Habe beschlossen, dass ich auch mal wieder konsequenter Konzertberichte schreiben muss.
Am 15.08. war ich bei
The Soft Moon im Wiesbadener Kesselhaus. Lustigerweise bin ich auf die Band gestoßen, indem ich sie beim Durchstöbern der Neureleases mit der Band The Big Moon verwechselt hatte, deren letztes Album ich ebenfalls ganz cool fand

Statt Indie-Rock spielen The Soft Moon jedoch einen Mix aus Post-Punk, Darkwave und Industrial Rock.
Voract war The Soft Moons Live-Drummer
Matteo Vallicelli, der ein halbstündiges DJ-Set zwischen Ambient und Electronica gespielt hat. Das war ganz angenehm, da zu diesem Zeitpunkt schon eine ziemlich üble Hitze das Kesselhaus erfüllte, sodass ich froh war, mich so wenig wie möglich bewegen zu müssen. Ambientmusik ohne Beat finde ich meist weniger spannend, so auch hier, die Electronica-Tracks klangen aber ganz gut.
The Soft Moon lieferten im Anschluss eine energische Show ab. Eigentlich das Ein-Mann-Projekt von Luis Vasquez, werden die Live-Shows aktuell als Trio absolviert, wobei abgesehen von Bass und Drums alle anderen Instrumente von Luis bedient werden, sodass der Fokus der Show auch stark auf ihm liegt. So sprang Luis dann auch zwischen Synthesizer, Gitarre und Mikro hin und her, zu Beginn und Ende des Konzerts wurde auch noch eine zusätzliche Percussion-Drum auf die Bühne gekarrt, auf die mit aller Wucht eingeprügelt werden konnte.
Musikalisch werden oft die Nine Inch Nails als Vergleich herangezogen, zu denen ich komischerweise bislang noch keinen Zugang finden konnte. Mich erinnert der Stil mehr an das letzte HEALTH-Album "Death Magic". Der Fokus der Band liegt sehr stark auf dem instrumentalen Part, die Texte sind meist nur Beiwerk und bestehen oft sogar nur aus wenigen Zeilen, die mantraartig wiederholt werden. Unterstützt wird das Ganze durch eine düster-intensive Liveshow mit vielen Strobo-Effekten.
Die Setlist bot einen guten Querschnitt durch alle 4 Alben der Band, wobei ein leichter Fokus auf der aktuellen Platte "Criminal" lag, die ich hier nur jedem ans Herz legen kann, der mit diesem Genre etwas anfangen kann. Das Publikum war ebenfalls gut drauf, es wurde heftig getanzt, ab und an gab es auch ein paar kleinere Pits. Einziger Wermutstropfen war die mit 70 Minuten etwas knapp bemessene Spielzeit, wobei ich mich bei dem Eintrittspreis auch nicht beschweren will. Im Anschluss konnte ich mich am Merchstand noch mit 2 Platten eindecken, sodass einer Aufarbeitung des Back-Katalog der Band in den nächsten Wochen nichts mehr im Wege steht.
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Am 21.08. war ich bei
King Gizzard & The Lizard Wizard in der Frankfurter Batschkapp. Ich bin doch überrascht, wie viel Publikum die Band mittlerweile zieht. Die "Wir veröffentlichen 5 Alben in 2017"-Aktion hat ihnen anscheinend einen großen Popularitätsschub verpasst. Obwohl ich in die 2016-Platte "Nonagon Infinity" mal reingehört hatte (und diese damals noch als langweilig abgetan hatte), bin auch ich erst im letzten Jahr auf die Australier aufmerksam geworden, die musikalisch in dem breiten Spektrum von Psychedelic/Garage/Progressive/Acid Rock angesiedelt sind, welches sie je nach Album auch mal um Jazz-, World Music- oder Spoken Word-Einflüsse erweitern.
Vorband waren die Australier
Amyl And The Sniffers, deren Lofi-Garage Punk ich ursprünglich komplett sausen lassen wollte, mich nach den positiven Berichten im Haldern Pop-Thread dann doch noch umentschieden habe, sodass ich zumindest die letzten 20 Minuten noch sehen konnte. Musikalisch ist das absolut nicht meins, aber man muss sagen, dass die Band live schon Spaß gemacht hat. Insbesondere Sängerin Amy ist ein richtiges Energiebündel, die keine Sekunde still stand und selbst bei Instrumental-Passagen mit verrückten Tanzeinlagen die Menge begeisterte.
Bei
King Gizzard & The Lizard Wizard hat mich überrascht, dass diese trotz ihres Bekanntheitsgrades für den Soundcheck keine Roadies eingestellt haben und alles selbst aufgebaut haben. Da das bei 7 Leuten (Sänger/Gitarrist, 2 weitere Gitarristen, 1 Bassist, 2 Drummer, 1 Keyboarder/Percussionist/Mundharmoniker-Spieler) ein Weilchen dauert, hat sich die Band etwas cooles einfallen lassen: Während des 20-minütigen Soundchecks wurde einfach parallel gejammt, sodass der Soundcheck quasi als Intro mit fließendem Übergang zum eigentlichen Konzert fungierte.
Das Konzert selbst war dann ein ziemlicher Abriss. Ab Minute 1 war der Moshpit geöffnet und wurde auch für die kommenden 90 Minuten nicht mehr geschlossen. Die Band zündete einen Hit nach dem anderen und das Publikum war stets voll mit dabei. Das Konzert war mehr eine lange Jamsession mit vielen fließenden Übergängen zwischen den Songs und wenig Pausen. Teilweise wurden die Songs auch spontan abgewandelt und Elemente von anderen Songs integriert. Unterstützt wurde dies mit auf die Songs abgestimmten Visuals.
Der Fokus lag natürlich auf den 2017-Alben, doch auch der umfangreiche Back-Katalog der Band wurde nicht vernachlässigt, sodass am Ende immerhin 7 der 13 seit 2012 veröffentlichten Alben Berücksichtigung fanden. Highlights sind schwer auszumachen. Besonders gefreut habe ich mich über die 3 Songs von "Flying Microtonal Banana" (sowie den geistigen Bruder
"Crumbling Castle"), zudem ist mir aufgefallen, dass mit Wegfall der Spoken Word-Passagen die Songs von "Murder Of The Universe" extrem gewachsen sind.
Das Publikum war wie oben beschrieben sehr gut gelaunt. Es wurde getanzt, gepogt und laut mitgesungen. Aufgefallen ist mir besonders, wie vielfältig das Publikum aufgestellt war, was zeigt, dass die Band Leute aus unterschiedlichen Lagern zieht. Wenn die Band die Qualität des Outputs weiterhin so hoch hält, könnte ich mir vorstellen, dass die in Zukunft noch weiter wachsen werden.
Nach 90 Minuten war der Spaß vorbei, auch wenn viele Leute noch 10 Minuten nach einer Zugabe gerufen haben, welche jedoch nicht kam (was die Band auch wieder sympathisch macht). Insgesamt auf jeden Fall eines der Top-5-Konzerte dieses Jahr!