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Der Konzertbesuchsthread

Konzerte, Platten & Musik im TV
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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » So 5. Okt 2025, 09:36

03.10.2025 The Beths (+ Dateline), Kantine, Köln

Wir waren am Freitag bei The Beths in der Kantine in Köln.

Meine Indie-Lieblinge aus Neuseeland sind gerade im Rahmen ihres neuen Albums "Straight Line Was a Lie" auf einer ausgiebigen Europatour. Wir haben den arbeitsfreien Feiertag genutzt, um einen Trip nach Köln zu unternehmen und das Konzert dort zu besuchen.

Die Kantine liegt ein ganzes Stück außerhalb vom Stadtzentrum auf einem Gelände mit mehreren Kulturstätten. Dazu gehört unter anderem auch der kleinere Yard Club, in welchem an diesem Abend Thomas Godoj gespielt hat. Den kennen einige vielleicht noch vom Namen, weil er vor 17 Jahren mal eine Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen hat. Was mir nicht bewusst war: Er ist offensichtlich immer noch als Musiker unterwegs, macht jetzt Deutschrock und zieht damit ein Publikum, das hauptsächlich aus "Rocker"-Ehepaaren um die 50 besteht. Das ist vor allem deshalb aufgefallen, weil es eine gemeinsame Einlassschlange für das Gelände gab und unschwer zu erkennen war, welche Gäste für welches Konzert anstanden. Spannende Mischung!

Der Einlass war kurz nach 19 Uhr. Alle Anwesenden in der Schlange wurden von den Securityleuten noch einmal darauf hingewiesen, für welchen Club man sich wo anstellen musste. Wir haben dann problemlos den richtigen Weg in die Kantine gefunden und uns recht mittig direkt vor die Bühne gestellt. Eine Absperrung gab es nicht.

Die Kantine hat Platz für bis zu 1.000 Anwesende. Ausverkauft war das Konzert nicht, aber auf jeden Fall sehr gut besucht. Um uns herum standen auch einige internationale Konzertgäste.

Pünktlich um 20 Uhr wurde es dunkel. Als Support kamen Dateline auf die Bühne. Eine vierköpfige Rockband, ebenfalls aus Neuseeland, ebenfalls mit Frontfrau als Sängerin und Gitarristin. Ursprünglich war wohl mal Liz Stokes von The Beths als Schlagzeugerin in der Band aktiv. Das ist aber schon einige Jahre her. Der halbstündige Auftritt hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Melodische Gitarrenmusik, punktuell auch etwas wilder. Das werde ich mir sicherlich noch genauer anhören! Und sympathisch war die Band auch.

Umbaupause. Wie bei meinem letzten Konzert der Band vor zwei Jahren in Berlin, haben sich die Bandmitglieder selbst darum gekümmert. Vor einigen Tagen ging die Meldung herum, dass bei einem Tourstopp in Frankreich der Van der Band aufgebrochen wurde und einige Instrumente geklaut wurden. Richtig bitter. Glücklicherweise konnten Leihinstrumente organisiert werden, sodass die Tour fortgesetzt werden kann.

Um 21 Uhr kamen dann The Beths auf die Bühne. Das Konzert wurde mit dem Opener und Titelsong des neuen Albums eröffnet. Hach, wie schön! Ich liebe die Band ja total und das neue Album ist auch schon wieder richtig großartig geworden, von daher war ich sehr glücklich, dass viele neue Songs gespielt wurden. Die Band hat sich damit nicht neu erfunden, aber die Mischung aus verzerrten Gitarren, poppigen Melodien und mehrstimmigem Gesang, der von Frontfrau Liz Stokes angeführt wird, holt mich wirklich komplett ab.

Das Konzert war dann auch richtig schön. Eine bunte Setlist mit vielen Highlights, ein angenehmes und tanzfreudiges Publikum und der Sound war auch sehr gut. Dazu eine Band, die einfach grundsympathisch und authentisch ist. Richtig lieb, der ganze Abend. Zu meinen musikalischen Highlights gehörten ältere Songs wie "Future Me Hates Me", "Little Death" (mit dem ich die Band vor einigen Jahren beim Songcontest hier im Forum kennenlernen durfte – vielen Dank!) und das wunderschöne "Jump Rope Gazers", aber eben auch neue Songs wie "Til My Heart Stops" und "Mosquitos". Ein emotionaler Höhepunkt war definitiv "Mother Pray for Me", den Liz Stokes solo gespielt hat. Herzergreifend schön! Mit "Mars, the God of War" wurde auch noch ein Plakatwunsch von Fans neben uns spontan erfüllt.

Nach etwa 90 Minuten Spielzeit gab es mit "Take" noch eine Zugabe. Dann hat sich die Band verabschiedet. Ein richtig schönes Konzert!

Wer heute Abend spontan Zeit hat, sollte unbedingt im Knust in Hamburg vorbeischauen. Das passt mir zeitlich leider nicht, aber das Ticket für das Konzert in Berlin nächsten Samstag ist schon längst am Start. :herzen2:

mittendrin
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von mittendrin » Mi 8. Okt 2025, 10:14

Gibt’s hier eigentlich irgendeinen Beitrag in dem ich ein Konzertticket verkaufen darf? Hätte da nämlich noch eins übrig für „Drei Meter Feldweg“ am Freitag in Bremen und das würde sich in dieser Community natürlich anbieten. Danke für die Hilfe.

Rieper
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Rieper » Mi 8. Okt 2025, 10:20

mittendrin hat geschrieben:
Mi 8. Okt 2025, 10:14
Gibt’s hier eigentlich irgendeinen Beitrag in dem ich ein Konzertticket verkaufen darf? Hätte da nämlich noch eins übrig für „Drei Meter Feldweg“ am Freitag in Bremen und das würde sich in dieser Community natürlich anbieten. Danke für die Hilfe.
Ticketbörse.

mittendrin
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von mittendrin » Mi 8. Okt 2025, 14:24

Wie blind kann ein Mensch sein? Ja!

:lolol:

Danke dir.

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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » So 12. Okt 2025, 02:58

11.10.2025 The Beths (+ Dateline), Lido, Berlin

Ich war vorhin bei The Beths im Lido in Berlin.

Letzte Woche gab es schon ein tolles Konzert der Band in Köln. Jetzt dann die Zugabe im Berliner Lido, in dem ich die Band vor mittlerweile drei Jahren auch zum ersten Mal live gesehen habe.

Ich war schon eine ganze Weile vor Einlassbeginn vor Ort. Trotz verschlossener Türen, habe ich bei meiner Ankunft noch etwas vom Soundcheck mitbekommen. Gespielt wurde gerade "Ark of the Covenant", einer meiner Favoriten auf dem neuen Album. Ein gutes Zeichen, denn in Köln hatte es der Song leider nichts ins Set geschafft.

Das Konzert im Lido war ausverkauft. Eine halbe Stunde vor Einlassbeginn wurde es dann auch langsam voller. Dafür waren diesmal auch keine Fans von Thomas Godoj notwendig, die in Köln noch die Hälfte der gemeinsamen Einlassschlange ausgemacht hatten. :wink:

Kurz nach 19 Uhr ging der Einlass los. Erstmal nur bis ins Foyer, weil Dateline gerade noch ihren Soundcheck hatten. Als die Band fertig war, öffnete dann auch der Konzertsaal seine Türen. Ich hab einen Platz mittig direkt vor der Bühne eingenommen. Eine Absperrung gab es auch diesmal nicht.

Um 20 Uhr kamen im vollen Saal dann Dateline auf die Bühne. Die neuseeländische Band sorgte auch diesmal wieder für einen gelungenen Auftakt. Die Setlist war (bis auf die Reihenfolge) identisch zum Set in Köln, sodass ich die Songs alle kannte. In den letzten Tagen bin ich leider nicht dazu gekommen, mir die Musik genauer anzuhören. Der halbstündige Auftritt hat mich aber wieder darin bestärkt, das auf jeden Fall zeitnah nachzuholen. Schöner Start in den Abend!

Nach der Umbaupause wurde der Saal um 21 Uhr wieder dunkel. Kurz darauf kamen The Beths auf die Bühne. Das Konzert hat sich nicht großartig von dem Auftritt in Köln unterschieden. Der Fokus des Abends lag erwartungsgemäß wieder auf dem aktuellen Album "Straight Line Was a Lie", das fast komplett gespielt wurde. Statt "Roundabout" gab es diesmal das erhoffe "Ark of the Covenant" – ein Highlight! Ansonsten war die Setlist nahezu identisch. Besonders gut gefallen hat mir (neben den Highlights des letzten Konzerts) diesmal unter anderem auch "Expert in a Dying Field" – was für ein Hit der Titelsong des letzten Albums doch ist!

Mir hat das etwa 90-minütige Konzert wieder unheimlich gut gefallen. Die neuseeländische Band um Frontfrau Liz Stokes hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz in der Riege meiner musikalischen Lieblinge erspielt. Und das neue Album dürfte einen Platz ganz oben in meinen Jahrescharts sicher haben.

Da es die detailliertere Lobeshymne letzte Woche schon gab, spare ich mir das diesmal. Ich habe das Lido jedenfalls sehr glücklich verlassen. Und ich hoffe, dass es möglichst bald die nächste Gelegenheit gibt! :herzen2:

Rieper
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Rieper » Mo 13. Okt 2025, 08:20

@Wishkah vielen Dank für die Berichte zu The Beths. Ich habe die Band leider noch nie live gesehen, aber das wird sich heute Abend in Zürich endlich ändern.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Marc1904 » Mo 13. Okt 2025, 20:29

11.10.2025 Edwin Rosen - Hannover, Capitol

War mein drittes Mal Edwin Rosen und wenn die nächsten Konzerte nicht mit Handyverbot sind, war es auch mein letztes...

Capitol Hannover ausverkauft ist immer so eine Sache - gefühlt verkaufen die einfach zu viele Tickets, wenn der Laden sold out ist...dementsprechend stressig ist es dann im Laden und wenn dann auch noch die Bars im "Innenraum" geschlossen haben, ist eigentlich schon Chaos vorprogrammiert. Das Publikum sehr jung und sehr anstrengend: keine Leute zum Getränkestand durchlassen; nonstop Handyfilmerei; sich beschweren, dass man nicht ausreichend Platz hätte; etc. - habe mir dann auch nur 1x ein Getränk geholt, weil ich keinen Bock auf "Diskussionen" hatte...

Als Support spielte KKOKI - eine Koreanische Künstlerin, die von einem Gitarristen und dem MacBook begleitet wurde. Sie selber spielte auch bei ein paar Songs Gitarre - war nichts weltbewegendes, Melodien ganz schön, Gesang allerdings grausam und schief.

Um 20:45 startete Edwin Rosen - das Bühnenbild ist wirklich toll und transportiert eine super Stimmung - Publikum war textsicher, aber dennoch verhalten - kein Wunder: gefühlt 90% des Publikums hatte durchweg ein Handy in der Hand - selbst beim Zugabenteil - trotz Ansage von der Bühne, jetzt doch bitte mal das Handy in der Hosentasche zu lassen - bestimmt immer noch 100 Handys am filmen. Es ist okay, wenn jemand ein Filmchen macht oder nen Foto - ist halt heutzutage so, alles klar - aber hier wurden komplette Konzerte mitgefilmt. Nervig!

Und jetzt schwieriges Thema: Es gab sehr viele Ansagen nach den Songs...immer wieder wurde auf Awareness-Teams, Selbsthilfegruppen, Therapieangebote, Kontakttelefonnummern hingewiesen, etc. - ja, das ist wichtig und ich finde es auch gut, wenn sich Künstler solchen Dingen annehmen und niederschwellige Angebote machen. Der Stimmung war es dennoch nicht zuträglich...eigentlich bin ich mit Vorfreude und guter Laune hin und am Ende des Abends war meine Stimmung im Keller...ist halt schwierig hier eine passende Balance zu finden

Nach genau 60 Minuten war übrigens Schluss - ich weiß, viel mehr Songs hat der gute Junge nicht...es gab glaube ich drei unveröffentlichte Stücke und die bekannten Cover sind nicht mehr im Set.

Fazit: Auf einem Festival bin ich gerne wieder dabei, Solokonzert von ihm brauche ich erst einmal nicht so schnell wieder...

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Di 14. Okt 2025, 01:38

13.10.2025 caroline (+ Julek ploski), silent green, Berlin

Ich war vorhin bei caroline in der Betonhalle des silent green Kulturquartiers in Berlin.

Arbeitsbedingt bin ich (für meine Verhältnisse) erst recht spät in Berlin angekommen. Der Einlass war für 19 Uhr angesetzt. Ich war eine gute halbe Stunde später vor Ort in Wedding.

1. Überraschung: Der Einlass hatte noch gar nicht angefangen. Weil sich der Soundcheck in die Länge gezogen hatte, öffneten sich die Türen erst etwa 45 Minuten später als geplant. Als ich am silent green Kulturquartier ankam, stand also noch eine große Menschenansammlung in der abendlichen Kälte.

2. Überraschung: Ich war Anfang des Jahres für The Weather Station zum ersten Mal im silent green Kulturquartier. Das Konzert hatte im schönen Kuppelsaal des alten Krematoriums stattgefunden und dort hatte ich auch dieses Konzert gedanklich angesetzt. Dem war aber gar nicht so – stattdessen hat der Abend in der unterirdischen Betonhalle stattgefunden, die mir aber ebenso gut gefallen hat. Industriecharme und trotzdem alles sehr modern und neu wirkend. Hat mich an die Tate Modern in London erinnert.

Aufgrund des späten Einlasses habe ich problemlos einen Platz direkt mittig vor der Bühne ergattert. Glück gehabt! Eine Absperrung gab es nicht. Das Konzert war ausverkauft. Mit etwa 20 Euro Ticketpreis dürfte es wahrscheinlich auch das günstige Konzert in diesem Jahr für mich gewesen sein.

Um 20:15 Uhr kam der DJ Julek ploski als Support auf die Bühne. Während er seitlich an seinem Laptop stehend eine wilde Mischung aus orchestraler und elektronischer Musik mit drückendem Bass abgespielt hat, hat er parallel eine noch wildere Mischung aus Bilddateien auf seinen Bildschirm gezogen und so eine Live-Collage gebastelt, die auf einer Leinwand übertragen wurde. Im zweiten Teil seines Sets hat er seinen musikalischen Trip fortgesetzt und dazu einen 20-minütigen Film abgespielt, der wie eine Mischung aus alten Videospielen der 2000er und "Salad Fingers" (kennt das noch jemand?) wirkte. Das fand ich eigentlich ziemlich unterhaltsam. Leider wurde dieser Film nach 20 Minuten noch ein zweites Mal abgespielt, was der Spannung im Publikum und bei mir nicht so gut tat. Julek ploski ließ sich davon aber nicht beirren und ist zu seinem Set ordentlich abgegangen. Nach etwa 45 Minuten war der Spaß dann vorbei und er hat sich seinen verdienten Applaus abgeholt.

Die folgende Pause war recht kurz, weil alles schon fertig aufgebaut war. Gegen 21:20 Uhr wurde es wieder dunkel im vollen Saal und caroline kamen auf die Bühne. Das achtköpfige Gespann aus London stand im Halbkreis auf der Bühne. Jedes Bandmitglied war mit einem Monitor ausgestattet. In der Mitte der Bühne stand eine Lautsprecherbox, die immer wieder von einzelnen Bandmitgliedern angesteuert wurde.

Im Fokus des Abends stand das aktuelle Album "caroline 2", das komplett gespielt wurde. Daneben gab es mit "Dark blue" und "Good morning (red)" noch zwei Songs des selbstbetitelten Debüts. Musikalisch war der Abend großes Kino. Trotz der instrumentalen Vielfalt (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Perkussion, Streicher, Bläser, Elektronik...) war alles perfekt aufeinander abgestimmt. Die Songs wurden langsam aufgebaut, von mehrstimmigem Gesang und elektronischen Effekten begleitet und immer wieder zu brachialen Höhepunkten geführt.

Ein großes Highlight war "Coldplay cover", bei dem sich die Band in zwei Vierergruppen aufteilte, die sich auf den beiden Bühnenseiten positionierten. Die eine Gruppe startete mit einem wunderschönen akustisch-folkigen Song, bis die zweite Gruppe einen lauteren elektrisch-verzerrten Song spielte und sich zum Schluss alles zusammenfügte. Großartig!

Nach etwa 70 Minuten Spielzeit beendeten caroline dann den Abend. Eine Zugabe gab es nicht, was aber auch in Ordnung so war. Das war auf jeden Fall ein besonderer Konzertabend, den man so wohl nicht alle Tage erlebt.

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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Mi 15. Okt 2025, 04:35

Kontrastprogramm!

14.10.2025 The Pharcyde (+ Marc Hype & DJ Robert Smith), Astra Kulturhaus, Berlin

Ich war vorhin bei The Pharcyde im Astra Kulturhaus in Berlin.

Vor einigen Jahren hatte ich mal eine Phase, in der ich viel US-Hip-Hop aus den 1990ern gehört habe. Da waren dann auch The Pharcyde und insbesondere deren Debütalbum "Bizarre Ride II the Pharcyde" sehr präsent. Von der letzten Tour vor zwei Jahren hatte ich leider zu spät mitbekommen. Bei den aktuellen Tourdaten habe ich daher nicht lange mit dem Ticketkauf gewartet, um dieses Versäumnis zu beheben.

Einlass im Astra Kulturhaus war um 19 Uhr. Ich war aufgrund des regnerischen Wetters erst ein paar Minuten vorher da und zu meiner Überraschung trotzdem der einzige Konzertbesucher vor Ort. Kurios. Ich hatte schon kurz die Befürchtung, dass ich mich mit dem Datum und/oder dem Club vertan habe. Kurz darauf kamen aber auch ein paar andere Leute und die Türen wurden pünktlich geöffnet. Das Hip-Hop-Publikum tickt da vielleicht einfach etwas anders.

Ich habe mich nach ganz vorne etwas seitlich an die Absperrung zur Bühne gestellt. Der Club hat sich dann sehr (!) gemächlich gefüllt. Ausverkauft war das Konzert nicht, bis zum Hauptact an diesem Abend wurde es aber trotzdem ziemlich voll.

Vom Einlassbeginn an standen auf der Bühne schon Marc Hype & DJ Robert Smith an ihrem Pult und haben für den musikalischen Einstieg gesorgt. Insbesondere bei Hip-Hop-Konzerten habe ich schon einige DJ-Sets zur Einstimmung gesehen, aber so angetan wie diesmal war ich vorher noch nie gewesen. Das hat mich wirklich abgeholt. Die beiden haben ganz klassisch Platten aufgelegt, Übergänge gestaltet, Effekte eingebaut... Das ist grundsätzlich erstmal nicht außergewöhnlich, aber der Auftritt war echt stark. Und die Musikauswahl absolut passend. Dabei gab es bis etwa 20 Uhr ein reduziertes Set mit heller Beleuchtung. In der folgenden Stunde bis etwa 21 Uhr wurde es dann dunkel im Saal und der Auftritt ging mehr in Richtung offizieller Support-Act mit Lichteffekten, Nebel und allem, was dazu gehört. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Die beiden wurden dann nahtlos von einem weiteren DJ abgelöst, der einige Minuten lang selbst noch auflegte, bevor dann The Pharcyde dazu kamen und der Hauptteil des Abends startete.

Das Hip-Hop-Trio, bestehend aus Fatlip, Slimkid3 und Imani (– das vierte Gründungsmitglied Bootie Brown ist ja im Zuge der Reunion vor einigen Jahren ausgestiegen –) legte dann einen sehr dynamischen und unterhaltsamen Auftritt hin. Trotz des fortgeschrittenen Alters der drei Herren gab es echt viel Energie auf der Bühne. Vor allem Imani war durchgängig in Bewegung. Das Publikum war auch sehr gut und textsicher dabei und wurde von der Gruppe immer wieder ordentlich angeheizt. Das hätten die Songs aber wahrscheinlich auch ohne zusätzlichen Aufwand geschafft. Hits wie "Oh Shit", "Drop" oder "Passin' Me By" sind halt Klassiker. Die Tour steht übrigens unter dem Motto "Labcabincalifornia 30th Anniversary", also dem 30. Geburtstag des zweiten Albums. Lustigerweise wurden trotzdem mehr Songs von "Bizarre Ride II the Pharcyde" gespielt.

Das etwa 90-minütige Konzert hat mich auf jeden Fall sehr gut unterhalten. Kleines Manko: Während beim letztjährigen Jubiläumskonzert von Nas' "Illmatic" noch Live-Musiker dabei waren, kam hier alles vom DJ. Der hat aber immerhin einen sehr guten Job gemacht.

Zum Ende hin gab es noch eine Schweigeminute für den gerade überraschend verstorbenen R&B-Musiker D’Angelo. Danach ging das Konzert noch während des letzten Songs vom Bühnenrand aus nahtlos in eine Autogrammstunde über. Wer Lust hatte, konnte sich im Anschluss noch für Fotos und Smalltalk anstellen. Darauf habe ich aber verzichtet.

Runde Sache! :thumbs:

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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Mo 20. Okt 2025, 08:35

19.10.2025 Morcheeba (+ Joy Wellboy), Uber Eats Music Hall, Berlin

Wir waren gestern bei Morcheeba in der Uber Eats Music Hall in Berlin.

Die britische Trip-Hop-Band stand schon lange auf meiner "Würde ich mir schon anschauen, wenn sich die Gelegenheit mal ergibt"-Liste. Gestern gab es dann diese Gelegenheit. Sonntagabend, Ferienwochenende, Berlin als Zwischenstopp vor einem kleinen Urlaubstrip. Und dann auch noch im Vorverkauf zufällig das Glück gehabt, die meiner Meinung nach besten Sitzplätze ganz vorne seitlich in der Uber Eats Music Hall zu erwischen. Das passt doch.

Wir waren gegen 19 Uhr an der Halle. Morcheeba ist so eine Band, bei der ich mich schon frage, woher plötzlich dieser Sprung in eine Halle dieser Größe kommt. In meinem Umfeld findet die Band nicht wirklich statt, es gibt keine aktuellen Hits und das neue (mittlerweile elfte) Album "Escape the Chaos" hat nun auch keine großen Wellen geschlagen. Vielleicht unterschätze ich den (vergangenen) Stellenwert aber auch einfach. Das Konzert war jedenfalls nicht ausverkauft, aber es war auch nichts abgehängt und bis zum Konzertbeginn wurde es doch ziemlich voll. Sowohl im Innenraum als auch in den Rängen gab es nicht allzu viele Lücken.

Um 20 Uhr ging es mit dem Support Joy Wellboy los. Dabei handelt es sich um ein Duo aus Brüssel, bestehend aus der Sängerin Joy Adegoke und dem Produzenten Wim Janssen. Eine halbe Stunde lang gab es elektronische Beats und Gitarrenlinien zu dem abwechselnden Gesang der beiden. Mal die helle Stimme von Joy Adegoke, mal der tiefe Altherrengesang von Wim Janssen. Umgehauen hat mich das nicht, aber als Einstieg war das schon ganz solide.

Das Bühnenbild für den Hauptact war schon vorbereitet. Viele Pflanzen, Leuchtröhren, Discokugeln. Auch die Instrumente standen schon. Es musste also nicht mehr viel passieren, bis der Saal um 21 Uhr wieder dunkel wurde und Morcheeba auf die Bühne kamen.

Auch bei Morcheeba bildet ein Duo den Kern der Band, nämlich die Sängerin Skye Edwards und der Gitarrist Ross Godfrey. Darüber hinaus waren weitere Tourmusiker mit auf der Bühne, darunter der Sohn von Skye Edwards am Schlagzeug.

Das Konzert war dann eine ganz gemütliche Sonntagabendshow. Die Songs schwebten alle im Bereich Soul, Blues und Trip Hop, immer wieder garniert mit verzerrten Gitarren-Soli. Die Setlist umfasste Klassiker wie "The Sea" und "Rome Wasn't Built in a Day", aber erwartungsgemäß auch einige Songs des aktuellen Albums, die stilistisch nicht großartig herausstachen. Mein Highlight war "Enjoy the Ride", mit dem ich die Band vor vielen Jahren kennengelernt habe. Lustigerweise ein Song, bei dem gar nicht Skye Edwards auf der Studioaufnahme singt, da sie zu der Zeit aus der Band ausgestiegen war. Sie hat den Gesang aber trotzdem gut hinbekommen. :wink:

Die Lichtshow hat mir gut gefallen. Insbesondere die Lichtreflektionen der Discokugeln sorgten für ein stimmiges Ambiente. Der Sound war klar und druckvoll, wie eigentlich immer in der Uber Eats Music Hall. Das Publikum zeigte sich von einer eher gemächlicheren Seite. Es wurde gemütlich getanzt und – wenn von der Band dazu aufgefordert wurde – auch mal mitgesungen.

Nach dem Ende des regulären Sets gab es noch eine Zugabe, in der unter anderem "Let's Dance" von David Bowie gespielt wurde. Das hat Spaß gemacht. Zum Abschluss gab es mit "Bleeding Out" noch einen neuen Song. Dann war das Konzert nach knapp zwei Stunden vorbei.

Insgesamt war das ein ganz schöner Abend. Kein großes Konzerthighlight, aber ein runder Auftritt. Ich bin auf jeden Fall froh, die Gelegenheit genutzt zu haben. Es wird wahrscheinlich aber auch bei diesem einen Konzert bleiben.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mo 20. Okt 2025, 12:08

Ich war am 22.09. (Montag) in Essen bei Wiegedood im Turock. Die Band spielt die ersten drei Alben als Triologie komplett. Das gabs in der Vergangenheit schon mal, aber damals konnt ich keine Show mitnehmen. Perfekte Gelegenheit für mich das Ganze nachzuholen. Das Turock war auch sehr gut gefüllt.

Treha Sektori - Dark Ambient Projekt aus dem Church of Ra Umfeld. Vor 10 Jahren mal gesehen. Hatte es als sehr elektronisch in Erinnerung und war positiv überrascht über den starken Einsatz der Gitarre. War besser als damals.

Wiegedood - Von einem technischen Problem abgesehen war es der Wahnsinn. Wenn man die drei Alben nacheinander hört merkt man auch die Entwicklung der Band. Hatte es gar nicht mehr auf dem Schirm wie raw der Black Metal Sound zu Beginn klang. Gegen Ende des Sets kam dann schon der Kehlkopfgesang zum Screaming hinzu. Generell ist der Sänger beeindruckend in seiner Stimmvarianz. Genauso Probs verdient der Drummer dafür, dass er das 100 Minuten lang durchhält. Selten überhaupt in meinem Leben Black Metal Sets über 60 Minuten gesehen. Insgesamt ein Top Gig. So sollte Black Metal sein. Kein pseudoböser Müll, einfach drei Dudes, die auf die Bühne kommen, ihr ultrahartes Set spielen und die Bühne wieder verlassen. Das konnte mir nicht mal der nervigste Metaldude vor mir versauen, der sich für sehr witzig hielt, aber mit solchen Leuten rechne ich immer auf den Shows.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von smi » Mo 20. Okt 2025, 12:49

SammyJankis hat geschrieben:
Mo 20. Okt 2025, 12:08
Ich war am 22.09. (Montag) in Essen bei Wiegedood im Turock. Die Band spielt die ersten drei Alben als Triologie komplett. Das gabs in der Vergangenheit schon mal, aber damals konnt ich keine Show mitnehmen. Perfekte Gelegenheit für mich das Ganze nachzuholen. Das Turock war auch sehr gut gefüllt.

Treha Sektori - Dark Ambient Projekt aus dem Church of Ra Umfeld. Vor 10 Jahren mal gesehen. Hatte es als sehr elektronisch in Erinnerung und war positiv überrascht über den starken Einsatz der Gitarre. War besser als damals.

Wiegedood - Von einem technischen Problem abgesehen war es der Wahnsinn. Wenn man die drei Alben nacheinander hört merkt man auch die Entwicklung der Band. Hatte es gar nicht mehr auf dem Schirm wie raw der Black Metal Sound zu Beginn klang. Gegen Ende des Sets kam dann schon der Kehlkopfgesang zum Screaming hinzu. Generell ist der Sänger beeindruckend in seiner Stimmvarianz. Genauso Probs verdient der Drummer dafür, dass er das 100 Minuten lang durchhält. Selten überhaupt in meinem Leben Black Metal Sets über 60 Minuten gesehen. Insgesamt ein Top Gig. So sollte Black Metal sein. Kein pseudoböser Müll, einfach drei Dudes, die auf die Bühne kommen, ihr ultrahartes Set spielen und die Bühne wieder verlassen. Das konnte mir nicht mal der nervigste Metaldude vor mir versauen, der sich für sehr witzig hielt, aber mit solchen Leuten rechne ich immer auf den Shows.
Extrem gut Band, komplett Abriss, Wurmloch mit 100 min Kopfnicken und Augen weitestgehend zu. Ontzieling einer der geilsten Songs aus dem Black Metal überhaupt für mich.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mo 20. Okt 2025, 16:20

Ich war am 26.09. (Freitag) in Köln bei Basement in der Live Music Hall. Zweite Euro Tour der Band dieses Jahr. Ohne den Support wäre ich wohl nicht hin, auch, weil es ne Show mit Barrier war. Bin schlussendlich doch hin. 32 Euro auch günstiger als ich es erwartet hätte. Die Show war glaube ich auch ausverkauft. Immer unangenehm in der Location.

Dynamite - Erste 1,5 Songs verpasst, weil ich noch auf ne Person warten musste, die mir ein überschüssiges Ticket abgekauft hat. Naja, war dann pünktlich vor der Bühne als der Sänger ein Cover ankündigte, was sich viele Leute gewünscht hätten. War kurz etwas verwirrt und hab mit Floorpunch oder Killing Time gerechnet. Aber nein, es gab das Dirty Money Intro. Habe mich selten so über ein Cover gefreut, da ich nicht mit Covern im Rahmen der Basement Tour gerechnet habe. Die Crowd ist mittlerweile weit weg vom Hardcore Kid, das local Shows besucht. War aber überrascht, wie viele Leute aus der Ecke doch am Start waren. Von den zu dem Zeitpunkt 1000 anwesenden Leuten kannten keine 100 das Cover. Diese sind aber zum Großteil steil gegangen während der Rest sichtlich verwirrt, warum mitten im Set ein Intro gespielt wird. Naja, ging dann weiter. Die üblichen Hits. Gab auch viel Mosh und Show war generell besser als ich es erwartet habe. Dennoch eine Band für die kleinen Bühnen. Es standen die ganze Zeit bereits Die Hard Basement Fans in den ersten 4-5 Reihen. Dahinter war mehr Platz. Beim letzten Track "Dynamite Stomp" kam der Sänger von der Bühne zur Barrier und es herrschte Chaos. Einige Leute in den ersten Reihen waren etwas überrascht als plötzlich 20-30 Leute textsichere in Richtung Sänger drückten. Naja, passiert halt und war schon ein lustiges Schauspiel.

Anxious - Ich war gespannt, inwiefern Anxious bereits dem durchschnittlichen Basement Fan ein Begriff sind und tatsächlich gab es einige Textsichere im vorderen Bereich. Nach meinem Empfinden kam die Band gut an. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Anxious sind in meinen Augen mit ihrem Emo Sound momentan der perfekte Toursupport für Basement.

Basement - War unter den gegebenen Umständen mit Barrier wohl das maximal mögliche, was man aus der Show hätte rausholen können. Fokus klar auf den ersten beiden Platten, sehr gut. Gab noch zwei neue Songs, die stärker nach Grunge klangen. Crowd war voll drinnen und textsicher. Ich habs mir entspannt von hinten angeguckt, hatte auch ne gute Zeit. Insgesamt ein runder Abend, das war auch Konsens unter allen Leuten, mit denen ich mich danach unterhalten habe.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 22. Okt 2025, 07:28

Ich war am 04.10. (Samstag) in Düsseldorf bei Faced Out im Kulturschlachthof, genauer gesagt in einem Proberaum in dem Komplex. Show wurde recht spontan dorthin verlegt, gab wohl etwas Hickhack mit der Venue. Waren 60-70 Zahlende am Start, der Raum platzte aus allen Nähten.

Moral Fever - Local Support an diesem Abend. Muss ich nicht auf Platte hören, aber liefern live immer grundsolide ab. Sehr moshlastig ohne Teil des Euro Beatdowns zu sein. Passen mit ihrem Sound nur bedingt zu den Touring Acts, wurden aber nach etwas ruhigem Beginn gut von der Crowd aufgenommen. Zusätzlich muss man sagen, dass Deutschland was das 90s/earyl 00s Metalcore Revival angeht mal wieder meilenweit hinterher hinkt bzw der Sound hier einfach nicht so angesagt ist. Naja, wie gesagt, guter Beginn.

Even If the Sky is Falling Down - Metalcore aus Frankreich. Bislang nur eine Demo draußen mit drei, zugegeben recht langen Songs, die natürlich alle gespielt wurden. Musik bei der irgendwann die Klampfen senkrecht nach oben gehalten werden und alle im Raum wissen, dass es jetzt gefährlich wird. Gab zu Beginn ein Intro von As Blood Runs Black und in der Mitte des Sets "The April Situationen" von Shattered Realm, der heftigst abgefeiert wurde. Auch wild, dass ich zwei Cover dieses Songs innerhalb von zwei Wochen sehe, wobei sonst immer "All Will Suffer" gecovert wird. Set war top, gerne wieder, und auch, wenn ich Enter Shikari null mag, musst ich schmunzeln als als Outro "Sorry You're Not the Winner" angespielt und das Set mit dem Klatschen beendet wurde.

Faced Out - 90s Metalcore aus Spanien, komplett auf Arkangel Linie. Superhart. Haben vor zwei Jahren in Düsseldorf abgerissen und dieses Mal war es nicht anders. Gab natürlich Songs der neuen Platte, die ich nur wärmstens empfehlen kann. Poison the Well Cover kam auch sehr wütend. Top Gig und nen super Abend. So sollten DIY Shows aussehen.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Flecha » Mi 22. Okt 2025, 13:20

Mal die letzten 4 Wochen seit Wiegedood auf der Stubnitz (siehe Seite hiervor) nachholen:

Bei Basement hatte ich Mitte September in der Hamburger Markthalle einen sehr guten Abend. Die Beobachtungen ähneln sich schon mit denen von Sammy aus Köln. Dynamite haben mir als Opener gut gefallen musikalisch, kannte sie aber nur von den hier im Forum vorab beschriebenen Festivals. Glaube, das Publikum, das auch noch nicht lang nicht komplett im Konzertsaal vertreten war, war teilweise etwas ratlos. Gab ein paar Leute, die mitgegangen mit Two Step und Sidetosides sind, aber keinen großen Pit oder so. Anxious haben quasi dasselbe Set wie auf dem Berlin Break Out gespielt, nur hier war es für mich viel intensiver, weil es viel mehr Leute in der Crowd gab, die entweder die Band kannten oder halt noch Kraft hatten (beim Festival war es schon 23 Uhr). Viele Textsichere, das hat mir gut gefallen und viel Spaß gemacht. Basement selbst haben Letzteres noch mal deutlich getoppt. Habe lange keine so aktive Crowd in der Markthalle gesehen. Im Bereich unten super viel Bewegung, alle mitgegröhlt. War eine coole Atmosphäre!

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Am Wochenende darauf stand für mich endlich der erste Besuch in der Quarterpipe auf dem Programm. Ein noch sehr neuer Veranstaltungsraum im Erdgeschoss eines Wohnhauses (...projekts) in der Hafen City, wo auch Freunde von mir wohnen. Dort findet allerhand statt von Flohmärkten über Diskussionsrunden zu Tischtennis-Abenden oder Skate-Sessions (da kann man drin skaten, daher der Name und so). Und eben auch Konzerte. Mein Kumpel dort ist in der lokalen Szene gut vernetzt und daher haben die ihm bekannten Booker da schon die eine oder andere Show reingebucht, hauptsächlich Hardcore (Contention u.a. im Juni) und Death Metal. Der Raum ist noch sehr clean, da geht vielleicht etwas Atmo verloren, aber das entwickelt sich über die Zeit bestimmt. Die Bühne ist ebenerdig, was für Hardcore natürlich auch passend ist. Eintritt und Getränke waren auf Spende mit Empfehlung, man kam quasi für 10-20 € rein, je nachdem, wie viel Geld man hat/ausgeben will. Fand ich eine faire Lösung. Ich denke, inkl. Bands (teils dieselben Leute), waren so 60 Leute vor Ort.

Gespielt haben Tristesse aus Berlin sowie Poppy Wizard und Hippie Trim aus Düsseldorf - also eher ein Emo-Abend, aber die Bands durchsetzt von HC-Dudes. Erstere waren sehr Indie/Shoegaze, mal zerbrechlich und mal ausufernd, und hatten für mich echt so den Ur-Molotow-Vibe. Hat mir ganz gut gefallen. Poppy Wizard waren der Hauptgrund meines Erscheinens, deren EPs von 2024 und 2025 haben mir gut gefallen. So dieser grungyge Midwest Emo Sound gemixt mit HC-Einflüssen, also grob Richtung Fiddlehead oder Soul Blind. Leider war das Set etwas kürzer als geplant, weil der Umbau vorher etwas gedauert hat und um 22 Uhr (Wohnhaus dies das) Schluss sein musste. Trotzdem sehr spaßig, werde ich wieder hingehen. Hippie Trim waren sicher die härteste Band des Abends, wobei ich es jetzt nicht wirklich hart nennen würde. Aber auch die einzige, wo so etwas wie Action im Publikum aufgekommen ist, die der Sänger auch eingefordert hat (der, glaube ich, in 25 Minuten 2,5 Liter Wasser neben dem Shouten inhaliert hat :lol: ). Es ist mal rockig :headbang:, mal punkig, mal grungig. Wilder Mix, der aber live auf jeden Fall funktioniert. Glaube, dass ich sie auch als Opener bei Speed schon mal gesehen hatte.

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Weitere 2 Tage später habe ich zum 2. Mal dieses Jahr Opeth gesehen, diesmal in der Laeiszahalle. Ich war vorab etwas sketpisch bzgl. der Location. Die ist traumhaft, aber würde brachialer Metal darin funktionieren? Zuvor war ich da nur bei akustischen Konzerten (Chris Cornell, Wardruna) und bei Opeth habe ich im Admiralspalast schon einmal so mittelmäßige Erfahrungen mit de Sound gemacht. Wir hatten Plätze in der Loge, von denen man leider Fredrik Åkesson nur sehen konnte, wenn man sich hingestellt hat. Nicht ideal, aber witzig war es, von oben auf die Crowd unten zu gucken, wie die so im Takt im Sitzen geheadbangt hat. Sah ein bisschen aus wie ein riesiges Sportruderboot teilweise :lol: Support kam von Pathos, einer schwedischen Prog-Rock-Band. Mikael Åkerfeldt ist ja, ähnlich wie sein Freund/Vorbild Steven Wilson ziemlich bewandert und es hat mich, nachdem ich das Konzert gesehen habe, gar nicht überrascht, dass sie ausgewählt worden. Ziemliches Gedudel teilweise, habe das Interesse recht schnell verloren.

Opeth selbst haben ein klassisches Opeth-Set gespielt, das in den besonderen Momenten leider ein wenig zu sehr das gleiche war wie im Februar im Docks. Masters Apprentices, Leper Affinity und so sind geniale Songs und sowieso ist eine Opeth-Show immer gut und ich würde mir auch die gleiche 3x angucken, aber wenn man dann im 2. Konzert 20 € mehr für das Ticket zahlt als beim ersten... naja. Ein wenig verändert wurde aber schon, The Devil's Orchard endlich mal wieder im Set (statt Sorceress) oder auch das brachiale Heir Apparent. Schluss natürlich wieder Ghost of Perdition und Delivarance, das ist eh über alle Zweifel erhaben. Tatsächlich empfand ich den Sound aber, auch wenn er sehr clean war, als nicht perfekt. In den Death-Metal-Passagen fehlte da einfach ein gewisser Druck. Positiv: Mikael war extrem gut aufgelegt. Sein Stand-Up-Programm gehört ja schon lange eh fest dazu, aber hier war er doch deutlich besser in Form als oftmals in den letzten Jahren.

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Anfang Oktober wurde ich zu Architects in der Barclays Arena mitgeschleppt.Der Auftritt in Wacken 2024 hatte mir sehr gut gefallen, nach der Kontroverse mit den gelikten Anti-Trans-Posts (was ja davor war, ist mir aber erst durch Posts hier im Forum dann zu Ohren gekommen) und der eher schwachen Entschuldigung des Gitarristen war ich ein wenig skeptisch, hatte aber dann gelesen, dass Sam Carter sich schon auch noch mal dazu geäußert hatte. Naja. Die Halle war bei weitem nicht ausverkauft. Innenraum sicher, aber Oberrang mMn komplett zu und Unterrang auch einiges frei. Die Band war aber auch oft zu sehen die letzten Jahre, da hat mich die Ansetzung schon etwas gewundert, auch wenn der Hype bei vergleichbaren Bands das ja schon zulässt, das auszuprobieren.

Opener waren House of Protection, die für mich eigentlich der beste Act des Abends waren. Cooler Mix verschiedener Genres wie Metalcore, Electronica und Trap. Vielleicht ein wenig Richtung Death Grips? Hat auf jeden Fall Spaß gemacht und es wurde teilweise auch nicht auf der Bühne, sondern in der Crowd gespielt. 2. Band waren Wage War, die mir vorher angepriesen worden waren. Fand es aber ziemlichen 0815 modernen Metalcore. Das Publikum hatte sicher viel Spaß, aber mir ist nichts Besonderes im Gedächtnis geblieben. Architects selbst hatten beide Bands auch für je einen Song mit auf der Bühne. War ein guter Mix durch die Diskographie natürlich mit einem Fokus auf dem neuen Album, das zu mehr als 50% gespielt wurde. Das ist schon ziemlicher Stadionrock teilweise, kann man nicht anders sagen. Die Intensität von vor ein paar Jahren hat mir etwas gefehlt, aber alles in allem schon ein guter Gig und die Crowd war auch voll drin.

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Am Tag darauf war ich mit einem Kumpel, dem ich das zum Geburtstag geschenkt hatte, bei The Great Machine in der Top Ten Bar im neuen Molotow. Der Raum ist unter dem Hauptsaal und nur über die Passage zur Ritze zu erreichen. Hat mich vom Aufbau mit der "Bühne" her etwas an den legendären Clochard erinnert, wo eigentlich auch gar kein Platz für eine Band+Publikum war. Aber irgendwie ging es doch, vor der Bühne geht es halt direkt in Stufen zu so Sofa-Landschaften nach oben :lol: Auch hier waren, denke ich, 50-70 zahlende Gäste anwesend. Das Trio aus Tel Aviv spielt ganz klassischen Stoner Rock ohne große Experimente. Von Platte gibt mir das wenig, aber live geht sowas eigentlich immer, weil die sich dann auch Brant-Björk-esk in ihren Soli verlieren und die Songs auch mal gern ein paar Minuten verlängert werden. War ein spaßiger Abend.

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Die Woche drauf hatten meine Freundin und ich Glück, über einen befreundeten Booker auf die Gästeliste für die Thrash of the Titans-Tour in die Große Freiheit 36 zu kommen. Ich mag alle 4 Bands mindestens halbwegs, aber 70 Euro waren mir dafür viel zu krass. Sepultura waren sogar auf Abschiedstour und im Quartett vor einem Jahr günstiger. naja. Der Laden war definitiv nicht ausverkauft, aber schon gut gefüllt. Aber man kam immer relativ entspannt durch, das war gut. Nervosa haben eröffnet, Death/Thrash aus Brasilien, der ziemlich gut geballert hat. Als All-Female-Band in der Noch-Männerdomäne (Extreme) Metal sicher auch eine gute Vorbildfunktion. Hat mir gefallen und endlich mal abgehakt. Destruction danach, klassischer deutscher Thrash mit einer recht punkigen Attütide, die auch bei den beiden Songs vom neuen Album (No Kings No Masters & Scumbag Human Race) rüberkam. Das kam in der Crowd natürlich gut an und es gab große Pits, besonders bei Klassikern wie Nailed to the Cross oder dem Abschluss Bestial Invasion von 1985. Die für mich beste Band spielte danach: Obituary. Oldschool Death-Walze aus Florida. Könnte ich jedes Jahr gucken. Dieser Gitarrensound in Kombination mit der Stimme von John Tardy ist einfach göttlich. Eine Stunde Gewitter. War geil. Den Abschluss machten Testament, die Bay-Area-Thrash spielen, der stilistisch schon sehr nah an den 80er Metallica dran ist. Sänger Chuck Billy würde ich dabei als einen der besten seines Fachs bezeichnen. Es wurde Wert darauf gelegt, möglichst viel von der Diskographie abzudecken, oft nur ein Song pro Album. Dabei natürlich Klassiker wie Into the Pit oder Practice What You Preach. Haben aber von weit hinten geguckt, um schnell an der Garderobe zu sein. Positiv: Die wird jetzt komplett digital ohne Papierfetzen, sondern mit Bankkarte zum Abholen, betrieben.

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Dann habe ich, um den Rocktober zu krönen (haha lol ne, 3 Shows kommen noch Sonntag, Montag und Mittwoch) das letzte Wchenende in Berlin verbracht. Natürlich hat mich das auch krank gemacht. :roll: Samstag gab es das Abschlusskonzert von Svffer, einer Power Violence Band aus Berlin/Münster, im K-Hole. Der Laden ist komplett unscheinbar im Keller und man muss erst durch eine Bar durchgehen, um dahinzukommen. Gut, dass ich Leute mit Mapkenntniss um mich hatte. Die Show war mMn am Ende ausverkauft, dürften gut 100 Leute gewesen sein, aber ich bin im Schätzen echt auch immer schlecht. Den Auftakt machten GUM aus Berlin, Hardcore Punk, der für mein nur halbgeübtes Ohr auch an der einen oder anderen Stelle mal eine Motörhead-Referenz drin hatte. Die Band komplett wavig angezogen, warum das nicht als musikalischen Einfluss? :herzen2: Es folgten WüT, deren Sound recht crustig war. Hat mir von allen 3 Bands musikalisch am besten gefallen und werde mal verfolgen, wann die wie auf Tour sind. T-Shirt für faire 15 € wurde auch mitgenommen. Svffer selbst haben mMn einen für sie schönen Ausstand feiern können. Dort war dann auch reichlich Bewegung vor der Bühne und am Ende wurde es schon ein wenig emotional. Guter Abend!

Am Sonntag ging es dann noch ins Tempodrom zu All Them Witches. In die Location wollte ich länger schon mal wieder und da es im Paket noch meine Lieblings-Heavy-Psycher von Elder gab, war keine Frage, dass die Tickets gekauft werden würden. Ich würde mal so sagen: Das war bestimmt die größte Show, die ATW in Deutschland bisher gespielt haben und alle, die vorher noch keine richtigen Fans waren, sind es jetzt. Irre guter Auftritt des Blues-Rock-Quartetts bei fantastischem (!) Sound. Krasse Spielfreude, musikalisch einwandfrei.. bei den Setlisten habe ich immer etwas zu meckern, aber es gibt auch einfach genug gute Songs. Elder selbst hatten für mich nicht ihren besten Auftritt, weil der Fokus mir zu sehr auf den letzten Veröffentlichungen lag, die mir nicht so gefallen wie die Alben 2-4. Aber hey, Dead Roots Stirring am Ende. Was rede ich eigentlich? Auch hier glaube ich, dass die Band sehr gut angekommen ist und den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben dürfte.
Last.fm!
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