Ich war gestern bei
Celeste im Kesselhaus in Wiesbaden. Erste "richtige" Show seit Februar 2020 für mich (war zwischendurch noch auf einem Open-Air-Sitzplatz-Konzert von Sharktank). Dementsprechend groß war meine Vorfreude. Celeste kenne ich erst seit diesem Jahr und den ganzen "Welche Celeste?"-Running-Gags. Die Vorband Conjurer hatte ich mir nach diversen Empfehlungen hier im Forum mal angehört und für gut befunden. Würde mich jetzt aber nicht als großen Fan beider Bands bezeichnen. Unter normalen Umständen wäre der Gig bei einem ordentlich gefüllten Konzertkalender vermutlich hintenüber gefallen. Aber aktuell nehme ich alles mit was geht, zumal ich mittlerweile auch fußläufig vom Schlachthof wohne. Die Karte konnte ich günstig auf dem Zweitmarkt schießen und habe sogar noch ein zweites Ticket gratis dazubekommen, was ich vor der Halle auch flott weitergeben konnte. Karma regelt, sodass ich bei der Nutzung des vom Schlachthof neu installierten Locker-Systems auch noch einen Gratis-Drink abstauben konnte. So weit, so gut. Ich weiß, dass es in der großen Schlachthof-Halle aktuell im Rahmen der Übergangsregelung noch kleinere Kapazitätsbeschränkungen gibt. Ich weiß nicht, ob dies auch für das Kesselhaus gilt. Falls ja, dann war es vermutlich nicht mehr so weit bis zum "sold out", da der Raum schon sehr gut gefüllt war. 2G+ wurde vernünftig kontrolliert inkl. Scannen und Perso zeigen. Eine Maskenpflicht gab es nicht und die wenigsten haben eine getragen (beim Hauptact noch weniger als beim Support). Ich hatte meine die ganze Zeit auf und muss sagen, dass es mich auch weniger gestört hat als ursprünglich gedacht. Bei Gigs mit mehr Publikumsaction würde ich es aber vermutlich nicht durchhalten.
Conjurer haben richtig Spaß gemacht, auch wenn ich ein wenig gebraucht habe, um wieder in ein Konzert-Setting reinzufinden. Der Gitarrist ist ne ziemliche Rampensau und zieht alle Blicke auf sich, weshalb es auch Sinn ergibt, ihn in der Mitte der Bühne zu platzieren. Highlight war für mich ähnlich wie bei Flecha der letzte Song (glaube es war
"Hadal"), der vom Gitarristen im Publikum beendet wurde, sowie ein neuer, bislang unveröffentlichter Song, der als zweites gespielt wurde und mit so unfassbar schön dissonanten Riffs um sich geworfen hat, dass es eine pure Freude war. Bin auf jeden Fall auf die neue Platte gespannt, die vermutlich bald kommen sollte.
Wie es der Zufall wollte, hatte ich mich natürlich auch direkt neben einem Ehepaar Mitte 40 positioniert, die jetzt nicht wie die typischen Metal-Fans aussahen. Ihr wisst, was jetzt kommt: Sie waren natürlich für die falsche Celeste da.

War auch schon lustig, ihre ersten Reaktionen auf Conjurer mitzubekommen. Unter normalen Umständen hätte mich das Gequatsche von den beiden in den wenigen ruhigen Passagen etwas gestört, aber ich kann es schon verstehen, dass so ein Kulturschock nicht leicht zu verkraften ist. Hab mich in der Pause noch kurz mit ihnen unterhalten. Sie kamen extra aus Heilbronn (knapp 2 Stunden Autofahrt), was schon echt bitter ist, und waren wohl auch nicht die einzigen an diesem Abend mit falscher Hoffnung. Naja, sie haben es mit Humor genommen, sich ein paar Bier reingezogen und sind auch noch mindestens bis zum ersten Song der Hauptband geblieben. Eigentlich kann ich es ihnen auch nicht übel nehmen. Wenn man auf Eventim sucht, findet man einfach null Infos zum tatsächlichen Event und unten ist sogar eine Review von der anderen Celeste im Vorprogramm zu Michael Kiwanuka zu finden.
Nach einer sehr kurzen Pause (habe Teile des ersten Songs verpasst) ging es dann mit
Celeste weiter. Das Setting ist schon geil konzipiert. Beim ersten Song (und kurz vor Ende nochmal) alles dunkel, keine Lightshow und ausschließlich eine beleuchtete Leinwand, was mich sehr an Amenra erinnert hat und ansonsten die charakteristischen roten Stirnlampen kombiniert mit coolen Lichteffekten, die optisch schon was her machen. Dazu noch ein druckvoller, wenn auch sehr lauter Sound. Ich war froh, dass ich Ohrstöpsel dabei hatte. Die Songs klingen zugegebenermaßen alle ziemlich ähnlich und um wirkliche Highlights auszumachen habe ich mich mit der Band noch nicht genügend beschäftigt (
"Elle se répète froidement" ist mir positiv in Erinnerung geblieben). Dennoch hat sich für mich erstmals wieder alles so angefühlt wie vor der Pandemie. Kleiner Wermutstropfen war die doch eher kurze Spielzeit von knapp 50 Minuten, aber hier bin ich wohl mit anderen Erwartungen reingegangen, da andere Setlists der Tour ähnlich aussehen.
Insgesamt ein sehr schöner Konzerteinstand. So kann es gerne weitergehen.
