PUP beste!
Ich hol mal ein bisschen die letzten 1,5 Wochen nach:
Hexvessel am 28.10. im Hafenklang: Hatte lange damit gehadert, ob ich das gekaufte Ticket am Ende auch nutzen würde, weil Frontmann Matt McNerney einer von der Fraktion "IcH TrEnNe KuNsT vOm KüNstLeR" ist. Ich glaube, man kann auch nicht abstreiten, dass Burzum die aktuelle Richtung der Band rein musikalisch ganz klar beeinflusst. Ich habe mich dann aber entschlossen, doch mal zu schauen, ob von diesen Unangemehmitäten etwas beim Konzert rüberkommt und das war zum Glück weder bei der Band noch bei den Fans der Fall. Seine Aussagen wegen des Konzerts zufolge würde ich irgendwie als Öko-anarchistisch einordnen und das widerspricht dann ja doch relativ deutlich dem in Europa grassierenden Neo-Faschismus. Aber naja, musikalisch war das auf jeden Fall über alle Zweifel erhaben. Support gab es von
Sum of R, einer Post-Metal/Doom-Band, die wie Hexvessel selbst aus Finnland kommt. Lange Aufbauten, sehr druckvolle Rhythmen. Hat mir gut gefallen, war mit fast einer Stunde aber auch ziemlich lang. Hexvessel selbst haben gar nicht sooo viel länger gespielt, 70 Minuten würde ich sagen. Dabei gab es das aktuelle Album Polar Veil beinahe komplett und mit Phaedra vom Vorgänger lediglich einen Song der Apocalyptic-Folk-Schaffensphase der Band. Ich hoffe, das ändert sich noch mal wieder. Allerdings lassen die 2 Songs vom 2025 kommenden Album, die gespielt wurden, eher darauf schließen, dass es mit Mid-Tempo Black-Metal mit solchen Folk-Einflüssen weitergeht. Das klingt ja auch sehr gut, aber mir gefiel es vorher trotzdem besser. Den Abschluss machte ein Cover des Misfits-Songs Halloween, passend natürlich am 28. Oktober.
Am 1. November ging es für mich zur Abschlusstournee von
Sepultura in die Inselparkhalle. Hauptgrund meines Erscheinens war mehr oder weniger das stark, wenn auch random zusammengebuchte Gesamtpaket der Tour (und dass ich Sepultura das letzte Mal 2010 gesehen hatte). Begleitet wurden die brasilanischen Thrash-Pioniere von
Jesus Piece,
Obituary und
Jinjer. Dass die Tour eine Halle dieser größe ausverkauft, hat mich trotzdem überrascht. Vergleichbar große Pakete habe ich (für die Hälfte des Preises) auch durchaus schon in Locations wie der Markthalle oder der Großen Freiheit (1/4 oder 1/5 der Größe der Halle) gesehen, aber gut, scheint sich ja gelohnt zu haben. Auch wenn es eine sterile Sporthalle ist, mag ich die Location irgendwie. Sie ist etwas kleiner als die Alsterdorfer SPorthalle, mit dem Sound war ich bisher meistens halbwegs zufrieden und Wege zu Garderoben/Toiletten sowie Getränkesituation funktionieren in der Regel ziemlich easy.
Jesus Piece, von denen ich für viel zu viel Geld ein sehr gut aussehendes T-Shirt mitgenommen habe, machten den Anfang. Da war es noch recht spärlich voll und ich denke, der Sound - Metallic Hardcore/Metalcore - hätte auch vielen, vor allem Oldschool-Sepultura-Fans, vielleicht nicht gefallen. Obwohl es irgendwo die härteste Band des Abends war. Es gab aber auch viele, die extra früh (Beginn war um 17.40 schon) bekommen waren und sich des guten Auftritts erfreut haben. Wacken hatte mir noch etwas mehr Spaß gemacht, weil Sommer, draußen und so, aber ich würde es auch definitiv wieder tun. Vielleicht nächstes Mal dann aber lieber eine kleine Solo-Show.
Obituary waren mal wieder alle Zweifel erhaben. Routinierter Gig der Oldschool-Death-Metal-Veteranen. Eine unfassbare Dampfwalze, dabei aber sehr groovy. Liebe die Band.
Jinjer, Metalcore/Djent aus der Ukraine, war die einzige Gruppe, die ich vorher noch nicht gesehen hatte und vom Sound her war es wohl der beste Auftritt des Abends. Die Sängerin hat eine krasse Range und das Publikum ist von vorn bis hinten gut mitgegangen. Wird auf Platte nie meine Lieblingsband werden, aber live würde ich es mir wieder geben.
Sepultura haben natürlich für den erwarteten Abriss gesorgt, auch wenn man im Vergleich zu vor 15 Jahren Derrick Green das zunehmende Alter schon ansieht. Das war nicht mehr so unfassbar energiegeladen wie damals, aber kann man ihm ja auch nicht vorwerfen. Vielleicht dann auch der richtige Moment,einen Schlussstrich zu ziehen. Allein der Start mit Refuse/Resist, Territory und Slave New World war schon sick. Gab auch von den ganz alten Platten wie Morbid Visions und Shizophrenia mindestens einen Song, guter Schnitt durch die Diskographie. Abschluss des regulären Sets war Arise, letzte Zugabe natürlich Roots. Hit-Feuerwerk. War ein würdiger Abschluss (sofern sie dabei denn bleiben).
Musikalischer Kontrast here we go: Am Monat waren wir bei
Molchat Doma in der Großen Freiheit 36. Mir war natürlich bekannt, dass die belarussische Dark-Wave-Band durch Tik-Tok einen großen Hype erfahren hat, aber das dort erlebte im Vergleich zu Konzerten von Bands aus der exakt gleichen Richtung war schon kurios. Das liegt zum einen an der Größe der Location, die auch noch für 50 Euro ausverkauft war, aber halt vor allem am Publikum. Während auch zu den Dark-Wave-Szenegrößen wie She Past Away fast ausschließlich Schwarze-Szene- oder ältere Post-Punk-Fans kommen, war der Altersschnitt sehr jung und der Schnitt an "Alternativen" im Publikum eher gering. Eher viele junge Leute, die sich ein Netztop bei H&M kaufen, Billie Eilish hören und sagen, sie seien Goth.

(No Diss an der Stelle, sollen die doch machen, was sie wollen - aber gibt's halt wirklich). Zudem war glaub ich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Crowd entweder aus der bela- oder russischen Community in HH, jedenfalls war die russische Sprache, in der auch die Band singt, allgegenwärtig. Support kam von
Urban Heat, einer Post-Punk-Band aus Texas. Sound erinnerte mich stellenweise an die Nicht-ganz-so-Indie-Sachen der Editors. Der Auftritt kam beim Publikum gut an, der Sänger hat sehr viel interagiert (und auch, dass er nach der Hälfte sein T-Shirt ausgezogen hat, um seinen super durchtrainierten Oberkörper zu präsentieren wurde eher goutiert, naja...). Muss ich jetzt nicht regelmäßig auf die Ohren haben, aber für einen Support-Gig war das schon ok. So wie die Band-Mitglieder aussahen und so wie sie Szene-Unity etc beschworen haben, könnt ich mir btw gut vorstellen, dass sie ursprünglich HC-Leute sind.
Molchat Doma haben danach unter riesigem Applaus die Bühne betreten und für rund 90 Minuten richtig abgeliefert. Der Fokus lag natürlich auf dem aktuellen (übrigens sehr, sehr guten) Album Belaya Polosa. Und da frag ich mich dann ja, ob die Leute, die die Band vor allem über TikTok kennen, das auch alles abfeiern, wenn sie die Art von Musik sonst gar nicht hören (was natürlich ein Vorurteil ist). Da wird munter klassischer 80er EBM gespielt, mal klingt es nach Songs of Faith and Devotion und mal nach neuerem Synthwave. Aber gut, jetzt beim Konzert wurde das alles abgefeiert von vorn bis hinten. Die Zugabe bestand wenig überraschend aus den Hype-Songs "Kletka", "Toska", "Tantsevat'" und natürlich "Sudno (Boris Ryzhyi)" (Sorry, von Setlist.fm in nicht-kyrillisch kopiert). War schon sehr ekstatisch. Wir konnten vorn rechts tatsächlich verhältnismäßig wenig gedrängt die ganze Zeit tanzen. Hat viel Spaß gemacht. Das nächste Mal gern für nicht 50 Euro auf einem Szene-Festival. Mich würde schon interessieren, ob das bei dem Publikum da ähnlich gut ankommt.
Dienstag dann eine weitere Abschlusstournee:
Sum41. In der bei WEITEM nicht ausverkauften Barclays-Arena. Oberrang war komplett dicht, hinten im Unterrang gab es auch noch einige Tickets und ich weiß nicht mal, ob der Innenraum ausverkauft war. Bei den Preisen für eine Band, die man nun wirklich oft sehen konnte in den vergangenen Jahren, hat mich das auch nicht gewundert. Allerdings war der Auftritt beim Download Sydney 2019 so unterhaltsam, dass ich mit einer coolen Gruppe trotzdem Bock hatte - zumal Support von
Neck Deep kam, deren aktuelles Album ich dieses Jahr sehr oft gehört habe. Deren Auftritt war auch erwartet gut, das Publikum hatte viel Spaß und es gab jede Menge Bewegung. Gute 45 Minuten, alle Songs, die ich sehen wollte, gespielt, stabile Ansagen gemacht - gern wieder. Sum41 selbst haben 2 Stunden lang ein Best-Of-Set mit allen Hits gespielt und der Crowd ordentlich eingeheizt. Sound war super, Hüpfen, Pogo und Mitgröhlen hat viel SPaß gemacht. Genau das, was ich mir von dem Auftritt erhofft habe. Kann trotzdem alle verstehen, die keine 80 Euro dafür ausgeben wollen, klar.