Ich war gestern Abend bei
K.Flay im Wiesbadener Schlachthof. An dieser Stelle mal ein Shoutout an den Newsletter des Schlachthofs. Da werden monatlich Freikarten für ausgewählte Schlachthof-Konzerte verlost und anscheinend macht da kaum jemand mit. Insgesamt habe ich an ca. 5 Gewinnspielen teilgenommen und schon 2x gewonnen, also eine mehr als zufriedenstellende Quote.
Da ich bei einem Netto-Ticketpreis von 18 € und Facebook-Teilnahmen im zweistelligen Bereich automatisch davon ausgegangen bin, dass der Auftritt im kleinen Kesselhaus stattfindet, war ich doch sehr verwundert, dass ich dort nicht auf der Gästeliste stand. Ein wenig skeptisch war ich auch über die hohe Anzahl des großteils männlichen, rauch- und trinkfreudigen Publikums in schwarzen Band-Shirts mit z.T. schwer identifizierbaren Bandlogos, das sich vor dem Eingang versammelt hatte. Aber man will ja nicht voreigenommen sein. Wie sich herausstellte, bin ich mich versehentlich beim Wiesbaden-Gig der bereits über mir erwähnten
Backtrack gelandet. Wäre auf jeden Fall ein interessantes Kontrastprogramm gewesen
K.Flay spielte dann tatsächlich in der großen Halle nebenan. Keine Ahnung, ob das tatsächlich von Anfang an so geplant war oder man versehentlich das Kesselhaus doppelt bebucht hat (wobei dafür die Produktion eigentlich zu groß war). Jedenfalls war die Halle zu ca. 75% abgesperrt, was ich in dieser Form auch noch nicht gesehen habe. Die anwesende Zuschauermenge hätte auf jeden Fall auch locker ins Kesselhaus gepasst. Evtl. hat sich FKP auch bei der Buchung der Locations etwas verkalkuliert.
Als Voract gab es unspannenden Hipster-Pop der Wahlberlinerin
toksi, der vergeblich versucht hat, rebellischer und edgier zu klingen als er eigentlich war. Negativ-Höhepunkt war der Finalsong mit der Eröffnungszeile
"Du willst mir an meinen süßen Arsch, doch ich hab dich an den Eiern" inkl. amateurhafter Breakdance-Einlage des DJs, der für mich das Cringe-Level auf Konzerten neu definiert hat. Es heißt zwar "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul"... aber sorry, das war wirklich nix.
K.Flay hat dann zum Glück einiges wieder rausgerissen! Ich hatte eigentlich maximal einen Drummer als Begleitung erwartet und war positiv überrascht, dass mit Drummer, Gitarrist/Bassist und einem weiteren Multi-Instrumentalisten eine ordentliche Live-Unterstützung geboten wurde, wodurch der eine oder andere Song noch fetter/wuchtiger als auf Platte rüberkam.
Besonders beeindruckt hat mich Kristines zarte Stimmfarbe, die besonders in den beinahe rap-lastigen Strophen sehr gut zur Geltung kam. Man hat auch gemerkt, dass sie sich auf der Bühne wohlgefühlt hat, bei Ausbrüchen in der Songstruktur wild durch die Gegend gesprungen ist oder bei ruhigen Parts im Liegen performt hat. Aufgelockert wurde dies durch äußerst sympathische Ansagen zwischen den Songs. Auch die Lichtshow sollte noch positiv hervorgehoben werden.
Musikalisch lag der Fokus auf der aktuellen zwischen Indie, Pop und Electro pendelnden Platte "Every Where Is Some Where", die mir auch besser gefällt als die früheren Sachen von ihr, die eher im Alternative Hip-Hop-Bereich angesiedelt sind. Interessanterweise wurden gerade diese älteren Songs von den Leuten besonders hart abgefeiert. Teilweise wurden sogar komplette Strophen mitgerappt. Da K.Flay munter zwischen den Genres hin und her springt, war in jedem Fall ausreichend Abwechslung geboten und die 75 Minuten vergingen wie im Fluge.
War insgesamt also ein ausgesprochen runder Auftritt. Ich hoffe für sie, dass ihre Fangemeinde hierzulande noch weiter anwächst, wobei ich angesichts der Beteiligung am Soundtrack des neuen Tomb Raider-Films (der übrigens nicht live gespielt wurde) sowie der bevorstehenden Auftritte im Vorprogramm von Imagine Dragons im April diesbezüglich keine Bedenken habe, dass die Halle beim nächsten Auftritt etwas besser gefüllt sein wird.