MetalFan94 hat geschrieben: ↑So 26. Feb 2017, 23:38
Blackstar hat geschrieben: ↑So 26. Feb 2017, 22:51
MetalFan94 hat geschrieben: ↑So 26. Feb 2017, 22:39
Der HSV (also die Vereinsführung und ein Großteil der Spieler) hat sich den Abstieg langsam redlich verdient. Hoffe dass dann vllt. mal ein Konsequenter Umbruch stattfindet und man dann möglichst schnell den Sprung zurück in Liga 1 schafft (wo der HSV als Verein und Hamburg als Stadt ohne Zweifel hingehört). So ein Neuanfang kann auch mal erfrischend sein.
Hat ja bei 1860, Kaiserslautern und Co. super geklappt.
Mal ehrlich, wann hat jemals ein Abstieg einen Verein neu nach vorn gebracht, außer 1998 ?
Kann man ja besser machen. Köln, Gladbach, Frankfurt und Hertha sind seit ihrem letzten Abstieg eigentlich wieder gut geführte Vereine, was vorher auch nicht immer der Fall war.
Außerdem hat der HSV finanziell ganz anderer Möglichkeiten als der Chronisch Klamme FCK und 1860 die ersten 10 Jahre ihres Zweitligadaseins.
Ich kann die Gedanken einer "Selbstreinigung zweite Liga" ja durchaus nachvollziehen: Man zieht sich ein paar Jahre zurück, findet zu sich selber und kommt dann gestärkt zurück - das hat was von einer Pilgerfahrt in die zweiten Liga. Das Problem ist, dass es sehr romantisch gedacht und ein enorm risikoreicher Weg ist. Der Weg in die zweite Liga würde ein enorm hohes Maß an Einnahmeneinbußen mit sich bringen, was gerade für einen finanziell nicht unbedingt solide aufgestellten Verein wie den HSV nachhaltige Konsequenzen mit sich bringen könnte. Es gab schon vor 1-2 Jahren Zweifel, ob der HSV überhaupt als Zweitligist tragfähig wäre, zumindest wäre er gezwungen sofort wieder aufzusteigen, was nicht unbedingt für Ruhe sorgen dürfte, die aber notwendig ist, will man sich neu ausrichten.
Man kann sich auch auch mal die genannten Fallbeispiele anschauen: Vereine wie der 1. FC Kaiserslautern und 1860 München sind bis heute nie wirklich zurückgekommen, ebenso wenig wie bspw. der VfL Bochum, der 1. FC Nürnberg oder vergleichbare Vereine. Wobei hier natürlich ganz andere Grundbedingungen vorliegen und einige davon ohnehin seit langer Zeit Fahrstuhlmannschaften waren. Also schauen wir mal die anderen Beispiele an: Köln, Gladbach, Frankfurt und die Hertha
Der 1. FC Köln ist vll. das beste Vergleichsbeispiel, weil es auch hier ein enorm unruhiges Umfeld sein kann. Erstmals stieg man 1998 ab, es folgten aber ganze vier weite in den Jahren 2002, 2004, 2006 und 2012. Seit 2-3 Jahren ist Köln jetzt ein gut geführter und funktionierender Verein, der sogar wieder eine positive Bundesligabilanz hat (mehr S als N). Es hat aber mehr als 15 Jahre gedauert, ehe man dort war.
Ähnliches Bild in Mönchengladbach. Dem Abstieg von 1999 folgten zwei Jahre in der zweiten Liga und ein weiterer Abstieg 2007. Man blieb ansonsten auch eher ein Verein, der um den Abstieg mitspielte und entkam 2011 nur um Haaresbreite einem weiteren Abstieg. Wer weiß, wo die Gladbach heute wären, wenn sie damals abgestiegen wären. Seit 2011/12 ist Gladbach nun ein Spitzenclub mit positiven Bilanzen, bis zur aktuell laufenden Saison. Auch hier hat es Mehr oder weniger 13 Jahre gedauert, ehe man in die Spur gekommen ist.
Frankfurt stieg erstmals 1996 ab und verblieb zwei Jahre Zweitklassig. Es folgten Abstiege in den Jahren 2001, 2004 und zuletzt 2011, zuzüglich der Relegation 2016. Unter einer Ausnahme (2007/08) war Frankfurt eigentlich immer ein Verein mit Negativbilanz, erst seit wenigen Jahren hat man sich phasenweise stabilisiert, jedoch unterbrochen von Saison in einer Abstiegsregion (Rang 13 in 13/14, Relegation 15/16). Auch wenn Frankfurt heute gefestigter wirkt, sie sind es eigentlich erst seit einigen Jahren.
Hertha ist ein umgekehrter Fall, da sie bis 96/97 egtl. lange Zeit Zweitligist gewesen sind. Dem Aufstieg 1997 folgten einige Jahre in der Bundesliga, ehe man 2010 und 2012 Abstieg. Seit zwei Jahren ist die Hertha jetzt ein gefestigter Verein im oberen Mittelfeld.
Was zeigt sich? Eigentlich hat der Abstieg nie als Option "Selbstreinigung" getaugt, denn es folgte in den drei vergleichbaren Fällen stets eine ganze Dekade des hin und hers, ohne, dass hier viel erreicht wurde. Auch ihr jetziger Status als etablierter und gut geführter Verein muss sich erst noch Nachweisen, da er oft mit einzelnen Personalien zusammenhängt. In Gladbach lässt sich alles auf Favre, mit dem es schlagartig besser wurde, zurückführen, ähnliche Rollen haben in Berlin seit zwei Jahren Pal Dardai oder in Köln das Duo Schmadtke/Stöger. Es sind also eher die richtigen Personalentscheidungen, die entscheidend sind - und diese können dann schlagartig eine Besserung bewirken, unabhängig davon, ob es einen Abstieg gab oder nicht. Denn das lässt sich parallel auch bei Vereinen beobachten, die sich ohne einen Abstieg stabilisiert haben. Sei es nun Dortmund oder auch der HSV der späten 2000er Jahre. Wenn der Erfolg da ist, dann wird es auch ruhiger im Verein, ebenso wie ein Abstieg selbst im Falle eines sofortigen Wiederaufstiegs nicht für eine merkliche Beruhigung gesorgt hat - ganz im Gegenteil neigt man dann vll. zu mehr Frust, sollte man sich dann plötzlich wieder im unteren Tabellendrittel wiederfinden.
Ergo: Ich halte diese Handlungsempfehlung "geht in die zweite Liga und reinigt euch selber" für keine sinnvolle Richtlinie, da es einfach an Beispielen in der Bundesliga fehlt, wo das wirklich etwas genutzt hat. Selbst die derzeitigen Erfolgsbeispiele Gladbach, Köln, Hertha oder Frankfurt hatten einen langen und steinigen Weg hinter sich, während ihr derzeitiger Erfolg auch schnell wieder kippen kann, wenn sich Rahmenbedingungen (Sportl. Leitung, Trainer) ändern.