Stimme dir mit allem zu. Ich hatte ja sogar weiter oben geschrieben, wann mich der Vorwurf der Akademisierung stört und wann eher nicht (und mich da auch ein wenig selbst kritisiert). Und so wie Suitmeister es geschrieben hatte, dachte ich eher, es ginge ihm um eine "unnötige" Verkomplizierung der Sache und nicht der Sprache/des Stils (die ich hier gar nicht so komplex wahrgenommen habe, aber dass heißt ja nicht viel). Gegen Ersteres würde ich gegenhalten, Zweiteres immer unterstützen. Dieser "Akademisierungsvorwurf" kommt halt auch immer wieder, wenn eigentlich gemeint ist: Ist stimme dir nicht zu, habe aber keine Möglichkeit/kein Bock dir mit guten Argumenten zu begegnen. Beim Arzt ist bei dem Vorwurf eigentlich immer die zu komplexe Sprache (sprich: das Geschenkpapier) gemeint, bei geisteswissenschaftlichen (politischen, sozialen, etc.) Diskussionen oft aber das Thema (sprich: das Geschenk) an sich. Und das halte ich – ich wiederhole mich – für falsch.Tambourine-Man hat geschrieben: ↑Di 30. Jun 2020, 14:49Hab den Ausgangspost gelesen und wusste instant, dass das hochkochen würde. Habe den Thread bis eben gemieden und war dann doch zu neugierig...
Natürlich nicht. Ein/e Mediziner/in muss im Kollegium in der Lage sein das Problem bis ins letzte Detail in Fachsprache zu analysieren und sich dann aber auch vor Oma Inge und Otto Normalbürger zu stellen und zu erklären, was da im Körper gerade schief läuft. Genau darin besteht ja die Kunst. Im Extremfall hast du dann halt Leute vor dir, die Boulevard lesen, weil die für sie verstänlich formulieren. Und dann? Das ist kein ganz so kleiner Anteil der Bevölkerung...Wenn es also basics wie bestimmte Differenzierungen gibt, die so elementar sind, dass jede/r sie für das gesellschaftliche miteinander beherrschen müsste, dann muss es auch möglich sein diese zu übersetzen. Oder man bleibt damit halt auf ewig im Pro-Seminar stecken.slowdive hat geschrieben: ↑Di 30. Jun 2020, 11:39Verstehe schon worauf du hinaus willst, aber Gewalt pauschal abzulehnen ist eine Haltung, die sich nur Leute erlauben können, die Gewalt – in welcher Form auch immer – max. aus dem Fernsehen oder einer Kneipenhauerei kennen. Es ist ein Thema, dass komplex ist und einer kleinteiligeren, differenzierten Behandlung bedarf. Das heißt nicht, dass man die Wortwahl dabei nicht so treffen sollte, dass möglichst wenig Leute allein schon aufgrund x-facher Fachbegriffe außen vor bleibt – nehme mich da nicht aus.Suitemeister hat geschrieben: ↑Di 30. Jun 2020, 11:30Es bringt übrigens auch nichts, solche Debatten immer und immer wieder zu akademisieren. Denn dann ist das, was wir hier machen auch nur ein weiterer Auswuchs der vielkritisierten woke-white-Twitter-Mittelschicht.
Akademisierung ist halt eh immer so ein Vorwurf. Einem Arzt oder Physiker, der versucht die Problemstellungen in seinem Metier komplex zu denken, würde man sowas wohl nicht an den Kopf werfen.
Der Lesekreis hier ist zwar breit, aber insgesamt doch absolut akademisch geprägt und/oder intellektuell gut unterwegs. Trotzdem muss man sich dann halt entscheiden, ob das eine reine Diskussion von/für die Powi/Sowi-User sein soll, oder möglichst viele einbeziehen soll. Ich persönlich lerne in dem Feld gerne mehr dazu und habe hier auch schon viel gelernt (und wie in der Schule gibt es unterschiedliche Lehrer ), aber oft ist es für mich dann auch zu viel, um das mal eben nebenher in der Freizeit zu machen, da muss man Bock drauf haben.
Somit bin ich voll bei suitemeister, auch wenn ich verstehe, dass ihr (Powi/Sowi-User) keinen Bock habt die basics hier immer und immer wieder durchzukauen.
Die Frage ist ja: Was ist passiert? Was ist die Motivation? Passiert ist, dass Dehms Scheibe zerschlagen wurde. Er wurde nicht bedroht, nicht physisch attackiert nichts. Ist das ein Einschüchterungsversuch? Was ist der Grund? Ich denke hier geht es eher darum, zu zeigen, dass seine antijüdischen Positionen hier keinen Platz haben. Er wurde nicht in seiner Funktion als demokratischer Vertreter (oder wahlweise als Schwarzer, als Muslim, als Frau, als Linker wasauchimmer) angegriffen, sondern als Depp, der jüdische Existenz negiert und damit auch undemokratisch im Sinne, wie der Begriff hier normalerweise definiert wird, agiert. Das ist auch der Unterschied auf den Quadro hinauswill, wenn er das Beispiel einer schwarzen Person zitiert, die angegriffen wird, weil sie schwarz IST. Würde Dehms Büro demoliert werden, weil er z.B. ein Politiker der Linkspartei ist, niemand hier würde feiern. Und deshalb ist auch Suitmeisters Anfangspost schon falsch. Es geht nicht darum, dass man sich freut, einfach weil die "Richtigen" angegriffen wurden, sondern um die komplexe Gesamtsituation.Tambourine-Man hat geschrieben: ↑Di 30. Jun 2020, 14:49Ich verstehe und sehe die Auslegung als Akt der Rebellion gegen einen antisemitischen, geistigen Brandstifter. Gleichzeitig ist es aber doch - ob es uns gefällt oder nicht - ein Einschüchterungsversuch gegen einen demokratisch legitimierten Volksvertreter oder nicht? Keine rhetorische Frage, ich weiß es wirklich nicht, ich bin Laie. Das ist schon ein Punkt an der Sache, der mir Bauchschmerzen macht.
Oder meintest du, Quadro, auch das, wenn du sagst, dass gerichtliche und ander Instanzen versagen und Dehm der Status als demokratischer Repräsentant schon hätte entzogen werden müssen, etwa durch Verurteilung wegen Volksverhetzung? Ich kenne mich mit der Causa Dehm nicht aus.
Bisschen wirr, aber mobil geschrieben. Hoffe, dass zumindest meine Perspektive ein wenig erklärt werden konnte.