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Musiker und ihre Einstellungen

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defpro
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von defpro » Do 14. Dez 2017, 12:30

Shahak Shapira ist einfach so ein unglaublich unlustiger Typ! Der sollte sich dringend mal ein neues Berufsfeld suchen. Nach der Yolocaust-Sache kam nix vernünftiges mehr... nur noch langweile Twitter- und Facebook-Beefs, die auf maximale Aufmerksamkeit schielen.
nilolium hat geschrieben:
Mi 13. Dez 2017, 19:01
soufian ist doch der, der sich bei der BVG auch schon so medienwirksam echauffiert hat, oder? kleiner spinner.
Selber Fall wie Shapira: Sicher, dass das DER Soufian ist? Gibt ja durchaus mehr Personen mit diesem Namen und im Artikel selbst wird keine Parallele zu dem Rapper gezogen. Also bitte etwas vorsichtig sein mit solchen Behauptungen :smile: Empfehle als Alternative dieses Interview.

Zu JBG: Hier kann ich den Gegenwind schon nachvollziehen. Das JBG-Konzept besteht aus dem Beleidigen zahlreicher Rapper, Rappen über Pumpen und Steroide und eben hochgradig asoziale Lines. Das sind nichts anderes als kalkulierte Tabubrüche, die genau solche Reaktionen hervorrufen sollen.

Warum das so erfolgreich ist? Zum einen ist Kollegah einer der erfolgreichsten und rein skill-technisch besten deutschen Rapper und ein Großteil der Fanbase sieht diese krassen Wie-Vergleiche und Doubletime-Passagen als wichtigstes Qualitätskriterium bei Rap-Musik an. (Punkte wie miserables Beatpicking, schlechter Vortrag und thematische Einseitigkeit scheinen da keinen hohen Stellenwert zu genießen.) Zudem wissen sich die beiden einfach gut zu vermarkten: Die Promo-Videos zu JBG3 waren urkomisch und auch sonst versuchen die beiden, die Rap-Gossip-Maschinerie am laufen zu halten. Mit Rapupdate gibt es ja sogar eine eigene Seite, die sich nur Meldungen wie "Rapper A hat Beef mit Rapper B; angebliche Backstage-Schlägerei bei Konzert von Rapper C; Disstracks; blablabla" widmet, quasi so eine Art Tabloid für Deutschrap. Sowas wird natürlich durch das JBG-Konzept des "Möglichst viele Rapper beleidigen" auf die Spitze getrieben und sorgt für entsprechendes Interesse bei der Hörerschaft.

Ob man sowas jetzt im Nachmittagsprogramm eines (vermute ich mal) "Standard-Pop-Rock-80er-90er und das Beste von heute"-Radiosenders spielen muss... vermutlich nicht. Ich kenne das bei solchen Hitparaden eigentlich auch so, dass Songs, die nicht ins Senderkonzept passen, einfach nicht gespielt werden. Der Harlem Shake wurde damals z.B. immer nach 30 Sekunden ausgeblendet :grin:

Und generell zu Rape-Jokes und Auschwitz-Vergleichen: Gabs schon tausend Mal, wird es auch noch weitere tausende Male geben. Die einen finden es ekelhaft und verletzend, die anderen freuen sich über solche Tabubrüche und politisch unkorrekten Humor. Dass das rein sachlich betrachtet natürlich ernst zu nehmende und keinesfalls zu verharmlosende Themen sind, darin sind sich wahrscheinlich alle einig.
Off-topic
Die beste Rape-Line ist übrigens diese hier:
Rape a pregnant bitch and tell my friends I had a threesome
- Tyler, The Creator - Tron Cat

Moralisch fragwürdig, aber ich finde es unglaublich komisch. Sehe ich aber auch niemandem nach, der da gegenteiliger Ansicht ist.

headlesscowman
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von headlesscowman » Do 14. Dez 2017, 13:11

defpro hat geschrieben:
Do 14. Dez 2017, 12:30


Und generell zu Rape-Jokes und Auschwitz-Vergleichen: Gabs schon tausend Mal, wird es auch noch weitere tausende Male geben. Die einen finden es ekelhaft und verletzend, die anderen freuen sich über solche Tabubrüche und politisch unkorrekten Humor. Dass das rein sachlich betrachtet natürlich ernst zu nehmende und keinesfalls zu verharmlosende Themen sind, darin sind sich wahrscheinlich alle einig.

Punkt 1: Shapira ist unlustig. Da hast du Recht. Den Typen braucht keiner. Aber er versucht ja zwanghaft mit wem neuen Beef anzufangen um ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen. Genauso erbärmlich wie irgendwelche Beefs zwischen Rappern, nur vielleicht mit weniger Rechtschreibfehlern von seiner Seite. Bravo!

Punkt 2: Gabs schon tausend Mal ist kein Grund es weitere tausend Male stattfinden zu lassen. Finde geplante Tabubrüche mehr als langweilig. Eine Seite regt sich dann über die schlimmen Texte auf, die Fans dürfen sich dann cool finden, weil sie ja so "schlimme" Texte abfeiern. Was auch immer.
Höre gerne Hip-Hop finde aber die Engstirnigkeit mit der solche Texte meistens verteidigt werden mehr als bedenklich. "Das gabs im Hip Hop immer schon. Hip-Hop ist halt keine Musik für Muschis, sondern es wird halt ausgeteilt. Der Tabu-Bruch ist ja nur ein stilistisches Mittel." Und schwarzer Humor ist sowieso schon mal kein Freibrief für jede bedenkliche Äußerung.

An Mütterfickerei und "Schwuchtel" als Beleidigungen habe ich mich mittlerweile auch schon gewöhnt, und Hip-Hop ist ja nicht die einzige Musikrichtung mit gezielten Tabubrüchen. Das selbe findet man im Metal ja in ähnlicher Form. Sollte allerdings eine Metal-Band über Vergewaltigungen von "Flüchtlingsschlampen" und Auschwitzinsassen solche Texte schreiben, wäre diese Band schneller in der rechten Ecke als ihr lieb ist. Inkl. Auftrifftsverboten in dutzenden Clubs. Und selbst Bands die sich eine Bühne mit solchen Typen teilen würden hätten wohl bei bei allen "links" angehauchten Läden auch ein Problem. Während also im Metal-Bereich relativ schnell der Bannhammer geschwungen wird, darf es im Hip-Hop als stilistischer Tabu-Bruch und schwarzer Humor gefeiert werden? Finde ich bedenklich :)

defpro
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von defpro » Do 14. Dez 2017, 14:17

headlesscowman hat geschrieben:
Do 14. Dez 2017, 13:11
defpro hat geschrieben:
Do 14. Dez 2017, 12:30


Und generell zu Rape-Jokes und Auschwitz-Vergleichen: Gabs schon tausend Mal, wird es auch noch weitere tausende Male geben. Die einen finden es ekelhaft und verletzend, die anderen freuen sich über solche Tabubrüche und politisch unkorrekten Humor. Dass das rein sachlich betrachtet natürlich ernst zu nehmende und keinesfalls zu verharmlosende Themen sind, darin sind sich wahrscheinlich alle einig.

Punkt 1: Shapira ist unlustig. Da hast du Recht. Den Typen braucht keiner. Aber er versucht ja zwanghaft mit wem neuen Beef anzufangen um ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen. Genauso erbärmlich wie irgendwelche Beefs zwischen Rappern, nur vielleicht mit weniger Rechtschreibfehlern von seiner Seite. Bravo!

Punkt 2: Gabs schon tausend Mal ist kein Grund es weitere tausend Male stattfinden zu lassen. Finde geplante Tabubrüche mehr als langweilig. Eine Seite regt sich dann über die schlimmen Texte auf, die Fans dürfen sich dann cool finden, weil sie ja so "schlimme" Texte abfeiern. Was auch immer.
Höre gerne Hip-Hop finde aber die Engstirnigkeit mit der solche Texte meistens verteidigt werden mehr als bedenklich. "Das gabs im Hip Hop immer schon. Hip-Hop ist halt keine Musik für Muschis, sondern es wird halt ausgeteilt. Der Tabu-Bruch ist ja nur ein stilistisches Mittel." Und schwarzer Humor ist sowieso schon mal kein Freibrief für jede bedenkliche Äußerung.

An Mütterfickerei und "Schwuchtel" als Beleidigungen habe ich mich mittlerweile auch schon gewöhnt, und Hip-Hop ist ja nicht die einzige Musikrichtung mit gezielten Tabubrüchen. Das selbe findet man im Metal ja in ähnlicher Form. Sollte allerdings eine Metal-Band über Vergewaltigungen von "Flüchtlingsschlampen" und Auschwitzinsassen solche Texte schreiben, wäre diese Band schneller in der rechten Ecke als ihr lieb ist. Inkl. Auftrifftsverboten in dutzenden Clubs. Und selbst Bands die sich eine Bühne mit solchen Typen teilen würden hätten wohl bei bei allen "links" angehauchten Läden auch ein Problem. Während also im Metal-Bereich relativ schnell der Bannhammer geschwungen wird, darf es im Hip-Hop als stilistischer Tabu-Bruch und schwarzer Humor gefeiert werden? Finde ich bedenklich :)
Guter Beitrag! :thumbs:

Zu Punkt 2: Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass solche Tabu-Lines keinesfalls aktuell ein neues Tief erreicht haben, sondern schon eine gewisse Historie im Hip-Hop haben. Der bloße Verweis darauf, dass das ja schon immer so war, bietet natürlich keinen Freifahrtschein. Sorry, wenn das falsch rüberkam.

Die unterschiedliche Wahrnehmung von Tabuthemen in Hip-Hop und Metal kann ich auch so unterschreiben. Warum das so ist, darüber kann ich auch nur mutmaßen.
Hip-Hop hat ja aufgrund seiner langen Battle-Tradition die kreative Beleidigung des Gegners (inkl. Mütterfickerei) quasi salonfähig gemacht. Innerhalb dieses Battle-Kontext bestand ja quasi Narrenfreiheit und im Regelfall wurde einem grenzwertige Lines nie krumm genommen, weil es eben "dazu gehört". Hin und wieder entstehen auch Debatten, ob die eine oder andere Line vielleicht zu weit ging (prominentes Beispiel wäre Pilz vs. Nedal Nib dieses Jahr), aber von den Protagonisten wird das meistens als eine Art "sportlicher Wettkampf" wahrgenommen und nicht persönlich genommen.

Nun existiert Hip-Hop ja auch außerhalb dieses Kontextes und es kommt mir oft so vor, als hätte man diese Narrenfreiheit, die im Battle-Rap herrscht, einfach mit übernommen. Gerade dieses Ich-darf-alles im Rap wird ja auch von vielen Hörern sehr geschätzt.

Metal ist dagegen für mich ein im Regelfall eher ernstes Genre. Während ich im Rap bei zweifelhaften Aussagen stets hinterfrage, ob das vom Künstler tatsächlich so gemeint war, stellt sich bei mir die Frage im Metal eher weniger. Letzteres liegt vielleicht auch daran, dass der Fokus dort nicht so stark auf den Texten liegt bzw. man diese bei dem Geschrei eh nicht verstehen kann :grin: Aber das im Metal bewusst Ironie oder schwarzer Humor als Stilmittel genutzt werden, kommt schon eher selten vor, oder? Vielleicht höre ich da auch einfach die falschen Genre-Vertreter.

Ich versuche das immer am Einzelfall zu bewerten. Die Rape-Line von Farid finde ich z.B. auch geschmacklos, weil man auch merkt, dass sie nur für diesen Schock-Moment direkt zum Songeinstieg genutzt wurde. Das ist mir zu plump und in dem Kontext auch nicht lustig. Später kommt dann die Auschwitz- und noch eine Charlie Hebdo-Line, die für mich in dem Kontext klargehen, auch wenn ich sie nicht sonderlich kreativ finde. Aber stößt du dich wirklich an sowas an? Für mich sind das bloße Stichwortgeber. Substanziell wird sich da doch mit keiner Thematik auseinandergesetzt.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von headlesscowman » Do 14. Dez 2017, 16:52

mattkru hat geschrieben:
Do 14. Dez 2017, 16:52
Ich vermisse die Zeiten als deutscher Hip Hop noch von Stuttgart und Hamburg dominiert war...
187 dominieren doch zur Zeit :D Mehr Hamburg geht nicht.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Engholm » Fr 15. Dez 2017, 11:35

Ich hätte mir ein längere Lebensdauer von Fischmob gewünscht.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Baltimore » Fr 15. Dez 2017, 12:37

Engholm hat geschrieben:
Fr 15. Dez 2017, 11:35
Ich hätte mir ein längere Lebensdauer von Fischmob gewünscht.
Auf jeden Fall! 'Männer können seine Gefühle nicht zeigen' war so gut! :sabber:
808s und nichts fühl'n, alles, was ich kenn
Jeden Sonntagmorgen in der Kirche verbrenn'n
Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
Die Liebe ist tot und wenn nicht, dann stech ich nach...

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von rogerhealy » Fr 22. Dez 2017, 11:12

Jetzt denkt auch Lorde darüber nach, ihre Israel-Konzerte abzusagen...
https://www.rollingstone.de/nach-fan-pr ... n-1428263/

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Frahm » Fr 22. Dez 2017, 11:28

rogerhealy hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:12
Jetzt denkt auch Lorde darüber nach, ihre Israel-Konzerte abzusagen...
https://www.rollingstone.de/nach-fan-pr ... n-1428263/
Was sagen die Lorde-Fanboys dazu? :doof:

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von headlesscowman » Fr 22. Dez 2017, 11:40

Frahm hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:28
rogerhealy hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:12
Jetzt denkt auch Lorde darüber nach, ihre Israel-Konzerte abzusagen...
https://www.rollingstone.de/nach-fan-pr ... n-1428263/
Was sagen die Lorde-Fanboys dazu? :doof:
Hm. Sie lernt gerne dazu. Mal sehen. Hoffen wir mal beim nächsten BDS-Boycott Aufruf ist nicht auch noch ihre Unterschrift mit darunter :D

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Quadrophobia » Fr 22. Dez 2017, 11:44

Frahm hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:28
rogerhealy hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:12
Jetzt denkt auch Lorde darüber nach, ihre Israel-Konzerte abzusagen...
https://www.rollingstone.de/nach-fan-pr ... n-1428263/
Was sagen die Lorde-Fanboys dazu? :doof:
Der offene Brief ist aber auch wieder mal ein Zeugnis eines uniformierten, globalen, selbstapologetischen und hasserfüllten Slacktivismus. Fährt auch die ganze Palette an Antisemitismen auf: Alibi Jüd*n? Check! Haltlose Apartheids Anschuldung? Check? Diffuser Verweis auf "Völkerrecht"? Check! Geiselhaft für alle Israelis? Check! Einseitige Schuldzuweisung? Check! Unterschlagung von terroristischer Gewalt? Check! Kooptation von angeblichen, moralisch überlegenen Autoritäten? Check! Instrumentalisierung von LGBTQI? Check!

Solche Briefe zeigen ziemlich deutlich, wie der Israelhass in Formen gegossen wird und dass es, würde man die Falschdarstellungen und Relativierungen islamistischen Terrors bei sowas weglassen würde, keinerlei Legitimation für einen kulturellen Boykott bleiben würde, was ganz einfach daran liegt, dass ein kultureller Boykott eine durch und durch totalitäre Idee ist.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Taksim » Fr 22. Dez 2017, 13:40

Frahm hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:28
rogerhealy hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:12
Jetzt denkt auch Lorde darüber nach, ihre Israel-Konzerte abzusagen...
https://www.rollingstone.de/nach-fan-pr ... n-1428263/
Was sagen die Lorde-Fanboys dazu? :doof:

Topreaktion :thumbs:
Finde ich sehr gut, dass sie sich das Recht nimmt, dass in Ruhe abzuwägen und nicht hysterisch auf die eine oder andere Seite zu schlagen.
Quadrophobia hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 11:44
Der offene Brief ist aber auch wieder mal ein Zeugnis eines uniformierten, globalen, selbstapologetischen und hasserfüllten Slacktivismus. Fährt auch die ganze Palette an Antisemitismen auf: Alibi Jüd*n? Check! Haltlose Apartheids Anschuldung? Check? Diffuser Verweis auf "Völkerrecht"? Check! Geiselhaft für alle Israelis? Check! Einseitige Schuldzuweisung? Check! Unterschlagung von terroristischer Gewalt? Check! Kooptation von angeblichen, moralisch überlegenen Autoritäten? Check! Instrumentalisierung von LGBTQI? Check!

Solche Briefe zeigen ziemlich deutlich, wie der Israelhass in Formen gegossen wird und dass es, würde man die Falschdarstellungen und Relativierungen islamistischen Terrors bei sowas weglassen würde, keinerlei Legitimation für einen kulturellen Boykott bleiben würde, was ganz einfach daran liegt, dass ein kultureller Boykott eine durch und durch totalitäre Idee ist.
Dabei gehe ich voll mit und ich fand auch die Anfeindungen gegen Radiohead und Nick Cave völlig überzogen.
Aber in dem Brief kommt für mich nicht wirklich blinder Israelhass zum Ausdruck. Der Verweis aufs Völkerrecht ist auch nicht "diffus" sondern ziemlich klar nachvollziehbar.
Und jede Jüdin, die sich gegen israelische Politik ausspricht, als Alibi-Jüdin zu bezeichnen finde ich ebenso bedenklich. Da gibt es auch genug Israeslis innerhalb des Landes, die die Politik ihrer Regierung verurteilen (zum Glück). BDS muss man unbedingt genau beleuchten und kann die Zweckhaftigkeit und moralische Position hinterfragen, aber die Lösung kann nicht sein, Scharfmachern und Brandstiftern wie Netanjahu ein Freifahrtsschein zu erstellen. Kritik an diesen Personen ist mehr als gefordert.

Ich finde, das ist ein unheimlicher schmaler Grad und kann die Ablehnung von BDS nachvollziehen. Nur wird es zunehmend schwerer, Kritik an der israelischen Regierung zu äußern, ohne in den selben Topf geworfen zu werden.
Ich habe ein bisschen Sorge, dass die zum Teil überzogenen Forderungen von Israel-Gegnern dazu führen, dass jegliche Kritik an israelischer Politik in Mitleidenschaft gezogen wird. Dafür verurteile ich BDS eigentlich am meisten.

So und jetzt zerfleischt mich.
"I don't know."

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Fr 22. Dez 2017, 15:33

Wieso? Ist doch eine völlig okaye Position und deckt sich glaub ich mit dem, was hier sehr viele denken.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Taksim » Fr 22. Dez 2017, 18:23

Die ganze Diskussion ist so aufgehitzt, dass ich mir vorstellen könnte, dass die Position auch schon jemanden triggern könnte.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Quadrophobia » Fr 22. Dez 2017, 21:02

Nö, die ist ja durchaus differenziert. Widersprechen würde ich nur beim Thema Völkerrecht und beim Thema Israelkritik. Letzteres ist eigentlich nach wie vor problemlos möglich und ich habe selbst als jemand, der die Likud und ihre Regierungskoalition ablehnt meist die Erfahrung gemacht, dass man diesen Diskurs gut führen kann. Es stimmt aber leider, dass viele aus der BDS ( und Rechtsradikalen Teilen der Israelis) lancierten Parolen den Diskurs im Grund vergiften.
Zum Thema Völkerrecht: Diffus sage ich deshalb, weil immer wieder auf Resolutionen verwiesen wird, die nicht im Ansatz so eindimensional sind, wie es vielfach dargestellt wird. Die Sicherheitsratsresolutionen, die Israel sanktionieren sind ja nur so zahlreich, weil es eine Allianz arabischer und koalierender Staaten gibt, die dieses Thema immer wieder aufdrängen, ohne dass sich irgendetwas verändert hätte. Auch der Bezug zur Souveränität ist nicht selbstverständlich gegen Israel auslegbar. Was ich damit sagen will ist, dass das "Völkerrecht" wie jedes Rechte und Normenregime kein 100%iges richtig und falsch festlegt, sondern einen Handlungsrahmen schafft und die Interpretation dieses Rechteregimes es formt. D.h. dass Man eben Israel nicht starr eine Okkupation vorwerfen kann, wenn man sich auf das Regime bezieht, das genauso das Selbstverteidigungsrecht zugesteht.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Taksim » Fr 22. Dez 2017, 23:31

Ich will die Diskussion hier gar nicht zu weit führen und du hast die Argumente bestimmt schon alle mal gehört aber:
Das Völkerrecht sieht doch nicht Selbstverteidigung durch Okkupation vor, oder?
Wie nennst du das dann, was im Gazastreifen und Westjordanland passiert, wenn nicht Okkupation?
Ich weiß nicht, ob du diese Passage der Menschenrechtskonventionen (Artikel 49) mit dem Argument der Selbstverteidigung einfach aushebeln kannst:

"Die Besetzungsmacht darf nicht Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung in das von ihr
besetzte Gebiet deportieren oder umsiedeln."

Wie gesagt, außer du sagst, es handelt sich nicht um eine Besatzung. Aber was dann?
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Quadrophobia » Fr 22. Dez 2017, 23:43

Ich meine gar nicht, dass es keine Okkupation gibt. Dieser Begriff ist ja auch erst mal wertfrei. Ich meine, dass die Kritik an der Okkupation nur funktioniert, wenn man gleichzeitig anerkennt, dass es im selben Recht verankert ist, seine Bevölkerung vor Angriffen zu schützen, notfalls auch militärisch. Das fällt beim Thema Völkerrecht immer gern unter den Tisch. Das wird sehr gern ausgelegt, als müsse sich nur Israel daran halten. Man darf das Völkerrechtsargument also gern bemühen, aber in dem Brief ist es, wie so oft, verkürzt und verbogen wiedergegeben.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Ruby » Sa 23. Dez 2017, 10:16

mattkru hat geschrieben:
Fr 15. Dez 2017, 12:58
Baltimore hat geschrieben:
Fr 15. Dez 2017, 12:37
Engholm hat geschrieben:
Fr 15. Dez 2017, 11:35
Ich hätte mir ein längere Lebensdauer von Fischmob gewünscht.
Auf jeden Fall! 'Männer können seine Gefühle nicht zeigen' war so gut! :sabber:
:thumbs:
Auf jeden Fall! Sehr geiles Album. :thumbs:
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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Stebbie » Sa 23. Dez 2017, 10:20

Du verkürzt es aber selber, wenn du lediglich auf das Selbstverteidigungsrecht verweist, da die entscheidende Frage in der gesamten Debatte diejenige ist, ob dieses Recht auch in dem Fall existiert, wenn die zu verteidigenden Siedlungen selber gegen internationales Recht verstoßen. Und da ist nicht nur die Generalvollversammlung (die eine politische Institution ist), sondern sind auch juristische Institutionen wie der Internationale Strafgerichtshof sowie der Internationale Gerichtshof zu dem Schluss gekommen, dass Siedlungs- und Mauerbau im Kern ein Verstoß gegen Richtlinien wie der Genfer Konvenation oder der Statuten von Rom (die ursprünglich auch von Israel unterzeichnet wurde) sind, da sie das Selbstbestimmungsrecht der palästiensischen Bevölkerung beschränken. Es dürfte also eigentlich gar keine Siedlungen geben, die man verteidigen müsst.

Für die seschs israelischen Bezirke sieht die Frage natürlich ganz anders aus, auch wenn beide Aspekte nicht ganz voneinander zu trennen sind.

Ich sehe mich da nicht wirklich befähigt darauf eine Antwort zu finden, weil ich kein Völker- und Staatsrechtler bin. Das absurde an der ganzen Debatte ist, dass der Protest gegen die Kollektivbehandlung der Palästinenser in den besetzten Gebieten dasselbe Mittel anwendet: Eine Kollektivbestrafung der israelischen Bevölkerung.

E.: Der Vorwurf, dass eine kritische Position gegenüber Israel nicht möglich ist, ist natürlich Unsinn, da geb ich dir Recht.
(c) 26.06.2006

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Quadrophobia » Sa 23. Dez 2017, 11:43

Dass man die Siedlungen schlecht mit dem Selbstveteidigungsrecht verteidigen kann, bestreite ich ja gar nicht. Es geht mir auch eher um die "Gesamtsituation" der abgeriegelten Gebiete (die ja nicht nur von Israel abgeriegelt sind). Ein Selbstbestimmungsrecht kann man sicherlich anerkennen, auch für die Palästinenser. Aber das gleiche Recht verbrieft eben auch das Selbstverteidigungsrecht und es ist eben nicht von der Hand zu weisen, dass aus palästinensischen Gebieten regelmäßige Angriffe auf Israel oder Israelis erfolgen. Was ich sagen will, ist das in dieser Diskussion, und das ist der Kernpunkt, die israelische Position dargestellt wird, als gäbe es keinerlei Legitimation dafür. Da schwingt implizit die Delegitimisierung Israels als gesamtes mit.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von ThomZorke » Sa 23. Dez 2017, 16:40

Ich pack's einfach mal hier rein. Kommt von Stereogum und recht spannend zu lesen:

The Year In Musicians Antagonizing The Media

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Tambourine-Man » So 24. Dez 2017, 13:43

Taksim hat geschrieben:
Fr 22. Dez 2017, 13:40
Ich finde, das ist ein unheimlicher schmaler Grad und kann die Ablehnung von BDS nachvollziehen. Nur wird es zunehmend schwerer, Kritik an der israelischen Regierung zu äußern, ohne in den selben Topf geworfen zu werden.
Ich habe ein bisschen Sorge, dass die zum Teil überzogenen Forderungen von Israel-Gegnern dazu führen, dass jegliche Kritik an israelischer Politik in Mitleidenschaft gezogen wird. Dafür verurteile ich BDS eigentlich am meisten.

So und jetzt zerfleischt mich.
Danke für diesen Post.
Ich finde nämlich, dass die nachvollziehbare, starke Ablehnung der BDS-Kampagne hier im Forum leider auch ein bisschen dazu führt. Dass wir alle hier auch zu differenzierten Meinungen zum Nahost-Konflikt fähig sind, kann man ja weiter oben bestens nachlesen. "Die andere Seite" war vorher nicht direkt "gefragt", aber aus einigen Post war diese differenzierte Sichtweise nicht unbedingt herauszulesen, weil sie eben nur klar gegen BDS gehen.
Ich persönlich habe mir beispielsweise bewusst kein Produkt aus dem Hause SodaStream gekauft. Ich weiß, dass das Unternehmen in der Vergangenheit auch wichtige, sehr gut bezahlte Arbeitsplätze für Palästinenser geboten hat, aber durch die Besatzung etc ist mir das alles nicht 100% koscher. Ich sehe das aber eher als Vorsichtsmaßnahme und halte BDS im Wirtschaftsbereich im Kern auch für großen Unfug.
Andererseits beunruhigt mich der zunehmende Antisemitismus in Deutschland definitiv. Mein mit Abstand negativstes Erlebnis als Nachfahre deportierter Juden war mit einem Verschwörungstheoretiker/latenten Holocaust-Leugner zusammen arbeiten zu müssen. Schlimm, wirklich schlimm.

Noch eindeutiger ist es für mich die Ablehnung von BDS in kultureller Hinsicht. Man vergleiche dies mit Auftritten von großen Acts in China und anderswo. Viele Regierungen dieser Welt fahren eine menschenrechtsverletzende Schiene, würde man das jedes Mal berücksichtigen, wären die Tourpläne kürzer. Das ist scheinheilig und auch schwachsinnig. Hier geht es außerdem nicht etwa um ein Konzert in Jerusalem oder besetzten Gebieten. Es geht um Tel Aviv. Ich war leider noch nicht da, aber man hört immer wieder, dass dies eine Stadt ist, die den Multikulturalismus hochhält.
Molotow must stay

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Quadrophobia » So 24. Dez 2017, 13:53

Die BDS Kampagne kanalisiert den deutschen Antisemitismus ja auch bewusst gegen Israel.

Es sollte hier übrigens nicht so rüber kommen, als würde ich, obwohl ich dazu einen klaren Standpunkt habe, andere Meinungen ablehnen. Meine Kritik richtet sich weniger gegen "Pro-Palästina" Positionen, als vielmehr gegen den durch BDS, Afd und Teile der Linken geschürten Diskurs, in dem Judenhass verklausuliert und legitimiert wird.

Soda Stream ist übrigens viel zu geil, um es zu boykottieren

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von tobiwan » So 24. Dez 2017, 13:56

Tambourine-Man hat geschrieben:
So 24. Dez 2017, 13:43
Noch eindeutiger ist es für mich die Ablehnung von BDS in kultureller Hinsicht. Man vergleiche dies mit Auftritten von großen Acts in China und anderswo. Viele Regierungen dieser Welt fahren eine menschenrechtsverletzende Schiene, würde man das jedes Mal berücksichtigen, wären die Tourpläne kürzer. Das ist scheinheilig und auch schwachsinnig.
Genau das habe ich mir die Tage auch gedacht. Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Beispiele, aber gerade bei China weiß ich ja sehr konkret, was da bezüglich Verletzung von Menschenrechten und Völkerrecht so alles passiert, neben einigen anderen kritisierbaren Vorgängen. "Überraschenderweise" kommen bei China und anderen Ländern dann aber so gut wie keine Forderungen, man solle Konzerte dort doch bitte unterlassen.
Let me live that fantasy

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 24. Dez 2017, 14:29

tobiwan hat geschrieben:
So 24. Dez 2017, 13:56
Tambourine-Man hat geschrieben:
So 24. Dez 2017, 13:43
Noch eindeutiger ist es für mich die Ablehnung von BDS in kultureller Hinsicht. Man vergleiche dies mit Auftritten von großen Acts in China und anderswo. Viele Regierungen dieser Welt fahren eine menschenrechtsverletzende Schiene, würde man das jedes Mal berücksichtigen, wären die Tourpläne kürzer. Das ist scheinheilig und auch schwachsinnig.
Genau das habe ich mir die Tage auch gedacht. Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Beispiele, aber gerade bei China weiß ich ja sehr konkret, was da bezüglich Verletzung von Menschenrechten und Völkerrecht so alles passiert, neben einigen anderen kritisierbaren Vorgängen. "Überraschenderweise" kommen bei China und anderen Ländern dann aber so gut wie keine Forderungen, man solle Konzerte dort doch bitte unterlassen.
Da brauchst du gar nicht so weit weg gehen. Russland ist ja mittlerweile gern bespieltes Pflaster - man schaue nur ein mal, wo dieses Land auf dem democracy index und Pressefreiheit steht - oder eben Türkei. Da ist jeder Boykott Israels scheinheilig.

Plus dem, dass ja oft gesagt wird, Kultur würde generell eher Freiheitsrechte hochhalten und sich gegen Unterdrückung wenden - nicht umsonst ist es Maßnahme jeder halbwegs diktatorischen Regierung, erstmal Kultur und Kunst zu beschneiden - womit der BDS ja eigentlich genau das Gegenteil bewirkt, wofür er ja laut Eigenaussage steht.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen

Beitrag von Stebbie » So 24. Dez 2017, 14:33

Russland und China sind eben zu große Märkte und Israel halt so angenehm klein. Prinzipien lassen sich leicht aufrecht erhalten, solange es nicht mit eigenem Verzicht verbunden ist.
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