Die SZ hat das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Auswirkungen der finanzpolitischen Pläne der Parteien auf verschiedene Einkommen / Haushaltstypen durchrechnen lassen (nur Finanzpolitik, Klimaschutzpolitik ist z.B. nicht dabei, würde aber erwarten, dass zumindest bei der Union der hier gezeigte Trend dadurch noch verstärkt wird) (
Artikel leider hinter Paywall, die Daten gibt's aber auch
hier bzw. (Nicht-)Reaktionen der Parteien in einem Kommentar
hier.
Hab die Daten mal geplottet:
Dabei ergeben sich schon einige interessante Erkenntnisse:
- Wie erwartet profitieren niedrige Einkommen besonders bei den drei linken Parteien. Auch wenn ihnen oft ein bürgerlicher Ruf anhaftet, sind die Grünen zumindest programmatisch hier links der SPD, insbesondere im Niedriglohnsektor. Die Union liegt bei niedrigen Einkommen sogar noch deutlich hinter der FDP, soviel zur sozialen Gerechtigkeit
Mittlere Einkommen profitieren am meisten bei den linken Parteien und der FDP, die Union wird ihrer Aussage Partei des Mittelstands zu sein nur dann gerecht, wenn der Mittelstand bei 80.000€ Brutto beginnt... Spitzenverdiener kommen bei FDP und Union voll auf ihre Kosten, hier holen sich die linken Parteien die Finanzierung ihrer Pläne, wobei selbst bei der Linken es erst ab 150.000€ richtig teuer wird.
- Bei allen Parteien profitieren bei Menschen mit niedrigem Einkommen Familien deutlich stärker als Alleinstehende. Bei Union und v.a. der FDP werden Familien mit zunehmendem Einkommen gegenüber Alleinstehenden aber immer schlechter gestellt bzw. überholt.
- Bei den linken Parteien nimmt die Ungleichheit ab, bei Union und FDP nimmt sie zu.
- Während die Pläne der linken Parteien Mehreinnahmen für den Staatshaushalt bedeuten, kosten die von Union und FDP 33 bzw. 88 Mrd. €. Bei letzteren soll dies durch Mehreinnahmen aus erhofftem Wirtschatswachstum aufgefangen werden. Ein Schelm, wer angesichts des gleichzeitigen Beharrens auf der schwarzen Null böses denkt...

- Die Studie bezieht Auswirkungen der Pläne (z.B. Steuervermeidung, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum) wegen der schweren Vorhersehbarkeit nicht ein.
Man kann nur hoffen, dass insbesondere der Union diese Ergebnisse bis zur Wahl regelmäßig um die Ohren gehauen werden. Im Moment scheint die Taktik ja auch erstmal Untertauchen und auf Vergesslichkeit / Ignoranz der Wähler hoffen zu sein.
Passend dazu noch etwas verspätet:
Quadrophobia hat geschrieben: ↑So 13. Jun 2021, 10:48
Das liegt aber nur daran, dass ein Großteil der Menschen, die am ärmsten sind, überhaupt nicht wählt. Der CDU kommen dann die Stimmen zu Gute, die sie durch religiöse Parteibindung bekommen. Arme Menschen sind sich durchaus bewusst, dass die CDU Politik gegen sie macht, nur gilt das leider auch für (fast) alle anderen Parteien.
Hat sich die Wahlbereitschaft ärmerer Menschen dann zu bestimmten Wahlen (z.B. 2002/2005) stärker abgenommen (oder auch zugenommen) oder ist diese einfach generell niedrig? Und gibt es Versuche der linken Parteien aktiv in diesen Milieus wieder stärker Wähler zu gewinnen oder hat man diese quasi aufgegeben (Ich denke da an die Demokraten in den USA mit der Wählermobilisierung von Afro-Amerikanern)? Wäre ja eigentlich umso wichtiger, hier zuzugewinnen, wenn auf Dauer in irgendeiner Form linke Mehrheiten in Deutschland wieder realistisch sein sollen.