Mal die letzten 4 Wochen seit Wiegedood auf der Stubnitz (siehe Seite hiervor) nachholen:
Bei
Basement hatte ich Mitte September in der Hamburger
Markthalle einen sehr guten Abend. Die Beobachtungen ähneln sich schon mit denen von Sammy aus Köln.
Dynamite haben mir als Opener gut gefallen musikalisch, kannte sie aber nur von den hier im Forum vorab beschriebenen Festivals. Glaube, das Publikum, das auch noch nicht lang nicht komplett im Konzertsaal vertreten war, war teilweise etwas ratlos. Gab ein paar Leute, die mitgegangen mit Two Step und Sidetosides sind, aber keinen großen Pit oder so.
Anxious haben quasi dasselbe Set wie auf dem Berlin Break Out gespielt, nur hier war es für mich viel intensiver, weil es viel mehr Leute in der Crowd gab, die entweder die Band kannten oder halt noch Kraft hatten (beim Festival war es schon 23 Uhr). Viele Textsichere, das hat mir gut gefallen und viel Spaß gemacht.
Basement selbst haben Letzteres noch mal deutlich getoppt. Habe lange keine so aktive Crowd in der Markthalle gesehen. Im Bereich unten super viel Bewegung, alle mitgegröhlt. War eine coole Atmosphäre!
---
Am Wochenende darauf stand für mich endlich der erste Besuch in der
Quarterpipe auf dem Programm. Ein noch sehr neuer Veranstaltungsraum im Erdgeschoss eines Wohnhauses (...projekts) in der Hafen City, wo auch Freunde von mir wohnen. Dort findet allerhand statt von Flohmärkten über Diskussionsrunden zu Tischtennis-Abenden oder Skate-Sessions (da kann man drin skaten, daher der Name und so). Und eben auch Konzerte. Mein Kumpel dort ist in der lokalen Szene gut vernetzt und daher haben die ihm bekannten Booker da schon die eine oder andere Show reingebucht, hauptsächlich Hardcore (Contention u.a. im Juni) und Death Metal. Der Raum ist noch sehr clean, da geht vielleicht etwas Atmo verloren, aber das entwickelt sich über die Zeit bestimmt. Die Bühne ist ebenerdig, was für Hardcore natürlich auch passend ist. Eintritt und Getränke waren auf Spende mit Empfehlung, man kam quasi für 10-20 € rein, je nachdem, wie viel Geld man hat/ausgeben will. Fand ich eine faire Lösung. Ich denke, inkl. Bands (teils dieselben Leute), waren so 60 Leute vor Ort.
Gespielt haben
Tristesse aus Berlin sowie
Poppy Wizard und
Hippie Trim aus Düsseldorf - also eher ein Emo-Abend, aber die Bands durchsetzt von HC-Dudes. Erstere waren sehr Indie/Shoegaze, mal zerbrechlich und mal ausufernd, und hatten für mich echt so den Ur-Molotow-Vibe. Hat mir ganz gut gefallen. Poppy Wizard waren der Hauptgrund meines Erscheinens, deren EPs von 2024 und 2025 haben mir gut gefallen. So dieser grungyge Midwest Emo Sound gemixt mit HC-Einflüssen, also grob Richtung Fiddlehead oder Soul Blind. Leider war das Set etwas kürzer als geplant, weil der Umbau vorher etwas gedauert hat und um 22 Uhr (Wohnhaus dies das) Schluss sein musste. Trotzdem sehr spaßig, werde ich wieder hingehen. Hippie Trim waren sicher die härteste Band des Abends, wobei ich es jetzt nicht wirklich hart nennen würde. Aber auch die einzige, wo so etwas wie Action im Publikum aufgekommen ist, die der Sänger auch eingefordert hat (der, glaube ich, in 25 Minuten 2,5 Liter Wasser neben dem Shouten inhaliert hat

). Es ist mal rockig

, mal punkig, mal grungig. Wilder Mix, der aber live auf jeden Fall funktioniert. Glaube, dass ich sie auch als Opener bei Speed schon mal gesehen hatte.
---
Weitere 2 Tage später habe ich zum 2. Mal dieses Jahr
Opeth gesehen, diesmal in der
Laeiszahalle. Ich war vorab etwas sketpisch bzgl. der Location. Die ist traumhaft, aber würde brachialer Metal darin funktionieren? Zuvor war ich da nur bei akustischen Konzerten (Chris Cornell, Wardruna) und bei Opeth habe ich im Admiralspalast schon einmal so mittelmäßige Erfahrungen mit de Sound gemacht. Wir hatten Plätze in der Loge, von denen man leider Fredrik Åkesson nur sehen konnte, wenn man sich hingestellt hat. Nicht ideal, aber witzig war es, von oben auf die Crowd unten zu gucken, wie die so im Takt im Sitzen geheadbangt hat. Sah ein bisschen aus wie ein riesiges Sportruderboot teilweise

Support kam von
Pathos, einer schwedischen Prog-Rock-Band. Mikael Åkerfeldt ist ja, ähnlich wie sein Freund/Vorbild Steven Wilson ziemlich bewandert und es hat mich, nachdem ich das Konzert gesehen habe, gar nicht überrascht, dass sie ausgewählt worden. Ziemliches Gedudel teilweise, habe das Interesse recht schnell verloren.
Opeth selbst haben ein klassisches Opeth-Set gespielt, das in den besonderen Momenten leider ein wenig zu sehr das gleiche war wie im Februar im Docks. Masters Apprentices, Leper Affinity und so sind geniale Songs und sowieso ist eine Opeth-Show immer gut und ich würde mir auch die gleiche 3x angucken, aber wenn man dann im 2. Konzert 20 € mehr für das Ticket zahlt als beim ersten... naja. Ein wenig verändert wurde aber schon, The Devil's Orchard endlich mal wieder im Set (statt Sorceress) oder auch das brachiale Heir Apparent. Schluss natürlich wieder Ghost of Perdition und Delivarance, das ist eh über alle Zweifel erhaben. Tatsächlich empfand ich den Sound aber, auch wenn er sehr clean war, als nicht perfekt. In den Death-Metal-Passagen fehlte da einfach ein gewisser Druck. Positiv: Mikael war extrem gut aufgelegt. Sein Stand-Up-Programm gehört ja schon lange eh fest dazu, aber hier war er doch deutlich besser in Form als oftmals in den letzten Jahren.
---
Anfang Oktober wurde ich zu
Architects in der
Barclays Arena mitgeschleppt.Der Auftritt in Wacken 2024 hatte mir sehr gut gefallen, nach der Kontroverse mit den gelikten Anti-Trans-Posts (was ja davor war, ist mir aber erst durch Posts hier im Forum dann zu Ohren gekommen) und der eher schwachen Entschuldigung des Gitarristen war ich ein wenig skeptisch, hatte aber dann gelesen, dass Sam Carter sich schon auch noch mal dazu geäußert hatte. Naja. Die Halle war bei weitem nicht ausverkauft. Innenraum sicher, aber Oberrang mMn komplett zu und Unterrang auch einiges frei. Die Band war aber auch oft zu sehen die letzten Jahre, da hat mich die Ansetzung schon etwas gewundert, auch wenn der Hype bei vergleichbaren Bands das ja schon zulässt, das auszuprobieren.
Opener waren
House of Protection, die für mich eigentlich der beste Act des Abends waren. Cooler Mix verschiedener Genres wie Metalcore, Electronica und Trap. Vielleicht ein wenig Richtung Death Grips? Hat auf jeden Fall Spaß gemacht und es wurde teilweise auch nicht auf der Bühne, sondern in der Crowd gespielt. 2. Band waren
Wage War, die mir vorher angepriesen worden waren. Fand es aber ziemlichen 0815 modernen Metalcore. Das Publikum hatte sicher viel Spaß, aber mir ist nichts Besonderes im Gedächtnis geblieben. Architects selbst hatten beide Bands auch für je einen Song mit auf der Bühne. War ein guter Mix durch die Diskographie natürlich mit einem Fokus auf dem neuen Album, das zu mehr als 50% gespielt wurde. Das ist schon ziemlicher Stadionrock teilweise, kann man nicht anders sagen. Die Intensität von vor ein paar Jahren hat mir etwas gefehlt, aber alles in allem schon ein guter Gig und die Crowd war auch voll drin.
----
Am Tag darauf war ich mit einem Kumpel, dem ich das zum Geburtstag geschenkt hatte, bei
The Great Machine in der
Top Ten Bar im neuen
Molotow. Der Raum ist unter dem Hauptsaal und nur über die Passage zur Ritze zu erreichen. Hat mich vom Aufbau mit der "Bühne" her etwas an den legendären Clochard erinnert, wo eigentlich auch gar kein Platz für eine Band+Publikum war. Aber irgendwie ging es doch, vor der Bühne geht es halt direkt in Stufen zu so Sofa-Landschaften nach oben

Auch hier waren, denke ich, 50-70 zahlende Gäste anwesend. Das Trio aus Tel Aviv spielt ganz klassischen Stoner Rock ohne große Experimente. Von Platte gibt mir das wenig, aber live geht sowas eigentlich immer, weil die sich dann auch Brant-Björk-esk in ihren Soli verlieren und die Songs auch mal gern ein paar Minuten verlängert werden. War ein spaßiger Abend.
---
Die Woche drauf hatten meine Freundin und ich Glück, über einen befreundeten Booker auf die Gästeliste für die Thrash of the Titans-Tour in die Große Freiheit 36 zu kommen. Ich mag alle 4 Bands mindestens halbwegs, aber 70 Euro waren mir dafür viel zu krass. Sepultura waren sogar auf Abschiedstour und im Quartett vor einem Jahr günstiger. naja. Der Laden war definitiv nicht ausverkauft, aber schon gut gefüllt. Aber man kam immer relativ entspannt durch, das war gut.
Nervosa haben eröffnet, Death/Thrash aus Brasilien, der ziemlich gut geballert hat. Als All-Female-Band in der Noch-Männerdomäne (Extreme) Metal sicher auch eine gute Vorbildfunktion. Hat mir gefallen und endlich mal abgehakt.
Destruction danach, klassischer deutscher Thrash mit einer recht punkigen Attütide, die auch bei den beiden Songs vom neuen Album (No Kings No Masters & Scumbag Human Race) rüberkam. Das kam in der Crowd natürlich gut an und es gab große Pits, besonders bei Klassikern wie Nailed to the Cross oder dem Abschluss Bestial Invasion von 1985. Die für mich beste Band spielte danach:
Obituary. Oldschool Death-Walze aus Florida. Könnte ich jedes Jahr gucken. Dieser Gitarrensound in Kombination mit der Stimme von John Tardy ist einfach göttlich. Eine Stunde Gewitter. War geil. Den Abschluss machten
Testament, die Bay-Area-Thrash spielen, der stilistisch schon sehr nah an den 80er Metallica dran ist. Sänger Chuck Billy würde ich dabei als einen der besten seines Fachs bezeichnen. Es wurde Wert darauf gelegt, möglichst viel von der Diskographie abzudecken, oft nur ein Song pro Album. Dabei natürlich Klassiker wie Into the Pit oder Practice What You Preach. Haben aber von weit hinten geguckt, um schnell an der Garderobe zu sein. Positiv: Die wird jetzt komplett digital ohne Papierfetzen, sondern mit Bankkarte zum Abholen, betrieben.
---
Dann habe ich, um den Rocktober zu krönen (haha lol ne, 3 Shows kommen noch Sonntag, Montag und Mittwoch) das letzte Wchenende in Berlin verbracht. Natürlich hat mich das auch krank gemacht.

Samstag gab es das Abschlusskonzert von
Svffer, einer Power Violence Band aus Berlin/Münster, im K-Hole. Der Laden ist komplett unscheinbar im Keller und man muss erst durch eine Bar durchgehen, um dahinzukommen. Gut, dass ich Leute mit Mapkenntniss um mich hatte. Die Show war mMn am Ende ausverkauft, dürften gut 100 Leute gewesen sein, aber ich bin im Schätzen echt auch immer schlecht. Den Auftakt machten
GUM aus Berlin, Hardcore Punk, der für mein nur halbgeübtes Ohr auch an der einen oder anderen Stelle mal eine Motörhead-Referenz drin hatte. Die Band komplett wavig angezogen, warum das nicht als musikalischen Einfluss?

Es folgten
WüT, deren Sound recht crustig war. Hat mir von allen 3 Bands musikalisch am besten gefallen und werde mal verfolgen, wann die wie auf Tour sind. T-Shirt für faire 15 € wurde auch mitgenommen. Svffer selbst haben mMn einen für sie schönen Ausstand feiern können. Dort war dann auch reichlich Bewegung vor der Bühne und am Ende wurde es schon ein wenig emotional. Guter Abend!
Am Sonntag ging es dann noch ins Tempodrom zu
All Them Witches. In die Location wollte ich länger schon mal wieder und da es im Paket noch meine Lieblings-Heavy-Psycher von
Elder gab, war keine Frage, dass die Tickets gekauft werden würden. Ich würde mal so sagen: Das war bestimmt die größte Show, die ATW in Deutschland bisher gespielt haben und alle, die vorher noch keine richtigen Fans waren, sind es jetzt. Irre guter Auftritt des Blues-Rock-Quartetts bei fantastischem (!) Sound. Krasse Spielfreude, musikalisch einwandfrei.. bei den Setlisten habe ich immer etwas zu meckern, aber es gibt auch einfach genug gute Songs. Elder selbst hatten für mich nicht ihren besten Auftritt, weil der Fokus mir zu sehr auf den letzten Veröffentlichungen lag, die mir nicht so gefallen wie die Alben 2-4. Aber hey, Dead Roots Stirring am Ende. Was rede ich eigentlich? Auch hier glaube ich, dass die Band sehr gut angekommen ist und den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben dürfte.