Ich war am Samstag bei
SAV Fest in Leeds im Temple of Boom. Der Temple of Boom ist ein ziemlich heruntergekommendes Gebäude, was diverse Proberäume und Konzerthallen beherbergt. Schäbbig, aber hatte durchaus seinen Charme. Kurz zum Fest: Dabei handelt es sich um eine Benefizveranstaltung für ein aktives Mitglied der UK Hardcore Szene, das unheilbar an Krebs erkrankt ist. Alle Einnahmen der Show gingen an ihn und seine Familie. Es gab an dem Tag diverse One Time Reunions und generell war es eine sehr positive Stimmung unter einem traurigen Aspekt. Alle bands, die Merch hatten, haben auch diese Einnahmen gespendet. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass einer der beiden bespielten Räume zu klein und somit ständig überfüllt war und dass ein Amp der Backline den Geist aufgegen hat, sodass die Umbaupausen sich in die Länge zogen, da jedes Mal ein Amp von einem in den anderen Raum gebracht werden musste. Alles egal, war ein super Tag.
Everette - Solider Start mit einem Metalcore/Hardcore Mix. Fand einie Parts cool, dann aber auch wieder irgendwelche Stumpfparts, die mir nicht gefallen haben. War ein Wechselbad der Gefühle. Im Endeffekt war es okay, aber doch einer der, wenn nicht der schlechteste Auftritt des Tages.
Big Cheese - Zum zweiten Mal nach Münster in diesem Jahr gesehen. Set am Samstag war besser, was aber auch kein Wunder ist. Ziemlich Rougher Hardcore, dreckig, moshlastig. Die Crowd war direkt voll da und hat gut abgemosht. Singalongs gabs auch. Rundum solide Hardcore Show. Auf den Namen komme ich weiterhin nicht klar.
Clone the Fragile - Sehr stumpfer Hardcore. Zu Beginn ging ich von einem Standard Beatdown Set mit zwei Sängern aus. Nach und nach gab es aber immer wieder Parts a la
Arkangel und
Kickback. Das war cool und hat das Set um einiges aufgewertet. Stumpf, aber durchaus unterhaltsam.
The Flex - Haben dort weiter gemacht, wo
Big Cheese aufgehört haben. Schnell, rotzig, punkig, trotzdem moshlastig. Die Menge hat es gefeiert und erste Stage Diver gaben sich auch die Ehre. Etwas enttäuscht wra ich vom Sänger. Der hat rein vom äußeren her deutlich Muskeln abgebaut und kommt nicht mehr so bedrohlich rüber. Nichtsdestotrotz guter Gig.
Below - Hier begannen die Probleme mit dem Amp und die Show verzögerte sich, was der Sänger dazu nutzte, allen möglichen Scheiß zu erzählen und damit konnte er durchaus für Unterhaltung sorgen: "Thank you for xy Records for signing
Below when everybody else said it was shit and everybody else was right"

Irgendwann ging es dann doch los und es wra unfassbar stumpf und die Leute haben sich dementsprechend auch derbe im Pit auf die Mütze gegeben. 15 Minuten pure Eskalation. Das gewinnt sicher keinen Qulitätspreis, aber wusste zu unterhalten.
Alkaline Trio LS60 - Eine
Alkaline Trio Cover Band, bestehend aus Mitgliedern von u.a.
Higher Power und
Big Cheese. Es gab quasi bei jedem Song einen Besetzungswechsel. Dabei lief bei Weitem nicht alles glatt, aber es war doch sehr unterhaltsam. Das erste Highlight direkt beim zweiten Song. Der
Below Sänger sollte singen, hatte aber offensichtlich die Lyrics nciht gelernt und las sie von einem Zettel ab, was völlig in die Hose ging und dafür sorgte, dass er kurz entschlossen einfach das Mikro ins Publikum gab und Stage Diven ging. Eskalation im Publikum war die Folge. Wie gesagt, es war alles andere als perfekt, aber es erfüllte seinen Zweck und ich wurde gut unterhalten. Zum letzten Song kam Johnny Saville, der Mensch, dem die Veranstaltung gewidmet wurde, auf die Bühne und hat den letzten Song (natürlich Lyrics ablesend) gesungen. Vorher gab es noch eine sehr emotionale Ansprache mit vielen Danksagungen und der Bitte an alle, doch zum Arzt zu gehen bei Schmerzen und es nicht hinauszuzögern, bis man mit der Diagnose Krebs im Endstadium dort steht. Ich kenne den Herren nicht, aber trotzdem war es bewegend. Niemand sollte mit knapp 30 Jahren sterben. Beim letzten Song ging es natürlich auch wieder druntr und drüber, aber manchmal ist es nebensächlich, perfekt zu spielen.
Urban Spirit - Sideprojekt von
Broken Teeth und
Higher Power Mitgliedern und wenn man die beiden Bands kennt, kann man sich ungefähr vorstellen, wie diese Band klingt. Haben auch schon länger nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden und es gab auch durchaus Probleme bei der Absprache, welcher Song jetzt kommt, aber die Crowd hat es trotzdem bedingungslos abgefeiert. Guter Gig. Nicht perfekt, aber who cares?
Broken Teeth - Kamen direkt danach auf der kleinen Bühne. 5 Songs, nur der alte Shit. Die Leute haben es gefeiert, der Pit war brutal und auf einer Seite musste eine Person durchgehend die Boxen festhalten, sodass diese nicht umfielen. Wütendes 12 Minuten Set.
Higher Power - Mittlerweile um die 15x gesehen und es macht weiterhin Spaß, auch wenn die Setlist sich kaum noch verändert. Der Sound, stark durch
Rage Against the Machine beeinflusst, ist so dermaßen groovig. Dazu immer noch moshlastige Parts. Vor der Bühne war einiges los und auch auf der Bühne gab es Stage Dives und Singalongs. Erreichte zwar nicht die Outbreak Fest Sets, aber trotzdem voll und ganz überzeugend. Die Stimme des Sängers ist und bleibt gewöhnungsbedürftig und ich kann jeden verstehen, der das als schrecklich abtut. Ich für meinen Teil begrüße es als etwas anderes und kann auch verstehen, dass die Band wohl im Moment die europäische Hardcore Band ist, die in den Staaten am Besten ankommt.
No Reality - Eine musikalische Abwechslung an diesem Tag. Ein Sound mit vielen Einflüssen aus dem Sludge und Black Metal. Hier gab es kein wildes Gemoshe, aber qualitativ konnte mich die Band auch überzeugen. Leider war es eines der wenigen Sets, bei denen man problemlos in den kleinen Raum gehen konnte ohne zu drängeln. Nach
Higher Power zu spielen ist aber auch ein undankbarer Slot.
Cold Snap - Fun Fact: Nach dem letzten Carry the Weight Fest im letzten Dezember ist dies die zweite One Time Reunion dieser Band innerhalb eines Jahres. Set hat mir hier besser gefallen. Wütender Hardcore, der vor allem die älteren Besucher vor die Bühne gezogen hat. Trotzdem wurde hart gemosht und das
Outburst Cover wra auch nicht von schlechten Eltern.
Frustration - Die hab ich zu ihren aktiven Zeiten immer sehr gerne gesehen und hatte auch dementsprechende Erwarungen und diese wurden auch mehr als erfüllt. Kurzer Set, welches von der ersten bis zur letzten Sekunde im absolut überfüllten, kleinen Raum abgefeiert wurde. Jeder durfte das Mikro haben, mehrfach war der Sänger in der Menschentraube auch kaum noch sichtbar und trotz aller Enge gab es auch eifrig Bewegung im Pit. So sollte eine Hardcore Show aussehen. Zu diesem Zeitpntk war ich mir unsicher, ob diese Show noch getoppt werden könnte.
Deal With It - Die englische Antwort auf die
Cro-Mags und die Band, die für mich persönlich das Highlight des Festivals war und dies hat sich auch nach dem Set nicht geändert. Alleine das Intro des Sets war so wütend und gleichzeitig groovig, dass die Leute direkt steil gegangen sind. Danach gab es ein Hardcore Set wie aus dem Lehrbuch. Singalongs, Stage Dives, Stage Dives, Stage Dives, harter Mosh. Die Band hatte Bock, die Leute hatten Bock, der Raum wurde auseinander genommen. Und, und das ist in Uk leider eine Seltenheit, der Sänger hat es geschafft, vernüftige Ansagen zu machen fernab von "That's fucking sick" oder "I wanna thank the organizers" ohne den eigentlichen Grund des Festivals in den Hintergrund geraten zu lassen. Zum Abschluss gab es dann ein "World Peace" Cover von den
Cro-Mags, wie passend, ein besseren Schlusspunkt für dieses Set hätte es wohl nicht geben können. Beste Show des Tages. Großartig.
Nibiru - Hatten es danach ähnlich wie
No Reality schwer, da auch man auch hier etwas abseits vom durchschnittlichen Sound des Tages unterwegs war. Sehr schleppender Hardcore ohne irgendwelche Breakdowns. Dazu ein cleaner, tiefer Gesang, der an
Life of Agony erinnerte. Ich fand es cool und die paar Leute, die mit mir im Raum waren auch, aber viel los war hier leider nicht. Die Leute haben wohl eher im großen Raum auf den letzten Act gewartet.
Survival - 2016 die letzte Show auf dem Outbreak Fest gesehen, jetzt diese On/Off Reunion. Es kam nicht ganz an den Auftritt von damals heran, aber es war wirklich sehr knapp und absolut grandios. Auch nur knapp hinter
Deal With It für mich bei der Band des Tages. Schneller Straight Edge Hardcore, die Band hat nur knapp 10 Songs. Dementsprechend kurz war das Set, aber es war wieder Abriss pur. Der ersten Ansage des Sängers "I want 2000 Stage Dives for Johnny Saville." ist ein Großteil der Leute gerne gefolgt. Der Sänger, der für mich weierhin ein Mix aus Schwiegermutters Liebling und englischer Hool ist, hat bereitwillig das Mikro jedem in die hand gedrückt, der grad über die Bühne rannte. Vollkommendes Chaos, ohne Stress, ohne Boxereien, nur eine Traube an Menschen vor der Büte, die die Texte runterbetet und eine gute Zeit hat. Großartige Band, viel zu früh aufgehört, schön noch einmal gesehen zu haben.
Fazit
Eine sehr schöne Veranstaltung vor einem ernsten und traurigen Hintergrund, die dem Ganzen aber durchweg gerecht wurde. Der Grund der Show war allgegenwärtig ohne dass die Stimmung darunter gelitten hat. Es gab den ganzen Tag über kein einziges Mal Stress und die Shows waren durch die Bank weg gut. Scheiß auf die technischen Probleme. Ich glaube besser hätte diese Show nicht laufen können. Der Ausflug nach Leeds hat sich auf jeden Fall gelohnt.