Musiker und ihre Einstellungen
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kate Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
Bei Themen wie Missbrauch sieht es nochmal anders aus.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Ich finde rein ethisch sollte man Kunst und Künstler klar trennen (es sei denn, die Kunst transportiert die problematisch Haltung selbst). Richtig hingegen finde ich es, wenn man den Künstler in diesen Fällen finanziell/publicity-mäßig nicht mehr unterstützt. Sprich: Musik lieber illegal ziehen, Filme streamen, etc. Wenn ein Künstler aber z.B. nur ein minimaler Bestandteil eines Gesamtwerks ist (ein Act auf einem Festival o. ein Film auf einem kompletten Streamingportal), würde ich das als nicht so arg sehen.dattelpalme hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:16Weil ich mich das gerade grundsätzlich gefragt habe und ich denke, dass die Frage hier ganz gut reinpasst:
Bis wann sollte man Werk und Künstler*in trennen oder sollte man das gar nicht? Wann ist eine rote Linie überschritten? Und wie handhabt ihr das dann, wenn ihr z.B. etwas “schlechtes” über eure Lieblingsmusiker*in hört? Hört ihr die dann nicht mehr und würdet ihr auch Festivals streichen, auf denen diese spielen?
Etwas anderes – und das wird glaube ich öfters mit dem obrigen verwechselt – ist es hingegen, wenn man aus persönlichen Befindlichkeiten die Kunst nicht mehr rezipieren will/kann, weil man selbst im Kopf Kunst und Künstler nicht trennen kann. Denkt man beim hören eines Morrissey-Albums z.B. die komplette Zeit an die Eskapaden des Sängers, kann ich komplett verstehen, wenn einem das die Musik ruiniert. Aber das ist ja nur eine persönliche Sache aus der man nichts Ethisches ableiten kann.
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Gar nicht trennen lassen sich (für mich persönlich) schwere Gewalttaten und Missbrauch seitens eines Künstlers von der Kunst. Von den Lostprophets habe ich bspw. alle Alben gelöscht und trage mich bei dem Gedanken schwer, dass die mich um die Jahrtausendwende eine zeitlang musikalisch begleitet haben.
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Auf dem Hurricane 2002 hatte ich die ziemlich abgefeiert.Karo hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 13:35Gar nicht trennen lassen sich (für mich persönlich) schwere Gewalttaten und Missbrauch seitens eines Künstlers von der Kunst. Von den Lostprophets habe ich bspw. alle Alben gelöscht und trage mich bei dem Gedanken schwer, dass die mich um die Jahrtausendwende eine zeitlang musikalisch begleitet haben.
Tut mir leid für sie. Meine Fallhöhe hält sich eher in Grenzen, da ich nie ein wirklich großer Fan war. Ich hab drei Alben von ihm, die ich jetzt aber auch nicht direkt verbrennen werde. Auf dem Hurricane 2007 fand ich ihn ziemlich mies, so dass ich nach 3-4 Liedern gegangen bin.
Mir war immer klar, dass der Typ verrückt ist, sowohl als Kunstfigur als auch privat.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Neben allen Projekten,an denen Varg Vikernes beteiligt war, ist das eigentlich auch die einzige Band, die ich bisher so richtig "gecancelt" habe. Und das war extrem hart, weil ich die wirklich geliebt habe und sie mich in meiner Jugend vor allem mit Start Something und Liberation Transmission seit intensiv begleitet haben... kann die Songs aber nicht mehr hören, ohne das mit den widerlichen Taten des Sängers (must not be named) zu verbinden...Karo hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 13:35Gar nicht trennen lassen sich (für mich persönlich) schwere Gewalttaten und Missbrauch seitens eines Künstlers von der Kunst. Von den Lostprophets habe ich bspw. alle Alben gelöscht und trage mich bei dem Gedanken schwer, dass die mich um die Jahrtausendwende eine zeitlang musikalisch begleitet haben.
Ansonsten bin ich da eher bei slowdive. Bei Vollidioten wie Morrissey ind letztlich auch Manson habe ich das "Glück", sie selbst nie wirklich aktiv über einen längeren Zeitraum gehört zu haben. EODM würde ich mir nach Jesse Hughes' Reaktionen auf seine Erlebnisse im Bataclan wohl auch nicht mehr gucken auf Festivals. Aber QOTSA, die ja zB sehr gut mit denen befreundet sind, sofort...
Letztens kam ja heraus, dass ein deftones-Mitglied ein ziemlicher Schwurbler ist. Und ein SOAD-Mitglied hat sich sehr positiv über Trump geäußert (im Sommer 2020), woraufhin es eine öffentliche Debatte mit Serj gab. Die Bands höre ich aber weiterhin und werde auch Output von denen kaufen, wenn der Stand da so bleibt wie jetzt.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
FInd ich sehr gut formuliert. Mir ging es beim Hören des Ryan Adams Albums so. Dem hätte ich ja zumindest zugetraut, sich mit den Abuse Vorwürfen auseinanderzusetzen. Stattdessen heult er 5 Jahre später immer noch über Mandy Moore, während in meinem Hintergrund "Motion Sickness" läuft und ich einfach nur enttäuscht bin, dass er keinerlei Einsicht oder Bedauern zu haben scheint.slowdive hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 12:23Ich finde rein ethisch sollte man Kunst und Künstler klar trennen (es sei denn, die Kunst transportiert die problematisch Haltung selbst). Richtig hingegen finde ich es, wenn man den Künstler in diesen Fällen finanziell/publicity-mäßig nicht mehr unterstützt. Sprich: Musik lieber illegal ziehen, Filme streamen, etc. Wenn ein Künstler aber z.B. nur ein minimaler Bestandteil eines Gesamtwerks ist (ein Act auf einem Festival o. ein Film auf einem kompletten Streamingportal), würde ich das als nicht so arg sehen.dattelpalme hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:16Weil ich mich das gerade grundsätzlich gefragt habe und ich denke, dass die Frage hier ganz gut reinpasst:
Bis wann sollte man Werk und Künstler*in trennen oder sollte man das gar nicht? Wann ist eine rote Linie überschritten? Und wie handhabt ihr das dann, wenn ihr z.B. etwas “schlechtes” über eure Lieblingsmusiker*in hört? Hört ihr die dann nicht mehr und würdet ihr auch Festivals streichen, auf denen diese spielen?
Etwas anderes – und das wird glaube ich öfters mit dem obrigen verwechselt – ist es hingegen, wenn man aus persönlichen Befindlichkeiten die Kunst nicht mehr rezipieren will/kann, weil man selbst im Kopf Kunst und Künstler nicht trennen kann. Denkt man beim hören eines Morrissey-Albums z.B. die komplette Zeit an die Eskapaden des Sängers, kann ich komplett verstehen, wenn einem das die Musik ruiniert. Aber das ist ja nur eine persönliche Sache aus der man nichts Ethisches ableiten kann.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Finde auch den Weg des eigentlich Kaufboykotts gut. Ob jetzt bspw jemand zuhause Burzum hört, ist mir eigentlich recht wumpe, beim Plattenkauf sieht es da schon anders aus. Ich hab auch leider einen Stapel von 3-4 Shirts von Bands, die untragbar sind, nutze die dann schon mal als Schlafshirts, weil ich keine intakten Shirts wegwerfen will. Die Wohnung würde ich damit allerdings nicht verlassen.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Puh, wo du BDS ansprichst, fällt mir ein, dass ich das erste Mal 2011 so richtig in Kontakt mit sowas kam. Auf einem Ska-P-Konzert in Spanien nämlich. Damals habe ich der Dichtung des Aggressors Israel und dem wehrlosen Palästina u.a. bzw. vor allen meiner Eltern großen Glauben geschenkt. Aber das Konzert hat vielleicht das erste Mal dazu beigetragen, dass da im Laufe der Zeit ein Umdenken bei mir stattfand. Der ganze Saal war eingehüllt mit Palästina-Flaggen, Bildern von toten Kindern und Davidsternen mit Hakenkreuzen.....Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich das sehr unheimlich fand, obwohl ich ja eher “palästinasolidarisch” und allgemein dumm war, was das betraf.Declan_de_Barra hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:53Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kate Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
Bei Themen wie Missbrauch sieht es nochmal anders aus.
Wenn ich heute an die Band denke, ärgere ich mich, mich nicht schon früher von so manchen Ansichten meiner Eltern freigemacht zu haben. Kann ich nicht mehr hören, obwohl ich die Musik wirklich sehr mochte und einige Songs möglicherweise heute noch. Aber das war einfach a little bit too much. Eigentlich schon krass, dass die so erfolgreich auch in Deutschland waren...
„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Inwiefern hat dich ein geschmacklos eingerichteter Saal dazu bewogen, das aggressive Israel und wehrlose Palästina als "Dichtung" abzutun?dattelpalme hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 02:59Damals habe ich der Dichtung des Aggressors Israel und dem wehrlosen Palästina u.a. bzw. vor allen meiner Eltern großen Glauben geschenkt. Aber das Konzert hat vielleicht das erste Mal dazu beigetragen, dass da im Laufe der Zeit ein Umdenken bei mir stattfand. Der ganze Saal war eingehüllt mit Palästina-Flaggen, Bildern von toten Kindern und Davidsternen mit Hakenkreuzen.....Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich das sehr unheimlich fand, obwohl ich ja eher “palästinasolidarisch” und allgemein dumm war, was das betraf.
Oder habe ich da einen falschen Zusammenhang rausgelesen?
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Politische Ebene siehst du kritischer als was? Ich tippe jetzt mal, dass sich das nicht auf "Themen wie Missbrauch" bezog?Declan_de_Barra hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:53Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kate Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
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Übrigens mittlerweile Kae Tempest. Nach dem Pronomen frag mich mal nicht, im Englischen "they".
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Nein, da besteht kein direkter Zusammenhang. Ich sagte nur, dass dieses Ereignis mit dazu beigetragen hat, mich in den darauffolgenden Jahren reflektiert mit dem Nahostkonflikt, Israel und Antisemitismus zu beschäftigen. Ansonsten hast du das schon richtig verstanden.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Ging mir ähnlich. Bei einem Konzert in meinem lokalen AZ (weiß nicht mal mehr welche Band) hat der Sänger das Publikum aufgefordert "Kindermörder Israel" zu skandieren. Das fand ich, trotz damaliger pro-Palästina Haltung (mit 15 bist du halt für den Underdog, egal ob du verstehst worum es geht) ziemlich absurd. Dann etwas dazu recherchiert und festgestellt, dass es Menschen, die sowas skandieren nie um Palästina oder Kinder geht, sondern um den eigenen Antisemitismus und das eigene Ego. Fand zum Glück auch nicht so viel Resonanz.dattelpalme hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 02:59Puh, wo du BDS ansprichst, fällt mir ein, dass ich das erste Mal 2011 so richtig in Kontakt mit sowas kam. Auf einem Ska-P-Konzert in Spanien nämlich. Damals habe ich der Dichtung des Aggressors Israel und dem wehrlosen Palästina u.a. bzw. vor allen meiner Eltern großen Glauben geschenkt. Aber das Konzert hat vielleicht das erste Mal dazu beigetragen, dass da im Laufe der Zeit ein Umdenken bei mir stattfand. Der ganze Saal war eingehüllt mit Palästina-Flaggen, Bildern von toten Kindern und Davidsternen mit Hakenkreuzen.....Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich das sehr unheimlich fand, obwohl ich ja eher “palästinasolidarisch” und allgemein dumm war, was das betraf.Declan_de_Barra hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:53Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kate Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
Bei Themen wie Missbrauch sieht es nochmal anders aus.
Wenn ich heute an die Band denke, ärgere ich mich, mich nicht schon früher von so manchen Ansichten meiner Eltern freigemacht zu haben. Kann ich nicht mehr hören, obwohl ich die Musik wirklich sehr mochte und einige Songs möglicherweise heute noch. Aber das war einfach a little bit too much. Eigentlich schon krass, dass die so erfolgreich auch in Deutschland waren...
Glaub nach wie vor, dass sich viele Menschen Gaza auch wie einen gigantischen Slum vorstellen und deshalb sofort das typische Narrativ von Israel als Aggressort akzeptieren.
Kürzlich wurde ich auf einem Fußball Turnier in Kopenhagen von der After-Party ausgeladen, weil ich mich als Deutscher von den "Antideutschen" distanzieren sollte, was ich natürlich nicht getan habe. Abgesehen davon, wie ironisch das ist, ist das halt die typische Sektiererei, die in diesen Gruppen herrscht. Der Konsens wird da schlicht geschaffen, indem jeglicher Dissens von vornerein ausgeschlossen wird. Erinnert mich an den Shitstorm, den die Libertines abgekriegt haben, weil sie ein Konzert gespielt haben wo die Gelder wirklich an Palästinensische Hilfsorganisationen geflossen sind und nicht zu BDS. Und als kürzlich Sama' Abdulhadi von den Palästinensischen Authorities verhaftet wurde, weil sie ein Dj-Set angeblich zu nah an einer Moschee gespielt hat, haben Menschen in den Kommentarspalten statt des religiösen Fundamentalismus auch wieder - warum auch immer - Israel verantwortlich gemacht. Viel Show mit wenig dahinter.
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Das erinnert mich an ein Konzert hier in der Glocksee, bei dem die Vorband (keine Ahnung mehr wer das war – musikalisch völlig egal) irgendwann auch eine Ansage gemacht hat – "The new 'genocidal apartheid' is taking place in Gaza. Israel..child mudering...etc. – woraufhin eine ältere hippie-esk gekleidete Frau (bestimmt 65+) ihr Bier über das Pedalboard des Sängers/Gitarristen gekippt hat und das Konzert abgebrochen wurde. Die Menge fand es super und ich gehe seitdem noch lieber in die Glocksee.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mo 8. Feb 2021, 10:23Ging mir ähnlich. Bei einem Konzert in meinem lokalen AZ (weiß nicht mal mehr welche Band) hat der Sänger das Publikum aufgefordert "Kindermörder Israel" zu skandieren. Das fand ich, trotz damaliger pro-Palästina Haltung (mit 15 bist du halt für den Underdog, egal ob du verstehst worum es geht) ziemlich absurd. Dann etwas dazu recherchiert und festgestellt, dass es Menschen, die sowas skandieren nie um Palästina oder Kinder geht, sondern um den eigenen Antisemitismus und das eigene Ego. Fand zum Glück auch nicht so viel Resonanz.dattelpalme hat geschrieben: ↑So 7. Feb 2021, 02:59Puh, wo du BDS ansprichst, fällt mir ein, dass ich das erste Mal 2011 so richtig in Kontakt mit sowas kam. Auf einem Ska-P-Konzert in Spanien nämlich. Damals habe ich der Dichtung des Aggressors Israel und dem wehrlosen Palästina u.a. bzw. vor allen meiner Eltern großen Glauben geschenkt. Aber das Konzert hat vielleicht das erste Mal dazu beigetragen, dass da im Laufe der Zeit ein Umdenken bei mir stattfand. Der ganze Saal war eingehüllt mit Palästina-Flaggen, Bildern von toten Kindern und Davidsternen mit Hakenkreuzen.....Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich das sehr unheimlich fand, obwohl ich ja eher “palästinasolidarisch” und allgemein dumm war, was das betraf.Declan_de_Barra hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:53Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kate Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
Bei Themen wie Missbrauch sieht es nochmal anders aus.
Wenn ich heute an die Band denke, ärgere ich mich, mich nicht schon früher von so manchen Ansichten meiner Eltern freigemacht zu haben. Kann ich nicht mehr hören, obwohl ich die Musik wirklich sehr mochte und einige Songs möglicherweise heute noch. Aber das war einfach a little bit too much. Eigentlich schon krass, dass die so erfolgreich auch in Deutschland waren...
Glaub nach wie vor, dass sich viele Menschen Gaza auch wie einen gigantischen Slum vorstellen und deshalb sofort das typische Narrativ von Israel als Aggressort akzeptieren.
Kürzlich wurde ich auf einem Fußball Turnier in Kopenhagen von der After-Party ausgeladen, weil ich mich als Deutscher von den "Antideutschen" distanzieren sollte, was ich natürlich nicht getan habe. Abgesehen davon, wie ironisch das ist, ist das halt die typische Sektiererei, die in diesen Gruppen herrscht. Der Konsens wird da schlicht geschaffen, indem jeglicher Dissens von vornerein ausgeschlossen wird. Erinnert mich an den Shitstorm, den die Libertines abgekriegt haben, weil sie ein Konzert gespielt haben wo die Gelder wirklich an Palästinensische Hilfsorganisationen geflossen sind und nicht zu BDS. Und als kürzlich Sama' Abdulhadi von den Palästinensischen Authorities verhaftet wurde, weil sie ein Dj-Set angeblich zu nah an einer Moschee gespielt hat, haben Menschen in den Kommentarspalten statt des religiösen Fundamentalismus auch wieder - warum auch immer - Israel verantwortlich gemacht. Viel Show mit wenig dahinter.

Re: Musiker und ihre Einstellungen
Ich zum Beispiel. War aber auch noch nie dort.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mo 8. Feb 2021, 10:23Glaub nach wie vor, dass sich viele Menschen Gaza auch wie einen gigantischen Slum vorstellen und deshalb sofort das typische Narrativ von Israel als Aggressort akzeptieren.
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Um eine kleinen Eindruck zu Gewinnen kann man z.B. mal dem Twitter-Acc. von Immune Imshin bzw. allgemein dem Hashtag #TheGazaYouDontSee folgen. Das ist natürlich erstmal nur anekdotisch, aber immerhin ein Anfang. Danach müsste man sich fragen, warum die Slum-artigen Gebiete in Gaza sind was sie sind. Fängt man an, sich ein wenig damit zu beschäftigen, kommt für gewöhnlich recht schnell die Erkenntnis, dass der Grund gar nicht "Israel" heißt bzw. es meist wesentlich komplexer ist, als die viel zu einfach Unterdrücker-Unterdrückte-Ideolgie es proklamiert. Vieles hat mit innenpolitischen Problemem und der politischen Kultur in Gaza selbst zu tun, fast nichts passt in die Aktion: Israel - Reaktion: Gaza - Dynamik, der viele noch immer Glauben schenken.Monkeyson hat geschrieben: ↑Mo 8. Feb 2021, 10:58Ich zum Beispiel. War aber auch noch nie dort.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mo 8. Feb 2021, 10:23Glaub nach wie vor, dass sich viele Menschen Gaza auch wie einen gigantischen Slum vorstellen und deshalb sofort das typische Narrativ von Israel als Aggressort akzeptieren.
Die Politik von Netajahu und seinen Anhängern ist natürlich in weiten Teilen trotzdem der letzte Müll (fühle mich, als müsste ich sowas dazuschreiben, da die Diskussion oftmals so kaputt und polarisiert ist bei dem Thema.

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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Habe das ausgebessert, danke für den Hinweis.Monkeyson hat geschrieben: ↑Mo 8. Feb 2021, 09:15Politische Ebene siehst du kritischer als was? Ich tippe jetzt mal, dass sich das nicht auf "Themen wie Missbrauch" bezog?Declan_de_Barra hat geschrieben: ↑Sa 6. Feb 2021, 11:53Ich finde es arg schwer. Ich versuche für mich einen Weg zu finden, mit dem ich leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Themen an, also was der Künstler gemacht hat. Geht es um politische Ebenen wie den BDS, sehe ich die Künstler:Innen kritischer. Da gibt es dann halt Acts, die ich sonst gerne mal gehört habe, auf die ich aber nun verzichte (z.B. Kae Tempest). Es gibt aber auch Sachen, die ich immernoch höre, trotz BDS-Verbindungen (Shame, Portishead). Das mögen einige als Heuchelei bezeichnen, ich finde jeder muss da für sich einen Weg finden und Abwegen zwischen den eigenen, moralischen Standards und wie viel einem die Musik bedeutet.
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Übrigens mittlerweile Kae Tempest. Nach dem Pronomen frag mich mal nicht, im Englischen "they".
Habe mich da falsch ausgedrückt. Die politische Ebene wie BDS ist mir wichtiger, als wenn ein Künstler beispielsweise einfach ein Arschloch oder unsympathisch ist. Missbrauch steht für mich nicht zur Debatte. Da fallen mir eigentlich wenige Acts ein, die ich langfristig noch höre.
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Ich entscheide da auch je nach Einzelfall, gestehe mir aber auch eine gewisse Inkonsequenz zu. Im Kanon meiner Bands gibt es nun derzeit nicht so viele Künstler*innen, die mich da in Gewissensnöte bringen, am ehesten noch Sigur Rós aufgrund der Geschichte um Orri Páll Dýrason, die ich aber hier problemlos vom Katalog der Band trennen kann. Manche Geschichte wie etwa um Pinegrove finden manche vermutlich schon eher unverständlich, da die wiederum nur in einer sehr sensiblen Bubble funktionieren, habe ich aber dennoch interessiert verfolgt, und dann gibt es noch den Fall von Frightened Rabbit, deren Lyrics oft von einem schlechten Frauenbild geprägt sind; was man hier jedoch auch mit dem Zustand Scott Hutchins rechtfertigen könnte.
Auch bei mir ist natürlich die BDS ein Thema, allem voran die oft genannten Algiers oder Mogwai. Aber ich halte mich eh verstärkt aus der ganzen Problematik raus, da sie mir teils zu verworren ist und ich da persönlich viel zu wenig durchblicke, weshalb ich das Thema BDS für mich derzeit auch nicht so hoch Gewichte.
Auch bei mir ist natürlich die BDS ein Thema, allem voran die oft genannten Algiers oder Mogwai. Aber ich halte mich eh verstärkt aus der ganzen Problematik raus, da sie mir teils zu verworren ist und ich da persönlich viel zu wenig durchblicke, weshalb ich das Thema BDS für mich derzeit auch nicht so hoch Gewichte.
(c) 26.06.2006
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Weil er Depressionen hatte?
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Winston Marshall (Mumford & Sons) lobt auf Twitter ein Buch des rechten Autors Andy Ngo. Anschließend wird er dafür unter anderem von Portugal The Man und Unknown Mortal Orchestra kritisiert. So die Kurzfassung.
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Nicht der erste Vorfall, 2018 gabe es auch schon eine Verbindung mit dem Alt-Right Professor Jordan Peterson.Rieper hat geschrieben: ↑Mo 8. Mär 2021, 09:58Winston Marshall (Mumford & Sons) lobt auf Twitter ein Buch des rechten Autors Andy Ngo. Anschließend wird er dafür unter anderem von Portugal The Man und Unknown Mortal Orchestra kritisiert. So die Kurzfassung.
smi
Respect Existence or Expect Resistance
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Das war damals sogar die ganze Band oder?smi hat geschrieben: ↑Mo 8. Mär 2021, 10:25Nicht der erste Vorfall, 2018 gabe es auch schon eine Verbindung mit dem Alt-Right Professor Jordan Peterson.Rieper hat geschrieben: ↑Mo 8. Mär 2021, 09:58Winston Marshall (Mumford & Sons) lobt auf Twitter ein Buch des rechten Autors Andy Ngo. Anschließend wird er dafür unter anderem von Portugal The Man und Unknown Mortal Orchestra kritisiert. So die Kurzfassung.
smi
Peterson kann man ja noch fälschlicherweise als "Life-Coach" verkennen, und die politischen Implikationen übersehen. Aber Andrew Ngo ist halt schon eindeutig und unübersehbar far-right
Re: Musiker und ihre Einstellungen
Rieper hat geschrieben: ↑Mo 8. Mär 2021, 09:58Winston Marshall (Mumford & Sons) lobt auf Twitter ein Buch des rechten Autors Andy Ngo. Anschließend wird er dafür unter anderem von Portugal The Man und Unknown Mortal Orchestra kritisiert. So die Kurzfassung.


Re: Musiker und ihre Einstellungen
Moosgeist hat geschrieben: ↑Mo 18. Jan 2021, 12:33Jon Schaffer wurde mittlerweile festgenommen.
https://www.wishtv.com/news/local-news/ ... SZM4UIJaVk
Gesamte Meldung:ICED EARTH-Gitarrist Jon Schaffer gestand vor Gericht, in zwei Anklagen schuldig zu sein, die mit seiner Teilnahme an der Stürmung des US-Parlamentsgebäudes in Washington, D.C. am 6. Januar in Zusammenhang stehen.
https://www.rockhard.de/artikel/iced-ea ... zEI2f7SF2E
Life taught a lesson how to stay sane | Take a long walk, let it sink in | I'd rather grow than only win!
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Re: Musiker und ihre Einstellungen
Genetikk drehen gerade bei Twitter bzgl. Lockdown/Maßnahmen völlig frei.
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