So, noch ein bisschen Text zu meiner Top 10.
10. Sweet Trip - A Tiny House, In Secret Speeches, Polar Equals
Ja, wo kommt das denn her? Ich war die ganze Zeit am Grübeln, welche Scheibe meine Top 10 ausfüllt. Japanese Breakfast? Tyler? Vielleicht doch das genüsslich-langweilige Antlers Album? Oder das doch wieder wirklich geile CHVRCHES Album? Mehr oder weniger zufällig hab ich dann Sweet Trip noch eine Chance gegeben und es hat Klick gemacht. Dass mir auf dem Papier eine Mischung aus M83 und Slowdive gefallen muss, ist klar. aber irgendwie hat mich die Platte anfangs nicht über die 65 Minuten Spielzeit gepackt. Erst zum Ende des Jahres habe ich mehr Gefallen an den ganzen Ideen gefunden, die hier um ihren Platz kämpfen. Da es auch mein Erstkontakt mit der Band ist, hab ich nicht den nostalgischen Vergleich mit den (tollen, jetzt nachgehört) Vorgängern. Am Ende beschreibt der Bandname das Erlebnis dieser Platte ziemlich gut.
Anspieltipp: At Last a Truth that is Real
9. Low - HEY WHAT
Einfach komplett weg von allem. Spätestens seit Double Negative ist den beiden von Low alles egal und sie studieren lieber, auf welche Weise man Sounds auseinanderbauen und verzerrt, verändert, verbessert wieder zusammenklöppeln kann. Das Experiment von Experimental steht hier an erster Stelle und außer Low bekommt es wohl niemand hin, in dieses lärmende, ungewöhnliche Gewand so unfassbar schöne Momente zu kleiden. Und mit More schaffen sie es sogar, einen kleinen Hit zu schreiben. Bitte niemals aufhören.
Anspieltipp: HEY
8. Turnstile - GLOW ON
Die Rockplatte, die das Geschehen dieses Jahr bestimmt hat. Schaut euch doch einfach mal an, was diese (im Kern immer noch) Hardcoreband mittlerweil für Venues spielt! Late Night Shows! Das ist natürlich geil, die Songs hier drauf auch. Wobei das ja schon fast Dream Punk oder so ist, denn der trve Hardcore bricht hier nur noch selten raus. Was aber natürlich vollkommen in Ordnung ist, wenn man so großartige Songs wie Wild Wrld oder Underwater Boi in einer Tracklist hat. Hardcore steckt sich ja gerne mal selbst in ein Korsett, das Turnstile einfach mal vollkommen ignorieren, um dem Genre neue Wege zu öffnen.
Anspieltipp: Underwater Boi
7. Makthaverskan - För Allting
Schweden auf der Überholspur. Das Album hat sich mal ganz schnell in meine Top 10 gespielt. Makthaverskan kannte ich schon vorher, aus der Göteborg-Szene fand ich aber immer Agent Blå und Westkust etwas spannender. Da haben sich Erstere gedacht, dass sie einfach mal ihr mit Abstand bestes Album veröffentlichen. Eigentlich versuche ich, Recency Bias immer zu vermeiden, indem ich späte Releases extra kritisch beäuge, aber hier habe ich Song für Song immer wieder gedacht: "Geiler Track". Und wenn ich das bei jedem Song denke, dann ist das auch einfach ein geiles Album. Und für dreamy Postpunk bin ich natürlich auch immer zu haben.
Anspieltipp: Tomorrow
6. Dreamwell - Modern Grotesque
Selbstverständlich gibt es auch Screamo in meiner Top 10. Lieb das ja wegen dem Gegensatz der möglichst brutalen Vocals und wunderschönen Gitarrenpassagen und Melodien, die zum Entdecken einladen. Und Dreamwell haben genau das dieses Jahr so gut geschafft wie keine andere Band. Wie eine härtere Version von La Dispute walzen sich Dreamwell durch ihre Songs, wunderschöne Melodien werden von harten Passagen und Noise-Gewittern, die auch gerne mal über die Schmerzgrenze gehen ergänzt und einfach alles ist an seinem Platz. Und wenn John Darnielle von den Mountain Goats das auch noch gut findet, dann ist das ja eigentlich eh Pflichtprogramm.
Anspieltipp: Sayaka
5. New Pagans - The Seed, The Vessel, The Roots and All
Firmiert irgendwie unter dem Postpunk-Banner, das irgendwie jede Band mit Gitarren aus UK & Irland in den letzten Jahren bekommt, ist aber viel mehr. Nämlich einfach alles, was seit den 90ern in der Gitarrenmusik passiert ist in unfassbar eingängige, charmante und gute Songs gegossen. Sonic Youth, Garbage, Pixies, Distillers, Yeah Yeah Yeahs, PJ Harvey, man muss nicht lange suchen und kann Momente entdecken, die deiner alten Lieblingsband entsprechen. Und trotzdem bleibt die Mischung eigen und bietet weiterhin unerwartete Momente. Riesenteil und ich bin gespannt, was da noch so kommt.
Anspieltipp: Harbour
4. Sufjan Stevens & Angelo De Augustine - A Beginner's Mind
Ich bin halt Fanboy. Von Sufjan ist alles zumindesten interessant. Und wenn er sich noch den Buddy Angelo dazuholt und über obskure Filme schriebt, what's not to love? Ich mag aber halt auch den experimentellen Sufjan und hier bekommt man eher klassische Kost. Das ist natürlich vollkommen okay, wenn dabei so großartige Songs wie Back to Oz oder Olympus entstehen. Und man muss auch sagen, dass seine Kollab-Platten bisher eher Miss als Hit waren und der mir bisher egale Angelo de Augustine hier definitiv eine Bereicherung für den Sound ist, den Sufjan eigentlich schon perfektioniert hatte.
Anspieltipp: Back to Oz
3. The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die - Illusory Walls
Am besten vermeidet man den Blick auf die Tracklängen. Sonst könnte man denken, dass das Album einfach sehr backloaded ist, mit den zwei Giga-Songs Infinite Josh (15 Min.) und Fewer Afraid (20 Min.). Aber auch die 35 Minuten davor haben so viel Gutes zu bieten. Nach dem mauen Vorgänger haben TWIABP ihre dicken Hosen angezogen und gniedeln sich proggy durch ihre Songs und entfernen sich immer weiter vom Emo der frühen Tage. Die Theatralik, die großen Gesten, das Zusammenspiel der Stimmen ist aber natürlich weiterhin ihr Markenzeichen. Wenn der Throwback am Ende von Fewer Afraid zur Großtat Getting Sodas vom Debüt kommt, weiß man, dass es bei jeder anderen Band total kitschig gewesen wäre, während man hier einfach die Gänsehaut genießt.
Anspieltipp: Invading the World of the Guilty
2. Wild Pink - A Billion Little Lights
Während Wild Pink auf ihrem Debüt noch tollen emo-nahen Indie Rock gemacht haben, schafften sie es ganz natürlich, über Album #2 bis zum jetzigen Drittling den Sound mit Country und Heartland Rock anzureichern. Das ist alles ziemlich soft, aber einfach unverschämt melodiös und catchy und bietet die wunderschönen, warmen Momente, die einen erst dazu verleiten, solch eine Musik anzuschalten. Das vertonte Gefühl, sich auf eine Sommerwiese fallen zu lassen.
Anspieltipp: The Shining But Tropical
Adjy - The Idyll Opus (I-VI)
Ich habe selten das Gefühl, dass ich ein Album noch während des ersten Durchgangs einschätzen kann, obwohl ich weiß, dass sich mir eigentlich noch gar nichts erschlossen hat. Wenn ich manisch den Bandnamen google, um mehr über dieses Album herauszufinden. Lyrics gibt es. Ein kryptischer Text auf der Labelseite mit wenigen Informationen. Aber sonst? Nichts. Wer ist diese Band? Was hat sie dazu verleitet, ein Konzeptalbum zu veröffentlichen über...ja was eigentlich? Zwei Charaktere, June und July treffen sich(das Album natürlich auch am 30. Juni veröffentlicht), eine Liebesgeschichte, irgendwas mit Zikaden und...so ganz blick ich immer noch nicht durch. Die fast 100 Minuten vergehen wie im Flug, denn musikalisch bietet sich hier viel Abwechslung. Hauptsächlich folkiger Indierock mit Emo-Stimme, viele Banjos und Streichern und progressiven Songstrukturen und natürlich wird das in 9 Teile aufgesplittete zentrale Stück von einer Ouvertüre angeführt. Das ist selbstverständlich superkitschig, aber es passt alles bei dieser Band, dass das einfach einen großen Teil des Erlebnis ausmacht. Selten hatte ich das direkte Gefühl, etwas so Besonderes, Rares zu hören wie hier. Von Minute 1 an der Spitze meiner Jahrescharts und wohl eine der besten Platten, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Denn selten wurde ich so abgeholt und auf eine Reise geschickt wie hier.
Anspieltipp: Where June Meets July: IV. O Tonight
Rest der Top 40, grob sortiert:
► Text anzeigen
Tyler, The Creator - CALL ME IF YOU GET LOST (Hiphop/Rap)
The Antlers - Green To Gold (Indie/Folk)
Home Is Where - I Became Birds (Emo/Folk)
Foxing - Draw Down The Moon (Pop/Emo)
Hurry - Fake Ideas (Indie/Powerpop)
Spellling - The Turning Wheel (Artpop/Psychedelic)
TORRES - Thirstier (Indie/Rock)
dltzk - Frailty (Indietronica/Emo)
Japanese Breakfast - Jubilee (Pop/Indie)
CHVRCHES - Screen Violence (Indie/Synthpop)
Dazy - MAXIMUMBLASTSUPERLOUD: The First 24 Songs (Fuzzpop/Powerpop)
SeeYouSpaceCowboy... - The Romance of Affliction (Metalcore/Emocore)
Portrayal of Guilt - We Are Always Alone (Screamo/Black Metal)
tricot - ??? (Jodeki) (Mathrock/Pop)
Parannoul - To See the Next Part of the Dream (Emo/Shoegaze)
Every Time I Die - Radical (Metalcore/Mathcore)
Origami Angel - GAMI GANG (Emo/Pop-Punk)
Alien Boy - Don't Know What I Am (Emo/Shoegaze)
So Hideous - None But the Pure Heart Can Sing (Screamo/Chamber music)
Raccoon City - For Nobody, Nowhere (Emo/Post-Hardcore)
Aeon Station - Observatory (Indie/Rock)
Ovlov - Buds (Noisepop/Indie)
Really From - Really From (Emo/Jazzrock)
Wednesday - Twin Plagues (Shoegaze/Indie)
One Step Closer - This Place You Know (Hardcore/Emo)
Talking Violet - Tell Your Friends You Love Them (Indie/Shoegaze)
Still Corners - The Last Exit (Dreampop/Indie)
Little Simz - Sometimes I Might Be Introvert (Hiphop/Rap)
Youth Novel - Youth Novel (Emoviolence/Postrock)
Chevelle - NIRATIAS (Metal/Progressive)
Ich musste mit Erschrecken feststellen, wie US-zentrisch meine Liste am Ende ist, was sicherlich am verstärkten Nutzen von RYM liegt. Da möchte ich nächstes Jahr gerne noch mehr andere Länder und Kontinente und gerade Asien erkunden.