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von ThomZorke » Fr 12. Okt 2018, 01:27
Mal wieder eine kleine Zusammenfassung meiner Serien der letzten Zeit:
Sorry For Your Loss
Facebook probiert sich ja jetzt auch an Serien und das ist die erste aufwändigere Produktion aus dem Drama-Bereich. Elizabeth Olsen spielt eine Witwe, die starke Probleme damit hat, den Tod ihres Ehemanns zu überwinden.
Ich hatte anfänglich etwas Sorge, dass es ein ernsthafteres "13 Reasons Why" wird, weil man die Todesursache nicht genau kennt und sich in Rückblenden der Wahrheit scheinbar nähert. Die Befürchtung hat sich aber glücklicherweise nicht bestätigt. Stattdessen ist es eine sehr feinfühlige Aufarbeitung von Depressionen. Die meisten Folgen drücken ordentlich auf die Tränendrüse, weil die Schauspieler einfach durch die Bank weg sehr überzeugen können. Die Serie ist nichts weltbewegend Neues, aber die Umsetzung hat mich sehr überzeugt.
Kostenlos auf Facebook verfügbar.
Counterpart
J.K. Simmons spielt sich selbst zweimal. Als zuverlässiger Mitarbeiter in einer Behörde, der gar nicht genau weiß, was er denn in seinem Job macht, sitzt ihm eines Tages plötzlich sein exaktes Gegenbild gegenüber. Es stellt sich heraus, dass vor 30 Jahren eine Parallelwelt geschaffen wurde, in der sich die Dinge aber leicht anders entwickelt haben. Ein Konflikt zwischen beiden Welten, deren Übergang sich in Berlin befindet (wo die Serie auch gedreht wurde), scheint aufgrund verschiedener Vorkommnisse unausweichlich.
Das Ergebnis ist eine überraschend düstere Serie, die ihre Welt sehr ernst nimmt. Zu Beginn war ich mir unsicher, wie lang sich die Parallelwelt-Idee hält, aber am Ende war es durchaus genug Material. Die Idee wird dabei behutsam eingeführt und die Besonderheiten der Welt werden einem nicht mit dem Dampfhammer eingeprügelt, was ich als sehr angenehm empfand, weil man vieles nicht sofort bemerkt und somit noch nach der Folge noch weitergrübelt. Etwas enttäuscht war ich, dass es sich am Ende sehr zu einem Verschörungsthriller entwickelt, aber insgesamt hat die Serie doch gut unterhalten.
Im Starzplay-Channel bei Amazon abrufbar.
Bodyguard
Was für ein Beginn und danach eher meh. Die Serie fängt mit einer 20-minütigen Szene an, die einem den Atem stocken lässt. Selten so einen spannenden Einstieg in einer Serie erlebt. Die Serie dreht sich um Bodyguard David Budd, der nach einer erfolgreich gelösten Krisensitution zum Personenschutz der brittischen Innenministerin befördert wird. Wie es sich für einen Thriller gehört, wird er in seiner dortigen Position einiges zu tun bekommen.
Die Serie war im UK ein absoluter Straßenfeger. Das Finale hatte eine Einschaltquote von fast 50%. Da hat man gemerkt, was einem durch Streaming-Portale und die Art, Staffeln als Ganzes zu veröffentlichen, verloren gegangen ist: die Serie hat sich zu einem Phänomen entwickelt und am Montagmorgen konnten alle mitdiskutieren. Besonders die ersten beiden Folgen waren auch sehr überzeugend, allerdings wurden die Logiklöcher im Verlauf der Staffel immer größer und musste das Hirn ausschalten, um über all die Merkwürdigkeiten hinwegsehen zu können. Dennoch: wer Lust auf Spannung hat, ist hier sicher nicht falsch aufgehoben.
Am 24.10. erscheint die Serie auf Netflix.
Killing Eve
"Developed by Phoebe Waller-Bridge" hat mich aufhorchen als Fleabag-Fan aufhorchen lassen. Die Story ist auch hier herrlich durchgeknallt: eine MI5-Mitarbeiterin kommt einer Auftragsmörderin, Villanelle, auf die Schliche und gerät dadurch selbst ins Fadenkreuz. Villanelle hat eine Vorliebe für Designermode und eine sehr eigene Art, ihre Ziele umzubringen. Die MI5-Mitarbeiterin entwickelt auf ihrer Jagd eine gewisse Faszination für sie, was die Sache nicht leichter gestaltet.
Jodie Comer als Villanelle ist grandios. Wenn man Sympathie für eine Auftragsmörderin empfindet, hat sie etwas richtig gemacht. Die Umsetzung ist sehr charmant und stylisch mit Elementen verschiedenster Genres. Sehr kurzweilig.
Noch nicht in Deutschland erhältlich.
Maniac
Cary Joji Fukunaga, Emma Stone, Jonah Hill und Justin Theroux. Das sind schonmal verdammt gute Zutaten. Anfänglich war ich dennoch etwas enttäuscht. Der Einstieg in die Serie rund um die Versuchskaninchen eines Medikamententests war etwas schwerfällig. Die Sci-Fi-Elemente wurden etwas zu vehement in den Vordergrund gerückt und die sprunghafte Erzählweise machte es schwer, sich auf die Charaktere einzulassen. Im Verlauf der Serie kann man sich aber dem Charme kaum entziehen, der entsteht, wenn die Serie von Genre zu Genre hüpft und von Folge zu Folge alles auf den Kopf stellt. Ob Sci-Fi, Historienkrimi, Coming-of-Age, Verschwörungsthriller, einfach alles ist in der Serie drin. Durch das Eintauchen in die Welten wurde die Erzählweise etwas stringenter und man konnte sich besser auf die Serie einlassen. Dabei entsehen immer wieder überraschend rührende Momente, mit denen ich so nach der ersten Folge sicher nicht gerechnet hatte. Die Serie ist nicht perfekt, aber man sollte sich dennoch durch die ersten 1-2 Folgen kämpfen, da die Reise danach durchaus sehr unterhaltsam wird.
Bei Netflix abrufbar.
Bosch Staffel 4
In Sachen Cop-Drama gibt es hier wenig auszusetzten. In dieser Staffel wendet sich die Serie einem ziemlich aktuellen Thema: der Anwalt eines mutmaßlichen Opfers von Polizeigewalt wird ermordert. Natürlich liegt Nahe, dass jemand von der Polizei dahintersteckt. Bosch wird auf den Fall gesetzt und geht der Sache auf den Grund.
Ich war kein großer Fan der dritten Staffel, da dort die Glaubwürdigkeit etwas zu sehr auf der Strecke geblieben ist. Die vierte Staffel hat aber vieles besser gemacht und durch ihre unaufgeregte Erzählart stark gepunktet. Man sollte hier keine standard Cop-Serie erwarten, denn die Serie befasst sich feinfühlig mit vielen sozialen Themen und hat dabei auch eine Tiefe, die man so von anderen Cop-Serien nicht kennt. Fliegt hier gefühlt etwas unter dem Radar, kann man aber wirklich gut anschauen!
Bei Amazon Prime abrufbar.
Sharp Objects
Die neue Serie von Jean-Marc Vallée, basierend auf einem Buch von Gillian Flynn mit Amy Adams in der Hauptrolle.
Amy Adams kehrt als Journalistin in ihre Heimatstadt zurück, um dort über den Mord an zwei Mädchen zu berichten.
Die amerikanische Variante eines Kleinstadtkrimis. Die Serie krankte aber vor allem an einem Punkt, der mich zuletzt so öfters an manchen Serien gestört hat: sie ist viiiieeeel zu lang. Es passiert einfach nichts. Das hätte dermaßen leicht in einen Film gepasst und man hätte sich viel Zeit gespart. Einer der wenigen spannenden Momente der Serie stellt sich dann noch als Einbildung heraus, sodass eigentlich nahezu nichts geschieht. Vallée setzt dabei sein Rezept um, dass er auch schon in Big Little Lies verwendet hat, denn die Inszenierung ist sich schon sehr ähnlich. Auch hier war es leider eher eine Qual bis zum Ende durchzuhalten. Keine Ahnung, ob es vielleicht einfach nur an mir liegt, aber ich hab einfach keinen Zugang zur Serie gefunden.
Bei Sky im Entertainment Ticket enthalten oder auf anderen Plattformen zu kaufen.
Save Me
Britische Serie über einen Vater, der versucht seine Tochter zu retten, nachdem diese scheinbar auf dem Weg zu ihm verschwunden ist. Hier kann ich gar nicht so viel dazu sagen. Hat mich teilweise auch eher genervt, als das es Spaß gemacht hat. Kann man schauen, muss man aber nicht.
Noch nicht in Deutschland erhältlich.
Black Earth Rising
Ist noch nicht zu Ende, aber ich wollte trotzdem schonmal meine Enttäuschung kundtun. Es handelt sich um die neue Serie von Hugo Blick, der zuvor das hervorragende "The Honourable Woman" erschaffen hatte. Die Serie habe ich geliebt, weil sie so komplex und spannend war. Hier dreht er auf und übertreibt es dabei aber leider. Noch mehr Parteien, noch mehr Motive, noch mehr Schauplätze. Die Serie dreht sich um den Völkermord in Ruanda und die strafrechtliche Verfolgung der Täte am internationalen Strafgerichtshof. Dabei werden immer wieder spannende Fragen aufgeworfen (Inwiefern haben wir überhaupt das Recht zu urteilen? etc.), aber vieles wird gleich wieder verworfen oder nur unzureichend ausgeführt. Es wirkt, als ob Hugo Blick zu viel wollte und am Ende dabei nichts so richtig hinbekommen hat. Man springt von einem Handlungsstrang zum nächsten und trotzdem passiert am Ende doch irgendwie nicht viel. Durch die letzten Episoden muss ich mich leider richtig quälen.
Noch nicht in Deutschland erhältlich.
Breathe
Eine indische Amazon Prime-Produktion. Ein Vater probiert seinen Sohn auf der Empfängerliste für Spendenorgane weiter nach vorne zu bringen, indem er Spender umbringt.
Nunja. Wirkt teilweise wie ein indisches Breaking Bad. Wenn man die kulturellen Eigenheiten indischer Produktionen nicht gewohnt ist, tut man sich mit der Serie schon etwas schwer. Dazu kommt, dass das Ende von Anfang an vollkommen vorhersehbar war und es leider mehrere Szenen gibt, die vor Blödheit so strotzen, dass der Sehgenuss nicht gerade erhöht wird. Kann man sich durchaus sparen.
Bei Amazon Prime erhältlich.