Tambourine-Man hat geschrieben: ↑So 22. Mär 2020, 16:39
Ja, genau die meine ich.
Leute, die von sich sagen würden, sie hätten den Ernst der Lage verstanden und "flatten the curve" und so, aber dann eben doch nochmal im Cafe treffen, wer weiß wann man es wieder kann usw...
Sowas ärgert mich meistens mehr als der Bodensatz an sowieso unverbesserlichen.
Wobei das auch ein wenig radikaler Reaktionismus ist - wie gesagt, kommt es auch hier auf das wie bzw. das Maß an. Es gab an einem Tag einen sehr entrüstenden Beitrag über die Mengen an Menschen im Clara-Zetkin-Park und gerade an dem (sonnigen) Tag bin ich auch durch den Park gelaufen - war aber beruflich zwischen Büro und Wohnung unterwegs, weil ich ohnehin nur selten den ÖPNV nutze - war aber dennoch implizit Teil der Menge, über die sich alle aufgeregt haben, und hätte auch gut auf einem Photo abgebildet sein können. Natürlich hab ich über die eine oder andere Gruppe biertrinkender und gitarrespielender Studis auch den Kopf geschüttelt, aber auch hier weiß ich als Außenstehender nicht, ob das nicht eh eine WG war - dann wäre es letzten Endes wieder vollkommen egal gewesen.
Quadrophobia hat geschrieben: ↑Do 19. Mär 2020, 11:37
slowdive hat geschrieben: ↑Do 19. Mär 2020, 11:34
Quadrophobia hat geschrieben: ↑Do 19. Mär 2020, 10:33
Außerdem produziert das ja dieses "Wenn andere sich nicht dran halten, muss ich auch nicht" Verhalten.
Verschwörungstheorie: Dahinter steckt die Münchener Wohnungsindustrie, die möglichst viele Wohnungen von alten Menschen frei bekommen möchte, um sie gewinnbringend zu modernisieren. *aluhut off*
Bin auch genervt von der Linken Bubble, die meint, dass Ausgangssperren für eine bestimmte Zeit quasi das 4. Reich bedeuten würden und daher zum "solidarischen Wiederstand" aufrufen. Siehe z.B. Augstein z.Z.
Oder um mich selbst zu zitieren:
Ich wäre auch schon mit einer Augsteinsperre zufrieden.
Aber stimmt schon, das ist einer der vielen Schnittpunkte von (alt)Linken und Rechten. Der seltsam reaktionäre Reaktionismus, wenn eine staatliche Order nicht gefällt.
Auch hier würde ich differenzieren, denn auch trotz der Situation rechtfertigt der Zweck hier nicht die Mittel und man muss den Prozess kritisch begleiten. Ich glaube nicht, dass wir hier an der Schwelle zum Autoritarismus stehen, aber wir müssen schon darauf achten, dass wir am Ende einen Großteil der Maßnahmen wieder zurückschrauben und dann nicht nur evaluieren, wo wir effektiver werden müssen (bspw. Notstandsmechanismen im Falle von Pandemien), sondern auch, wo wir Schutzmechanismen brauchen (bspw. Verknüpfung mit der Ausrufung durch die Dritte [WHO]).
Es ist für außenstehende vielleicht nicht so ersichtlich gewesen, aber die Ausrufung der Kontaktsperre hier in Dresden am vergangenen Freitag ist zum Beispiel äußerst problematisch, denn sie wurde letzten Endes vom OB Hilbert durchgeboxt, ohne Einbeziehung des Stadtrates oder des Landes - und die Verwaltungsrechtler diskutieren gerade, ob er das überhaupt hätte machen dürfen. Wenn wir darauf verzichten, diesen Prozess kritisch zu begleiten, dann bereiten wir nämlich hier tatsächlich die Strukturen vor, welche einer Partei wie der AfD ein reichen Methodenkoffer in die Hand geben könnte. Dass rechte Kreise sich schon länger auf die große Krise vorbereiten und diese als Chance erachten ist ja hinlänglich dokumentiert.