Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 10:50
Suitemeister hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 10:42
Dass man das aus ideologischen Gründen nicht mag, kann ich ja nachvollziehen - tue ich auch nicht. Allerdings stelle ich mir halt die Frage, was die Alternative wäre angesichts des Irren im Kreml?
Nur mit gut Zureden scheint's ja nicht zu klappen.
Es ist halt so: In "konventionellen" Streitkräften ist die Nato Russland bereits um ein vielfaches überlegen. Bei Nuklearpotential steht sowieso die gegenseitige Zerstörung. Eine massive Aufrüstung hat vielleicht "Abschreckungs"potential, kann das Ganze aber auch weiter eskalieren, sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Ebene.
Dazu kommt halt: Die Bundeswehr ist nicht unterfinanziert, das ist ein weit verbreitetes Märchen. Dass sie teilweise immobil und Unfähig zu handeln ist, ist vor allem die Folge eines eklatanten Missmanagements, das auf der falschen Prämisse fußt, man müsse eine Armee unternehmerisch strukturieren.
Gerrit hat dazu auf Twitter eigentlich schon alles gesagt:
Darüber hinaus lese ich grad an allen Ecken, dass man jetzt "umdenken müsse" weil die Realität uns eingeholt hat. Das ist schon ein Teilsieg für Putin. Die Liberale Ordnung hat sich auf einen Schlag selbst all ihrer Ideale beraubt und die vollständige gesellschaftliche Genese einer post-realistischen[1] Zeitalters über Bord geworfen.
[1] Realismus ist in den Internationalen Beziehungen ein anderer Begriff als im allgemeinen Sprachgebrauch siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Realismus ... ziehungen)
Hier ist eigentlich alles gesagt.
Deutschland hat sowieso einen hohen Militäretat hat. Wenn ich mich nicht irre, ist es der siebthöchste Militäretat weltweit, wenn es um die reine Summe geht. Was passiert mit den über 50 Milliarden Euro pro Jahr? Immer wieder gibt es Zeitungsberichte, dass es enorm hohe Berater:innenkosten gibt. In den eigenen Reihen sollten doch Expert:innen sein, so dass diese Kosten gesenkt werden könnten. Dazu gibt es ja zahlreiche weitere Skandale, die auch das Image der Bundeswehr schädigen.
Es stellt sich aber auch auch die Frage wieso Deutschland 6 Marinestützpunkte an der eigenen Küste hat. Vergleiche mit anderen Staaten zeigen hier, dass das an sich viele Stützpunkte sind. Braucht es unbedingt Gebirgsjäger? Ich weiß es nicht, aber es könnte sich auch auf verschiedene Bereiche spezialisiert werden, da man ja sowieso in der NATO ist. Und das ist das was mich am meisten stört in dieser Diskussion: Ob sich Deutschland selbst verteidigen könnte. Eine völlig fehlgeleitete Diskussion. Durch verschiedene Bündnisse, vor allem die NATO, müsste Deutschland ohnehin nicht auf sich selbst gestellt sein.
Die Wiedereinführung der Wehrpflicht würde immense Kosten verursachen, da Strukturen schon teilweise abgebaut wurden.
Polen will den Militäretat auf 3-4% des BIP erhöhen, Deutschland auf 2% plus 100 Milliarden Einmalzahlung. Das gleicht schon einem Wettrüsten. Russland, China etc. werden da möglicherweise auch darauf reagieren, auch wenn das erstmal Spekulation ist.
Erste SPD-Politker:innen stellen sich jetzt gegen die Pläne. Habeck und Baerbock haben die genaue Summe ja anscheinend erst während der Bundestagsdebatte oder kurz davor bekommen. Scholz/Lindner wollten hier wohl einer Diskussion aus dem Weg gehen.
Da ich aus Polen komme und dort viele Verwandte und Freunde habe, habe ich natürlich immer wieder mitgekriegt wie sehr Nordstream 2 die Leute dort stört. Oder generell die freundliche Haltung Deutschlands gegenüber Putin. Die polnische Regierung, von der ich wahrlich kein Fan bin, hat aber bereits im vergangenen November nach Warnungen der US-Regierung vor einem Angriffskrieg Russlands mit verschiedenen Staaten und Bündnissen intensiven Kontakt in dieser Sache gesucht. Deutschland hingegen: Der deutsche Bundesnachrichtenchef ist vor genau einer Woche in die Ukraine gereist und wurde "überrascht" vom russischen Angriff. Das sagt schon vieles aus.