Blackstar hat geschrieben: ↑Mi 20. Feb 2019, 16:58
Die Gewinnausschüttung der Streaming-Dienste hat übrigens, soweit ich weiß, keine Auswirkung auf die Chart-Platzierung. Natürlich profitieren große Stars von ihrem Management. Da werden große Summen für die Platzierung in Playlisten, Youtube-Empfehlungen und Social-Media-Werbung fließen. Besonders die große Zahl an reinen Playlist-Konsumenten sorgt dafür, dass es immer einfacher ist, Songs in den Charts nach oben zu pushen, wenn ein entsprechendes Marketing-Budget dahinter steht.
Als Ergänzung dazu: Das gebe ich jetzt nur "aus dem Kopf" wieder, da gab es mal einen Artikel zu, wieso eigentlich Bushido und Co. immer recht schnell hoch in die deutschen Charts pushen. Bei den physischen Tonträgern zählte nicht nur die Anzahl, sondern das tatsächliche Verkaufsvolumen. 20.000 Special-Edition-Boxen waren also deutlich maßgeblicher als 20.000 normale Albenverkäufe - und somit gibt es in Deutschland extrem viele Sonder/Special Editions mit Metalbox, Poster und dergleichen. Wer die Zeit hat, kann das gern mal nachgooglen.
Das liegt daran, dass in Deutschland im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern die Charts nicht nach verkauften Einheiten sondern nach Umsatz berechnet werden. Deshalb lohnen sich diese Deluxe-Boxen, wenn man hoch charten will. Gab sogar schon Rapper, die im Interview erzählt haben, dass die Boxen für sie ein Nullsummenspiel sind bzw. sie sogar drauflegen mussten, das jedoch für die Chartplatzierung in Kauf nehmen. Kann natürlich auch Bullshit sein, aber ich kann mir das schon vorstellen. (Mittlerweile würden viele Rapper ja auch ohne Deluxe-Boxen hoch charten.)
@Sammy/Blackstar: Würde euch beiden teilweise Recht geben. Zum einen gibt es neben den von Blackstar erwähnten Überalben, die natürlich auch Stoff für ausreichend Singles hergaben, auch dutzende Platten, die über 3 Singles nicht hinauskamen. Ein anderer Punkt ist, dass der Musikmarkt bis ca. Mitte der 60er noch sehr Single-dominiert war und Alben selbst noch keine allzu große Bedeutung beigemessen wurde. Erst die Beatles selbst haben (vor allem mit ihren Konzeptalben) das Album als Kunstform popularisiert und zu dessem breiten Erfolg beigetragen. Damit war das Standing einer Single ironischerweise 1964 näher an 2019 als z.B. in den 80ern oder 90ern. Gewisse Parallelen kann man da also schon sehen. Aber es gibt auch genügend Musiker, die sich diesen kürzeren Release-Zyklen, welche durch Streaming begünstigt werden, nicht unterwerfen und weiterhin nur alle 2-3 Jahre veröffentlichen (z.B. die beiden Justins). Das Gegenteil ist dann so jemand wie Drake, der jedes Jahr ein Album/Mixtape veröffentlicht und sich in den Monaten dazwischen mit Feature-Parts im Gespräch hält.
Insgesamt halte ich aber die Platzierung in Playlisten und die Einberechnung von Album-Streams in die Single-Charts für die größten Faktoren, die solche massenhaft hohen Chartplatzierungen begünstigen. Bestes Beispiel ist "Palmen aus Plastik 2", das du ja auch verlinkt hast: Da haben einfach alle Kids in der Albumreleasewoche nichts anderes gepumpt und sowas kommt dann dabei raus.
@Engholm: Sind das jetzt nur Max Martin und Co., gegen die du einen Groll hegst? Was ist denn z.B. mit Holland-Dozier-Holland oder anderen Motown-Songwritern? Oder Quincy Jones bei Michael Jackson?
Zumindest die Aussage, dass außer den Singles auf den Alben oft nur Füllmaterial ist, lässt sich ja damit widerlegen, dass bei diesem "Füllmaterial" häufig auch Max Martin usw. in den Credits stehen. Gibt bestimmt zahlreiche positiv rezensierte Platten, die komplett von Songwritingcamps geschrieben wurden.