Monkeyson hat geschrieben:Auch in diesem Fall muss ich dich fragen: Warum dann die Notwendigkeit einer Quotenregelung? So wie ich das verstehe, haben sie dort, wo es Quoten gibt (also in Führungspositionen an Unis sowie in der freien Wirtschaft) eben vielfach nicht eine adäquate Qualifikation, würden ja sonst auch ohne Quote eingestellt
Ich würde an dieser Stelle ja gerne zustimmen, aber leider ist da absolut nicht der Fall. Für den Fall der Hochschulen ist das auch hinreichend dokumentiert und habe ich auch schon mehrfach in meinem eigenen Umfeld beobachten können. Aber darum soll es hier nicht primär gehen, stattdessen noch zur zweiten Sache - also die Frage nach dem scheinbaren Gegensatz, dass Frauen einerseits der Zugang verwehrt wird, ich aber andererseits schreibe, dass es hinreichend erfolgreiche Künstlerinnen gibt: Es trifft beides zu, und es steht ja auch nicht im Gegensatz zueinander. Wir haben ja auch seit dem frühen 20. Jahrhundert Professorinnen wie Johanna Mestorf oder Margarete von Wrangell (erste ordentliche Professorin in Deutschland), aber dennoch existiert bis heute noch ein ungemein großes Ungleichgewicht bei den Besetzungen (jetzt bin ich dann doch wieder dort gelandet).
Finde es auch cool, dass Sammy mal ein paar Eindrücke aus der Hardcore-Bereich geschildert hat. Ich kann für das Wacken nun natürlich nur Annahmen treffen, da ich die Metalszene nicht kenne - vielleicht mag da jemand was zu sagen, der da ein wenig tiefer drinsteckt. Ich kann mir einfach schlichtweg nicht vorstellen, dass es da an Musikerinnen bzw. Künstlerinnen mangelt. Vermute eher, dass die es hier besonders schwer haben, da die Szene ja doch sehr von einer ausgeprägten Maskulinität geprägt ist.
Suitemeister hat geschrieben:Den Multiplikationsfaktor von Laufpublikum auf dem Festival selber halte ich für vernachlässigbar.
Da können wir beide natürlich nur Annahmen treffen, aber die Aussage halte ich für wenig zutreffend. Ich glaube, dass gerade Festivals ein günstiger Weg sind, um sich selber einer breiten Masse zu präsentieren, da die meisten Festivalgänger sich doch zumindest oberflächlich durchs Programm hören werden - gerade in Zeiten von Spotify-Playlists. Man liest ja auch immer wieder, dass Labels sich in manche Lineups einkaufen.
Suitemeister hat geschrieben:2. Du suggerierst, dass das Red-Stage-Lineup keinen Unterschied in der Summe der Ticketverkäufe macht. Das wage ich aber ebenfalls stark zu bezweifeln. Ich denke, dass gerade der "Hardcore-Freitag" mit seinem mehr oder weniger konsequenten Booking in den letzten Jahren viele Fans gewonnen hat. Und ich behaupte auch - Achtung, stark vereinfacht -, dass es durchaus einen monetären Unterschied im FKP-Budget macht, ob man nun Courtney Barnett oder die Antilopen Gang bucht.
Du suchst da natürlich nun auch eine Band aus, die rein vom Kosten-Nutzen-Aspekt her wohl jede zweite Band im Lineup in den Schatten stellen würde, selbst Künstler wie Nick Cave oder Interpol

Ich will mich jetzt auch nicht allzu sehr an einem "Female Only"-Tag aufhängen, dass wäre für mich nur wie gesagt ein wirklich cooler Move mit Signalkraft, auch wenn die generell stärkere Präsenz von Künstlerinnen auf der Green oder Blue natürlich vorzuziehen wäre. Aber ein solcher Tag stünde doch in keiner Konkurrenz zu einem Hardcore-Freitag oder Deutschrap-Sonntag? Bei allen anderen Künstlern weiß doch zum Zeitpunkt des Kartenkaufs ohnehin niemand, wer so alles auf der Red Stage spielen wird, weshalb es meines Erachtens nach eben keinen Unterschied macht, ob da nun The Hunna oder Emils Bulls im unteren Drittel des Lineups stehen, oder ein paar weibliche Künstlerinnen ähnlicher Größe.
Generell glaube ich aber nach wie vor, dass die Acts der Red Stage in ihrer Gesamtheit keinen allzu großen Einfluss auf den Ticketkauf haben.