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von Quadrophobia » Di 13. Sep 2022, 09:19
Es hilft halt sicher auch nicht, dass jegliche Art von körperlicher (oder überhaupt Materieller) Arbeit in gewissen Kreisen zunehmend verächtlich gemacht wird. Wenn ich höre, wie sich manche Akademiker*innen über Menschen in hands-on Berufen und ihren Lebenstil auslassen, wundert es mich wenig, dass niemand Lust hat, sich dafür herzugeben.
Man muss da auch unterscheiden: Die Handwerkskammer ist halt ein Arbeitgeberverband, der anders als die Betriebe selber denkt. Da wird halt nicht nur der Schreinermeister mit zwei Gesellen und Lehrling vertreten, der auf dem Land für Arbeit sorgt, sondern in zunehmender Zahl auch die riesen-Betriebe, die zu Dumpinglöhnen Fließband-Handwerk für die Immobilien-Industry anbieten.
Dass jetzt ne Handwerksmeisterin nicht der Expertin für PR ist, die die junge Generation erreicht, dürfte auch klar sein. Deshalb sind solche Aussagen nicht nur ekelhaft, sondern auch ziemlich destruktiv für viele Handwerksbetriebe.
Man muss sich nichts vormachen: 502€ sind gerade so genug, um nicht zu verenden, in Großstädten sowieso nicht. Für den Großteil der Menschen, deren Vermögen schon weg und die die Wohnung schon wegen "Unangemessenheit" wechseln mussten, ist das lediglich ein Inflationsausgleich.
Und zuletzt sind Jugendliche und Kinder halt auch oft noch gar nicht in der Lage, solche Verantwortungsvolle Zukunftsfragen zu beantworten. Ich wäre mit 18, geschweigedenn 15 auch nicht in der Lage gewesen, einen Handwerksjob zu lernen. Ich hatte halt das Privileg, studieren zu können.