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Was lest ihr gerade?

Von Spam bis Gott und die Welt
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Wishkah
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Wishkah » Mo 8. Mai 2023, 18:33

Am Wochenende habe ich Hund Wolf Schakal von Behzad Karim Khani gelesen. Das Debüt des iranischen Schriftstellers ist letztes Jahr erschienen und behandelt die Geschichte eines Vaters und dessen zwei Söhnen, die Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre aus dem Iran nach Deutschland flüchten und sich ein neues Leben in Berlin-Neukölln aufbauen. Dabei geht es um Verlust, Gewalt, Kriminalität und Selbstfindung in einem neuen Land – autobiographisch geprägt durch die eigenen Erfahrungen des Autors.

Ein sehr eindringlicher und intensiver Roman, den ich während zwei längeren Bahnfahrten regelrecht verschlungen habe und kaum aus der Hand legen konnte. Der Geschichte zeichnet sich durch ein schnelles Erzähltempo und eine authentisch-direkte und ungeschönte Sprache aus.

In Rezensionen wird das Buch mit einem Rapsong verglichen, der einen in kurzer Zeit mit voller Intensität erwischt und mitreißt. Das trifft es (auch thematisch) ziemlich gut.

Tolles Buch. Hat mich wirklich mitgenommen. :thumbs:

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Taksim
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Mi 12. Jul 2023, 13:50

Soeben beendet:

Charleen Hurtubise - The Polite Act of Drowning

Der Roman hatte mich schon mit dem Titel.
Es handelt davon, wie das tragische Ertrinken eines Teenagermädchen die Gemeinschaft einer Kleinstadt beeinflusst. Darüberhinaus ist es aber auch eine äußerst melancholische Coming of Age-Geschichte um Joanne. Hurtubise fängt den Rausch, die Verzweiflung, die Peinlichkeit und die Freiheit der Teenagerjahre wirklich toll ein. Dazu beschreibt sie die Szenerie äußerst poetisch. Man fühlt sich mittendrin in Kettle Lake. Neben Joanne ist der Roman voll von interessanten, komplexen Charakteren, von denen man häufig glaubt, sie schnell einordnen zu können, die am Ende aber ganz andere Seiten offenbaren. Es ist einer dieser Bücher, wo jeder Charakter der Protagonist sein könnte und es wäre ein spannendes Buch.

Tess Gunty - The Rabbit Hutch

Der Roman sorgte jüngst für einiges Aufsehen und wurde extrem gefeiert. Dem kann ich mich durchaus anschließen. Auch hier beweist die Autorin ein sehr feines Gespür für die Umgebung. in diesem Fall spielt die Geschichte in einer kleinen Rust Belt-Stadt, in der die Planung eines neuen Bauprojekts die Gemeinde im Atem hält. Der titelgebende Kaninchenstall (so auch der deutsche Titel) ist ein sozialer Wohnungsbau, in dem sich eine Vielzahl skurriler Charaktere tummelt. Dort lebt auch die Protagonistin Blandine, ein leicht verschrobener Teenager mit einer traumatischen Vorgeschichte als Waisenkind, die ihren Heimatort trotz all seiner Probleme liebt und die eine Obsession mit Hildegard von Bingen pflegt. Zitate der Mystikerin werden durchlaufend dazu genutzt, die Ereignisse zu kontextualisieren.
Gunty hat einen sehr spitzzüngigen Humor und ein gutes Ohr für Dialoge, doch die Ereignisse, die den Plot vorantreiben, haben es in sich. Die Charaktere sind wie gesagt skurril, aber auch so ziemlich jeder hat einen psychologischen Knacks. Das resultiert in teils absurden, teils düsteren Verhaltensweisen. Die Balance hält die Autorin aber sehr gut.
Zuletzt geändert von Taksim am Mi 12. Jul 2023, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Rieper
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Rieper » Mi 12. Jul 2023, 14:05

Wishkah hat geschrieben:
Mo 8. Mai 2023, 18:33
Am Wochenende habe ich Hund Wolf Schakal von Behzad Karim Khani gelesen. Das Debüt des iranischen Schriftstellers ist letztes Jahr erschienen und behandelt die Geschichte eines Vaters und dessen zwei Söhnen, die Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre aus dem Iran nach Deutschland flüchten und sich ein neues Leben in Berlin-Neukölln aufbauen. Dabei geht es um Verlust, Gewalt, Kriminalität und Selbstfindung in einem neuen Land – autobiographisch geprägt durch die eigenen Erfahrungen des Autors.

Ein sehr eindringlicher und intensiver Roman, den ich während zwei längeren Bahnfahrten regelrecht verschlungen habe und kaum aus der Hand legen konnte. Der Geschichte zeichnet sich durch ein schnelles Erzähltempo und eine authentisch-direkte und ungeschönte Sprache aus.

In Rezensionen wird das Buch mit einem Rapsong verglichen, der einen in kurzer Zeit mit voller Intensität erwischt und mitreißt. Das trifft es (auch thematisch) ziemlich gut.

Tolles Buch. Hat mich wirklich mitgenommen. :thumbs:
Das Buch habe ich zu Jahresbeginn gelesen und es wirkt bei mir immer noch nach bzw. denke ich immer wieder daran, was bei mir bei Romanen nicht oft passiert. Abgerundet wurde das Buch für mich selbst mit der Verfilmung von Sonne und Beton. Ich entdecke da gewisse Parallelen und finde es gut, dass auch auf großer Bühne inzwischen Kultur in Deutschland stattfindet, die sich auch seriös mit der Klassenfrage beschäftigt. Ja, das ist nur ein Themenbereich des Buches, aber das passt schon für mich.

Passend zu dem Themenkomplex habe ich am Sonntag Rückkehr nach Reims von Didier Eribon beendet.
Declan_de_Barra hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:12

Aktuell lese ich Rückkehr nach Reims. Eigentlich bin ich nur darauf gestoßen, weil ich witziges Merch zu Didier Eribon gesehen habe und nicht wusste, wer das ist. Das Buch beschreibt die Herkunft des Autors und thematisiert dabei Klassenunterschiede und wird auch in Bezug auf sein eigenes Leben sehr kritisch. Auch wenn es mir an manchen Stellen etwas sehr trocken wirkt, überzeugt mich der Rest umso mehr. Ohne große Expertise in solchen Bereichen zu haben finde ich, dass er sehr gut Finger in Wunden legt, sodass ich mich auch das ein oder andere Mal angesprochen fühlte.
Sehe das ziemlich genauso.

Bei mir ist die Uni inzwischen acht Jahre her, vielleicht tat ich mich deswegen etwas schwerer in einigen Passagen des Buches. Ich würde mir das Buch auch noch in einfacherer Sprache wünschen, so dass es mehr Leute erreicht. Stellenweise musste ich es doch ziemlich durch prügeln, obwohl mich der Inhalt an sich sehr gepackt hat. Aktuelles, gutes und wichtiges Buch.

Im Moment lese ich Der Osten: eine westdeutsche Erfindung von Dirk Oschmann. Ich habe erst angefangen, aber es liest sich ganz gut. Freue mich schon auf den Feierabend heute, da ich dann weiter lesen kann.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Mi 8. Nov 2023, 17:58

Kürzlich beendet: David Foster Wallace - The Broom of the System / Der Besen im System

Dieses Buch würde ich jedem empfehlen, der darüber nachdenkt, sich an "Unendlicher Spaß" zu wagen, aber doch noch zurückschreckt. Auf eine zugänglichere, komprimierte Weise erfährt man hier schon eine Menge, das Wallaces Schreiben ausmacht: lange, elaborierte Sätze voll komplexer aber doch treffender Fremdworte, skurrile Metaphern, ein Setting in einer leicht verzerrten nahen Zukunft mit allerlei Spitzen gegen das moderne Leben als solches, philosophische Abhandlungen über die Realität als solche, grandios konstruierte Gags, deren Punchline häufig erst Seiten später kommt, verschiedene Textformen (gängiger Erzählstil in dritter Person, Kapitel nur mit Dialog, Protokolle, Geschichten in der Geschichte, Stream of Consciousness in erster Person) und ein fragmentiertes Narrativ, das viele verschiedene Charaktere und Schauplätze umfasst.
Im Kern geht es um Leonore Beadsman, eine Telefonistin bei einem großen Verlag, und ihrem Freund, dem Verleger Rick Vigorous. Leonore beschäftigt primär das Verschwinden ihrer Urgroßmutter, die genauso heißt wie sie (was die Verwirrung nicht mindert), das möglicherweise mit der Entwicklung neuartiger Babynahrung zusammenhängt. Kinder sollen durch sie extrem schnell extrem intelligent werden. Rick Vigorous kümmert mehr der Zustand seiner Beziehung zu Leonore und liest ihr immer wieder Geschichten vor, die ihm vorgelegt wurde (diese sind besonders skurril bis absurd, aber auch niederschmetternd). Er legt ihr auch heimlich eine vor, die er selber geschrieben hat. Ständig muss er sich ihrer Zuneigung vergewissern und sieht diese Geschichten als Metapher für ihre Beziehung. Gleichzeitig wird er auch in die Babynahrunggeschichte hineingezogen.

Wie auch bei "Unendlicher Spaß" ist der Plot aber für meine Begriffe sekundär. Was dieses Buch, sein Debütroman, allerdings noch nicht hat, sind die tiefemotionalen Passagen, die in seinem Magnum Opus all den Wahnsinn erden und ein Stück weit ausgleichen. Dieses hier ist mehr 500 Seiten Wahnsinn, aber es erzeugt eine ähnliche Sogwirkung, wenn man sich darauf einlässt.
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Di 21. Nov 2023, 14:26

Kürzlich beendet: Nathan Hill - Wellness

Sein erster Roman The Nix ist immer noch das beste Debüt und einer der besten Romane, die ich je gelesen habe. Naturgemäß war ich hochgradig gespannt, was nun darauf folgen würde. The Nix zeichnet sich durch eine beeindruckende Mischung aus einem sehr weitreichenden Themenspektrum bei gleichzeitigem Fokus auf charakterzentrierten, persönlichem Storytelling aus. Wellness kommt im Vergleich erstmal kompakter daher. Die Geschichte dreht sich ausschließlich um das Ehepaar Elizabeth und Jack, wobei die Kapitel immer einem der beiden gewidmet sind. Im Zentrum steht der Kontrast des romantisch-märchenhaften Beginns ihrer Beziehung zu den tiefsitzenden Problemen ihrer aktuellen Ehe zwanzig Jahre später. Zusätzlich beleuchten einige Kapitel ihre Jugend individuell, in der sich viele Parallelen auftuen. Aufhänger der Geschichte ist das Bestreben der beiden ein neues großes Apartment in Chicago zu beziehen, das Teil eines neuen, hochmodernen Komplexes ist, in das sie all ihre Erspartes gesteckt haben. Nicht nur werden bei der Planung der Wohnung tiefe Differenzen zwischen den beiden transparent, sie werden auch mit allerlei anderen Problemlagen konfrontiert.

Die große Stärke des Buches liegt in der Charakterisierung der beiden Protagonisten. Nathan Hill arbeitet ihre Eigenheiten sehr gut heraus und findet plausible Erklärungen. Dazu schlägt er wieder mit einem unheimlichen scharfen Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen und die vielen Merkwürdigkeiten unserer modernen Lebens zu, was auch schon seinen Erstling ausgezeichnet hat. Vor allem der Trend der Selbstoptimierung in jedem Lebensbereich seziert er genüsslich.
Dazu nimmt er noch allerlei andere Themen in den Fokus und da verheddert er sich manchmal ein bisschen. Manche Abschnitte wirken so als sollten sie seine intensive Recherche rechtfertigen (es gibt sogar eine Bibliographie wissenschaftlicher Artikel hinten). Das Verhältnis von Story zu Recherche muss aber immer umgekehrt sein. Dazu nimmt das Buch in einem ausgedehnten Flashback eine äußerst düstere Wendung. Der Abschnitt ist für sich total gelungen, aber die Verbindung zur restlichen Story wird für meine Begriffe nicht wirklich deutlich. Es ist fast ein anderes Buch im Buch.

Somit kommt es nicht ganz an den Vorgänger ran, aber das wäre auch eine völlig vermessene Erwartung. Lesenswert ist auf jeden Fall, durch ein paar deskriptivere Kapitel muss man durch, aber man bekommt ein komplexes Psychogramm dieser beiden Charaktere.
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Gelöschter Benutzer 4241 » Mi 22. Nov 2023, 13:02

Ich habe gerade angefangen mit:

KÄLTE von Tom Rob Smith
Unsere Erde in naher Zukunft. Eines Tages tauchen am Himmel gewaltige Raumschiffe auf, die der Menschheit eine Botschaft übermitteln: »Ihr habt 30 Tage Zeit, um die Antarktis zu erreichen. Jeder, der es bis dahin nicht schafft, wird vernichtet.« Diejenigen, die diesen Wettlauf gegen die Zeit gewonnen haben, erwartet ein hartes Schicksal in der eisigen Kälte. Doch einige Wissenschaftler in der McMurdo-Station fassen einen Plan: Sie wollen menschliche und tierische DNA vermischen, um eine neue Art von Mensch zu erschaffen, der in der brutalen Umgebung überleben kann. Mit fatalen Folgen für das, was von der Menschheit noch übrig geblieben ist …

Der Anfang macht Spaß und es wirkt vielversprechend. Ich hoffe, es wird nicht allzu abgespaced. Mal schauen :smile:

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Stebbie » Mi 22. Nov 2023, 13:41

Ich habe gerade zwei Bücher liegen und ich hoffe, dass ich bald mal Zeit finde:

Anne Rabe - Die Möglichkeit von Glück
Jasmin Schreiber - Endling

TwitterBlueSky ist einfach meine primäre Bücherbörse.
(c) 26.06.2006

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Gelöschter Benutzer 4241 » Mi 22. Nov 2023, 15:37

Falls du mal einen BlueSky Code übrig haben solltest :herzen2:

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mehlsack
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von mehlsack » Mi 22. Nov 2023, 15:44

Ich checke die Nachrichten Funktion hier irgendwie noch nicht so ganz, falls es geklappt hat, habe ich dir aber gerade einen Code geschickt :mrgreen:

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Mi 22. Nov 2023, 15:53

rowler hat geschrieben:
Mi 22. Nov 2023, 15:37
Falls du mal einen BlueSky Code übrig haben solltest :herzen2:
Schau mal in den entsprechenden Thread :)

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Gelöschter Benutzer 4241 » Mi 22. Nov 2023, 15:58

@Quadrophobia: Danke für den Hinweis! Komplett übersehen.

@mehlsack: Bisher ist nichts angekommen.

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Taksim
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Mo 4. Mär 2024, 14:17

In den vergangenen Monaten habe ich mich mal verstärkt deutschsprachiger Literatur gewidmet, da ich in dem Bereich eher weniger unterwegs bin. Da gibt’s einige große Namen, die ich angehen wollte:

Arno Geiger – Es geht uns gut
In zwei parallelen Zeitsträngen erzählt der Roman die Geschichte einer österreichischen Familie von den Dreißigern bis in die Gegenwart. Im Hier und Jetzt verfolgen wir Philipps Geschichte, der mit der Renovierung des Hauses seiner Großeltern beschäftigt ist. In eben diesem Haus wuchs seine Mutter auf, deren Geschichte wir in den Rückblicken erfahren. Der Roman ist teilweise lakonisch-betrübt, hat aber auch skurril-heitere Passagen. Das dritte Reich spielt untypischerweise keine große Rolle, sondern vielmehr die Beschwerlichkeiten der Nachkriegszeit bis rein in die Sechziger und Siebziger.
Hat mir richtig gut gefallen!

Martin Walser – Ein springender Brunnen
In seinem vielleicht berühmtesten Roman erzählt Walser semi-autobiographisch von einer Kindheit in einem Dorf am Bodensee. Hier wiederum ist die Frage, wie man mit der Machtübernahme der Nazis umgeht, zentral. Eine gute Erinnerung daran, dass nicht von heut auf morgen eine große Mehrheit der Bevölkerung die Nazis durch die Bank bejubelt hätte. Viele sind einfach eher recht unbedarft mit den neuen „Gepflogenheiten“ mitgegangen, was vielleicht noch erschreckender ist. Somit ist der Roman sowohl Zeitgeschichte als auch Coming-Of Age-Geschichte, in der der Protagonist Johann gleichermaßen die gesellschaftlichen Umwälzungen kommentiert als sich auch mit den Dingen auseinandersetzt, die jeden Jugendlichen in dem Alter umtreiben: Mädchen, Freunde, Schule. Der Roman macht den Alltag in dieser Zeit sehr fassbar.

Erneut gelesen: Erich Maria Remarque – Im Westen nichts Neues
Meisterwerk. Schlicht und ergreifend. In einem erzählenden, konversationalen Ton schildert der Roman den Horror des ersten Weltkriegs äußerst eindringlich. Er bringt nahe, was es heißt, jeden Tag nur mit Überleben beschäftigt zu sein. Und er bringt nahe, wie jede Situation im Leben davon geprägt ist, Erfahrungen zu sammeln und diese für sich am besten zu nutzen. So beschreibt er viel, wie die hierarchische Struktur der Armee für sich genutzt werden kann, wie man untereinander mit Essensrationen handelt und wie man selbst inmitten dieses Horrors versucht, ein bisschen zwischenmenschliche Freude zu teilen.

Petra Morsbach – Justizpalast
Wir folgen dem kompletten Werdegang der Richterin Tirzah, vom Jurastudium bis ins hohe Alter. Dabei ereilen sie allerlei familiäre und persönliche Schicksalsschläge, welche mit ihrer kühlrationalen Arbeit kontrastiert werden. Oder werden sollen, anders kann ich mir diesen Schwall an minutiös beschriebenen Passagen über die diversen Fälle, die sie begleitet, nicht vorstellen. Das wird irgendwann nämlich ziemlich ermüdend und bringt wenig neue Erkenntnisse. Dialoge und Beschreibungen der Geschehnisse außerhalb des Justizpalastes sind dann leider zu wenig einnehmend, als dass sie das wettmachen.

Saša Stanišić – Vor dem Fest
Eine Milieustudie eines ostdeutschen Dorfes, die sich komplett in einer Nacht vor dem sogenannten Annenfest abspielt, in der der Roman äußerst leichtfüßig von Charakter zu Charakter springt und die Menschen beschreibt, die der Trostlosigkeit trotzen oder sich ihr einfach hingeben. Mystik und Folklore wird dazu elegant miteingestreut, da ein Charakter die Dorfarchivarin ist. Auszüge aus einer alten Chronik über die Stadtgeschichte bieten den Hintergrund vor dem Bewohner im Hier und Jetzt leben. Manchmal geht die Welt der Sagen aber auch in die jetzige über.
Das ist alles sehr gut beobachtet und immer mitfühlend - nie herablassend - geschrieben. Viele kleine Geschichten vermengen sich gekonnt und lassen den Dorfgeist lebendig werden. Das erinnert mich an Juli Zehs „Unter Leuten“, der ähnliches versucht, aber für meine Begriffe sich in den Intrigen des Plots ein bisschen verstrickt. Da liefert Stanišić ein abstrakteres, aber doch schärferes Bild.
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Taksim
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Mo 1. Jul 2024, 13:39

Kürzlich beendet:

Rachel Connolly - Lazy City
Dies ist das Debüt der irischen Schriftstellerin. Nicht nur wegen der Themen Beziehung, Sex und Orientierungslosigkeit Mittzwanziger im 21. Jahrhundert sowie des Heimatlands drängen sich Vergleiche mit Sally Rooney auf. Ehrlich gesagt halte ich nach diesem Buch Connolly aber für die bessere Rooney. Denn ihr Beziehungsdreieck wirkt authentischer, ihr Humor ist lakonischer und ihre Sprache ist poetischer.
Der Roman handelt von Erin, die nach dem Tod ihrer besten Freundin das Studium in London unterbricht und zurück in ihre Heimatstadt Belfast zieht. Hier ist sie getrieben von Existenzängsten, da ihr Job als Nanny einer gut betuchten, frisch geschiedenen Mutter zweier Kinder nur ein temporäres Arrangement ist. Dazu lernt sie in einer Bar den Amerikaner Matt kennen, der eine Anziehung auf sie ausstrahlt, die sie selbst nur bedingt erklären kann. Zeitgleich tritt eine verflossene Liebe wieder in ihr Leben.
All diese Sorgen sind aber trivial im Vergleich zum Schmerz, den der Verlust ihrer Freundin auslöst. In den andächtigsten Stellen des Buches findet sie sich regelmäßig in einer Kirche ein und spricht mehr aus Gewöhnung denn aus devotem Glaube zu Jesus und sucht nach Rat.
Der Schauplatz Belfast spielt dabei eine große Rolle. Hier ist alles deutlich kleingeistiger und verschlafener als in London. Dazu ist dies natürlich ein Ort, der sich nie völlig von seiner Geschichte lösen kann. In dem Kontext war das Buch für mich doppelt spannend, da ich vor ein paar Wochen „Amelia“ von Anna Burns gelesen habe. Der Roman hangelt sich an der Geschichte der Troubles in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entlang. „Lazy City“ funktioniert sozusagen im Tandem und schildert, wie die Stadt heutzutage von den Ereignissen, die dort geschildert werden, weiter unterschwellig geprägt ist.

T. Kingfisher – The Twisted Ones
Ich lese extrem selten Horror. Aber Empfehlungen für die Autorin kamen mir schon häufiger unter und die Blurps und der Klappentext klangen spannend.
Die Lektorin Melissa nimmt die Bitte ihres Vaters, das Haus ihrer verstorbenen Großmutter auszuräumen, als Gelegenheit wahr, von ihrem festgefahrenen Leben und der letzten gescheiterten Beziehung wegzukommen (Melissa ist Mitte dreißig, aber sie treiben sonst ähnliche Sorgen um wie Erin aus Lazy City). Das Haus befindet sich in einer Provinzstadt. Hinter ihm liegt ein tiefer Wald und im Garten befindet sich ein merkwürdiger Stein. Schon bald beginnen unheimliche, unerklärliche Ereignisse, die Melissa mithilfe der unzusammenhängenden Notizen ihres ebenfalls verstorbenen Stief-Großvaters versucht zu entziffern. Versteht sich von selbst, dass sie keine Ahnung hat, auf was sie sich da einlässt.
Zunächst mal ist festzuhalten, dass der Roman toll Spannung aufbaut. Behutsam wird die bedrohliche Kulisse des Waldes und was sich da verbergen mag, aufgebaut. Es gibt eine Passage, in der die Hintergründe durch die Notizen weiter aufgedröselt werden, die etwas langatmig gerät, aber sonst hat das Ding einen unheimlich guten Fluss.
Und das liegt nicht zuletzt an einer Komponente, die ich von einem Horrorroman überhaupt nicht erwartet hätte: er ist richtig, richtig witzig. Ich musste mehrfach laut lachen. Dabei wirkt der Humor nicht reinkonstruiert, nur um den Horror etwas auszubalancieren. Er wirkt authentisch in der Ich-Erzählung der Protagonistin. Selbst in den dramatischen Szenen trifft einen manchmal ganz unvermittelt ein wirklich pointiert formulierte Beobachtung. Dieser Humor trägt das Buch und zieht einen da wirklich schnell durch. Nicht nur deshalb ist es absolut auch empfehlenswert für Nicht-Horror-Fans.
Sonst ist die Autorin ja mehr im Fantasy-Bereich zuhause. Inwiefern ihr Stil in diesen Büchern vergleichbar ist, kann ich nicht beurteilen, aber wer schon mal etwas von ihr gelesen hat und es mochte, sollte hier auf jeden Fall zugreifen, auch wenn es ein ganz anderes Genre ist.
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olli77
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von olli77 » Di 2. Jul 2024, 06:47

Chain-Gang All-Stars von Nana Kwame Adjei-Brenyah

»Unglaublich gut: eine
brutale Geschichte, bestechend
geschrieben. Und das aus
vollem Herzen.« Stephen King

Da kann ich dem guten alten Steffen König nur Recht geben.
Wirklich ein klasse und packendes Buch :popcorn:

Rieper
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Rieper » So 14. Jul 2024, 10:41

Die New York Times hat gemeinsam mit Buchautor:innen, Dichter:innen, Kritiker:innen etc. die 100 besten Bücher des 21. Jahrhunderts gewählt.

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Quadrophobia
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Mo 15. Jul 2024, 10:56

Rieper hat geschrieben:
So 14. Jul 2024, 10:41
Die New York Times hat gemeinsam mit Buchautor:innen, Dichter:innen, Kritiker:innen etc. die 100 besten Bücher des 21. Jahrhunderts gewählt.
Generell eine sehr gute Auswahl, aber ich bin immer weider baff, dass "The Overstory" in den USA so gefeiert wird. Ein langweiliges Buch voller öder Charaktere, dessen grundsätzlich gute Idee im Keim erstickt (und mit "Der Pilz am Ende der Welt" gibt es schon ein Buch, dass diese Idee um Welten besser verarbeitet, wenn auch stärker in Richtung Non-Fiction). Anstatt sein literarisches Motiv herauszuarbeiten, verfängt sich Powers in Kitsch, Eso und christlichem Symbolismus. Und die Frauenrollen hätte nicht mal Murakami schlimmer schreiben können. Das einzig gute an diesem Buch sind die ausschweifenden Naturbeschreibungen, aber das rettet es leider nicht vor dem Rest der fast 800 Seiten

Karo
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Karo » Mi 31. Jul 2024, 17:40

Ich frage: Historisches (kaiserzeitliches) Japan und ihr sagt...?

James Clavell alles gelesen (klar), Die tausend Herbste des Jacob de Zoet auch. Könnt ihr mir weitere Romane empfehlen?

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Alien Brody » Do 1. Aug 2024, 10:24

Karo hat geschrieben:
Mi 31. Jul 2024, 17:40
Ich frage: Historisches (kaiserzeitliches) Japan und ihr sagt...?

James Clavell alles gelesen (klar), Die tausend Herbste des Jacob de Zoet auch. Könnt ihr mir weitere Romane empfehlen?
Naja, die Originale – Murasaki Shikibu und Sei Shonagon würden sich anbieten. Oder meinst du Kaiserzeit ab 1868?

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von slowdive » Do 1. Aug 2024, 21:59

Karo hat geschrieben:
Mi 31. Jul 2024, 17:40
Ich frage: Historisches (kaiserzeitliches) Japan und ihr sagt...?

James Clavell alles gelesen (klar), Die tausend Herbste des Jacob de Zoet auch. Könnt ihr mir weitere Romane empfehlen?
Schweigen von Shūsaku Endō.

Karo
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Karo » Fr 2. Aug 2024, 12:45

Alien Brody hat geschrieben:
Do 1. Aug 2024, 10:24
Karo hat geschrieben:
Mi 31. Jul 2024, 17:40
Ich frage: Historisches (kaiserzeitliches) Japan und ihr sagt...?

James Clavell alles gelesen (klar), Die tausend Herbste des Jacob de Zoet auch. Könnt ihr mir weitere Romane empfehlen?
Naja, die Originale – Murasaki Shikibu und Sei Shonagon würden sich anbieten. Oder meinst du Kaiserzeit ab 1868?
Danke, ich habe mal reingeschaut. Ehrlicherweise müsste ich für die Originale mehr Zeit und Kopf haben, als ich in den nächsten Jahren haben werde. Gerne historische Romane, wenn du Vorschläge hast. Zeitlich vor dem 20. Jh.
slowdive hat geschrieben:
Do 1. Aug 2024, 21:59
Schweigen von Shūsaku Endō.
Perfekt, danke! Direkt organisiert.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von olli77 » Di 17. Sep 2024, 07:00

Lucas Fassnacht - Die Mächtigen

"In einer Welt, in der alles vernetzt ist, wird der Kampf um die Macht ein gefährliches Spiel.

Im Zenit seiner Macht stürzt sich einer der bedeutendsten Konzernchefs des Landes in den Tod. An seine Stelle tritt Fridolin von Wolfenweiler, und dieser hat eine kühne Vision: die Entwicklung einer Software, die den kompletten Zahlungsverkehr Europas abwickeln soll – schnell, transparent, sicher. Um die Sicherheit der Software zu überprüfen, wird der berüchtigte IT-Spezialist Tamás Varta angeheuert. Varta entdeckt mysteriöse Fehler im Code. Und ahnt, dass ihn die Entdeckung das Leben kosten kann. Zu Recht. Als er untertaucht, wird die ehemalige Kampfschwimmerin Anna-Lena Herbst auf ihn angesetzt. Doch dann tritt ein weiterer Killer auf den Plan – Herbst und Varta geraten in ein Spiel der Mächtigen, in dem es keine Regeln gibt."

Tolles Buch.
Lässt sich gut lesen und ist packend :headbang: :thumbs:

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Wishkah » Do 10. Okt 2024, 16:29

Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an die 53-jährige südkoreanische Schriftstellerin Han Kang.

Ich habe gerade erst Die Vegetarierin gelesen. Das war schon intensiv und phasenweise sehr beklemmend. Gleichzeitig teilweise mit Murakami-artiger (der als jährlicher Mitfavorit wieder leer ausgegangen ist) Symbolik. Hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Sa 12. Okt 2024, 13:35

Chris Whitaker – All the Colours of the Dark

Der Vorgänger „We Begin at the End“ war eine Krimi-Sensation, gerade weil er mehr als Literary Fiction funktionierte. Er ging sehr introspektiv in die Charaktere, es ging viel mehr um die zwischenmenschliche Ebene als um die Tat und wer der Täter war. Und er hatte mit Duchess eine absolut unvergessliche Protagonistin.

Der neue Roman zeichnet sich durch eine ähnliche Feinzeichnung der handelnden Personen aus, auch wenn keine von ihnen so heraussticht wie Duchess. Doch die besten Freunde Patch und Saint werden ebenso dreidimensional und fassbar. Wir begleiten sie von Jugend bis zum Erwachsendasein, das von einem erschütternden Verbrechen für immer geprägt ist. Das Opfer ist Patch, doch Saint wird ebenso von ihm mitgenommen. Mehr möchte ich hier eigentlich gar nicht verraten.

Die Charaktere sind das eine große Pfund des Romans, die Szeneriebeschreibungen das zweite. Genau wie beim Vorgänger werden sowohl die Heimatstadt der beiden als auch die zahlreichen anderen Schauplätze mit wenigen Worten absolut lebendig. Dazu findet Whitaker nicht nur treffende, sondern äußerst poetische Beschreibungen. Alleine für die Sprache lohnt sich das Lesen schon.

Was den Plot angeht muss ich sagen, dass er manchmal doch sehr auf glücklichen Zufällen fußt. Aber der Roman verdient sich diese Fügungen, um die Story voranzutreiben, mit all seinen anderen Qualitäten.
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Mo 14. Okt 2024, 09:18

Wishkah hat geschrieben:
Do 10. Okt 2024, 16:29
Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an die 53-jährige südkoreanische Schriftstellerin Han Kang.

Ich habe gerade erst Die Vegetarierin gelesen. Das war schon intensiv und phasenweise sehr beklemmend. Gleichzeitig teilweise mit Murakami-artiger (der als jährlicher Mitfavorit wieder leer ausgegangen ist) Symbolik. Hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen.
Ich liebe Murakami, aber ich wäre schon sehr verwundert, wenn er einen Nobelpreis für sein Werk bekommen würde. Ich bin kein Fachmann für Literatur, aber vieles von ihm ist doch eher - naja - banal und handwerklich mittelmäßig, die schönen Geschichten und die wirklich gute Verwebung von Pop und Mythologie hin oder her.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Fr 6. Dez 2024, 11:57

Kürzlich beendet: Coco Mellors - Blue Sisters

Das zweite Werk der Autorin (dessen Debüt ein Hit war, das kenne ich aber noch nicht) schildert die Geschichte dreier Schwestern, die den Nachnamen "Blue" teilen, aber sonst nicht besonders viel. Avery, Bonny und Lucky haben seit ihrer Kindheit völlig unterschiedliche Persönlichkeiten und so völlig unterschiedliche Leben entwickelt. Und deshalb gehen sie alle ganz verschieden mit ihrer gemeinsamen Tragödie um: der Tod der vierten Schwester Nicky ein Jahr zuvor.
Alle drei sind in verschiedene Länder verstreut, doch es zieht sie wieder nach New York, als ihre Mutter entscheidet, die Wohnung ihrer Kindheit, in der Nicky bis zuletzt gewohnt hatte, zu verkaufen. Das wollen sie unbedingt verhindern.

Geschwisterdynamiken finde ich sowieso immer sehr spannend. So eindringliche, lebensnahe Beziehungen habe ich indes selten gelesen. Die drei zentralen Charaktere sind komplex, aber immer fassbar (nur ganz am Ende werden Fäden verknüpft, die eigentlich offen hätten bleiben können) und brechen dem Leser ein ums andere Mal das Herz, in ihrer Art sich selbst und die Beziehung zu ihren Schwestern zu sabotieren. Gerade weil sie sich besser kennen als jeder andere können sie das besonders gut.

Dazu gibte es viele lebenskluge Beobachtungen, schöne Metaphern und einen flotten Schreibstil. Es ist sehr emotional aber liest sich trotzdem so weg.
"I don't know."


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