Ein schön gestalteter und informativer Beitrag, auch wenn einem schon sehr viel bekannt vorkommt, wenn man sich mal ein wenig mit dem Thema beschäftigt hat.
Für mich werden da jedoch sehr viele Sachen zusammengemengt, die mMn nur bedingt mit dem Problem "Künstler:innen können von Streaming-Einnahmen nicht leben" zu tun haben. Wenn Justin Bieber um Streams bettelt, die BTS-Army als menschlicher Streaming-Bot fungiert, Künstler:innen ihre Songs Playlist-konform gestalten oder Balbina ihr Konzert wegen Corona nicht spielen kann, ist das zwar ganz interessant, hat aber mit dem Kernproblem nicht mehr wirklich etwas zu tun.
Auch ist mir der ganze Beitrag etwas zu Spotify-fokussiert, obwohl das Problem ja die gesamte Streaming-Landschaft betrifft. Dass Spotify immer noch keinen Gewinn einfährt, wird nur in einem Nebensatz abgetan, obwohl dadurch erst klar wird, dass Proteste a la "Wir wollen 1 Cent pro Stream" vermutlich ins Leere laufen werden, weil sich sowas aktuell nicht oder nur schwierig finanzieren lässt. Apple kann die höheren Ausschüttungsbeträge auch nur zahlen, weil die Apple Music-Sparte von den Gewinnen anderer Unternehmensbereiche querfinanziert wird. Spotify setzt ja aktuell stark auf Wachstum und ballert viel Geld in Podcast-Formate. Wenn das langfristig aufgeht und das Unternehmen in der Gewinnzone ankommt, dann hätten solche Forderungen vermutlich eher eine Chance auf Erfolg.
Zu kurz kommt mir das ganze Thema "nutzerbasiertes Bezahlmodell", was nur relativ kurz angeschnitten wird. Sieht man auch an den YouTube-Kommentaren, dass viele Personen gar nicht so ganz verstanden haben, wie die Verteilung der Abo- und Werbe-Einnahmen eigentlich funktioniert (dabei ist das ja sogar der Titel des Videos). Aus meiner Sicht könnte damit kleineren Künstler:innen am schnellsten geholfen werden. Hier hätte man auch schön die (bisher vergeblichen) Bestrebungen von Deezer auf diesem Gebiet erörtern können, welche ja bislang ausschließlich am Widerstand der großen Plattenfirmen scheitern, die keinen Bock darauf haben, Teile ihres Kuchens zugunsten von Independent-Artists abzugeben. Ein paar Worte zu alternativen Streaming-Modellen wie Bandcamp wären auch nett gewesen.
Und auf Daniel Ek mit seinem dümmlichen
"Es reicht nicht mehr, alle drei bis vier Jahre Musik zu veröffentlichen"-Spruch hätte man gerne noch stärker draufkloppen können. Da bekomm ich echt Aggressionen, wenn ich sowas höre.
(An der Stelle eine Empfehlung, in die bislang 4 (!)
Yelawolf-Alben aus diesem Jahr reinzuhören, die alle richtig gut geworden sind.

)