NeonGolden hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2019, 19:19
Da fehlt ja u.a. auch Eternal Sunshine of The Spotless Mind.
Oh ja! Ich wollte wohlwollend sein mit meiner ersten Reaktion, aber es sind schon einige komische Entscheidungen dabei. Und klar, zwei Jahrzehnten gerecht zu werden ist vielleicht auch nicht so einfach. Aber kein "Arrival"? Come on
NeonGolden hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2019, 19:19
Was macht Manchester by the Sea für dich so relevant Taksim? Also als ernst gemeinte Frage aus Interesse. Fand den auch ganz nett, aber wüsste eben nicht, was ihn herausragend macht.
Und so langsam kann man ja das ganze Jahrzehnt betrachten und da hat mich kein Film so berührt wie der. Es beleuchtet ein emotional unheimlich komplexes Thema ganzheitlich, rau, ehrlich und ohne jeden falschen Pathos aber mit viel, viel Intensivität. Die wird aber sehr subtil transportiert, was vor allem an Casey Afflecks toller Performance liegt. Es spielt sich wahnsinnig viel intern in dem Charakter ab und das merkt man von der ersten Sekunde, auch wenn sich erst im Laufe des Films zeigt, woraus sich dieser Schmerz speist.
Strukturell deshalb auch grandios gemacht und ein perfekter Einsatz von Flashbacks. Dazu die behutsame und zugleich auf exakteste präzise Kameraführung und Einstellungen die entweder ganz nah an den Charakteren dran sind, um die Gesichter richtig zu studieren oder ganz weit, wo sich ihre Verlorenheit perfekt widerspiegelt. Das Setting unterstreicht das dann, mit seiner melancholischen Winteratmosphäre und den kühlen Blautönen. Ich kann auch nur empfehlen, den im Winter zu gucken, auch wenn man drinnen sitzt, friert man mit den Charakteren richtig mit.
Trotz dieser Schwere und Trauer blitzen kleine Momente des Humors durch, die aber sehr situationsabhängig sind und nicht gezwungen als Ausgleich zu der Melancholie wirken. Sondern sie runden das Bild ab, da so eine Situation auch mal einfach absurd wirken kann und sich die Überforderung nur noch durch Humor Ausdruck verschaffen kann.
Die Szene mit Michelle Williams und Casey Affleck, wo sie sich zufällig auf der Straße begegnen ist dann auch jetzt schon einer der packendsten überhaupt. In der von mir sehr geschätzten Reihe "Everything is sadder with the Leftovers music" hat jemand da die Departure Suite drüber gelegt. Wie ein Kommentar so schön sagt: "Really? That scene isn't sad enough for you?"
Es killt einen.
NeonGolden hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2019, 19:19
Edit: die Liste ergibt doch überhaupt keinen Sinn.
Jop, stimmt schon. Bei den Filmen, die ich oben genannt habe, musste ich auch wieder daran denken, dass das gut dazu passt, wie erbost einige darauf reagiert hatten, als Iñárritu als Vorsitzender der Cannes-Jury benannt wurde. Macht mich einigermaßen sprachlos, gibt für mich keinen Regisseur der in den letzten zwei Jahrzehnten so konstant bahnbrechende Werke kreiert hat. Aber da er eben stilistisch sehr expressiv ist, rümpfen viele darüber die Nase. Das ist wirklich Filmsnobismus at its worst.