
Erstmal ein Lob für die Location, hat mir super gefallen. Der Kontrast dieser AJZ-artigen alten Industriehöfe mit diesem krassen Brutalismus-Highrise auf der anderen Flussseite sorgt schon für ordentlich Atmosphäre, auch wenn es es gestern Abend bei Ankunft natürlich schon dunkel war. Stell ich mir im Sommer sehr geil vor. Drinnen die Treppensituation an sich etwas meh, aber da wir nicht die Garderobe abgegeben hatten, konnten wir so an der Seite vorbei. Ansonsten ein schöner Konzertraum, in dem man sicher von jeder Stelle aus ziemlich gut sehen kann. Auf Getränkepreise habe ich nicht geachtet - hatten vorher 1-2 Biere getrunken und drinnen wollte ich dann die Position nicht mehr aufgeben, nachdem es perfekt geklappt hat, sich so in 3./4. Reihe vor Stefanie Mannaerts' Schlagzeug zu positionieren. Mit nicht wirklich mehr als 2-2,5 Stunden Verweildauer innerhalb der Location ging das auch voll klar. Einlass war 19.30, Beginn 21.00 und Brutus haben 60-70 Minuten ab 21.45/21.50 gespielt.
Support kam von Quentin Sauvé, den man sonst als Bassisten von Birds in Row kennt (erst jetzt gerade herausgefunden). Er stand allein mit mehreren Gitarren und Effektgeräten auf der Bühne und hat einen sehr melancholischen/verletzlichen Singer-Songwriter/Indie-Poprock zum besten gegeben. Hat mir gut gefallen und funktioniert in der Intimität eines Ladens solcher Größe auf jeden Fall. Das Publikum hat etwas gebraucht, um reinzukommen, es gab aber gefühlt kaum Konzertquatscher, sehr schön. Nachher wurde er mit gebührendem Applaus verabschiedet.
Brutus selbst hatten dann nur eine recht kurze Umbaupause, das Set stand eigentlich vorher schon und es gab nur einen abschließenden Soundcheck, nachdem Quentin Sauvés Apparatur abgebaut war. Ich weiß nicht, ob es immer so ist, aber Don't Fear The Reaper war der Song of Choice, der als letztes gespielt wurde, bevor das Trio die Bühne betrat. Hat, fand ich, sehr gut gepasst. Auffällig war der hohe weibliche Anteil im Publikum, was bei Metal/Hardcore (da noch eher) ja jetzt nicht IMMER üblich ist. Ich glaube aber, dass Stefanie Mannaerts gerade für jüngere FLINTA* schon einen Vorbildcharakter hat. Jedenfalls hatte ich den Eindruck von den Personen um mich herum, die die Augen wirklich permanent auf sie gerichtet hatte. Singende Drummer*innen sind ja eh schon selten und ich habe vorher auch noch keine*n erlebt, der/die das vergleichbar gut hinbekommt, so energetisch zu drummen und dabei zeitgleich am Gesang derart abzuliefern - letzteres war bei den Shows, die ich in dem Bereich vorher gesehen habe, meistens das Problem.
Das Set bestand natürlich größtenteils (8/13 Songs) aus Unison Life, bis auf Chainlife und Dreamlife wurden alle Songs gespielt. 3 gab es von der Nest und 2 von der Burst. Besonders von Nest hätte ich mir vielleicht noch 1-2 Songs on top gewünscht (Fire natürlich vor allem). Mit War, Space und Sugar Dragon waren aber die Hits am Start und die sind halt auch life überragend. Ansonsten stachen Dust, der ja meine Wahl für den Song-des-Jahres-Contest war, und Desert Rain besonders hervor. Großartige Emotionen und unfassbare Intensität. Das Publikum war insgesamt noch etwas reserviert, mitgesungen wurde gefühlt nicht so viel oder höchstens leise (wie in meinem Fall

Besonders lieb und auch definitiv authentisch, wie sehr sich die Band darüber freut, vor einer so vergleichbar großen Crowd einen Headliner-Auftritt zu spielen. Es gab nicht viele Ansagen, aber die waren super sympathisch und man hat ihnen die Freude wirklich angesehen. Ich selbst freue mich SEHR auf das Konzert im Molotow im Juni, das ja mittlerweile auch schon ausverkauft ist. Künftig dürfte es die Band auch nur noch in Grünspan/Markthalle aufwärts geben. Kleiner Wermutstropfen: Shirts für 30 Euro sind natürlich nicht besonders Punk. Kennt man natürlich, aber bei einer Band wie Brutus und einer Location wie dieser (wo ich nicht glaube, dass die so viel Prozente für den Merchverkauf nehmen) hätte ich noch mit etwas weniger gerechnet. Naja, hab dann trotzdem eins mitgenommen.