NeonGolden hat geschrieben: ↑Di 23. Jun 2020, 11:53
Dieser unwürdige Clash aus homophober und frauenfeindlicher Pseudokritik und der völlig unreflektierten und kritikresistenten Verherrlichung von Videospielen rund um The Last Of Us Pt. 2 unterstreicht gerade mal wieder sehr deutlich, wie unreif die Gaming Szene nach wie vor ist. Seufz.
Yep.
Das ganze Thema ist natürlich wieder ein riesiges Durcheinander. Als ich von den schlechten Bewertungen gehört habe, dachte ich auch erstmal uff bitte nicht schon wieder. Als ich mir dann welche durchgelesen habe, war ich ziemlich überrascht, dass natürlich ein sehr großer Teil irgendeine "SJW"-Propaganda sieht, aber sehr viele User das Spiel eben wirklich ausführlich einfach schlecht bewertet haben, mit legitimen Kritikpunkten - dass ich das noch erleben darf. Aber natürlich muss man dank der Gam0r-Crowd sich nun bei Kritik extra nochmal abgrenzen, weil die sich einfach nur blind der Kritik anschließen, einfach weil sie frauen- und homofeindliche Arschlöcher sind.
Ich habe mir das jedenfalls zum Anlass genommen, mir das Spiel wirklich mal ausführlich in Streams anzugucken... Ich habe sicherlich auch einiges verpasst, aber ich glaube ich habe die meisten Schlüsselszenen gesehen und ja. Ich finde es wirklich, wirklich schlecht. Ich bin ja wie schon angemerkt kein Fan vom ersten Teil, aber das heißt ich finde ihn überbewertet, also so wohlwollend in der 5-6/10 Range, auch mit eingerechnet, wie hoch er gehalten wird. Aber Part 2 ist mMn wirklich... einfach schlimm. Ich weiß, ich bin in vielen Dingen sehr kritisch und manchmal auch nitpicky und will keinem etwas madig reden, aber wenn das Medium Videospiel sich wirklich so ernst nehmen will, sollte man es meiner Meinung nach auch ernst nehmen und die hohen Maßstäbe ansetzen, die es eigentlich verlangt.
Ich fand den Anfang noch sehr gut. Sehr schön, wie die Charaktere zusammen agieren und diese Ruhe wieder, die das Spiel sich auch in Cutscenes und Dialogen erlaubt. Die von Nora in Spoilern angesprochene Szene ist wirklich sehr schön und von diesen Momenten gab es schon einige. Das hat was. Ich mach mal für die Kritik im Spoiler-Mode weiter und spoilere da auch.
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Viel Kritik regt sich dann auch über Joels Tod auf - dass man das einem "beloved" Character nicht antun könne, was halt Quatsch ist. Das war kein schlechter Move, auch wenn die Art und Weise, die auch oft kritisiert wird, zwar irgendwie kritikwürdig ist und suspension of disbelief braucht, aber... Wenn es um Unglaubwürdigkeit geht, wird das Spiel noch weitaus schlimmer. Sich an Joels Tod aufzuhängen, um das Spiel zu kritisieren, schießt mMn weit an den eklatanten anderen Problemen vorbei, die das Spiel hat.
Was ich so schwer erträglich fand, war, dass dieses Spiel spätestens um Laufe der zweiten Spielhälfte wirklich allem auf brutalste Weise die komplette Hoffnung aussaugt. Es ist einfach nur ein Misery-Simulator, alles geht den Bach runter, jeder verliert ohne irgendeine Moral, die der Story irgendeinen tieferen Sinn verleihen könnte. Und so viel passiert aus komplett zweifelhaften Motiven, die vorne und hinten keinen Sinn ergeben.
Wenn ein Rachefeldzug für eine Person, die einem nahe stand, bedeutet, dass man wahllos Armeen von Leuten ummäht, die womöglich auch alle Freunde und Familie haben, dann kann ich nur sagen: Nope. So weit geht meine Suspension of Disbelief nicht. Und dann zwischendurch mal die "Hey.. killing is bad"-Moral rausholen, wenn Ellie jemanden umbringt, der oder die ein Story-Charakter im Spiel ist, ist auch so billig einfach. Am Ende von The Last Of Us ist Ellie eine durch und durch schreckliche Person und ich finde es selbst schlimm, das sagen zu müssen. Spätestens nachdem sie am Ende überhaupt nicht mehr locker lassen kann, finde ich alles komplett unglaubwürdig. Rache ist keine Heilung für PTSD, mach wirklich lieber eine Therapie, gibt es bestimmt in irgendeiner Form in Jackson. Meine Güte.
Ich bin ja auch jemand, der immer wieder predigt, dass es eine bessere Repräsentation von Frauen und verschiedensten Sexualitäten geben sollte, vor allem im Gaming. Und auch hier denke ich tatsächlich, dass alle sich wirklich zu Tode gelangweilt hätten, wenn sich bei dieser Story zwei Dudes die Köpfe eingeschlagen hätten, also in etwa so wie ich mir Batman vs Superman vorstelle. Frauen in diesen brutalen Rollen zu sehen, ist schon relativ ungewöhnlich und natürlich steht Frauen eine fiktive gewaltvolle Powerfantasie durchaus zu, hello Tomb Raider an dieser Stelle. Gleichzeitig ist es auch irgendwie gerade deshalb nochmal extra ungewöhnlich und unglaubwürdig. Es kann auch nicht die Antwort sein, die immergleiche brutale Toxic-Masculinity-Schiene einfach von Frauen durchführen zu lassen. Ich will mir als White Dude auch nicht zu viel rausnehmen, aber ich würde argumentieren Repräsentation heißt auch, andere Lebensrealitäten und Geschichten zu erzählen, die darüber hinausgehen, zu zeigen, dass Charaktere die lesbisch sind auch in dieser Welt mal homofeindlich angegangen werden und Charaktere, die trans sind, ständig misgendert werden. Es gibt auch hier einfach mehr Geschichten als Leidensgeschichten. Man hätte sicherlich auch in dieser unbarmherzigen Welt eine hoffnungsvolle Geschichte schreiben können, mit anderen Motivationen und Lösungsansätzen, die immerhin was bedeutet hätte.
Dass das Spiel technisch großartig ist und wunderschön aussieht, die schauspielerischen Leistungen sehr gut sind, macht das ganze noch trauriger. Dass das auch wieder durch schlimme Arbeitsbedingungen entstanden ist, macht es noch tragischer. Ich brauche es nicht, dass jemand in einer Cutscene fotorealistisch ohne Clipping ein T-Shirt ausziehen kann, das ist es einfach nicht wert. Spieleentwicklung in diesem Ausmaß muss einfach grundlegend überdacht werden, auf so vielen Ebenen.
Hallo wie geht willkommen in meiner Signatur. Lass dir hier bitte richtig gut gehen einfach, Käffchen für dich