Ich bin schon seit Ewigkeiten im PS Store um
It Takes Two virtuell herumgetigert, wenn es mal wieder im Angebot gewesen ist, aber habe mich dann doch immer wieder dagegen entschieden. Zum Einen hat mich der durch das Marketing vermittelte Art Style nicht wirklich angesprochen bzw. hat mich das zu sehr an Grounded erinnert, was mich komplett kalt gelassen hat. Zum Anderen stand als potentielle Mitspielerin nur meine Freundin zur Verfügung und die hat bisher alles, was irgendwie im dreidimensionalen Raum gesteuert werden musste, entweder direkt abgelehnt oder wegen zu großer Konfusion beim Steuern mit zwei Sticks nach kurzer Zeit abgebrochen. (aber in Dead Cells die fünfte Bossseele geholt

)
Nunja, schlussendlich hat mir bzw. uns mein Bruder die Entscheidung abgenommen und mir das Spiel kürzlich zum Geburtstag geschenkt und damit einen absoluten Volltreffer gelandet. Wie gut ist dieses Spiel bitte? Ich weiß tatsächlich gar nicht, wo ich anfangen soll, weil hier wirklich alles gelungen ist, was sich die Entwickler/innen offenbar vorgenommen hatten.
Gerahmt wird das Spiel von einer simplen, aber gefühlvoll, liebenswert, quasi kitschfrei und humorvoll umgesetzten Handlung, die uns zwar relativ eng, aber nie nervig durch das Spiel begleitet hat. Die Zwischensequenzen fühlten sich die meiste Zeit über so an, als wären sie bei der Produktion von Pixar beraten worden. Sprecher, Schnitt, Pacing, Dialoge, Licht - alles auf ganz hohem Niveau. Natürlich hat das alles nicht die Detailtiefe einer AAA-Produktion, aber die meiste Zeit will und brauch das Spiel das auch überhaupt nicht. So funktionieren z.B. die Sequenzen in der Hüpfburg, im All und am Ende in der Musikwelt meiner Meinung gerade deswegen so gut, weil dort aufgrund der im Gegensatz zu den Außenleveln eher abstrakten Welt sowohl die limitierten visuellen Mittel perfekt ausgenutzt, als auch auch der spielerischen Kreativität viel mehr Raum gelassen werden konnten. Im Mittelteil gibt es einen kleinen spielerischen Hänger mit weniger spannenden Rätseln und Welten, was am Ende dann aber mehr als wett gemacht wird mit einer wirklich grandiosen Abschlusswelt. Das ist teilweise grafisch so gigantisch gut umgesetzt.
Meine Freundin ist zwar auch bis zum Ende nicht hundertprozentig mit der Kamerasteuerung klar gekommen, aber das Schöne ist, dass es bei It Takes Two einfach auch nicht so schlimm ist: keine nervigen Tode durch faire und großzügige Speicherpunkte, Rätsel, die mehr durch Kreativität, als durch Schwierigkeit glänzen und eine generelle Liebenswürdigkeit und Leichtigkeit. "Upsi, sorry, naja, macht nichts, versuchen wir es gleich nochmal"
Ich war wirklich lange nicht mehr so begeistert von einem Spiel und finde es großartig, dass es auch entsprechend mit Preisen gewürdigt wurde. Wir können es wirklich nur wärmstens weiterempfehlen und wünschen uns schnellstmöglich einen Nachfolger.
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Krasser Kontrast dazu: kürzlich wurde ja das PS5-Update für
Uncharted 4 veröffentlicht und da ich das bisher immer links liegen gelassen habe, dachte ich mir, dass das doch die perfekte Gelegenheit wäre, dieses von Lob überschüttete Meisterwerk nachzuholen.
Naja, was soll ich sagen, ich hätte es wissen müssen. Während mich am Anfang die teilweise kinoreife Inszenierung noch ausreichend gehooked hat, ist nun nach 5 bis 6 Stunden eigentlich alles schrecklich langweilig bis nervig. Die Story hat (mal wieder) maximal C-Movie-Niveau und diverse Indiana Jones Vergleiche sind völlig absurd. Ich werde wohl wirklich nie begreifen, wie derart sündhaft teure Produktionen beim Writing so derbe verkacken können.
In einer 99%igen Männerwelt begeben sich moralisch einwandfrei gezeichnete, in der Realität aber skrupellos massenmordende Helden und ein Bösewicht, wie er eindimensionaler und lächerlicher nicht gezeichnet sein könnte, auf eine Schnitzeljagd nach einem vermeintlichen Schatz, dessen Wert sie auf dem Weg dorthin um ein Vielfaches entweder zerstören oder links liegen lassen.
Gameplaytechnisch hat das Spiel drei Elemente, die sich immer wieder häppchenweise abwechseln:
1. Kletterpassagen, die nichts können, außer eine recht ansehnliche Spielwelt vorzuführen. Kein Anspruch, kein Realismus, kein Spielwert. Ein komplizierterer Wandersimulator mit praktisch markierten Kletterpunkten. Könnte vielleicht sogar ein bisschen Spaß machen, wenn man nicht ständig denken würde: "Warum zur Hölle gibt es quasi inmitten der Zivilisation haufenweise Kulturschätze, für die sich offenbar niemand interessiert?" Man hat sich exakt null Mühe gemacht zu erklären, warum all die Tempel, Höhlen und Schätze so offensichtlich herumliegen.
2. Actionsequenzen mit dem wohl schlechtesten Gunplay, das ich je auf Konsole erlebt habe. Nichts daran macht Spaß. Gegner fressen aus 10 Meter Entfernung ganze Magazine, ohne umzufallen. Deckung bringt nichts, weil Gegner ständig um einen herumlaufen.
3. Rästel, die keine Rätsel sind.
Also echt mal, was soll eigentlich Spaß machen an diesem Spiel? Ich raff's einfach nicht. Was für ein strunzdummes Produkt.