Abgesehen davon, dass natürlich jeder selbst entscheiden muss, wie man mit den Informationen dann umgeht: Die Geschichte geht ja schon viel länger als vier Wochen vor dem Release, es hat nur kaum einen interessiert. Dass dann irgendwann ein Blogger darauf aufmerksam macht (Rainer Sigl von Der Standard und Co. hat allerdings auch gesagt, dass er schon an einem Artikel gearbeitet hat), zeigt genau dieses Problem: Irgendwann platzt einem der Kragen, wenn man ein Problem sieht, das keiner so wirklich ansprechen will und dann macht man das halt selbst.
Und ja, es ist ein großes Projekt. Wenn aber der Lead-Designer auf Twitter rumbrüllt, dass es im mittelalterlichen Nord/Westeuropa nur weiße Menschen gab und auf einer Messe ein Burzum-Shirt vor sich herträgt, während er ein "besonders authentisches" Mittelalter-Spiel promotet, dann kann ich die Alarmglocken durchaus verstehen. Es ist ja gerade das Problem, dass ein Entwickler ungestraft seine Ideologie rumtragen kann und damit sein ganzes Unternehmen in Ungnade zieht. Und jetzt haben wir mal die Konsequenzen für einen Entwickler. Wenn dann die Berichterstatter dafür drangenommen werden, verschiebt sich da finde ich ein wenig die Schuld. Abgesehen davon mache ich mir jetzt auch nicht allzu große Sorgen um das Studio: Die Kickstarter-Kampagne war damals recht erfolgreich (Es wurde fast die vierfache Summe erzielt) und auch danach konnte man der Berichterstattung über das Spiel kaum entkommen.
Jetzt können alle anderen zwar immer noch ihre (für das Studio durchaus wichtigen) Vorbestellungen stornieren, den "benefit of the doubt" sollte man Games aber vielleicht eh nicht mehr so einfach erteilen, wie Thomas schon gesagt hat. Wenn das Spiel gut wird, fällt auch die Berichterstattung positiv aus. Denn Gamestar und Co. werden zwar im besten Falle den Elefanten im Raum ansprechen, dem Spiel aber direkt attestieren, dass die rassistische Gesinnung nicht im Spiel zu finden ist, da würde ich drauf wetten. (Nun ja, die Gamestar hat sich schon für einen Weg
entschieden.) Das ist aber immerhin schon ein kleiner Erfolg für die Kritiker. Sie wollten ja nicht das Projekt einstampfen, sondern eine Berichterstattung dazu erzielen und Konsequenzen erwirken.
Und zu dem Anprangern von Titeln der letzten 30 Jahre: Genau das wird ja auch momentan gemacht, wobei ich es eher kritisieren nennen würde. Und hier steckt die Debatte noch in den Kinderschuhen. In der Filmbranche ist sie ja schon länger präsent und immer noch im Gange.
Wobei ich selbst den Sexismus-Vorwurf auch ein wenig überzogen finde, wenn man bedenkt, dass eine weibliche Kampagne insbesondere für dieses Spiel ziemlich aufwendig wäre. (Sollte wohl auch ein Kickstarter-Stretchgoal werden.) Dass sie fehlt, ist für so ein Make-Your-Own-Adventure-Spiel natürlich trotzdem bitter.
Hallo wie geht willkommen in meiner Signatur. Lass dir hier bitte richtig gut gehen einfach, Käffchen für dich