Ich stehe irgendwo zwischen der Mehrheit und Toasty.
Empfand den Film alles andere als ein Desaster und habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. Sicherlich ist das kein großes Stück Kinogeschichte, aber wie Monkeyson schrieb, hatte auch die OT seine Schwächen, von der (seien wir ehrlich) relativ durchschnittlichen Leistung des Casts bis hin zu gewaltigen Lücken im Plot. Allerdings finde ich auch einige der Kritiken überzogen - sie entlarven sich allzu oft als zu billiges "auf die Kacke hauen", um Aufmerksamkeit zu erlangen. Kennt man ja auch aus dem Musikbereich: Eine Kritik interessiert niemanden, ein gepflegter Totalverriss wird jedoch wie verrückt gelesen.
Der Film macht einiges richtig. Sowohl Rey als auch Kylo Ren fand ich als Charaktere ziemlich stark, ebenso wie BB-8 ein charismatischer R2D2-Reboot ist. Auch Han Solo und Chewbacca wurden wieder gut integriert, während Leia allerdings auf der Strecke blieb. Allerdings ist Carrie Fisher nun privat ja auch sehr vom Leben gezeichnet, weshalb man da ggf. auch nicht zu viel erwarten kann - sie ist ein Nostalgiefaktor. Auch gab es wieder diese Momente, die sich sehr nach Star Wars angefühlt haben:
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Rey's fahrt vor dem havarierten imperialen Sternenzerstörer oder auch ihr Aufeinandertreffen mit Luke zum Ende hin, das mir wirklich sehr gefallen hat
. Es sind sind gerade diese Momente der Ruhe, in denen der Film seine Stärken entwickelt. Auch wirken die Schwertkämpfe sehr plausibel (diese dogmatische Kritik am Schwert von Kylo Ren konnte ich nie so ganz nachvollziehen), vor allem im Vergleich zur PT, wo sie mir zu verspielt waren, während sie in der OT (seiner Zeit geschuldet) ein wenig altbacken daherkommen.
Der Film hätte richtig gut werde können, hätte er sich seiner Stärken besonnen. Jedoch wirkte der gesamte Film einfach überhastet, als sei man gezwungen, Content für vier Stunden in zwei quetschen zu müssen - man hätte den Film auch gut und gerne mit
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dem Angriff auf das Schloss von Maz
enden lassen und das bis dahin geschehene weiter ausführen lassen können. Nach 30 Minuten saß ich im Sessel und hatte wirklich befürchtet, dass es nun 90 Minuten lang so weitergehen wird (Gott sei Dank hat es sich dann ein wenig gebessert). Die Handlung nahm sich nur selten die Zeit, um die Handlung und das Geschehene einzuordnen, weshalb der geneigte Fan bzw. an der Story interessierte sich vermutlich auf den weiteren Kanon berufen muss. Einiges wird sicherlich noch im Laufe der Epp. VIII und IX erläutert werden
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(Finns Verhältnis zur Macht; warum Kylo Ren im Film praktisch kontinuierlich schwächer wird; Wurde Rey von Luke ausgebildet und in Sicherheit gebracht?)
, jedoch griff vieles - wie Toasty sagte - noch nicht so wirklich ineinander, weshalb vor allem das Charaktergefügte noch sehr disparat wirkte. Ich pers. wüsste nun nicht, warum ich mich für Charaktere wie Poe, Maz, Phasma, Los San Takka oder Snoke interessieren sollte. Natürlich war dies bei der OT auch nicht anders: es dauerte lang, bis man wirklich über Darth Vader, Obi-Wan Kenobi oder den Imperator informiert war, während Charaktere wie Boba Fett oder Jabba The Hut eine Rolle spielten, ohne dass man da wirklich was zu ihnen erfährt. Allerdings stand man damals noch am Anfang, während man jetzt diesen umfassenden Kanon aufgebaut hat. Das ist ungefähr so zufriedenstellend wie ein "Moby Dick auf 5 Seiten"-Exemplar.
Aber auch die Handlung wirkte nicht immer plausibel, weshalb man sich schon fragt, warum es scheinbar niemanden juckt, wenn
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fünf Planeten zerstört, von dem einer sogar Sitz des Senats gewesen ist. Warum zeigt man dies, wenn es keine Funktion erfüllt? Erneut ist man wohl als interessierter Fan gezwungen, in den weiteren Kanon zu schauen. Ich hätte im Film bspw. gedacht, dass es sich um Coruscant handelte, aber es wurde das ähnliche Hosnian Prime zerstört. Auch das Aufeinandertreffen zwischen Han und Leia wirkte dann irgendwie komisch, getreu dem Motto: "...und das soll es gewesen sein?".
Das ist sicherlich viel Nitpicking dabei, aber gerade beim Storytelling hat man die letzten Jahre soviel besseres und anspruchsvolleres erlebt. Star Wars fühlte sich neben den wirklichen "Star Wars"-Momenten teils wie ein beliebiger Action-Streifen an. Aber vermutlich ist das der Film,der ANH geworden wäre, hätte man in 2014 gedreht, da sollte man aus den Einschränkungen des Jahres 1977 auch keine Tugend machen.
Aber ich will nicht nur meckern: Insgesamt hat sich der Film gut gefallen und ich war erstaunt, wie schnell er vorüberging. Von daher gebe ich dennoch am Ende eine 4/5 und freue mich sehr auf Episode VIII und erst einmal auf Rogue One (Flecha: spielt übrigens zw. Ep. III und E. IV

), allerdings mit Sternchen, ob der leichtfertig verpassten besseren Wertung: "
you had all the promising tools...".