Hab hier auch noch 2 Berichte nachzutragen:
Am letzten Sonntag war ich bei
Shacke One & Achim Funk im Frankfurter Nachtleben. Shacke One ist ein Berliner Rapper, bekannt aus der Upstruct-Sprayer-Crew um MC Bomber. Durch das "Nordachse"-Kollabo-Album mit letzterem ist Shacke 2014 auch zum ersten Mal musikalisch in Erscheinung getreten. Seitdem kamen die beiden Platten "Stecks Schmiers & Suffs" und "Bossen & Bumsen", die mMn zu dem besten gehören, was in den letzten Jahren im Bereich Deutschrap veröffentlicht wurde. Die Albentitel sind Programm: Thematisch dreht es sich bei Shacke ausschließlich um den übermäßigen Alkoholgenuss, das Beglücken holder Damen, die Vernichtung von Wack-MCs sowie das Representen des Heimatviertels Berlin-Wedding. Das Ganze wird präsentiert auf den wunderschönen Beats von Achim Funk, die zwischen Boom-Bap, G-Funk und Italo-Disco (!) pendeln und allesamt richtig Laune machen. Wer mal reinhören möchte: Die ersten beiden Platten gibt es auf der Upstruct-Page zum kostenlosen Download
Das Nachtleben war sehr ordentlich gefüllt, das Publikum natürlich großteils männlich, wobei doch mehr Frauen anwesend waren als ich gedacht hätte. Probs an den Typen in der 1. Reihe im weißen Hemd, der sich erst mal genüsslich einen Rotwein gegönnt hat. Ich hoffe, er hatte sich nicht versehentlich auf die falsche Veranstaltung verirrt.
Voract waren
Tiger & G.G.B., ebenfalls Teil der Upstruct-Crew, regelmäßige Kollabo-Partner von Bomber und Shacke und thematisch auf der gleichen Schiene unterwegs. Hat als 20-Minuten-Warmup Spaß gemacht, aber Shacke liegt nochmal ein paar Klassen darüber, was man im direkten Vergleich auch deutlich gemerkt hat.
So ging es dann auch ohne Pause direkt mit
Shacke One weiter und die Menge war vom 1. Song an voll dabei! Highlights sind schwer auszumachen, da Shackes komplette Diskographie ohne Ausfälle auskommt. Geboten wurde an toller Mix aus den bisherigen 3 Veröffentlichungen, der eigentlich keine Wünsche mehr offen ließ, wobei ich mir im Sinne des Abwechslungsreichtums den "Lovesong"
Fötte noch gewünscht hätte.
Beeindruckend ist vor allem, dass Shacke trotz seines sehr schnellen Rapstils komplett ohne Backup auskommt und sein Vortrag auch in keinster Weise darunter leidet. Noch beeindruckender ist, dass es sich um den 4. Tourstopp in Folge handelte und die Suffeskapaden der vergangenen Tage die Performance in keinster Weise beeinträchtigten (Whiskey-Cola sei Dank). Meine Befürchtung, dass es aufgrund der sehr strengen Umsetzung des Nichtrauchergesetzes zu Stress zwischen Publikum und Security kommen wird, ist zum Glück nicht eingetreten, sodass es im Endeffekt nur zu Ermahnungen von Personen AUF der Bühne kam.
Begleitet wurde das Programm von Sidekick Kultatze Heiko, der das Publikum in den Pausen bespaßte. Neben einem Aerobictraining gab es auch ein völlig bescheuertes Nonsense-Quiz, bei dem man eine Flasche Bier, eine Paprika sowie ein Tittenmagazin gewinnen konnte. Toll!
Nachdem mit
Wat is schon dran an som Tach und
Kings aus Prinzip das Konzert würdevoll beschlossen wurde, gab es noch eine Spontan-Zugabe mit dem Bomber-Cover
Taubensohn und
Pullerschellenverteilas, wobei Tiger jeweils die MC Bomber-Parts übernommen hat. Aus dem Publikum wurde noch
Drei Schwengel für Charlie gewünscht, was von Shacke aber mit Verweis auf die fehlenden Feature-Partner Bomber und Morlockk Dilemma gekontert wurde, wobei eine künftige Tour der drei in Aussicht gestellt wurde. Ich hoffe wirklich, dass diese Tour zustande kommt. Da würde ich sehr viel Geld für bezahlen!
Nach knapp 90 Minuten war der Spaß vorbei! Mit ein paar Tagen Abstand auf jeden Fall das bisher beste Konzert in diesem Jahr. Ich könnte mir vorstellen, dass die nächste Tour in etwas größeren Clubs stattfinden wird.
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Letzten Dienstag war ich beim ausverkauften
Marteria-Konzert im Wiesbadener Schlachthof. Richtig gut gefällt mir eigentlich nur "Zum Glück in die Zukunft 1", die Folgealben empfinde ich vor allem textlich als deutlich schwächer, wobei ein paar gute (Pop-)Songs auf jeder Platte mit dabei sind. Da meine Freundin aber großer Marteria-Fan ist, bin ich trotzdem mit, zumal ich den Frauenfeld-Auftritt letztes Jahr im Zelt verschlafen habe.
Der Support kam von
3Plusss, der mich rein textlich meist überhaupt nicht abholt, aber die Electro/Glitch-lastigen Beats von WE DO DRUMS einiges wieder rausreißen, sodass ich mir manche Songs von ihm doch ganz gerne anhöre. War also ein ganz guter Auftritt und in Anbetracht der Tatsache, dass man es als Support eines Mainstream-Acts doch meist schwer hat, hat er seine Sache gut gemeistert. Nur den Brostep-Bassdrop als Finale, wo die Leute "nochmal richtig ausrasten" sollen, hätte er sich gerne sparen können. Ganz im Ernst: Wer hört denn bitte heutzutage noch Brostep?
Marteria selbst hat im Anschluss dann eine gute knapp 2-stündige Show abgeliefert. Der Fokus lag natürlich auf der aktuellen Platte "Roswell'", die fast komplett gespielt wurde. Der Rest des Sets bestand aus den klassischen Hits der beiden "ZGidZ"-Teilen, dem Standard-Marsimoto-Set (inkl. eines neuen Songs namens
Chicken Terror) sowie überraschenderweise auch 2 Songs der oft vergessenen Debüt-Platte "Base Ventura", bei denen auch 3Plusss nochmal einen Gast-Part abliefern durfte.
Von den neuen Songs hat mir
Tauchstation mit Abstand am besten gefallen, wogegen man das langweilige
Cadillac sowie das richtig schlechte
Links gerne aus dem Set hätte streichen können, zumal dadurch Songs wie
Louis oder (Überraschung!)
Lila Wolken aus dem Set geflogen sind (besonders mit der letzten Streichung hätte ich niemals gerechnet).
Ich bin ja generell ein großer Fan davon, wenn die Songs live in einer anderen Form dargeboten werden und fremde Songs in die eigenen Songs integriert werden. Bei manchen Songs wie
Marteria Girl (Hudson Mohawke - Chimes) und
Neue Nikes (Fergie - London Bridge sowie Grandmaster Flash - The Message) hat das sehr gut funktioniert, manche Änderungen wie der 'Skrillex - Make It Bun Dem'-Beat bei
Eine kleine Bühne (im Ernst: Wer hört bitte heute noch Brostep?) sowie das Drum and Bass-Outro bei
Alles verboten wirken aus der heutigen Sicht jedoch nicht mehr wirklich fresh, sodass hier dringend ein neuer Sound her sollte (oder man belässt es einfach beim Original).
Und dieses schreckliche
Die letzten 20 Sekunden zum Finale... Klar, es hat Tradition, Marten macht Stagediving durch die Menge, die Leute schmeißen ihre Shirts weg und können "nochmal richtig ausrasten" usw. usf., aber der Gag ist mittlerweile sowas von ausgelutscht und der "Song" leider auch nicht wirklich gut. Bitte denkt euch da mal was anderes aus!
War letztendlich für ein Begleitungs-Konzert doch ganz gut und evtl. kam das jetzt auch kritischer rüber als ich es eigentlich empfunden habe. Meine Dosis Marteria ist jetzt aber wieder für ein paar Jahre gestillt.
