Auch Ärzte können Wissenschaftler sein, und ein Laie ist er nun auch nicht unbedingt, er kommt nur halt von einer anderen Seite und nicht genuin aus der Epidemiologie.
Mich stört jedoch generell (kleine Metadebatte) ein wenig die Art und Weise der öffentlich Diskursführung (in dem natürlich jeder ein Experte zu Stickoxiden und Grenzwerten ist und entsprechend starke Meinungen vertritt), die sich (fast schon hämisch) darauf stürzte, dass es ja nur 100 Ärzte (exkl. der, wie sich später herausstellte, Lobbyisten) und somit lediglich 3% der Mitglieder seien, die ihre Skepsis hinsichtlich der Grenzwerte ausdrückten. Dabei spielt es keinerlei Rolle wie viele Personen eine Position vertreten, sondern einzig deren Sinnhaftigkeit. Die Wissenschaftsgeschichte ist voll von Beispielen, in denen einzelne oder wenige Menschen Minderheitenpositionen gegen eine Orthodoxie vertreten haben, die sich später jedoch als korrekt herausstellten (gerade hier hat das Peer-Review-System seine zentrale Schwachstelle, da sie Orthodoxien zementiert). Da zeigt sich auch ein wenig die Naivität der Öffentlichkeit hinsichtlich der Wissenschaft und Forschung, gerade bei (ehemaligen) Studierenden, Journalisten und Publizisten, die immer wieder Defizite im Umgang mit oder Einordnung von Forschung an den Tag legen, obwohl sie nach außen hin immer Wissenschaft als Argument anführen. Wissenschaftsjournalismus ist immer wieder ein Ärgernis.
Damit will ich nicht sagen, dass ich Köhler und seinen Unterstützern zustimme - das könnte ich nicht, denn ich hab wirklich keine Ahnung vom Thema und bestenfalls eine absolut unreflektierte Laienmeinung -, aber es ist einfach so ein schönes Beispiel für eine wenig glückliche Diskursführung vieler Teilnehmer.
Dass man "Experten" eher glaubt, wenn sie die eigene Meinung vertreten, ist mMn auch kein rein rechtes Problem, das findet man in jeder ideologischen Strömung. Macht es natürlich nicht besser.
Jeder Experte, jeder Wissenschaftler hat eine Meinung zu seinem Fachgebiet - warum sollte man diesem kein Gehör schenken? Ganz im Gegenteil würde ich sagen, dass man viel mehr Plattformen schaffen sollte, wo Experten und Wissenschaftler ihre Meinungen kundgeben können. Das hat rein gar nichts mit irgendeiner Ideologie zu tun.