Ich habe dieses Jahr tatsächlich sehr wenige Einzelkonzerte besucht. Das lag im Frühjahr daran, dass es Coronabedingt erst recht spät wieder losging, während ich im Herbst/Winter ehrlich gesagt einfach keine so gute Phase hatte/habe, sodass Menschenmengen, Fahrerei und all das eher beslastend gewesen wären. Dementsprechend habe ich dann einiges, für das ich Karten hatte, doch nicht besucht (Kendrick, Lil Nas X, Animal Collective, um nur ein paar zu nennen).
Trotzdem habe ich einiges gesehen, dass mich begeistert hat - vor allem auch auf den beiden Festivals, die ich besucht habt: Zum ersten Mal das ReWire Festival in Den Haag im Frühjahr und - as usual - der mittlweile sechste Besuch in Barcelona anlässlich vom Primvera Sound.
Das beste Konzert des Jahres (und vielleicht auch überhaupt?) war der Auftritt von
Lorde beim Primavera. Da hatte ich auch schon einiges drüber im entsprechenden
Thread geschrieben (wie überhaupt über meine Lieblingsauftritte des Festivals). Da war einfach so viel tolles Zeugs dabei.
Tyler the Creator,
Jamie xx,
Caroline Polachek, die ganze
PC Music Night,
Kero Kero Bonito, zweimal
Charli. Könnte noch lange so weitermachen. Musikalisch sicher eines der besten Festivals, auf denen ich bisher war.
Die einzigen beiden schlechten Konzerte, die ich gesehe habe, waren alledings auch dort: Einmal
Gorillaz, die langweilig, lustlos und aus der Zeit gefallen wirkten, und
The Strokes, die okay waren, wenn sie mal gespielt haben, aber in 90 Minuten nur 13 kurze Indie-Songs hinbgekommen haben. Der Rest der Zeit wurde mit ätzendem Mackertum von Julian Casablancas gefüllt. Die Zeit der großen Indie-Macker ist vorbei (so ähnlich hat es Lewis beschrieben). Goodbye.
Dann wie gesagt noch ReWire Festival. Da habe ich mein zweitliebstes Konzert in diesem Jahr gesehen:
Grouper. Ihre Musik bedeutet mir schon seit Jahren die Welt, ihre Auftritte sind leider nur sehr rar. Aber hier war es dann soweit. Wunderschöne Location mit dem Amare in Den Haag, ein großartiges Set mit vielen Lieblingssongs, alles fließt ineinander, tolle, simple Visuals. Hat mich noch lange danach beschäftigt. Wundervoll.
Auch sonst liebe ich das Festival sehr. Es ist im Grunde ein bisschen wie das Reeperbahnfestival nur in gut. Schöne, entspannte Stadt, viel Experiment und Newcomer, dazwischen einige größere Acts, super Kuration, viele schöne, abwechslungsreiche Locations von barocken Kirchen über futuristische Theater bis hin zu industrial-artigen Clubs, wo dir bis morgen um 5 Uhr die beste elektronische Musik, die man so hören kann in den Körper gepumpt wird. Loved it, nächstes Jahr wieder. Tipp: Liegt über Ostern, man braucht also nur einen Urlaubstag, um von Donnerstag bis Montag zu fahren.
Habe dort auch abseits von Grouper richtig viel guten Stuff in tollen Kontexten gesehen:
Alabaster DePlume,
Tirzah,
Jenny Hval,
Jana Rush,
Kode9,
Catherina Barbieri,
Coby Sey...um nur ein paar zu nennen. Richtiger guter Cocktail.
Als Einzelkonzert würde ich noch
Nilüfer Yanya im Hamburger Nochtspeicher hervorheben. Einmal, weil die Tour zum aktuellen, sehr guten Album wirklich tight und cool war, vor allem aber auch, weil es eben
das Konzert nach Corona war. Dazu mit netten Leute hier aus dem Forum unterwegs gewesen, schöner Sommertag, vorher Park Fiction, good times.
Mal sehen, was 2023 so passiert. ReWire und Primavera sind wieder fest eingeplant, Tickets schon vorhanden. Ich würde sehr gerne mal eines der skandinavischen Fesitvals besuchen und denke, das wird auch klappen. Mal sehen welches. Konzerttechnisch steht noch wenig an. Eigentlich wollte ich gerne zu Caroline Polacheck in Hamburg gehen (die bringt am 14. Februar das beste Album des kommenden Jahres raus, merkts euch schonmal vor), aber da hat mir nun ein OP-Termin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sonst mal schauen. Stimmung wird jedenfalls langsam wieder besser, was das angeht.