Blackstar hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 18:09
Ja, weil hier mit Sicherheit keine Argumentation rechtsradikaler Positionen von mir angefangen wird. Dieses framing kannst du gern versuchen, aber mit anderen Leuten. Der Vergleich oben war unangebracht und gefährlich.
Nochmal: Es geht nicht um die Positionen, sondern um die Art des Arguments (alle machen es = super). Man hätte genauso gut die von Stebbie heranzitierten Dieselmotoren, Mainstream-Charts oder sonstwas nehmen können. Ich habe mein Bespiel einfach nur gewählt, da es extrem medienwirksam diskutiert wurde. Da du allerdings schlau genau bist, all das selbst zu wissen, schließe ich daraus, dass du einfach kein Bock auf eine Diskussion hast. Hey, das ist okay. Aber kommt doch bitte nicht mit diesem vorgeschobenen (in dieser Situation) Godwins-Law-Schwachsinn um die Ecke.
Stebbie hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 18:10
John Stuart Mill lässt grüßen

Entscheidend ist aber die Frage: gilt dies auch für deine eigene Freiheit? Sprich, darf der Staat deiner Meinung nach auch dann eingreifen, wenn du dich durch deine eigene Handlung in eine Situation begibst, in der dir die weitere Ausübung deiner Freiheitsrechte unmöglich wird?
Aber gerade dein Argument ließe sich auch für ein Tempolimit auslegen, denn dein Recht auf (im Rahmen des technisch Möglichen) freie Wahl der Geschwindigkeit betrifft eben nicht nur dich und deine individuelle Freiheit, sondern automatisch auch die der weiteren Verkehrsteilnehmer. Wenn sich dein Reaktions- und Bremsweg durch die Beschleunigung von 130 auf 200 km/h mehr als verdoppelt, dann reduzierst du damit auch die Spielräume der weiterer Verkehrsteilnehmer, vor allem dann, wenn es zu einem Missverständnis oder zu einer Fehleinschätzung kommt (wozu es trotz aller Vorsicht immer mal kommt). Ganz unabhängig davon, dass du deine eigenen Handlungsmöglichkeiten bei 200km/h im Vergleich zu 130 km/h drastisch reduzierst und dich, um den Kreis zu schließen, in die zunehmende Unfreiheit begibst. Es hat seine Gründe, weshalb man bei einer starken Übertretung der Richtgeschwindigkeit bei Unfallfolge gem. Rechtsprechung immer eine (Teil-)Schuld zugesprochen bekommt, selbst wenn der eigentliche Fehler (bspw. unnötiges Bremsen oder Ausscheren) beim anderen Verkehrsteilnehmer lag.
Ich sehe das eigentlich wie Elch, dass die Debatte falsch herum geführt wird und wir statt danach, ob man denn ein Tempo begrenzen dürfte, lieber die Frage stellen sollte, warum wir es uns als (nahezu?) einzige Gesellschaft es erlauben, es dem Autofahrer selbst zu überlassen, darüber zu empfinden, ob er nun sein Auto bei diesem Tempo unter Kontrolle hat oder nicht. Natürlich kann man es für sich als Freiheit definieren, dass man mit 240 über die Autobahn brettern kann, aber niemand würde doch ernsthaft behaupten wollen, dass mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 das eigene Leben und die eigene Freiheit signifikant eingeschränkt wird.
Da argumentiert die liberale Seite auch sehr künstlich in ihrer Emotionalität.
Dass "die Freiheit meiner Kühlerfigur dort endet, wo deine Anhängerkupplung anfängt" (um mal gaaaaaanz sinngemäß zu zitieren

) sollte denke ich für alle akzeptabel sein. Aber genau deshalb gibt es ja auch haufenweise freiheitseinschränkende Schilder und Warnhinweise, die eben das gewähleisten sollen (zu Recht!) und dem Bürger somit Verantwortung abnehmen. Problematisch wird es natürlich dann, wenn es den Leuten scheißegal ist und sie - um mal das vorhin genannte Beispiel zu wählen, an dem ein generelles Tempolimit rein gar nichts ändern würde - dir mit 120 Sachen in der Baustelle auf die Pelle rücken (Stichwort: überhöhtes Tempo). Ich würde schätzen, dass wahnsinnig viele Unfälle genau dort geschehen und nicht auf den wenigen nicht regulierten Stellen, auf denen man noch mit 200 Sachen geradeaus fahren kann. Aber nungut, mich stört auch einfach generell etwas an der Idee, man müsse begründen, warum man etwas tun darf und nicht warum jemand anders etwas nicht tun darf. Präsentiert mir nun jemand ein sinnvoll erscheinendes Argument dafür, dass man auch die letzten Bastionen der freien Fahrt mit Tempolimits versehen sollte, ändere ich meine Meinung zum Thema Tempolimit sehr gern, nicht aber zum generellen Ansatz, dass ein Verbot und nicht eine Erlaubnis legitimiert werden müssen. Um abschließend nochmal darauf zurückzukommen: Dass alle anderen ein Tempolimit einsetzen interessiert mich nicht, der (vielleicht sehr gute) Grund warum sie es getan haben aber dafür umso mehr.
Stebbie hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 18:31
Um es nochmal zu betonen: ich habe ne Position zu dem Thema, aber für mich hängt nun auch nicht Wohl und Wehe der Gesellschaft an der Frage des Tempolimits ab.
In diesem Sinne: Prost, Mahlzeit!
