12.10.: Jack White, Verti Music Hall (Berlin)
Letzte Tour verpasst, Headliner-Gig 2014 beim Open’er nur so halb gesehen, weil Festival-Dinge – habe mich demnach sehr gefreut, als
Jack White seine Deutschland-Tour veröffentlicht hat und mir recht schnell mit drei Freunden Tickets für den Berlin-Gig bestellt. Vergangene Woche Freitag war’s soweit, rein ins Auto, Bier auf, Abfahrt. Kurz Hostel einchecken, Essen, Bier trinken, ab vor die Verti Music Hall. Die ist neu, steht direkt neben der Mercedes Benz Arena und wurde von Jack White eingeweiht. Zumindest, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
Die Halle an sich ist irgendwie ein wenig wie das Docks, also von innen jetzt. Der Innenraum ist relativ quadratisch und man ist selbst hinten eigentlich recht nah dran, obwohl ich glaube, dass da schon bis rund 4.000 Leute reinpassen. Man möge mich korrigieren! Nur den ekligen Engpass, den das Docks mit sich bringt, gibt es nicht. Rein und rauskommen war auch während des Konzerts gar kein Problem.
Eröffnet haben
Gewalt aus Berlin, die irgendwie eine Art Electropunk meets NDW meets Noise gemacht haben. Drumcomputer, 2 Gitarren, Bass, los. Der Sänger hat nicht wirklich gesungen, seine Texte waren mehr aneinandergereihte Worte. Ich finde, auch wenn Jack White mit dem neuesten Album durchaus mehr experimentiert, das überhaupt nicht gepasst hat. Einige Passagen fand ich ganz gut, vor allem je noisiger es wurde. Aber nochmal müsste ich mir die auf jeden Fall nicht ansehen.
Jack selbst, von einer fünfköpfigen Band begleitet, kam – ich weiß die Uhrzeit nicht, da man keine Handy benutzen durfte und ich keine Uhr habe (mehr dazu weiter unten) - … danach auf die Bühne.

Extrem motiviert und spielfreudig, das Publikum war anfangs noch etwas zurückhalten, das ging mit der Zeit aber immer mehr. Insbesondere hintenraus wurde ordentlich getanzt und mitgesungen.
Das Set wurde von seinem neuen Album dominiert. Von Platte hat mich das nicht wirklich umgehauen, live funktioniert das aber ziemlich gut. Von der
Lazaretto, meine liebste Solo-Scheibe Whites, gab es leider nur
That Black Bat Licorice. Auch
The Dead Weather bekam mit
I Cut Like a Buffalo nur einen Song. Aber gut, da singt ja auch nicht er in erster Linie. Unter den 25 Songs reihten sich natürlich auch zahlreiche
White Stripes-Cover ein.
Catch Hell Blues sei da positiv hervorzuheben und natürlich das ewig gute
We're Going to Be Friends.
Klar, auch
Seven Nation Army hat er ins Set integriert. Auch noch ganz am Schluss. Ich hatte vorab gesagt, dass ich es gut fände, wenn er es ganz rauslassen würde. Fußball hat den Song für mich einfach gekillt. Aber so als Konzertabschluss, der die Menge noch mal richtig zum Kochen gebracht hat, hatte das wiederum was sehr geiles. Sowieso die Zugabe mit
Steady, as She Goes (einer von zwei
Raconteurs-Songs) und
I'm Slowly Turning Into You… stark.
Setlist: https://www.setlist.fm/setlist/jack-whi ... 6bbe5.html
Das Konzert hat bestimmt mehr als zwei Stunden gedauert und ich würde jedem, der mit Jack Whites Musik auch nur ein wenig anfangen kann, empfehlen, sich das live anzugucken. Macht sehr viel Spaß! Dass das Handy dabei fehlte, tat dem natürlich keinen Abbruch. Man hat schon vor Konzerteinlass so kleine Täschchen bekommen, die magnetisch (?) versiegelt wurden. Ich hatte bereits befürchtet, man müsse die Handy an einer Extra-Garderobe abgeben. Das hätte danach ein Riesenchaos verursacht. Glücklicherweise war dem nicht so. Die Dinger waren zwar etwas groß und habe in der Hosentasche folglich ein bisschen genervt. Aber als das Konzert losging, habe ich es kaum mehr wahrgenommen. Kann man so schon machen.
16.10.: Yob + Wiegedood, Molotow (Hamburg)
Vorab eine Frage an mich selbst und ein kleiner größerer Kritikpunkt: Ich liebe das Molotow, aber haben die dem Hafenklang den Booker geklaut? Das Konzert wäre eigentlich wie gemacht gewesen fürs Hafenklang. Ebenso wie das zweite Konzert, das am gleichen Abend in der Molotow Skybar stattfand:
Whores.,
Heads. und
Them Falls. Das ist auch die Kritik: Warum finden die Konzerte zeitgleich in der gleichen Location statt? Klar, man kann nichts für Tourpläne. Aber dann macht doch ein kleines Festival daraus, bei dem man alle sehen kann. Die Zielgruppe hat sich sicher zu einem großen Prozentsatz überschnitten.
Nunja, das Molotow war auch so sehr vernünftig gefüllt – aber nicht so eng, dass man nicht problemlos wieder nach vorn gekommen wäre.
Wiegedood haben dabei noch einmal mehr überzeugt als im Juni im Turmzimmer. Das liegt sicher stark daran, dass sie diesmal nicht 2 Stunden zu spät kamen, weil auf der Autobahn ein Laster ausgebrannt. Dadurch war das Set sogar einen Song länger: Fast schon Double-Headliner-Tour-mäßig bei einer Spielzeit von etwas mehr als 60 Minuten. Geil.
Ich kenne derzeit im Grunde keine Band, die so krass ballert, wie die belgischen Black Metaller. So böse, so brutal, so genial. Und das alles ohne Corpsepaint, Satan & Co.
Letztlich war ich auch vor allem wegen Wiegedood da. Aber auch
Yob kann ich zwischendurch immer mal wieder sehr gut hören. Die US-Amerikaner haben sich für mich mit ihren letzten beiden Langspielern
Clearing the Path to Ascend und
Our Raw Heart zur absoluten Speerspitze des klassischen Doom entwickelt. Unglaubliche Qualität, die sie in ihre Songs bringen. Und das kommt auch live so rüber. Mike Scheidts Vocals zwischen elegienartiger Epic und dunkler Brutalität auf diesen schweren, zerstörerischen Riffs sind einmalig. Wer diese Musik schätzt: Angucken, bitte.
Für die Arbeitnehmer wie mich auch gut, dass das Konzert bereits um 22.30 Uhr zu Ende war. Ziemlich entspannt.
