Vielleicht sollte man die Debatte mal an diesen Ort verlagern, da wollte ich mal was aufgreifen, was Metalfan angesprochen hat.
Doch auf jede weibliche Band kommen nun mal mindestens 10 reine Männerbands, das spiegelt sich leider auch in den Line-ups wieder. Vllt müsste man da schon in der Jugendarbeit ansetzen und Mädchen ermutigen Insturmente zu lernen, zu singen usw. Auch zusammen mit den Jungs.
Zunächst glaube ich nicht, dass Mädchen wesentlich seltener eine musikalische Ausbildung erhalten oder Instrumente lernen als Jungs, vielmehr ist es - so würde ich vermuten - in der Folge eine unterschiedliche Entwicklung zwischen Jungs und Mädchen, die dazu führt, dass der Rockbereich im starken Maße männlich geprägt ist. Aber dennoch glaube ich, dass es da draußen viele talentierte weibliche Bands gibt, denen der Durchbruch einfach nicht gelingt - die Frage die sich stellt ist, ob man die als Festival buchen sollte, wenn es doch in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen ist.
Natürlich steht es FKP zu ein Lineup zu präsentieren, in denen Frauen einen wirklich geringen Anteil haben, bis hin zu einer Bandwelle von 25 ausschließlich männlichen Künstlern (Tourmusiker nicht mit einbezogen). Vollkommen legitim, denn FKP trägt am Ende das finanzielle Risiko. Was allerdings bemängelt wird ist, dass es bei FKP entweder eine Bereitschaft existiert, so eine Welle zu präsentieren, oder ihnen das Thema schlichtweg egal ist. Denn auf der anderen Seite gibt es genügend Veranstalter, die eine solche Welle in der Form nicht präsentieren würden, alleine weil es gegen die eigenen Ideale oder das soziale Bewusstsein verstößt. Nochmal sei betont: Es steht FKP zu diesem Thema keine große Priorität zu geben, aber dann muss man auch mit der Kritik leben, kann natürlich (ob geplant oder gezwungen) nachjustieren, aber bislang steht dort ein Lineup, das vor lauter Testosteron platzt.
Gerade als so großem Player wie das Hurricane nun einmal ist wäre es aber auch ziemlich cool, wenn sich FKP bewusst der Thematik widmet und Räume für weibliche Künstlerinnen schafft, denn Festivals sind ein riesiger Multiplikator. Wenn weibliche Künstlerinnen nicht oder nur im geringen Maße auf Festivals präsent sind, dann ist es natürlich auch klar, dass sie oftmals eine kleinere Fanbase als ihre männliche Kollegen haben und somit weniger lukrativ für Festivals sind. Dies betrifft dann auch im besonderen Maße die Szenefestivals, die noch weit stärker von Männlichkeit dominiert sind, wie beispielsweise der Metalsektor, bei denen es mir schlicht zu einfach ist, wenn sie darauf verweisen, dass es nun einmal mehr männliche Bands gibt. Aber auch hier hat man als Festivals die Möglichkeit auf die Szene einzuwirken und Räume für weibliche Künstlerinnen zu schaffen, sei es nun eine Bühne für einen Tag exklusiv weiblich zu buchen. Man kann es sich jedoch ausmalen, wie viele Männer sich getriggert fühlen würden, wenn die Quote statt des 100:0 Männlich mal 0:100 weiblich aussehen würde.
Auch für das Hurricane wäre es eine coole Maßnahme bspw. mal einen Tag auf der Red Stage nur weiblichen Künstlern zur Verfügung zu stellen. Man könnte dort sicherlich problemlos ein attraktives Lineup zusammenstellen und die Befürchtungen von einem Ticketrückgang dürften aufgrund der untergeordneten Rolle dieser Bühne für den Ticketerwerb abgefedert werden - machen wir uns nichts vor, die Bands der Red Stage haben ohnehin keinen entscheidenden Einfluss (zumal niemand weiß, wer dort spielt und wer für eine mögliche weibliche Band nicht gebucht wurde). Das wäre ein cooler und, wie ich finde, konstruktiver Ansatz für die bessere Integration von Frauen in die Welt der Festivals.
Andere Festivals machen es vor und verschaffen Frauen somit auch eine wirklich gute Bühne - und platzieren sie auch stärker im Zentrum der Hörerschaft. Hier finde ich es eigentlich total spannend, was gerade die zahlreichen jüngeren Lo-Fi-Indierock-Künstler erzählen, bei denen immer zu lesen ist, wie wichtig Avril Lavigne für sie war. Sie alle wuchsen natürlich mit den gleichen Künstlern auf wie ihre männlichen Freunde, haben zu Nirvana, Green Day, Neutral Milk Hotel oder später auch den Strokes die Gitarre in die Hand genommen. Avril Lavigne war es aber, die ihnen gezeigt hat, dass man es auch als Frau auf die Bühnen der "Rockfestivals" schaffen kann und der musikallische Weg nicht zwangsläufig im Popsektor enden muss - in ähnlichem Maße haben ja auch Frauen wie PJ Harvey für die etwas ältere Generation eine wichtige Rolle gespielt. Solche Idole sind enorm wichtig, solche können aber auch nur entstehen, wenn ihnen der notwendige Raum gegeben wird.
Daher ist es mir am Ende zu einfach zu sagen: Es ist wie es ist. Hier kann man als Festival auch aktiv werden und zumindest zeigen, dass man Probleme erkennt und zumindest etwas dazu beitragen will, dass solche Schweren zumindest etwas geschlossen werden. Und dazu könnte eben auch gehören, dass man sich selber sagt, dass man einfach eine Welle wie die gestrige zwar veröffentlichen kann, aber einfach nicht will - andere Festivals geben dort den Weg vor.