Weil nach wie vor nicht ersichtlich ist, inwiefern das eine, wie von Melzer behauptet, koordinierte Aktion gewesen sein soll. Hätte er sowas gesagt wie "diplomatischer Druck könnte Schweden veranlasst haben" ist das die eine Sache, aber jede einzelne Aktion von jedem Mikro-Akteur dem Interesse der USA zuzuschreiben, Assange anzuklagen, ist eine Behauptung, die ich auch mit den hier vorliegenden Dokumenten nicht nachvollziehen kann. Das tut ja so, als gäbe es gar keine eigenständigen Akteure in dieser Sache, sondern eigentlich nur hörige Diener der Staatsapparate.slowdive hat geschrieben: ↑Mo 3. Feb 2020, 15:35Mal ganz blöd gefragt: Warum immer von Verschwörungstheorien und obskuren "westlichen Geheimmächten" sprechen? Es gibt doch ziemlich klar zu definierende Akteure mit bestimmten Interessen in der ganze Geschichte (hallo NSA, falls ihr hier mitlestQuadrophobia hat geschrieben: ↑Mo 3. Feb 2020, 15:25Opfer konspirativer westlicher Geheimmächte anzusehen, aber nicht.)? Klar, Beweise gibt es nicht (wie auch), weshalb ich mich von allzu klaren Schlüssen entferne, aber soooooo absurd ist die Idee doch eigentlich nicht, oder?
Ich sehe zwar auch vollkommen ein, dass die USA Assange kein faires Verfahren machen würden, was höchst problematisch ist. Es so darzustellen, als sei die USA nur an Rache für das offenlegen von Kriegsverbrechen interessiert, greift aber auch deutlich zu kurz. Die VÖ der militärischen Dokumente hat US-Bürger*innen und auch Afghan*innen in Lebensgefahr gebracht, weil sie Personen identifizierbar gemacht hat. Die beteiligten Medien haben allesamt ihre Veröffentlichungen an Stellen geschwärzt, wo ein Rückschluss auf Personen, der deren Leben gefährdet hätte, gegeben war. Man kann ihm also durchaus mehr als nur die Offenlegung von US-Geheimnissen vorwerfen.
Scheinbar hat es bei Wiki Leaks ja auch heftige Auseinandersetzungen gegeben, was veröffentlicht wurde und was nicht. Mitstreiter wie Domscheidt-Berg haben WL ja unter anderem verlassen, weil Assange die Veröffentlichung von Dokumenten im Alleingang bestimmt habe, also möglicherweise auch selektiv agiert hat und Dinge zurückgehalten hat.
Seine Verbindungen ins rechtslibertäre Republikanerlager um Ron Paul lassen zumindest vermuten, dass er nicht etwa im öffentlichen Interesse und journalistischen Wahrheitsauftrag, sondern auch aus politischen Eigeninteresse gehandelt hat.
Auch hat Assange später dann bewusst und destruktiv in den US-Wahlkampf eingegriffen und ja unter anderem die rechtsradikale Verschwörungstheorie zu Seth Rich bewusst befeuert und die Podesta E-Mails geleakt, was zusammengenommen als aktive Wahlkampfhilfe für Donald Trump verstanden werden kann. Auch scheint die Quelle dieser Mails ja kein WhistleBlower, sondern ein russicher Hacker gewesen zu sein.
Er hat sich also in mehreren Fällen nicht mehr wirklich wie ein Journalist verhalten, weswegen es für mich auch eine zwiespältige Behauptung ist, hier würde das Ende der Pressefreiheit eingeleitet. Einerseits ist hier selbstverständlich Druck gegen Medien ausgeübt worden, der nicht zu rechtfertigen ist. Andererseits ist Assange kein unvoreingenommener Journalist sondern ein politischer Akteur.
Das wahre Opfer dieses ganzen Komplexes ist Chelsea Manning und die kriegt quasi gar keine Aufmerksamkeit, weil sie nicht die machtpolitischen Tools eines Julian Assange besitzt.