So viele Pitchfork-Reviews habe ich auch noch nicht gelesen. Die Reviews, die ich noch im Kopf habe, fand ich eigentlich schon einigermaßen sachlich geschrieben. Zudem habe ich das Gefühl, dass dieser Rang als Tastemaker-Magazin eher von außen zugedichtet wurde und weniger dem Selbstverständnis von Pitchfork entspricht. In puncto Hypetrains sehe ich im Vergleich auch eher die britischen Magazine vorne. Von daher finde ich deine Einschätzung zu Pitchfork etwas harsch. Aber insgesamt habe ich mich zu wenig mit denen beschäftigt, um da ein umfassendes Meinungsbild abgeben zu können.NeonGolden hat geschrieben: ↑Do 9. Jul 2020, 13:14Darüber lässt sich streiten. Pitchfork & Co. wird diese Außenwirkung ihrer Rezensionen ja bewusst sein, weswegen es auch bei ihnen liegt, wie sie damit umgehen.
Nicht selten geht es bei Pitchfork ja überhaupt nicht um halbwegs fachlich sachliche Besprechung von Musik, sondern um das Anfeuern des nächsten Hypetrains basierend auf dem eigenen Selbstverständnis als Kennermagazin, die Vordenker der Musikwelt, die Entdecker vom neuen hippen Scheiß von morgen. Und damit driftet man dann ganz automatisch auch ins Politische ab, weil sowas ohne eine gewisse Agenda gar nicht funktionieren kann.
Im Endeffekt unterhalten wir uns jetzt über Pitchfork, obwohl die anderen großen Seiten ebenfalls mit Bewertungssystemen arbeiten (und Kanyes Alben auch positiv besprochen haben). Viele haben eben keine Lust, sich massenhaft komplette Reviews durchzulesen und freuen sich über solche Bewertungssysteme, um schneller die für sie interessanten Alben zu finden. Ich glaube, oft werden solche Reviews (gerade von Pitchfork) auch viel zu ernst genommen. Vielleicht liegt es an diesem Tastemaker-Rang oder an den Scores mit Nachkommastelle, die den Eindruck erwecken, als sei diese Bewertung wissenschaftlich ermittelt und in Stein gemeißelt. Am Ende ist das auch nur eine Einzelmeinung. Und nur weil manche einer Pitchfork-Bewertung zu viel Gewicht beimessen, sehe ich nicht, wieso die ihre Scores streichen sollten, aber z. B. das Rolling Stone Magazine seine beibehalten darf.