Taksim hat geschrieben: ↑So 6. Dez 2020, 20:17
Ich finde, dass darf es schon. Welche Ziele will man denn haben, wenn man unbestritten die Nummer 2 ist? Der Trainer muss das dann aber auch vorleben. So ein Satz hättest du von Klopp nie gehört, nicht mal als er bei Mainz war.
Und mit dem Kader diese Saison plus vlt. doch ab und an schwächelnde Bayern (was gerade nur punktuell geschieht, wie gegen Hoffenheim oder eben sogar gegen Werder, aber immerhin) wäre das durchaus möglich.
Ehrlich gesagt lege ich jedes Mal die Ohren an, wenn ich mir wieder euren Kader angucke. Da ist fast immer jemand dabei, den ich schon wieder vergessen hatte. Zum Beispiel dass so ein Thorgan Hazard da auch noch mitmischt, wurde mir durch sein Tor letztens erst wieder bewusster in Erinnerung gerufen, wo er bisher doch eher abgemeldet war.
Was da offensiv geht, wenn alle 100% konstant zünden würden ist zu krass.
Anspruch und Ziel müssen sich ja nicht unbedingt entsprechen. Dass der BVB mit seiner Finanzkraft jede Saison mit dem Vorhaben starten muss, so viele Punkte wie möglich zu holen und dabei zu hoffen, dass die Bayern nicht ihre regelmäßigen 80+ Punkte einfahren, sollte klar sein. Hat ja auch 18/19 fast geklappt.
Was die Qualität der jeweiligen Kader betrifft sind sich Dortmund und Leipzig aber deutlich näher als Dortmund und Bayern. Der sportliche Anspruch sollte also zuallererst heißen, dass man vor Leipzig und allen anderen durchs Ziel geht. Zumindest das ist Favre ja in seinen ersten beiden Jahren auch gelungen, 18/19 sogar sehr deutlich.
In Fankreisen und Sportmedien hat sich durch die Klopp-Jahre ein reichlich verklärtes Bild von einem Duo an der Spitze der Bundesliga eingeschärft. Manche Fans reden beim BVB immer noch und völlig unironisch vom zweiten Leuchtturm, der man gefälligst zu sein hat. Dazu haben natürlich auch diverse offensive Äußerungen von Watzke beigetragen, der sich manchmal vom Ehrgeiz völlig ausknocken lässt und sich in schöner Regelmäßigkeit damit blamiert.
Aktuell wäre kein einziger BVB-Profi Stammspieler bei den Bayern. Bei Sancho hat eine überirdische Saison dazu geführt, dass die Erwartungen an ihn ins völlig Unerreichbare geschossen sind und er hat ganz offensichtlich große Probleme damit umzugehen. Reus befindet sich im Spätherbst seiner Karriere und Brandt bekommt einfach keine Konstanz in sein Spiel. Im zentralen Mittelfeld gibt es aktuell keinen Spieler, der konstant das Spiel dirigieren und dem BVB so etwas wie ein strukturiertes Spiel aufdrücken könnte. Dahoud schwankt zu sehr, Brandt ist noch schlimmer. Bellingham und Reyna sind vielversprechend, aber offenbar noch zu jung um diese Rolle einzunehmen. Witsel, Can und Delaney sind allesamt defensiv orientiert.
Dortmund fehlt eine echte Stammformation, was aktuell zusätzlich durch den coronabedingt sehr engen Spielplan erschwert wird. Dazu hat man offenbar auf einen zweiten Stürmer verzichtet um Moukoko aufbauen zu können. Das ist einerseits löblich, dass man einem so jungen Spieler schon so viel Perspektive einräumen möchte. Gleichzeitig macht man da aber ganz bewusst das Zugeständnis, dass es auf diese Weise im Sturm auch mal eine Flaute geben wird.
Ich wünsche mir auch manchmal den Charme von Klopp zurück, aber ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass das für die letzten Prozentpunkte bei der Mannschaft sorgen kann. Ich glaube das interpretiert man nur hinein. Oder ist Hansi Flick etwa jemand, dem der Esprit aus den Ohren rausläuft? Ich denke nicht. Häufig finde ich es sogar sehr witzig, wie Favre die Reporter ins Leere laufen lässt und exakt nichts in seinen Interviews sagt. Was die meisten anderen übrigens auch nicht machen, nur verpacken sie es etwas anders.
Und nochmal zu Bayern: ich denke, dass Ehrgeiz, Motivation und Konzentration (was gemeinhin unter Mentalität zusammengefasst wird) wenn überhaupt nur zu einem geringen Teil vom Trainer stimuliert werden und stattdessen eine Qualität der jeweiligen Spieler ist und diese Spieler entsprechend bezahlt werden (müssen). In dieser Hinsicht hat der Bayernkader schon allein mit Lewandowski, Kimmich, Müller und Neuer einen gigantische Vorsprung gegenüber Dortmund und allen anderen.
Zu Gladbach: ist schon seit Jahren meine liebste Bundesligamannschaft hinter Dortmund.
