Insgesamt lohnt sich das VIP-Ticket (normalerweise Aufpreis 100 €, dieses Jahr 120 € wegen 4 Tagen) schon: Wir mussten für unsere Bändchen höchstens 15 Minuten anstehen (lt. Facebook war der Einlass dieses Jahr bei dem Rest sehr chaotisch geregelt) und es gab einen separaten VIP-Parkplatz, der zwar meinen Mitfahrern zufolge mit 10-15 Gehminuten dieses Jahr etwas weiter vom Gelände entfernt war, dafür aber nachts ohne nennenswerten Stau wieder verlassen werden konnte. Zudem konnte man das Gelände durch einen separaten Eingang betreten und es gab seitlich von Main Stage 1 eine VIP-Lounge mit Sitzgelegenheiten, Tokenautomat, Bar und Küche. Einziger Nachteil neben der schlechten Sicht auf Main Stage 2 ist der nicht ganz optimale Sound von Main Stage 1. Wenn man also eine Band wirklich genießen wollte, musste man doch den Weg in die Menge antreten.
Die Einlasskontrollen waren ein zweischneidiges Schwert: Am Einlass gab es (wie mittlerweile glaube ich bei allen belgischen Festivals) Metalldetektoren. Hat dieser keinen Alarm geschlagen (wie bei mir trotz Gürtel, Geldbeutel usw.), wurde man auch nicht abgetastet. Auf der anderen Seite wurde mein Bändchen sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg mehrfach gescannt bzw. überprüft. Zudem erfolgte beim Betreten und Verlassen der VIP-Lounge auch jeweils ein Scannen des Bändchens. Fand ich persönlich etwas zuviel des Guten, zumal die VIP-Bändchen auch farblich genauso wie die normalen Bändchen gestaltet waren, weshalb jeder Ordner immer den VIP-Aufdruck suchen musste, der jedoch oftmals durch den befestigten Chip verdeckt war. Hätte man etwas besser regeln können.
Essen und Trinken ist wie auf den meisten belgischen Festivals ziemlich teuer, was einem durch das Token-System oftmals erst hinterher auffällt. Zum Glück gab es außerhalb des Geländes ein paar günstige Speise-Alternativen. Qualitativ kann man aber nicht meckern, zumal es neben den klassischen Ständen auch einen Bereich mit Street Food gab.
Bands am Donnerstag:
Follow The Cipher: Schwedische Power-Metal-Band mit Frontfrau. Einer von Sabaton hat wohl ein paar Songs bei denen mitgeschrieben. Klang dementsprechend schrecklich, aber dank zu später Abfahrt vom Hotel musste ich auch nur 1,5 Songs ertragen. Glück gehabt!
The Pink Slips und Warlock: Erstere eine female-fronted US-Punk-Band, letztere die Band, mit der Doro Pesch ihre Karriere startete. Habe beide Konzerte nur von der VIP-Lounge aus verfolgt, sind aber auch musikalisch überhaupt nicht meine Baustelle.
Bury Tomorrow: Eine britische Metalcore-Band mit ziemlich eingängigen melodischen Hooks, haben live richtig Spaß gemacht. Gab auch die ersten Moshpits des Tages und man hat gemerkt, dass das Publikum noch ziemlich fit war. Waren als Einheizer eine sehr gute Wahl!
Jonathan Davis: Die aktuelle Solo-Platte gefällt mir überraschend gut und live klang das auch gar nicht verkehrt. Dennoch war seine Position im Line-Up viel zu hoch angesetzt und es war für die Uhrzeit verhältnismäßig leer vor der Bühne.
Dool: Eine niederländische Doom Metal-Band mit Frontfrau, die in Benelux wohl schon eine ziemliche Hausnummer ist. Der Metal Dome war sehr gut gefüllt und natürlich trägt so eine Zeltbühne noch wesentlich mehr zur Atmosphäre bei. Haben mich voll und ganz überzeugt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt auch schon leicht einen sitzen hatte. Die Band würde ich mir auf jeden Fall nochmal solo anschauen.
Ghost: Tja, es war leider Sommersonnenwende und daher zum Beginn um 20:50 Uhr auch noch gefühlt taghell, weshalb die Show nicht so gut zur Geltung kam wie bei Dunkelheit. Zudem war der Sound am Anfang zu leise, obwohl ich nicht allzu weit hinten stand. Hat aber dennoch Spaß gemacht, was einfach daran liegt, dass die Band mittlerweile einfach unglaublich viele Hits angesammelt hat. Die Songs des neuen Albums (btw eine der besten Platten 2018) haben sich wunderbar in das Set eingefügt und letztendlich kann man nur traurig sein, dass der Spaß nach einer Stunde schon vorbei war. Ich warte dann mal auf die nächste Solo-Tour.
Guns N' Roses: Größte Enttäuschung des Festivals, was aber nicht unbedingt an der Band selbst lag. Der Sound war einfach katastrophal, man hat Axl Rose kaum gehört (gilt sowohl für die VIP-Lounge als auch den Zuschauerbereich). Zudem ließ es mein Pegel auch nicht mehr zu, mich auf ein 3,5-stündiges Konzert mit durch Solos unfassbar in die Länge gezogenen Songs einzulassen.
Kataklysm: Alle Leute, denen es ähnlich ging, fanden sich im Metal Dome ein, um sich zumindest 50 Minuten GnR-Pause zu gönnen und sich stattdessen ein wenig stumpfes Death Metal-Geballer zu geben. Ich bin kein großer Fan der Band, aber zu diesem Zeitpunkt war das genau die richtige Musik. Der Moshpit war hart und brutal, sodass ich mit einer verbogenen Brille noch relativ glimpflich davon gekommen bin, während mein Mitfahrer sich den Knöchel verstaucht hat (großes Lob an die Helfer im Sani-Zelt, die den Fuß relativ zügig wieder gefixt haben). Es sollte auf Festivals Optikerstände geben, die einem verbogene Brillen wieder richten. Ich hätte für so einen Service viel Geld gezahlt. Marktlücke!
Bands am Freitag:
Stick To Your Guns: Noch die letzten 2 Songs mitbekommen. Unglaublich, wie viel Betrieb auf dem Gelände um 2 Uhr mittags schon ist.
Zeal & Ardor: Tageshighlight! Der Metal Dome war komplett gefüllt und die Band war wohl auch selbst überrascht ob des großen Zuschauerzuspruchs. Nachdem mich das erste Mini-Album nicht ganz überzeugen konnte, konnte die Band auf der aktuellen Platte ihre Fusion aus Black Metal, Gospel und Blues perfektionieren. Auch live kam der Sound sehr druckvoll rüber und die Menge, die wohl auch aus vielen Gelegenheitsbesuchern bestand, war begeistert. Unglaublich wie laut die Crowd in den Pausen war. Die Band war völlig von den Socken.
Shinedown: Noch die letzten 20 Minuten gesehen. Ich mag ja ein paar Songs von denen, aber insgesamt sind die mir zu poppig geworden. Der Sänger hat einen Song im Publikum performt, dementsprechend gut war die Stimmung in der Crowd.
Tremonti: Die Band von Mark Tremonti, ansonsten Gitarrist bei Alter Bridge. Soundmäßig irgendwo zwischen Thrash Metal und Hard Rock, sind bei mir aber nie über ein "ganz ok" hinausgekommen. Hab den Auftritt daher nur aus der VIP-Lounge verfolgt und war doch etwas überrascht, wie viele Songs mir live dann tatsächlich doch gefallen haben.
Carach Angren: Nur gesehen, damit ich Powerwolf auf der Main Stage nicht ertragen muss. Niederländischer Symphonic Black Metal, geht in Richtung der späten Dimmu Borgir. Show war ganz nett inkl. beweglicher Plattformen, Corpsepaint und den üblichen "satanistischen" Elementen, musikalisch gibt mir das aber nix.
L7: All-female Punk-/Grunge-Band, die in den 90ern Erfolge feierten und seit der Reunion 2014 wieder touren. So richtig feiere ich von denen nur "Pretend We're Dead" und "Fuel My Fire" (dank GTA und dem The Prodigy-Cover), war dann im Endeffekt auch nur Hintergrund-Beschallung, während wir versuchten, zu zweit 6 eiskalte halbe Liter zu vernichten, weil wir unbedingt eine rote Jupiler-Cap haben wollten. Festival-Logik...
Killswitch Engage: Leider war auch hier der Sound wieder zu leise und die Setlist nicht optimal (zu viel neuer Kram, zu viel "The End Of Heartache", mein Lieblingssong "Vide Infra" wurde gestrichen, obwohl sie ihn auf dieser Tour öfter spielen), aber ansonsten wars ganz gut. Adam wieder mit den üblichen "Beers & Titties"-Kommentaren, alles wie immer also.
Vader: Hatte mich sehr auf ein schönes Old-School-Death Metal-Fest gefreut, zumal das Debüt "The Ultimate Incantation" komplett gespielt wurde, aber leider war der Sound katastrophal, sodass man die Vocals nur erahnen konnte. Schade...
Avenged Sevenfold: Beim Warten auf Maiden noch etwas gesehen. Ich werde nie verstehen, wieso ausgerechnet diese Band so erfolgreich ist.
Iron Maiden: Ich bin kein großer Maiden-Fan, aber was die da live veranstalten, sucht wirklich in dem Genre seinesgleichen und lässt auch die Überschneidung mit Watain und Wolves In The Throne Room verschmerzen. Unter dem Motto "Legacy Of The Beast" wurden Songs aus fast allen Schaffensphasen der Band (inkl. der Blaze Bayley-Phase in den 90ern) präsentiert, darunter im ersten Drittel viele mit thematischem Bezug zum Krieg. Die Show war großartig, Bruce Dickinson voller Energie wie immer und auch der Rest der Band sehr gut aufgelegt. Positiv zu erwähnen ist, dass im Vergleich zum letzten Auftritt vor 2 Jahren rund 70% aller Songs ausgetauscht wurden. Lohnt sich also auch für Nicht-Fans.
Parkway Drive: Mir gefällt die musikalische Entwicklung auf den letzten beiden Alben eher weniger, aber der Erfolg gibt ihnen Recht, sodass man Songs von 2012 und früher mittlerweile mit der Lupe in der Setlist suchen muss. Dies sorgte dafür, dass sich für mich doch einige Längen einschlichen. Entschädigt wurde man von einer überaus motivierten Band sowie einer sehr aufwändigen Bühnenshow inkl. Pyro, Pyro, einem sich um 360° über Kopf drehenden Schlagzeug und noch mehr Pyro. Da möchte wohl jemand den Schritt in die ganz großen Hallen des Landes wagen. Es sei ihnen gegönnt.
Bands am Samstag:
Die Motivation war zu Beginn noch eher gering, sodass Batushka, The Vintage Caravan und Asphyx alle einem Mittagsschläfchen zum Opfer fielen.
Planet Of Zeus: Geboten wurde feinster Stoner Metal aus Griechenland. Hat sehr viel Spaß gemacht! Würde ich mir bei Gelegenheit wieder live anschauen.
Accept: Bin kein wirklicher Fan, aber irgendwie machen die Hits dann doch live immer wieder Spaß.
Kadavar: Ich bin zwar Fanboy-geschädigt, aber das war wieder ganz großartig. Vocals hätten vielleicht etwas lauter sein können, aber da bei Kadavar der Fokus eh auf den Riffs liegt, hat dies den Auftritt nicht wirklich negativ beeinflusst. Ich könnte mir die Band noch 20x anschauen und wäre immer noch jedes Mal begeistert.
Miss May I: Es wurde mal wieder Zeit für Metalcore auf der Jupiler Stage. Ich bin hauptsächlich wegen meinem Mitfahrer hingegangen, aber es war doch erstaunlich gut. Einige coole Hook-Melodien kann man der Band nicht absprechen. Es gab auch noch einen Vinnie Paul-Gedenk-Circle Pit um den Soundturm, dessen Tod sich erst im Laufe des Tages herumgesprochen hat.
Marduk: Während sich der Rest meiner Mitfahrer zum Public Viewing des Deutschland-Spiels versammelte, gab es für mich feinsten Black Metal auf die Ohren. Hat sehr viel Spaß gemacht!
Underoath: Hab die Band erst am Montag vor dem Festival im Wiesbadener Kesselhaus in kleinem Rahmen gesehen (Bericht folgt evtl. noch), dagegen konnte dieser Auftritt also nur abstinken. Die Crowd war auch verhältnismäßig zurückhaltend, aber rein musikalisch war es wieder großartig.
At The Gates: Das Problem bei At The Gates ist, dass sie im Gegensatz zu den frühen In Flames ihre Songs wenig eingängig gestalten. Da ich mit der Band-Diskographie leider nicht so vertraut war, klang ihr Melodic Death Metal für mich auf Dauer doch schon relativ ähnlich, weshalb ich auch das Konzert früher verließ. Rein musikalisch lässt sich dagegen aber nichts sagen und ich werde mich in Zukunft doch noch etwas mehr mit der Band beschäftigen müssen.
Volbeat: Da ich bis zum Beginn des Auftritts viel Zeit hatte, konnte ich mir einen schönen Platz vorne mittig vor der Bühne reservieren. Dies stellte sich im Nachhinein als großer Fehler heraus, da das Publikum sehr Crowdsurfing-begeistert war, sodass ich zwischenzeitlich den Auftritt mit dem Rücken zur Bühne verfolgen musste. Die Band macht jedoch immer noch Laune, auch wenn deren Stil mittlerweile ziemlich ausgereizt ist und viele Songs der ersten Alben leider aus den Setlisten verschwunden sind. Die Menge hat die Band auf jeden Fall ziemlich gefeiert und wenn mich die Crowdsurfer mal ein paar Minuten in Ruhe gelassen hatten, konnte ich den Auftritt auch genießen. "Goodbye Forever" wurde dann natürlich Vinnie Paul gewidmet. Auch ein schöner Moment.
Bands am Sonntag:
Auch hier mussten Mantar, Knocked Loose und Shining/Billy Talent einem längeren Mittagsschlaf weichen. Ich werde alt.
Body Count: Ice-T war leider sehr mitteilungsbedürftig und die Band musste natürlich auch erst mal ausführlich vorgestellt werden, wodurch leider "Black Hoodie" aus der Setlist geschmissen wurde. Abgesehen davon war der Auftritt spitze und die alten Hits machen immer noch mächtig Bock! Nachdem sein Sohn eh schon Teil die Backup-Vocals der Band übernimmt, gab es dann auch einen Kurzauftritt seiner 2-jährigen Tochter. Sehr süß

Limp Bizkit: Leider auch hier wieder sehr viel unnötiges Gelaber. Stattdessen hätte man ungelogen mindestens 5 weitere Songs spielen können. Auch schade, dass man die übrige Zeit damit verschwendet, Coverversionen zu spielen, anstatt sich auf den eigenen umfangreichen Hit-Katalog zu konzentrieren. Fred Durst auch mit komischer Laune zwischen kalter Arroganz und purer Dankbarkeit. Zumindest gab es ein paar lustige Troll-Ansagen ("This is the first song of our new album" vor "Faith" sowie das Ankündigen von Erzfeind Maynard James Keenan als Feature-Gast). Wenn dann aber tatsächlich mal Songs gespielt wurden, war die Stimmung im Publikum gewohnt großartig. Sen Dog von Cypress Hill, der mit seiner Band Powerflo auch vor Ort war, kam für "Break Stuff" als Feature-Gast auf die Bühne, Wes Borland gönnte sich ein Bad in der Menge (inkl. Gitarre) und eine crowdsurfende Rollstuhl-Fahrerin wurde von Fred auf die Bühne geholt, um den finalen Abriss mit "Take A Look Around" besser begutachten zu können. War also alles in allem doch wieder ganz gut.
Skindred: Vermutlich der beste Auftritt des Festivals, u.a da es so unerwartet kam! Es war der letzte Festivaltag, die Leute waren müde und wollten sich vermutlich bei einem Gelegenheitsbesuch im Metal Dome etwas entspannen. Denkste! Kompletter Abriss, die Menge hat nochmal alles gegeben, selbst die poppigen Songs der aktuellen Platte haben sich wunderbar in das Set eingefügt und die Band hatte die Crowd einfch super im Griff. Der Auftritt muss sich für die Band richtig gelohnt haben. Hier wurden bestimmt viele neue Fans gewonnen.
Hollywood Vampires: Supergroup bestehend aus Alice Cooper, Johnny Depp und Joe Perry (Aerosmith), die hauptsächlich Songs von Interpreten covern, die in den 70ern gestorben sind. Klingt ziemlich unspannend, war es dann auch, sodass ich lieber mit dem Gitarristen von Modern Life Is War gequatscht habe, der sich auch gerade in der VIP-Lounge aufhielt und die Band ebenfalls scheiße fand.

Judas Priest: Die Herren sind nicht mehr die jüngsten, aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten war das ein Spitzen-Auftritt, was auch an dem unglaublich guten Back-Katalog der Band liegt. Hier konnten sich die Songs der großartigen neuen Platte wunderbar einfügen. Für die letzten 3 Songs kam dann noch Original-Gitarrist Glenn Tipton auf die Bühne, dessen in diesem Jahr diagnostizierte Parkinson-Erkrankung es ihm leider nicht mehr möglich macht, ein komplettes Set zu spielen. Eine schöne Geste.
Ozzy Osbourne: Ozzy machte live einen erstaunlich guten Eindruck, was ich so nicht erwartet hatte. Bin leider kein allzu großer Fan seines Solo-Katalogs, weshalb die von mir gesehenen 40 Minuten auch nicht mehr als nice to have waren.
Meshuggah: Die Urväter des Djent sorgten für den krönenden Abschluss des Festivals. Obwohl ich mit der Diskographie der Band nicht wirklich vertraut bin, konnte mich der Auftritt komplett mitreißen und es war beeindruckend, so vielen talentierten Musikern (allen voran natürlich Drummer Tomas Haake) bei der Arbeit zuzusehen. Die Show war 100%ig durchgeplant und die opulente Lichtshow genau auf jeden Drum-Schlag abgestimmt. Für mich unverständlich, wie man ausgerechnet bei so einem Konzert moshen muss, wo es doch auf der Bühne so viel Interessanteres zu entdecken gibt. Auch eine Band, mit der ich mich in der nächsten Zeit mal etwas ausgiebiger beschäftigen muss.
Es war insgesamt wieder ein sehr schönes Graspop Metal Meeting 2018 mit sehr vielen großartigen Konzerten. Bei passendem Termin und Line-Up bin ich im nächsten Jahr gerne wieder dabei.