Blackstar hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 17:30
@Slowdive: FDP approved.
Und die einem dann am besten erklären, dass ÖPNV für sie nicht in Frage kommt, weil der zu lange braucht bzw. unzuverlässig ist
Das kann ich aber nachvollziehen. Nicht jeder hat das gleiche Ziel und den gleichen Startpunkt und daher ist es bisweilen schwierig, das als Fahrgemeinschaft / ÖPNV durchzukriegen, gerade wenn man aus einer
sehr ländlichen Gegend kommt. Meine Berliner Kollegen, die doppelt so lange eine Parkplatz in unserer völlig überfüllten Straße suchen, wie ihr (innerstädischer) Fahrweg (nichtmal auf den ÖPNV bezogen) ist, bekommen von mir aber auch jedes Mal schiefe Blicke und Kommentare.
Ohja, kenne auch Personen die einen für ÖPNV total ungünstigen Weg durch die Stadt haben, der ohne 2-3x umsteigen kaum zu machen ist. Aber die Mehrheit dürfte wohl trotz Möglichkeiten das Auto vorziehen, kannte in Hamburg sogar Leute die entlang der S1 gefahren sind - versteh das mal einer.
ch bin ein freier, mündiger Bürger, der grundsätzlich tun und lassen darf, was er möchte, insofern ich damit nicht die Freiheit anderer einschränke. Wenn der Staat (die demokratische Mehrheit/whatever) mir unter der Androhung von Strafe bestimmte Dinge verbieten möchte/sie regulieren möchte, muss der Staat dafür ein verdammt gutes Argument liefern.
John Stuart Mill lässt grüßen

Entscheidend ist aber die Frage: gilt dies auch für deine eigene Freiheit? Sprich, darf der Staat deiner Meinung nach auch dann eingreifen, wenn du dich durch deine eigene Handlung in eine Situation begibst, in der dir die weitere Ausübung deiner Freiheitsrechte unmöglich wird?
Aber gerade dein Argument ließe sich auch für ein Tempolimit auslegen, denn dein Recht auf (im Rahmen des technisch Möglichen) freie Wahl der Geschwindigkeit betrifft eben nicht nur dich und deine individuelle Freiheit, sondern automatisch auch die der weiteren Verkehrsteilnehmer. Wenn sich dein Reaktions- und Bremsweg durch die Beschleunigung von 130 auf 200 km/h mehr als verdoppelt, dann reduzierst du damit auch die Spielräume der weiterer Verkehrsteilnehmer, vor allem dann, wenn es zu einem Missverständnis oder zu einer Fehleinschätzung kommt (wozu es trotz aller Vorsicht immer mal kommt). Ganz unabhängig davon, dass du deine eigenen Handlungsmöglichkeiten bei 200km/h im Vergleich zu 130 km/h drastisch reduzierst und dich, um den Kreis zu schließen, in die zunehmende Unfreiheit begibst. Es hat seine Gründe, weshalb man bei einer starken Übertretung der Richtgeschwindigkeit bei Unfallfolge gem. Rechtsprechung immer eine (Teil-)Schuld zugesprochen bekommt, selbst wenn der eigentliche Fehler (bspw. unnötiges Bremsen oder Ausscheren) beim anderen Verkehrsteilnehmer lag.
Ich sehe das eigentlich wie Elch, dass die Debatte falsch herum geführt wird und wir statt danach, ob man denn ein Tempo begrenzen dürfte, lieber die Frage stellen sollte, warum wir es uns als (nahezu?) einzige Gesellschaft es erlauben, es dem Autofahrer selbst zu überlassen, darüber zu empfinden, ob er nun sein Auto bei diesem Tempo unter Kontrolle hat oder nicht. Natürlich kann man es für sich als Freiheit definieren, dass man mit 240 über die Autobahn brettern kann, aber niemand würde doch ernsthaft behaupten wollen, dass mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 das eigene Leben und die eigene Freiheit signifikant eingeschränkt wird.
Da argumentiert die liberale Seite auch sehr künstlich in ihrer Emotionalität.
slowdive hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 17:59
Blackstar hat geschrieben: ↑Di 22. Jan 2019, 17:46
Ansonsten:

Was sagt uns das? Die meisten machen es so und das ist gut? Mit der Argumentation wurde doch vor nicht allzulanger Zeit versucht hierzulande eine restriktivere Flüchtlingspolitik zu legitimieren, oder?
Das ironische an dieser Karte ist, dass ein Teil der "freie Fahrt für freie Bürger"-Fraktion bei der Debatte zum Verbot von Dieselantrieben darauf verwies, dass Deutschland ja das einzige Land sei, welches eine solche einführen würde, und es somit delegitimieren wollten - nur um dann beim Tempolimit einen deutschen Sonderweg zum legitimen Weg zu erheben. Manchmal sind die Fronten absurd
