Es war das zweite von zwei ausverkauften Konzerten im Tempodrom. Die Setlist ist bei allen EU-Daten gerade ziemlich identisch, das Konzert am Vorabend müsste also mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr ähnlich ausgesehen haben.
Der Einlass ging um 18:30 Uhr los. Zu dem Zeitpunkt hatten sich schon einige Leute vor dem Tempodrom versammelt. Das Publikum war überwiegend jünger und weiblich, darunter auch etliche minderjährige Konzertgäste in Begleitung ihrer Eltern. Da es ausschließlich feste Sitzplätze gab, saß ich nach Einlassbeginn noch eine Weile draußen in der warmen Nachmittagssonne. Gegen 19 Uhr habe ich mich dann in den Konzertsaal bewegt. Mein Platz war im rechten Unterrang am Geländer mit einem sehr guten Blick auf die Bühne.
Um 20 Uhr ging es im mittlerweile gut gefüllten Tempodrom mit Iceage los. Die fünfköpfige Rockband aus Dänemark hatte eine halbe Stunde lang Zeit, um das junge Publikum mit ihren verschrobenen und sehr gitarrenlastigen Songs gleichermaßen zu irritieren als auch trotzdem irgendwie für eine gute Stimmung zu sorgen. Es hat bei einem Song sogar für ein leuchtendes Handymeer gereicht, wie auch immer es dazu plötzlich kam. Ich fand den Auftritt in Ordnung, wobei der letzte Song "The Lord's Favorite" schon ein kleines Highlight war. Zwischendurch hat die Palästina-Flagge auf der Rückseite einer Gitarre für viel Jubel im Publikum gesorgt. Eine inhaltliche Ansage gab es dazu nicht. In dieser plakativen Form ist das für mich immer noch ein schwieriges Thema.
Nach einer Umbaupause kam dann um kurz nach 21 Uhr Mitski mit ihrer Band auf die Bühne. Zu Beginn war die amerikanisch-japanische Musikerin noch hinter einem Vorhang versteckt und nur anhand ihrer immer größer werdenden Schattensilhouette zu erkennen. Als der Vorhang nach kurzer Zeit fiel, war die Euphorie im Publikum groß.
Im Fokus des Abends standen die Songs des letztjährigen Albums "The Land Is Inhospitable and So Are We", das fast komplett gespielt wurde. Mitski tanzte während des Auftritts durchgehend über die Bühne und nutzte die Phasen zwischen den Songs immer wieder für überschwängliche Ansagen, die teilweise ganz sympathisch und unterhaltsam waren, manchmal aber auch etwas zu viel des Guten. Musikalisch war das Konzert nicht die ganze Zeit komplett meine Welt. Es gab aber viele schöne Momente und einige Songs, die sich seitdem als Ohrwürmer bei mir abwechseln – zum Beispiel "Love Me More". Vor allem visuell hatte der Abend einiges zu bieten. Neben der üblichen Beleuchtung im Tempodrom gab es auch eine sehr schöne Deckeninstallation, die zwischendurch heruntergefahren wurde und für ein tolles Lichtspiel gesorgt hat.
Nach knapp 100 Minuten Spielzeit und einem letzten Zugabenblock mit den großen Hits "Nobody" und "Washing Machine Heart" war der Abend vorbei. Das sehr textsichere Publikum hat noch einmal alles gegeben.
Es war auf jeden Fall ein gutes Konzert und hat viel Spaß gemacht, auch wenn ich aufgrund von Schlafmangel zwischendurch immer mal wieder ordentlich mit meiner Müdigkeit zu kämpfen hatte. Aber da kann Mitski ja nichts dafür.
