Beitrag
von fipsi » Mo 13. Jun 2022, 15:17
Dann möchte ich doch noch mal ausführlicher was zum Festival schreiben. Wir haben uns dieses Mal ein Zelt im Melt Village gegönnt. Es gab sehr gute Schlafmöglichkeiten, viel Platz und ein sehr ruhiges Ambiente. Dazu ausreichend sanitäre Anlagen und den schnellen Shuttle vom Gelände aus inklusive. Ich würde es nicht mehr anders machen, wenn ich in Ferropolis ein Festival besuche.
Der anschließende VIP-Campingplatz war auch sehr gut besucht. Ich schätze dieses Angebot wird in Zukunft noch weiter ausgebaut bei der großen Nachfrage. Auf den normalen Plätzen war dann alles wie immer. Die Auslastung war gut, aber es waren an einigen Stellen doch noch größere Lücken zu sehen. Die ersten Beobachtungen, die wir dann beim Rundgang über den Campingplatz gemacht haben, wurden dann auf dem Gelände bestätigt. Das Publikum war enorm jung und hat sich auch dementsprechend verhalten. Ich will auch gar niemanden einen Vorwurf machen, aber ich habe das ganze Wochenende über gemerkt, dass der Vibe für mich nicht gepasst hat. In Zukunft muss ich mir wohl deshalb Festivals suchen, wo ich mich wohler fühlen kann.
Kommen wir zum Festivalgelände und seiner Umgestaltung. Die beiden neuen Bühnen am Campingplatz sind ganz gut an den Badestellen und machen es dort noch lebendiger. Nur fehlt dann echt der Sleepless Floor sehr auf dem Weg zum Gelände. Aber nicht nur der Floor fehlte, sondern auch sehr viel Ambiente. Direkt nach dem Eingang war einfach nichts zu sehen und auch der Spielplatz hinter dem Big Wheel glänzte mit gähnender Leere. Wahrscheinlich wurde da einfach massiv gespart, aber von einem Festival wie dem Melt erwarte ich mir da doch mehr Mühe und Liebe zum Detail. Diese gab es aber zum Glück wieder im Wald, der wirklich wieder ein Highlight des Festivals war.
Positiv hervorzuheben ist noch die Anzahl an Bars gewesen. Ich habe auch nie mehr als 1-2 Minuten auf ein Getränk warten müssen. So ist es doch eine sehr entspannte Sache. Weniger entspannt war dafür die Lage direkt vor den beiden bekannten Bühnen am Strand und im Hinterhof. Hier muss man die Veranstalter wirklich richtig stark kritisieren, weil es einfach so große Fehlplanungen waren. Bei vielen Acts war es einfach viel zu voll vor der Bühne und ich habe auch echt enorm viele Menschen umkippen sehen. Das mag an der Wärme und dem zu starken Konsum vieler Besucher gelegen haben, aber bestimmt auch an der Enge an vielen Stellen. Im Infield dagegen war oft viel zu viel Platz, was natürlich auch vorteilhaft war zum tanzen. Das Konzept der Ping Pong Stage ist schon sehr cool und passend zum Festival, aber auch total falsch umgesetzt. Vermutlich müsste man da in Summe einfach viel mehr große Acts hinverlegen und der Platz wird auch voller und die anderen Bühnen entspannter.
Musikalisch haben doch viele Acts das Wochenende gerettet. Little Simz hat am Donnerstag den Strand ordentlich abgerissen mit ihrer Band. Nur ist die Bühne dort echt nicht zu gebrauchen für Moshpits und ähnliches durch den Sand. Es ist schon arg unangenehm und durch die Neigung auch ziemlich gefährlich. Bei Venom musste sie dann auch erstmal abbrechen und für Sicherheit sorgen. Sehr gut von ihr, aber zeigt auch die massive Fehlplanung der Veranstalter. So einen Act kann man einfach nicht auf der Bühne spielen lassen.
Fred Again bot auf der gleichen Bühne eine absolut großartige Show, die sehr zum tanzen eingeladen hat und nur durch das extrem laute Publikum gestört wurde. Ich hatte dieses Wochenende mehrmals das Gefühl beim Primavera zu sein so sehr wie die Großgruppen während den Shows gequatscht haben. Einfach so eine respektlose Scheiße und dann aber einige Momente abfeiern als wäre man die ganze Zeit voll dabei. Extrem anstrengend einfach so ein Verhalten. Bei Caroline Polachek hat das genauso gestört, aber sie konnte Zum Glück auch eine richtig gute Popshow liefern, die schon headlinerwürdig war. Das Publikum war überraschend textsicher bei den neuen Songs und ich bin sehr gespannt, wie sie sich in Zukunft entwickelt mit dem neuen Album.
Ein weiteres Highlight war Pabllo Vittar mit einem riesigen Hitgewitter und einer einzigen Choreografie als Show. Das Medley aus Energia, Fun Tonight und Sua Cara war einfach nur pure Euphorie. Am Freitag wurde dadurch für mich echt das Festival und die Stimmung gerettet. Das größte Highlight des Festivals war für mich allerdings Oklou. Wie lieb kann eine Künstlerin nur sein und schon so früh eine tolle Show liefern? Die Songs von Galore zünden auch live enorm gut. Zusätzlich gab es noch ein wunderbares Cover von A.G. Cooks Being Harsh und zum großen Abschluss Highest Building. Der Song wurde dann vom Publikum wenig überraschend sogar am meisten abgefeiert. Auch bei ihr bin ich sehr auf die Entwicklung gespannt. Mich würde es nicht wundern, wenn sie noch richtig durch die Decke gehen würde.
Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter an den richtigen Schwachstellen arbeiten und so in Zukunft weiterhin ein tolles Festival liefern können. Ich bin mittlerweile einfach aus dieser Festivalwelt rausgewachsen und werde mir andere Alternativen suchen. Musikalisch gesehen hätte es aber echt keinen besseren Abschluss geben können.