, aber an mir ist der Gig wie schon die Show letztes Jahr in Eindhoven vorbei gegangen. Das etwas abgewandelte Cock Sparrer Cover „Boston Belongs to Me“ war allerdings sehr lustig anzusehen, weil die anwesenden UK Bands komplett steil gegangen sind. Versöhnlicher Abschluss.

Dying Fetus – Es war leider nicht so wie auf dem FYA, denke das klappt maximal auf dem Northern Unfest oder in Teilen auf dem Ieperfest, aber es war auch weit weg von einer normalen Dying Fetus Show. Durchgehend Stage Dives und auch im Pit gab es zumindest etwas Mosh. Man war sich nicht ganz einig, aber alles ging ohne Stress über die Bühne. Die Band ist technisch über jedes Zweifel erhaben. Die Breakdowns kommen einfach noch ein Stückchen böser, wenn sie auf technisch anspruchsvolle Parts kommen. So einen brachialen Sound mit nur drei Leuten zu erzeugen, da kann man generell nur den Hut vor ziehen. Bassist und Gitarrist haben dabei ihre Stimmen auch die ganze Zeit unter Kontrolle während sie spielen, als wäre es nichts. Highlights für mich das Next Step Up Cover „Bringing Back the Glory“ und direkt im Anschluss „In the Trenches“. Astreiner Gig, hoffentlich irgendwann mal so wie bei FYA.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Di 16. Jul 2024, 16:32

Ich war am letzten Juni Wochenende in Manchester auf dem Outbreak Fest. Mein erster Besuch seit 2017, damals noch in Leeds. Seitdem ist das Festival auf eine für das Genre absurde Größe angewachsen. Es gab mehrere Locationwechsel. Dieses Jahr war nach 2022 wieder die BEC Arena Schauplatz der Veranstaltung. Ich war nur am Samstag und Sonntag anwesend. Der Freitag war ein reiner Hip-Hop Tag. Wäre sicherlich cool gewesen, mal Action Bronson und JPEGMAFIA zu sehen, aber der Preis hatte es in sich und ich musste Freitag auch noch arbeiten und bin erst spät angereist. Es gab insgesamt drei Stages, zwei Indoor und eine Outdoor, die Hauptbühne. Bei den beiden großen Bühne gab es einen niedrigeren Teil vor der eigentlichen Bühne. Das hat sich in den letzten 1-2 Jahren auf großen Hardcore Festivals durchgesetzt, da die Leute so genug Platz zum Stage Diven haben und so vermieden wird, dass Gear beschädigt wird. Eine sinnvolle Lösung. Darüber hinaus gibt es anscheinend bei einer Veranstaltung dieser Größe Regelungen bzgl. Absperrungen/Wellenbrecher. Das wird durch umgangen, in dem zwar Absperrungen gesetzt werden, aber nicht direkt vor der Bühne. Man hat quasi einen abgesperrten Front of Stage Bereich ohne Bühnenabsperrung. Dieser Bereich nimmt allerdings den halben Platz des Zuschauerraums ein. Es gab auf den beiden großen Bühne nie Probleme, dort reinzukommen. Der Einlass dazu wurde über Extrabändchen geregelt. Dafür musste man ein kostenloses Front of Stage Ticket „kaufen“, wobei man da sicherlich in den AGBs irgendwie versichert, dass einem bewusst ist, dass man sich verletzten kann und auf rechtliche Mittel verzichtet. Ich habe es nicht gelesen.
Generell muss man sagen, dass die Veranstaltung absolut null Flair hat und im Endeffekt ein Hardcore Major Festival mit den üblichen Krankheiten ist. Voll, überall lange Schlange, Sanitärbereiche mau, viele Betrunkene. Dazu kommen noch spezifische Probleme, die auf anderen Festivals niemanden stören würden, aber hier sehr negativ auffallen. Der größte Negativpunkt diesbezüglich war die Lichtshow auf der größeren Indoor Stage. Hardcore und Lichtshows gehören nicht zusammen. Punkt. Entweder du machst das Licht komplett an, wie in den Staaten üblich, oder du lässt eine Farbe Scheinwerfer an. Hauptsache keine Wechsel. Genau das war hier allerdings der Fall. Klingt erstmal für den Ottonormalverbaucher komisch, aber wenn du vor der Bühne stehst und plötzlich durch wechselndes Licht geblendet bist während gleichzeitig zehn Leute auf der Bühne sind zum Stage Diven ist das einfach nur fahrlässig. Du kannst nur hoffen, dass dir niemand ins Gesicht springt. Bei der kleinsten Stage war die Halle sehr hell. Mit Abstand die angenehmste Bühne.
Noch kurz etwas zum Essen und Trinken. Klar, beim Essen gab es lange Wartezeiten, aber es gab keine Standardstände. Ein sehr unterschiedliches Angebot, natürlich entweder komplett vegan oder vegane Optionen. Preise waren teuer, nicht übertrieben, aber da erwarte ich heute nichts anderes mehr. Dagegen gab es bei den Getränken eine positive Überraschung, denn unalkoholische Getränke waren günstig. Ein Pint Cola für zwei Pfund, da kann man nichts sagen. Dafür wurde bei den alkoholischen Getränken den Leuten das Geld ordentlich aus der Tasche gezogen, aber stört mich kein Bisschen. Könnten sich deutsche Festivals in der Form auch angewöhnen. Nun zu den Bands.


Samstag:

Missing Link – Erste Band des diesjährigen Triple B Packages machte den Festival Opener. Platte ist Anfang Juni rausgekommen. Vollkommen in Ordnung, auch, wenn das Rad nicht neu erfunden wird. Es ist sehr moshlastiger Hardcore, im Moment in den Staaten ziemlich angesagt. Pit war dementsprechend groß und es ging trotz früher Uhrzeit schon hoch her. Sound war leider ziemlich für den Arsch, Gitarre nicht zu hören. Hat das Ganze etwas kaputtgemacht.

Crushed – 15-20 Minuten geguckt, also nicht den kompletten Gig gesehen. Es war noch ziemlich leer vor der großen Hauptbühne draußen. War grundsolider Shoegaze, der mich für die kurze Zeit überzeugen konnte.

Scarab – Band existiert noch nicht lange, letztes Jahr kamen Demo und EP. Natürlich sind aber keine Neulinge am Werk. So singt der ehemalige Sänger von Year of the Knife, der auch bei Gridiron drumt. Alles ist sehr verworren. Sound ist weiterhin moshlastig, aber technisch etwas ausgefeilter. Das erste wirkliche Highlight für mich an diesem Tag. Gab auch schon ordentliche Singalongs. Guter Gig.

Higher Power – Nach diesem Gig steht für mich fest, dass es bei dieser Band zu 100 % auf die Setlist ankommt. Beim Northern Unfest gab es sehr viel alten Stuff und der Gig war top. Hier wurden vor allem neue Sachen gespielt und es war vielleicht der schlechteste der 15-20 Gigs, die ich von der Band gesehen habe. Der Sänger hat generell schon eine spezielle Stimme, an der sich die Geister scheiden, aber Singen kann er leider überhaupt nicht. Das zieht die Qualität extrem runter.

Gridiron – Das besondere an dieser Band ist sicherlich der Sänger, der ein stark raplastigen Gesang an den Tag legt. Da wurde sicherlich viel E.Town Concrete gehört. Alles ist irgendwie etwas prollig, aber nicht so, dass es unangenehm ist. Die Songs sind catchy, dennoch hart. Vor der Bühne war einiges los. Ich muss der Band mehr Aufmerksamkeit als bisher schenken.

Nothing – Haben zum zehnjährigen Jubiläum von „Guilty of Everything“ ein Special Set gespielt. Es wurden nur Songs der Platte zum Besten gegeben. Leider ist die Band auf der großen Hauptbühne ziemlich untergegangen. Ich hab es gar nicht gefühlt. Stand aber auch ziemlich weit hinten und habe ganz andere Erfahrungen von Leuten gehört, die weiter vorne standen.

Ceremony – Es gibt so Bands, die ich warum auch immer ständig verpasst habe, und Ceremony sind das Paradebeispiel dafür. Nun endlich mal gesehen und easy einer der besten Gigs des Wochenendes. Der Sound der Band hat sich über die Jahre ständig verändert. Klar, dass die Crowd hier mehr Bock auf den frühen Stuff hat, aber ich habe auch nicht erwartet, dass es ein Set wie letztes Jahr auf dem Sound & Fury gibt. Gestartet wurde dann mit einem sehr synthielastigen Song der letzten Platte. Die Ruhe vor dem Sturm. Zweiter Song „Kersed“ und die Bühne wurde zum ersten Mal an diesem Wochenende komplett gestürmt, völliges Chaos. An dieser Stelle ein Kompliment an die Bühnensecurities, die quasi das ganze Wochenende über nicht eingegriffen haben. Oft war dies auch nicht möglich, aber sie haben es sportlich genommen. Es gibt wenig, was mich so erfreut, wie Securities, die versuchen im absoluten Chaos irgendwie die Lage unter Kontrolle zu bringen und irgendwann mit einem Mix aus Unverständnis und Belustigung aufgeben und einfach nur noch dem Treiben zugucken. Set war dann geprägt von „Rohnert Park“, wobei auch die anderen Sachen abgedeckt wurden. „Hysteria“ hat mich sehr gefreut. Hunderte Stage Dives. Der Sänger, der zwar aussieht wie ein Average Familienvater, aber eine ziemliche Aura versprüht, durchgehend bei der Crowd. Wurde häufiger begraben, hat auch irgendwann geblutet. So soll es sein. Top Show.

Perp Walk – Standen eigentlich nicht auf meiner Liste, aber der Gig von Balance and Composure wurde aufgrund von Anreiseproblemen auf den nächsten Tag verschoben. Also kurzerhand vor die kleinste Bühne gestellt. War ein solider schrammeliger UK Hardcore Gig. Highlight war auf jeden Fall der crowdsurfende Rollstuhlfahrer. Sowas ist immer schön

Jivebomb – Genauso wie Perp Walk eigentlich nicht auf dem Plan, hat mich sehr gefreut, die Band nach dem guten Auftritt in Oberhausen noch ein weiteres Mal zu gucken. Viele Side to Sides, viele Stage Dives. Es war ein ziemliches Chaos. Man muss vorwegnehmen, dass ab diesem Moment eigentlich bei jeder Band auf dieser Bühne ordentlich was los war. Hat sich erneut gelohnt.

Stiff Meds – Fand die ersten beiden Tapes astrein, die LP ist etwas abgefallen, aber immer noch sehr hohes Niveau. Dennoch noch nie gesehen. Letztes Jahr waren sie im Frühjahr auf dem Festland, aber an dem Tag des NRW Gigs war eine andere Show, die wichtiger war. Nun also endlich mal live gesehen. Gehört auch zum schrammeligeren Teil des UK Hardcore, die auf dem Damage is Done ein perfektes Zuhause findet. Gig war cool, aber ich hätte noch ein Bisschen mehr erwartet. Die Band ist sicherlich in einem kleinen Club mit niedriger Bühne besser aufgehoben.

Never Ending Game – Bisher gab es nur einen einzigen Gig in Europa. Nun im Rahmen des Triple B Packages endlich mal für mehrere Shows hier. Waren meinem Empfinden nach auch für viele ein oder sogar das Tageshighlight. Vielleicht der härteste Pit des Tages. Zusätzlich zig Leute in den ersten Reihen, die alle Texte konnten, durchgehend Stage Dives. War klasse. Ich muss gestehen, dass ich den Hype rund um die „Just Another Day“ damals nicht ganz gekauft habe und mir Gridiron auch besser gefallen, aber es war ohne Frage sau unterhaltsam.

Poison the Well – Die einzig miese Überschneidung des Wochenendes. Ich musste leider Dynamite auslassen, deren Set auf Videos unfassbar krass aussah inkl. Feature des Basement Sängers. Allerdings habe ich die Band dieses Jahr schon viermal gesehen und ob Poson the Well es nochmal rüberschaffen, steht in den Sternen. Also einen Platz vor der Hauptbühne gesucht. Set war gut, die Band hat auf jeden Fall viele Metalcore Acts beeinflusst, die ich heute abfeier und die weit weg sind vom Impericon Metalcore. Es hätten gerne noch mehr Songs von „The Opposite of December“ sein dürfen. Vor allem „12/23/93“ habe ich schmerzlich vermisst. Der Sänger hat sich die meiste Zeit im oberen Teil der Bühne aufgehalten. Dem Set hätte dahingehend ein Bisschen mehr Fannähe gut getan. Beim letzten Track „Nerdy“ gab es dann die einzige Situation, bei der die Security/Technik am Wochenende völlig versagt haben. Die Bühne wurde direkt gestürmt von Leuten, die sich ums Mikro rissen. Anscheinend zu viele Menschen, denn kurzerhand wurde der Sound abgestellt, sodass nur noch Sound über die Monitorboxen kam. Das hat allerdings nichts gebracht, weil es durch die mitsingenden Leute so laut war, dass trotzdem jeder noch hören konnte. War lustig anzusehen. Dann wurden auch die Monitorboxen ausgemacht. Allgemeine Buhrufe, alle Besucher*innen verließen die Bühne. Song wurde neu gestartet. Sänger ging dabei direkt an die untere Bühnenkante und es ging ohne weiteren Zwischenfall zu Ende. Komplett unnötige Aktion. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir, dass so Have Heart gar nicht auftreten müssen, aber dieses Vorgehen hat sich am ganzen Wochenende trotz vergleichbarer Situationen nicht nochmal wiederholt. Ich denke, da hat es hinter der Bühne auch dementsprechende Ansagen gegeben.

Magnitude – Ich bin ganz großer Magnitude Ultra und es war das erwartete Chaos. Mittlerweile war es in der großen Halle vor der Bühne so voll, dass ein Pit quasi nicht mehr möglich war. Der einzige Mosh fand auf der Bühne statt von im Anschluss stagedivenden Personen. Die Band hat mit „Defy“ und „Opposition“ ihre beiden besten Tracks direkt zu Beginn rausgehauen. Ein Traum. Völliges Chaos auf der Bühne. Leider getrübt durch die Lichtshow. Es war wirklich reines Glück, ob einem jemand auf dem Kopf landet. Ansonsten astreine Chaosshows. So macht das richtig Spaß.

Bib – Hatten eine sehr undankbare Position zwischen Magnitude und Mindforce. Parallel spielten auch noch Touche Amore draußen. Habe das Set zur Verschnaufspause genutzt und hatte das Gefühl, dass ich damit nicht alleine war. Set war gut, aber kein Vergleich zur Show in Oberhausen letztes Jahr.

Mindforce – Beste Hardcore Band, wer im Moment was anderes behauptet, hat keine Ahnung. Die zweite Stage platzte aus allen Nähten. Es war auch erst der insgesamt vierte Gig in Europa und die Band tourt nicht, also werden Shows die Ausnahme bleiben. Auf der anderen Seite nutzt sich die Band so nicht ab. Mein Lieblingsmoment direkt zu Beginn beim Opener „New Lords“. Mit Beginn des Gesangs wird die Bühne gestürmt, Chaos, der Breakdown startet, Mosh auf der Bühne, immer noch Chaos. Die Bühnensecurity schafft es nach und nach alle Leute von der Bühne zu bekommen und genau in dem Moment beginnt der nächste Singalong. Der Sänger macht eine Handbewegung, die Crowd stürmt wieder die Bühne, wieder Chaos. Textsicherheit war bei allen gegeben. Platz für Mosh gab es wieder nur auf der Bühne. Licht war natürlich wieder schlecht, aber egal. Glasgow letztes Jahr war noch besser, was allerdings mit der Location zu tun hat. Dennoch bester Band, bester Gig. Wer mal die Chance hat, checkt es aus.

Have Heart – Ich stand sehr weit hinten, war aber auch noch etwas kaputt von vorherigen Set. Intro war wie schon 2019 in Würzburg das Bob Marley „War“ Cover von Sinéad O'Connor. Ganz groß, danach „The Machinist“. Crowd natürlich voll drin. Pat Flynn war die ganze Zeit mittendrin im Geschehen. Immer direkt bei der Crowd, hat das Mikro abgegeben, ist gestagedived, hatte einfach ne gute Zeit. Setlist war ähnlich wie 2019. Mir persönlich hat nichts gefehlt. Ich fand die Shows damals besser, aber das kann auch wieder an meiner Entfernung zur Bühne gelegen haben. Ich hab auch zwischendurch die Gelegenheit genutzt und mir kurz was zu Essen geholt. Das ging erfreulich schnell. Zum Abschluss gab es natürlich „Watch Me Rise“, ganz groß. Wunderbarer Auftritt.

Chat Pile – Hatten natürlich einen schweren Stand zwischen Have Heart und Basement. Die meisten Leute hat es nicht interessiert, aber der Teil, den ich gesehen habe, war mehr als ordentlich. Direkt beim Betreten der Halle wurde auch mein Liebling „Rainbow Meat“ gespielt. Es gab auch hier Stage Dives, natürlich ungewöhnlich für die Sludge Mucke, aber die Band fand es nach meinem Empfinden ziemlich cool. Guter Gig.

Basement – Fand die Aufteilung von Basement und Have Heart überraschend, aber nach dem Gig konnte ich schon nachvollziehen, warum Basement die große Bühne abgeschlossen haben. Bei Have Heart waren die Reaktionen zwar extremer, aber insgesamt gesehen hatte ich das Gefühl, dass bei Basement wirklich alle Besucher*innen Songs kannten. Die Stimmung war eine ganz andere. Setlist war okay, ich brauch das neue Zeug einfach nicht. Dennoch beeindruckender Gig. Es wurde auch ein ganz neuer Song gespielt. Ein Album soll folgen. Bin gespannt, ob die Band wieder aktiver wird oder ob es weiter so läuft wie momentan.

Show Me The Body – Letzte Band des Tages. Habe durch Basement nicht alles gesehen und war auch gespannt, ob überhaupt noch Leute am Start sein würden. Die Befürchtung erwies sich als falsch. Es war voll, viele Leute kannten Lyrics. Klar, das ist keine Musik für riesige Pits, aber es wurde viel gestagedived. Highlight war auf jeden Fall das völlig unerwartete „Sabotage“ Cover. Die Crowd ist komplett steil gegangen. Würdiger Abschluss des ersten Tages.


Sonntag:

Balance and Composure – Waren der Opener am Sonntag auf der großen Bühne. Anders ließ sich der Gig wohl nicht realisieren. Ich stehe der Band neutral gegenüber, der Gig war eine feine Angelegenheit. Schöner Emo zum Start in den Tag, der auf der Hauptbühne generell sehr emolastig war. Hat auch dafür gesorgt, dass das Gelände direkt voll war.

Spite House – Emo/Hardcore Mix. Habe kurz reingeguckt, aber der Gig ist ziemlich an mir vorbeigegangen. War aber sicherlich keine Katastrophe.

The World Is a Beautiful Place & I Am No Longer Afraid to Die – Auf jeden Fall die Band mit dem längsten Namen, die ich je gesehen habe. Irgendwo zwischen Emo und Post-Rock. Prinzipiell etwas, an dem ich durchaus Gefallen gewinnen kann, aber das Set ist auch an mir vorbeigegangen. Paar Parts waren spannend, aber leider in der Unterzahl. Sehr merkwürdig war die Coverwahl, denn es wurde mit „Kersed“ ein Ceremony Song gespielt. Das Original gab es am vorherigen Tag. Das kommt einfach komisch.

Wrong Man – Dürfte die einzige Band vom europäischen Festland sein, die gespielt hat. Mucke ist recht massentauglich. Wenig Hardcore, viel Punk, bisschen Alternative. Ist eine grundsolide Sache genauso wie der Gig.

Angel Du$t – Set war auf jeden Fall wild. Viel Bewegung auf der Bühne, viele Singalongs. Ich habe mittlerweile dahingehend ein Problem mit der Band, da mir die neuen Sachen gar nicht zusagen. Ich war nie der größte Fan, fands aber live immer ganz cool. Die neuen Tracks sind für mich aber nicht weit weg von Stadtfest Mitklatsch Rock und das kann ich mir echt nicht geben. Hat aber auch seine Fans, muss man der Band lassen.

Fiddlehead – Einer von zwei Gigs, die ich als die besten des zweiten Tages bezeichnen würde und in meinen Augen auch besser als Have Heart. Ich stand allerdings auch sehr gut. Pat Flynn war genauso gut aufgelegt wie am vorherigen Tag. Die ganze Zeit in der Crowd. Der Mann ist ein Alptraum für Stagehands. Das Mikro ist ständig irgendwo verheddert oder in der Crowd verschwunden und muss befreit werden. Alle Hits wurden gespielt, gefühlt hat die Band auch nur Hits. Ich hoffe, dass der nächste Gig der Band, den ich sehe, endlich mal in Deutschland oder zumindest auf dem Festland stattfindet. Viermal gesehen, viermal in UK, so kann das nicht weitergehen.

Split Chain – Nicht komplett gesehen, sehr schade. Shoegaze/Grunge, die Art von Mucke, die im Moment ab und an aus dem Hardcore emporsteigt und sehr angesagt ist, siehe Fleshwater und Soul Blind. Haben auch sehr positives Feedback erhalten. Zum Abschluss gab es noch ein Type O Negative Cover, ging hart.

Mannequin Pussy – 15 Minuten reingeguckt. Punk meets Noise Rock. War ein chaotischer Sound, aber hat mich nicht gepackt.

Killing Me Softly – Viel besserer Sound als auf dem This Is Eurocore. Gig natürlich auch besser, Mosh war sehr hart. Allerdings kein Vergleich zu dem, was auf dieser Stage noch kommen sollte. Kann an dieser Stelle nur nochmal betonen, dass alle Metalcore Fans hier sich die Band mal geben sollten. Kommen im September auch rüber mit SeeYouSpaceCowboy, bin hyped.

Gouge Away – Waren mit Angel Du$t und Teenage Wrist unterwegs. Die Band bewegt sich irgendwo an der Grenze von Hardcore und Post-Hardcore. Konnte auch hier nicht alles sehen, weil die kleine Bühne wichtiger war, aber das was ich gesehen habe, war sehr ordentlich. Starke Crowd Reactions, die Band wirkte auch sichtlich beeindruckt.

Hellbound – Ab diesem Act folgte auf der kleinsten Bühne der Northern Unfest Takeover, nur noch Bands des Labels. Das ging auch einher mit sehr hartem Mosh auf und vor der Bühne. Sound der Band ist ultrahart, Integrity Cover wurde auch wieder gespielt. Klasse Gig.

Modern Color – Nicht komplett gesehen. Eine weitere Shoegaze Band an diesem Tag. Die zwei Tage volles Programm haben zu dem Zeitpunkt an mir gezerrt. Hab entspannt von der Seite geguckt, mich auch mal hingesetzt. Überzeugt hat es mich nicht. War okay, mehr aber auch nicht.

Nothin' But Enemies – Ähnlich wie bei den beiden anderen Shows dieses Jahr. Ist von den Northern Unrest Bands die, die mir am wenigsten zusagt, aber liefern immer noch ab. Sänger mosht beängstigend hart, erwartet Ähnliches von der Crowd. Was von Schottland aus stark zugenommen hat ist der Move einiger Stage Diver, einen Ratschlag in die Crowd zu machen. Natürlich völlig Banane, aber alle rechnen damit, schützen sich, passt schon. Show war wütend.

Teenage Wrist – Hier war mein absoluter Tiefpunkt. Nur aus dem Sitzen von weit hinten verfolgt. Klang gut, aber ich konnte kaum was aufnehmen. Konnte ich mit leben, da ich die Band eh am nächsten Wochenende beim Ieperfest sehen wollte. Corona hatte was dagegen.

Impunity – Hier hat mich die Demo zu Beginn nur bedingt abgeholt, bin mittlerweile Fan geworden. Direkt zu Beginn gab es mit der Ansage „Here comes a UK mosh classic“ ein Six Ft Ditch Cover. Sorgt in UK selbstverständlich dafür, dass im Pit alle Hemmungen fallen. Danach das übliche Set. Der Sound bietet durchaus Feinheiten, ist nicht nur stumpf. Die Sängerin hat eine krasse Präsens auf der Bühne. Klasse Gig.

Incendiary – Ist so ähnlich wie bei Mindforce. Die Band besteht aus Leuten mit normalen Jobs, die nicht ausgiebig touren können. Dementsprechend gibt es in Europa immer nur ein paar Shows, es ist was Besonderes. Opener „Primitive Rage“ mit dem besten Singalong Part des Band, direkt Bühnensturm, völlige Eskalation. Danach mit „Zeitgeist“ bester Song der Band. Es wurde alles geboten, was ne Hardcore Show braucht. Setlist war ein Mix aus den letzten drei Alben. Ich war wunschlos glücklich.

Despize – Eins von zwei Flaggschiffen des Glasgow Hardcores. Da passt im Moment einfach alles. Die Bands sind alle top, klar moshlastig to the max, aber in dem Bereich auch weit mehr als stumpf. Wenn bei Despize in nem Breakdown Dissonanten eingebaut werden, fühl ich es komplett. Die neue Platte wurde natürlich abgedeckt. Mosh war überall, sehr hart. Ich wiederhole mich, aber die Shows auf der kleinen Bühne am Samstag waren alle wild.

Harm's Way – Nur so 20 Minuten gesehen, weil ich beim nächsten Act auf der kleinen Bühne im vorderen Bereich stehen wollte, aber die 20 Minuten waren das Beste, was ich von der Band bisher gesehen habe. Fand sie vor 10 Jahren live noch deutlich schlechter. Mittlerweile mit den ganzen Samples natürlich auch technisch ein ganz anderes Level. Viele Textsichere, harter Mosh. Auch hier dachte ich, dass ich mir die Band nochmal komplett auf dem Ieperfest angucken kann. Es tut weh.

Demonstration of Power – Neben Fiddlehead bester Gig des Tages und mit Abstand gewalttätigster Gig des Wochenendes. Erster Song das Death Threat Cover, danach das übliche Set, alle Mitglieder mit Eishockeymasken, passend zur Congress Reunion, mit Schottland Painting. Wenn du sowas machst, so etwas Ikonisches nachstellst, dann muss dein Sound wütend sein. Der Pit messerscharf an der Grenze des Vertretbaren, genauso die Stage Dives. Zum Ende hin wurde plötzlich ein zweiter Pit aufgedrückt, völliges Chaos. Es war fantastisch. Hoffe die Band spielt zeitnah mal eine Deutschland Show.

Thursday – Nach Demonstration of Power kleines Loch und Thursday sind mir auch herzlich egal. Hab 20 Minuten reingeguckt. Kann man musikalisch nichts gegen sagen, ist aber nicht meine Baustelle. Stimmung war top. Es gab wohl auch noch ein Feature von Jeremy Bolm, hab ich allerdings nicht gesehen.

American Football – Wunderschöner Abschluss der Show. Die Band hatte viel Spaß, wobei ihnen auch bewusst war, dass es bei den meisten Acts etwas wilder zugeht als bei ihnen. Dennoch war es immer noch sehr voll. Die erste Platte wurde gespielt. Ich hatte abgesehen von sehr betrunkenen Leuten neben mir gegen Ende des Sets durchweg ne gute Zeit. Bei „Never Meant“ als Abschluss gab es auch vereinzelte Stage Dives, unpassend, aber lustig anzusehen. Im Nachhinein war es auch angenehm, dass das Festival mit einem ruhigeren Act zu Ende ging.

Insgesamt hatte ich musikalisch ein klasse Wochenende. Die Resonanz ist eigentlich bei allen Bands top, mehr kann man sich kaum wünschen. Wie bereits gesagt ist alles andere drumherum anstrengend. Das geht sicherlich noch viel schlimmer, aber ich bin in dem Bereich einfach entspanntere Veranstaltungen gewöhnt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es mich je wieder auf ein großes Festival zieht, das ist mir zu viel Stress. Ich würde das Outbreak zwar wieder besuchen, aber das hängt sehr stark vom Line Up ab. Vor allem bei den großen Acts sehe ich auch nur bedingt Spielraum, was Exklusivität und passende Größe angeht. Nach dem Festival wurden sich im Netz vermehrt Sunny Day Real Estate gewünscht. Sinnvoll, aber mir relativ egal. Ich bin aber auch wirklich nicht böse, wenn ich nie wieder hinmuss. Geld gespart und die anderen Hardcore Festivals in Europa haben durchweg mehr Flair und sind so viel entspannter. Da hab ich einfach ne bessere Zeit für (deutlich) weniger Geld. Ich kann das aber für einige hier ganz klar empfehlen. Man kann vor Ort auch easy ne gute Zeit haben ohne Acts zu gucken, bei denen Violent Dancing groß geschrieben wird. Es wird genug geboten.
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mattkru
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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Mo 12. Aug 2024, 09:11

Das M‘era Luna war wieder so schön! Wir waren jetzt das vierte mal dort und das erste mal auch das komplette Wochenende. Dieses Festival wird immer mehr zu einem absoluten Happy Place für mich weil einfach alles passt.

Gesehen habe ich:

Samstag:
Re.Mind
Schwarzer Engel
Hell Boulevard
Lacrimas Profundere
Die Herren Wesselsky
Oomph!
Saltatio Mortis
Front 242

Sonntag:
JanRevolution
Erdling
Stahlmann
Zeraphine
dArtagnan
Deathstars
Schandmaul
Lord of the Lost
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 12. Aug 2024, 13:32

Ich war am Wochenende in Helsinki beim Flow Festival. Es war das zwanzigjährige Jubiläum und nach 2017 mein zweiter Besuch. Die guten Erinnerungen von damals kann ich nur bestätigen und ich hatte ein wunderbares und extrem abwechslungsreiches Wochenende.

Trotz eines Ausverkaufs und etwas über 30.000 Besuchern am Tag war es eine recht entspannte Angelegenheit, wenn man zu bestimmten Zeiten der Hauptbühne aus dem Weg gegangen ist. Die Hauptbühne wird abwechselnd mit zwei Zeltbühnen bespielt. Darin findet sich auch ein kleiner Kritikpunkt. Die Sets beginnen und enden zur gleichen Zeit. Die Bühnenwechsel dauern zwar nicht mehr als 5 Minuten, aber so kann schon alles bisschen stressiger werden wenn man überall voll dabei sein will. Da ist es oft schon sinnvoll sich eine Pause zu gönnen und das Gelände zu erkunden, was viele Kunstprojekte und sehr gute Electrofloors zu bieten hat. Außerdem gibt es außergewöhnlich gutes und abwechslungsreiches Essen. Die Wartezeiten an den Ständen waren auch sehr überschaubar trotz der vielen Besucher. Die Preise für die Hauptgerichte lagen meistens bei ca. 15€. Getränke waren auch relativ teuer. Softdrinks haben in der 0,33er Dose 6€ gekostet. Damit konnte man in Skandinavien aber schon vorher rechnen. Kommen wir aber zu der Musik und den einzelnen Tagen.

Am Freitag ging es mit dem letzten Festivalgig von The Holy los. Die 360 Grad Bühne bot dafür einen aussergewöhnlichen Rahmen mit ihren Tribünen und der Rundbühne in der Mitte. Auf der Bühne waren 10 Musiker und haben echt für einen starken Sound gesorgt. Irgendwann hat es sich angefühlt als würde die Band ihren letzten Song für immer spielen. Ein sehr toller Auftakt in das Festival und bestimmt auch für die Band ein perfekter Abschluss. Danach ging es ins kleine Zelt zu Miriam Bryant. Es gab skandinavischen Pop auf schwedisch und finnisch. Für viele im Publikum war es wohl das erste Highlight des Tages und es wurde stark mitgesungen. Auch mit fehlenden Sprachkenntnissen hat das als Zuschauer Spaß gemacht.

Wenig später ging es dann zu Arooj Aftab zurück zu der 360 Grad Bühne. Wo soll ich da anfangen? Musikalisch war das grossartig. Sie hat echt eine wunderbare Stimme und die jazzige Band ist richtig gut. Abseits davon war es aber ein eigenartiger Auftritt. Wie so mancher Altherrenrockstar hat sie sich Wein gegönnt und war ziemlich gut dabei. Es gab dadurch viele seltsame Ansagen. Bei der längsten Ansprache hat sie gefragt, warum mittlerweile jeder gay ist und meinte sie würde Charli oder Billie gerne für eine Zeit in einer Beziehung mit einer Frau sehen. Die Publikumsreaktionen darauf waren entsprechend verhalten und das hat sie gemerkt. Irgendwie hat sie es dann doch aber wieder geschafft das Publikum für sich zu gewinnen durch Free Palestine Rufe. Das Thema war wenig überraschend das Wochenende sowieso extrem präsent, aber mehr will ich dazu auch gar nicht sagen.

Nach dem Auftritt sind wir ein wenig über das Gelände gelaufen. Bei Raye war die Hauptbühne enorm voll und es muss wohl für viele sehr stark gewesen sein. Wir sind dann allerdings zum großen Zelt. Dort waren die Idles angesetzt und es war zu Beginn überraschend wenig los. Die Band hat dann aber gewohnt stark abgeliefert. Ich habe sie jetzt schon länger nicht gesehen und war überrascht, dass Mark Bowen nicht dabei war. Scheinbar ist das aber nur kurzfristig so. Nach einer Weile sind wir dann auch gegangen weil wir zum Headliner des Tages wollten. Ganz entspannt konnten wir dann 20 Minuten vor Beginn bei Halsey in den ersten Wellenbrecher. Nightmare als Opener war schon sehr stark und mit viel Pyro unterlegt. Es gab wirklich sehr viele Hits aus allen Phasen ihrer Karriere. Selbst das The Chainsmokers Feature Closer wurde in einer aktualisierten Version gespielt. Ich hätte nie gedacht den Song in dem Rahmen und mit so viel Euphorie im Publikum zu erleben. Zwischendurch gab es auch sehr gute und erwachsene Ansagen mit etwas zu viel Publikumslob. Das war schon eine sehr gute Popshow und ich bin froh sie mal gesehen zu haben. Danach waren wir noch kurz bei Janelle Monáe im großen Zelt, aber sie konnte es nicht ganz schaffen unsere müden Beine in Bewegung zu bringen und so endete ein guter erster Festivaltag.

Am Samstag ging es recht zeitig für uns auf das Festivalgelände und wir waren pünktlich für die Eröffnung der Hauptbühne durch Goldielocks da. Die sehr junge Pop-Sängerin konnte mit ihrer Liveband echt überzeugen. Besonders das Saxophon wertete den Auftritt auf. Das war ein guter Start. Ich bin gespannt, ob man in Zukunft noch mehr von ihr hören wird. Danach ging es ein wenig über die verschiedenen Electrofloors. Auf der Hauptbühne hat wenig später ein weiterer Act mit einer Special Show das Interesse geweckt. Es gab Afrotrap mit finnischen Texten von Ege Zulu in Begleitung einer achtköpfigen Band inklusive Bläsern und Tänzern. Die Songs waren sehr eingängig und der Sound wirklich mächtig. Das Publikum war sehr textsicher und feierte die Aktionen auf der Bühne ordentlich. Highlight war dabei auch noch eine Frau aus dem Publikum, die zum tanzen auf die Bühne geholt wurde und aus einem Sprung heraus ein Spagat gelandet hat. Respekt dafür und an die große Show die von allen Beteiligten auf der Bühne geboten wurde.

Danach ging es zu Precious Bloom auf der 360 Grad Bühne. Die fünfköpfige Band aus Indonesien spielten einen Mix auf City Pop und Disco. Das war mit einem Sitzplatz am späten Nachmittag in der Sonne echt ein entspannter Auftritt. Direkt vor der Bühne haben auch viele getanzt und es war ein sehr angenehmer Vibe wie schon das ganze Festival über. Nach einer Essenspause ging es dann zum großen Highlight des Tages mit PJ Harvey. Die Setlist bot echt einen perfekten Mix von allen Alben. Ich habe mich besonders über den kleinen Let England Shake Block gefreut. Die Begeisterung im Publikum als ihr erstmals die E-Gitarre gereicht wurde war echt elektrisierend. Selbst bei den ruhigen Songs hörte man um uns herum niemanden reden. Ihre Bühnenpräsenz war großartig und die Bühne mit einer Sitzgruppe einfach aber effektiv gestaltet. Das dürfte eines der ganz großen Jahreshighlights gewesen sein.

Danach hat sich der Bereich an der Hauptbühne schon sehr schnell für Fred Again gefüllt. Uns war allerdings nach einer kleinen Pause. Deshalb sind wir im Other Sound gelandet. Das ist eine kleine Indoorbühne mit Sitzplätzen, wo experimentelle Musik läuft. Hier stand dann One Leg One Eye auf dem Programm. Das Nebenprojekt von Ian Lynch (Lankum) hat starke irische Einflüsse in Verbindung mit Noise und Drone Elementen. Die Musik war aber gar nicht so anstrengend wie es von der Beschreibung her klingt. Eine Mitfahrerin von mir ist dabei sogar leicht eingeschlafen und dadurch haben wir dann sogar das ganze einstündige Set mitgenommen. Das war wirklich eine gute Abwechslung und würde ich bei Gelegenheit wieder ansehen. Vor der Hauptbühne bei Fred Again war es dann so voll, dass wir die Electrofloors erkundet haben. Letztendlich sind wir bei Helena Hauff gelandet. Nicht wenige Leute haben das Alternativprogramm zur Hauptbühne in Anspruch genommen und hier nochmal die letzte Energie rausgetanzt. Die Stimmung war super angenehm und es gab genug Platz zum tanzen. Das war ein sehr guter Tagesabschluss.

Der Sonntag wurde von einem leichten Gewitter eröffnet. Deshalb war es ganz passend den Tag in der großen Zeltbühne zu starten. Die französische Band L'Impératrice legte einen denkwürdigen Start hin. Wahnsinn wie schnell sie die Massen begeistern konnten und das Zelt zum tanzen gebracht haben. Musikalisch passte es vom Vibe her auch super zu den restlichen Acts an dem Tag und waren die perfekte Einstimmung. Die Bühnenshow war für die frühe Uhrzeit fast schon übertrieben, aber dabei wird es wohl nicht bleiben in Zukunft. Die Band wird bestimmt bald deutlich größere Slots in Anspruch nehmen und das vollkommen berechtigt. Wenig später konnte dann bei Kenya Grace weitergetanzt werden. Sie war ganz allein auf der Bühne und das Set war wie ein DJ-Set durchgängig aufgebaut. Auch hier war von Beginn an das Publikum voll dabei und konnte bei den gut gewählten Covern Hide and Seek und Toxic ordentlich mitsingen. Zum Schluss gab es noch ihren eigenen Hit Strangers. Die Befürchtung, dass nur darauf gewartet hat wurde zum Glück nicht bestätigt.

Auf der Hauptbühne durfte danach mit Jessie Ware eine der aktuellen Disco-Pop Queens die Massen begeistern. Pünktlich zum Start des Auftritts kam die Sonne raus und die Stimmung erreicht vom ersten Song an den Höhepunkt. Selbst das Publikum durfte sich an Tanzchoreos ausprobieren und tat das mit voller Begeisterung. Jessie war mit ihrer charismatischen Art komplett mitreißend. Es gab auch immer wieder kleine Sticheleien gegen die zahlreichen Pulp Fans, die sich schon vor der Bühne versammelt hatten und sich dem Spaß voll angeschlossen haben. So sollte es doch sein. Danach ging es noch zu LSDXOXO um die Beine weiter tanzen zu lassen. Sein Set war dafür perfekt geeignet und gar nicht so trashig wie beim Rewire letztes Jahr. Nach einem letzten Gang über das Gelände ging es dann zu Pulp.

Den ganzen Tag über hat man schon zahlreiche Shirts und Caps mit dem legendären Schriftzug der Band gesehen. Trotzdem haben wir dann recht entspannt noch einen guten Platz bekommen und wurden von einem leicht verfrühten Beginn überrascht. Mit I Spy und Disco 2000 wurden gleich zwei richtige Hits rausgehauen und die fantastische Stimmung an dem Tag weiter fortgesetzt. Jarvis Cocker ist wirklich unfassbar charismatisch und nutzte die ganze Bühne aus. Das war wirklich ein mehr als würdiger Headliner und hat perfekt funktioniert nach dem sehr tanzbaren Vorprogramm. Common People war der vermeintlich perfekte Abschlusssong voller Ekstase für ein tolles Festivalwochende. Danach gab aber noch einen Song der bisher noch nie gespielt wurde und zusammen mit Richard Hawley geschrieben wurde, der auch mit auf der Bühne stand. Danach folgte ein See You Soon der Band. Das könnte ich aber auch sehr gut zu dem Festival sagen. Es war bestimmt nicht das letzte Mal für mich beim Flow Festival.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Saeglopur » Mo 12. Aug 2024, 15:27

Wollte das Flow nicht zum nächsten Jahr die Location wechseln?

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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 12. Aug 2024, 15:31

Saeglopur hat geschrieben:
Mo 12. Aug 2024, 15:27
Wollte das Flow nicht zum nächsten Jahr die Location wechseln?
Nein es wurde mit dem Termin bestätigt, dass es
zumindest nächstes Jahr noch bleibt :herzen2:


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