JackJones hat geschrieben: ↑Mo 6. Jan 2020, 20:05
Deichkind tatsächlich nicht gehört, obwohl ich die damals richtig gefeiert habe. Die Zeit ist wohl auch vorbei.
Und Fever ist für mich das schlechteste Balthazar Album, allein Wrong Vibration hat den alten Flair. Haelos wollt ich mir noch demnächst mal anhören.
Mach das mal, mein Lieber. Bei Balthazar teile ich deine Meinung. Höre es gerade noch und finde es schon ganz gut, aber kommt lange nicht an den Vorgänger (Mein Platz acht aus 2015). Wrong Vibration - trotzdem toll
Und tja, was soll ich sagen -
Deichkind ist meine #1. Don't @me.
Eine Band, die ich sonst eigentlich nur auf Parties und Festivals gehört habe, aber auf Albumlänge bislang immer recht schnell langweilig und eintönig war, klettert nun auf mein Siegertreppchen. Wie ist das möglich?
Ich war selbst überrascht, als ich die Scheibe auch noch zum X-ten Mal gehört habe und sie einfach nicht langweiliger wurde. Ich hatte auch nach unzähligen Durchgängen noch wahnsinnige Freude an den Texten, die vor (Selbst)Referenzen nur so strotzen; Freude an zitationswürdigen Wortspielen von infantil bis genial; Freude an den zahlreichen Gastauftritten; Freude an Beats, bei denen ich einfach nicht still sitzen kann.
Ok, all diese Merkmale haben auch etliche andere Alben - fair enough. Aber hier kommt die Attitüde der Band ins Spiel.
Deichkind haben für meine Begriffe eine eindrucksvolle Transformation hingelegt. Weg vom Status der "Atzen mit Abitur", hin zu einem konzeptuellen, gesichtslosen Gesamtkunstwerk, das den Konsumenten recht herzlich zum Hinterfragen der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Umstände einlädt. Der Konsum der Platte funktioniert zwar wunderbar als Party-Musik, ist aber unter der Haube noch so viel mehr: Spielerisch behandelt es komplexe Themen wie Materialismus, (De)individuation und, nun ja, Saufen und stellt obendrein die Hörer vor die Aufgabe, einen gesunden Mittelweg zwischen (passiver) Reflektion, (aktiver) Kritik und dem blanken Eskapismus aus diesen beiden Polen zu finden. Zugang zu diesem Album zu finden, scheint zunächst einfach und kann auf etlichen Wegen geschehen - und das ist auch das Tolle dran: "Wer sagt denn das" hat das Potential, Menschen zu vereinen. Und das auf völlig leichtfüßige Art und Weise, ohne plakativ oder bemüht zu wirken. Zu welchen Anteilen es dann letztendlich Herz, Hirn, Beine und Leber anspricht, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.
Bei mir trifft es vier Mal ins Schwarze.
...und ganz nebenbei ist das Album purer Zeitgeist.
01. Deichkind - Wer sagt denn das?
02.
03.
04. Aldous Harding - Designer
05.
06.
07. Methyl Ethel - Triage
08.
09.
10.
PS: dicke Ghettofaust an alle, die das Album in ihre Top10 geschleudert haben
