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Der Konzertbesuchsthread

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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » So 26. Mai 2024, 03:56

Ich war vorhin bei Mitski im Berliner Tempodrom.

Es war das zweite von zwei ausverkauften Konzerten im Tempodrom. Die Setlist ist bei allen EU-Daten gerade ziemlich identisch, das Konzert am Vorabend müsste also mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr ähnlich ausgesehen haben.

Der Einlass ging um 18:30 Uhr los. Zu dem Zeitpunkt hatten sich schon einige Leute vor dem Tempodrom versammelt. Das Publikum war überwiegend jünger und weiblich, darunter auch etliche minderjährige Konzertgäste in Begleitung ihrer Eltern. Da es ausschließlich feste Sitzplätze gab, saß ich nach Einlassbeginn noch eine Weile draußen in der warmen Nachmittagssonne. Gegen 19 Uhr habe ich mich dann in den Konzertsaal bewegt. Mein Platz war im rechten Unterrang am Geländer mit einem sehr guten Blick auf die Bühne.

Um 20 Uhr ging es im mittlerweile gut gefüllten Tempodrom mit Iceage los. Die fünfköpfige Rockband aus Dänemark hatte eine halbe Stunde lang Zeit, um das junge Publikum mit ihren verschrobenen und sehr gitarrenlastigen Songs gleichermaßen zu irritieren als auch trotzdem irgendwie für eine gute Stimmung zu sorgen. Es hat bei einem Song sogar für ein leuchtendes Handymeer gereicht, wie auch immer es dazu plötzlich kam. Ich fand den Auftritt in Ordnung, wobei der letzte Song "The Lord's Favorite" schon ein kleines Highlight war. Zwischendurch hat die Palästina-Flagge auf der Rückseite einer Gitarre für viel Jubel im Publikum gesorgt. Eine inhaltliche Ansage gab es dazu nicht. In dieser plakativen Form ist das für mich immer noch ein schwieriges Thema.

Nach einer Umbaupause kam dann um kurz nach 21 Uhr Mitski mit ihrer Band auf die Bühne. Zu Beginn war die amerikanisch-japanische Musikerin noch hinter einem Vorhang versteckt und nur anhand ihrer immer größer werdenden Schattensilhouette zu erkennen. Als der Vorhang nach kurzer Zeit fiel, war die Euphorie im Publikum groß.

Im Fokus des Abends standen die Songs des letztjährigen Albums "The Land Is Inhospitable and So Are We", das fast komplett gespielt wurde. Mitski tanzte während des Auftritts durchgehend über die Bühne und nutzte die Phasen zwischen den Songs immer wieder für überschwängliche Ansagen, die teilweise ganz sympathisch und unterhaltsam waren, manchmal aber auch etwas zu viel des Guten. Musikalisch war das Konzert nicht die ganze Zeit komplett meine Welt. Es gab aber viele schöne Momente und einige Songs, die sich seitdem als Ohrwürmer bei mir abwechseln – zum Beispiel "Love Me More". Vor allem visuell hatte der Abend einiges zu bieten. Neben der üblichen Beleuchtung im Tempodrom gab es auch eine sehr schöne Deckeninstallation, die zwischendurch heruntergefahren wurde und für ein tolles Lichtspiel gesorgt hat.

Nach knapp 100 Minuten Spielzeit und einem letzten Zugabenblock mit den großen Hits "Nobody" und "Washing Machine Heart" war der Abend vorbei. Das sehr textsichere Publikum hat noch einmal alles gegeben.

Es war auf jeden Fall ein gutes Konzert und hat viel Spaß gemacht, auch wenn ich aufgrund von Schlafmangel zwischendurch immer mal wieder ordentlich mit meiner Müdigkeit zu kämpfen hatte. Aber da kann Mitski ja nichts dafür. :wink:

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » So 26. Mai 2024, 22:21

Ich war am Mittwoch in Darmstadt bei One Step Closer in der Oetinger Villa. Weiterhin schönste Location Deutschlands. Hinfahrt war wieder mal ein Alptraum. Zwei Vollsperrungen, dabei ein riesiger Umweg durch gefühlt jedes Kaff in Hessen. Dadurch leider die erste Band verpasst, aber das war quasi eingeplant. Ich bin wirklich nicht der größte One Step Closer Fan, aber die Supports waren astrein, sodass der Weg auf sich genommen wurde. Show war ausverkauft, keine Überraschung. Es war wie immer ekelhaft warm. Crowd war ein Mix aus Hardcore und Non-Hardcore Crowd, dazu später mehr.

Rainbow Curse – Wie bereits gesagt, leider verpasst.

Between Bodies – Das dritte Mal dieses Jahr gesehen, das vierte Mal insgesamt, und es war der beste Gig. Das lag vor allem am astreinen Sound. Sonst geht oft das Keyboard unter. Dieses Mal war es super zu hören. An der Setlist hat sich hingegen nichts geändert. 30 Minuten Emo/Punk, eingängig, unterhaltsam. Bewegung gab es keine, brauch ich bei derlei Musik auch nicht. Guter Auftakt für mich.

Chemical Threat – Die Außenseiter des Line Ups. Alle anderen Bands mit mehr oder weniger melodischen Parts. Chemical Threat dagegen rotzig, rougher Hardcore Punk, perfekt für Side to Sides. Ich war mir unsicher, wie viele Leute darauf Bock haben, aber es war von Beginn an Chaos. Hat richtig Spaß gemacht. 10-12 Minuten, die perfekte Spielzeit für solche Musik. Bad Brains Cover, was will man mehr? Nächste Woche dropt die Demo plus Show in Offenbach vor einer reinen Hardcore Crowd, ich bin hyped.

Phase – Fünf Minuten Umbaupause und es ging weiter. Möglich macht es die Tatsache, dass ¾ von Phase auch bei Chemical Threat spielen. Die Band spielt die One Step Closer Deutschland Shows als Support, was in meinen Augen auch ganz gut passt. Youth Crew Sound, sowohl mit melodischen Parts als auch Abschnitten, die zur Bewegung einladen. Es war sicherlich kein Vergleich zum Set an gleicher Stelle auf der letzten Spark Show vor 2-3 Monaten. Dennoch ein überzeugender Gig. Hatte weniger erwartet. Side by Side Cover kam auch ganz gefährlich. Guter Einheizer für den Hauptact.

One Step Closer – Beste Show, die ich bisher von der Band gesehen habe. Die Wahrheit ist allerdings auch, dass ich One Step Closer live bisher immer enttäuschend fand. Die Crowd war auf jeden Fall voll drin. Stage Dives, Singalongs, viel Pogo. Man merkt schon, dass viele Non-Hardcore Leute am Start sind. Singalongs sind deutlich gesitteter, viel weniger Chaos, aber natürlich auch größere Rücksichtnahme. Kann verstehen, dass viele das als angenehmer empfinden. Setlist war nicht so meins. Immerhin bleit mit „The Reach“ als Closer weiterhin der beste Track Teil des Sets. Ansagen waren mir etwas zu krasses Crowd Pleasing, aber sowas kommt halt mit der Größe dazu. Guter Gig und mit den Supports zusammen ein klasse Abend.
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PastorOfMuppets
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von PastorOfMuppets » Mo 27. Mai 2024, 22:03

Ich war die Tage bei Taylor Swift in Stockholm (Show III).

Einlass war um 17:00h und es gab eine no bag policy.
18:15h - 19:00h - Paramore
19:30h - 22:50h - Taylor Swift
Einlass/Auslass funktionierten sehr gut, einzig das Laden der mobile tickets in unmittelbarer Nähe des Stadions war problematisch.
Es ist Wahnsinn was pro Show an Merch-Umsätzen generiert werden muss. Gefühlt jede*r Besucher*in hat sich eingedeckt, Shirts lagen umgerechnet bei ca. 40-45€ und Pullis bei ca. 80-85€. Ohne Frage mehr als happig, allerdings auch nicht das Ende der Fahnenstange wenn man andere Stadion-Acts in diesem Jahr anschaut. Übrigens auch bei den Ticketpreisen - Oberrang in Stockholm lag umgerechnet bei ca. 70€ und wirkt mittlerweile im Vergleich fast wie ein Schnapper.
Die ganze Stadt war in den Tagen rund um das Wochenende voll mit Swifties (Stichwort Merch). Total angenehme Vibes, hätte mir das durchaus "anstrengender" vorgestellt (auch beim Konzert selbst). In der Warteschlange vor dem ABBA Museum sogar ein Swiftie-Freundschaftsband geschenkt bekommen, sehr sweet. Amerikaner waren hier sehr präsent. Einen Abend beim Essen am Nebentisch eine Unterhaltung gehört, dass ein Vater mit seinen beiden Töchtern aus Philadelphia angereist ist. Ist für die insgesamt billiger als eine lokale Show zu besuchen. Und sie kommen im Juli für Mailand nochmal rüber, kann man so machen.
Das Publikum im unmittelbaren Umfeld war deutlich älter und weniger weiblich als gedacht, sah im Innenraum bestimmt anders aus. Apropos Innenraum, der hat sich erst Richtung Beginn von Paramore gut gefüllt. Das lag vielleicht auch am späten Einlass. FOS allerdings war bei weitem nicht "voll", obwohl natürlich ausverkauft war. Insgesamt kam man also auch deutlich nach Einlass in beiden Bereichen zu vernünftigen bis sehr guten Plätzen. Tipp: Bestenfalls gut Richtung Mitte des Stegs platzieren, dort findet ein Großteil der Show statt.
Habe mich nach Bekanntgabe der Europa-Daten bewusst nicht mehr spoilern lassen (hat letztlich nicht ganz geklappt und ich hatte von der zugegebenermaßen wenig überraschenden Ergänzung von TTPD mitbekommen, naja) und wusste aus der Erinnerung nur noch erste + letzte Era der US-Tour.
Kurzer Exkurs: Werde nie verstehen, warum man sich als Fan (und nicht als Gelegenheitshörer um zu checken ob ein Act die für einen selbst bekannten Sachen spielt) bzgl. der Setlist spoilern lässt. Gibt nichts Besseres als von einem persönlichen Lieblingssong im Set überrascht zu werden - never forget Muse mit Citizen Erased beim Rock Werchter 2015. Exkurs Ende.

Zur Show:
Ich hatte vorher einerseits erwähnte Bedenken bzgl. anstrengender kreischender Fans in unmittelbarer Nähe und andererseits Sorge vor den Era-Übergängen inkl. möglicher Pausen bzw. allgemeinem Leerlauf zwischen Songs mit überlangen Ansagen. Beides war absolut kein Thema. Es war laut, wirklich sehr laut - aber wegen Gesang+Jubel und nicht Gekreische. Und die Übergänge/Pausen waren sehr kurz. Nach ca. 1h haben Leute angefangen, sich bei den Era-Übergängen zu setzen. Das war dann aber so kurz, dass es schon absurd wirkte.
Sound war insgesamt top, überraschend laut aber wirklich gut.
Der Ablauf ist gut abgestimmt und abwechslungsreich, mich haben die gekürzten Songs im Set nicht gestört. Eh Wahnsinn, wie sie und ihre Crew diese Show häufig drei Tage am Stück performen.
Persönliches Highlight war dann noch ein absoluter Jackpot bei den surprise songs, ein "Max Martin Medley" mit insbesondere New Romantics. Nur Taylor mit Gitarre in der Mitte des Stadions, während die ganze Arena von ganzem Herzen einen vor 10 Jahren auf einer Deluxe-Version eines Albums erschienenen Song mitsingt.

tl;dr/Fazit: Ich mag voreingenommen sein, bin aber nach dem Auftritt überzeugt, dass es dieses Jahr keine bessere Show zu sehen gibt, wenn man mit Taylor Swifts Musik halbwegs etwas anfangen kann. Was da geboten wird an Auftrittslänge, Showelementen, Liebe zum Detail und Performance ist ganz groß.

Next up: London II, Gelsenkirchen III, Hamburg I.

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mo 27. Mai 2024, 22:12

PastorOfMuppets hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2024, 22:03
Kurzer Exkurs: Werde nie verstehen, warum man sich als Fan (und nicht als Gelegenheitshörer um zu checken ob ein Act die für einen selbst bekannten Sachen spielt) bzgl. der Setlist spoilern lässt. Gibt nichts Besseres als von einem persönlichen Lieblingssong im Set überrascht zu werden - never forget Muse mit Citizen Erased beim Rock Werchter 2015. Exkurs Ende.
Ich mache das oft. Hat oft einfach praktische Gründe. Ich kann ca abschätzen, wie lange die Show noch geht, ob ich Anschlüsse bekomme oder vielleicht einen Song auslassen muss. Oder die Frage ob ich mir überhaupt ne Karte kaufe, wenn mir die Setlist gar nicht zusagt.
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Anti
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Anti » Mo 27. Mai 2024, 22:36

Das ist auch häufiger ein Thema zwischen einem Kumpel und mir. Ich schaue mir bei Konzerten von Bands bei denen ich nicht so tief in der Diskografie bin schon regelmäßig die Setlists der vorherigen Konzerte an um mich in gewisser weise "vorzubereiten" :mrgreen: . Ich kann aber voll verstehen, dass man vor einem Konzert nicht wissen möchte welche Songs kommen und sich da überraschen lassen will.

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Taksim
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Taksim » Mo 27. Mai 2024, 22:43

PastorOfMuppets hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2024, 22:03
Kurzer Exkurs: Werde nie verstehen, warum man sich als Fan (und nicht als Gelegenheitshörer um zu checken ob ein Act die für einen selbst bekannten Sachen spielt) bzgl. der Setlist spoilern lässt. Gibt nichts Besseres als von einem persönlichen Lieblingssong im Set überrascht zu werden - never forget Muse mit Citizen Erased beim Rock Werchter 2015. Exkurs Ende.
Und "Citizen Erased" im Park!
Auf jeden Fall, solche Momente sind toll.
"Kid A" in Berlin 2012 war auch krass, hätte nie gedacht, dass ich den Song mal live höre.
"I don't know."

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Saeglopur » Mo 27. Mai 2024, 23:43

PastorOfMuppets hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2024, 22:03
Das Publikum im unmittelbaren Umfeld war deutlich älter und weniger weiblich als gedacht
Ich erinnere mich an genau vier Männer in unserer Nähe, von denen genau alle Begleitungen waren und nach den 3:20h Spielzeit einfach froh waren, nach Hause zu dürfen. :mrgreen:

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fipsi
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von fipsi » Di 28. Mai 2024, 01:22

Aktuell bin ich in Reykjavík. Durch Zufall hat sich ergeben, dass Kiasmos ihren Tourauftakt hier feiern und nach kurzer Überlegung habe ich mir dann ein Ticket gegönnt. Mit etwas über 80€ war der Preis schon stark an der Grenze, aber wann hat man schon mal die Chance auf so eine Show?

Die Location war ein altes Kino, was mit knapp 800 Besuchern relativ klein war im Vergleich zu den folgenden Tourstops. Die Bühne war vollgestellt mit enorm vielen Lichtern und es gab noch eine Leinwand für schöne Visuals. Da wurde echt eine Menge geboten. Das viele Licht sorgte dafür, dass es fast durchgängig hell war im Saal. Das war aber gar nicht so schlecht, weil man so dem euphorischen Publikum ins Gesicht blicken konnte. Für einen Montagabend war die Stimmung wirklich fantastisch und sehr ausgelassen.

Den Abend hat DJ Glókoll eröffnet. Pünktlich 20 Uhr kam sie auf die Bühne und hat für 50 Minuten perfekt den Abend eingeleitet. Die Musik war sehr Uptempo-lastig und ich hatte mich gewundert, wie das dann zu Kiasmos passen sollte. Spoiler: Es passte perfekt. Gegen 21 Uhr kamen Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen auf die Bühne. Es gab einen guten Mix aus neuen und altem Material. Ich war überrascht, wie clublastig das komplette Set war. Die beiden haben auch sehr viel mit dem Publikum agiert und immer wieder zum Klatschen und Springen animiert. Die Menge hat es dankend angenommen, aber wäre auch so gut mitgegangen. Dafür war das Set einfach perfekt strukturiert mit den tollen Aufbau der Songs und den echt tanzbaren Parts. Das war echt ganz groß. Nach knapp 90 Minuten inklusive Zugabe war Schluss und ich habe jetzt schon ein ganz großes Jahreshighlight in der Liste stehen.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Di 28. Mai 2024, 11:59

Anti hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2024, 22:36
Das ist auch häufiger ein Thema zwischen einem Kumpel und mir. Ich schaue mir bei Konzerten von Bands bei denen ich nicht so tief in der Diskografie bin schon regelmäßig die Setlists der vorherigen Konzerte an um mich in gewisser weise "vorzubereiten" :mrgreen: . Ich kann aber voll verstehen, dass man vor einem Konzert nicht wissen möchte welche Songs kommen und sich da überraschen lassen will.
Ich kann bei dem Thema beide Seiten verstehen, aber gehöre selbst auch zu Team setlist.fm. Ist bei mir einfach dem Überangebot durch Streamingdienste geschuldet, dass ich in den Back-Katalog einzelner Artists nicht mehr so intensiv reingehe oder auch eine Platte aus z. B. 2022 nicht mehr so präsent auf dem Schirm habe, weil ich sie seitdem nicht mehr so häufig gehört habe. Wäre jetzt grundsätzlich nicht so tragisch, aber mich nimmt ein Live-Auftritt aber auch deutlich intensiver mit, wenn ich mit den Songs vertraut bin.

War halt eine andere Welt als ich 2008 auf meinem ersten Korn-Konzert war. Da hab ich die zwei Jahre davor quasi nix anderes gehört und kannte jede Textzeile von jedem Song aller (damals) 8 Alben. So eine dedication werde ich vermutlich nie wieder für einen Artist entwickeln, weil da draußen einfach noch so viel spannende Musik darauf wartet, entdeckt zu werden. Selbst bei einer Band wie BMTH, die ich schon seit "Suicide Season" verfolge, schaue ich trotzdem mal rein, ob die nicht auf einmal wieder alte "There Is a Hell..."-Songs ins Set rotieren, bei denen ich nicht mehr so drinstecke.

Muss aber zugeben, dass solche Überraschungssets auch ihre Vorzüge haben. BMTH bei Rock im Park 2023 war das zweite Konzert der Sommer-Tour und im Vergleich zur Headline-Tour im Februar gab es eine komplett neue Show mit einigen überraschenden neuen Songs im Set. Und bei KGLW ist ja eh jedes Konzert eine einzige Black-Box, welche Songs der bislang 25 Alben diesmal ins Set rotiert werden. Da konnte ich vor 2 Wochen in Offenbach auch einiges nicht zuordnen. :lol:

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JackJones
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von JackJones » Di 28. Mai 2024, 12:43

Ich hatte letzte Woche zwei "Doppelkonzerte" von denen ich hier kurz berichten möchte:

Zum einen King Gizzard & the Lizard Wizard am 20.05. in der Columbiahalle in Berlin und am 22.05. im Hamburger Stadtpark.
Beide Konzerte waren gut, jedoch weit weg von der Normalform der Band. Live ist es weiterhin eine komplette Wundertüte welche Songs man zu hören bekommt, was für die Fanbase natürlich super ist, für den Gelegenheitshörer aber sicherlich eine Herausforderung.
Bei beiden Konzerten haben sie sich dazu entschieden, Songs vom letzten elektronischen Album "The Silver Chord" zum ersten Mal live zu spielen. Das mag kurz beeindruckend gewesen sein, leider wurde aber schnell klar, dass die Band nun doch an ihre Grenzen gestoßen ist. Metal, Jazz und sogar Hip Hop hat genial live funktioniert - psychedelic Kraftwerk-Elektro leider weniger. Dieser Teil ging dann auch noch jeweils 30 Minuten und ich hatte den Eindruck, dass die Band nun einfach mal schaut, ob das funktioniert (hat es nicht!). In Berlin war es noch ok, weil wenn man sowas machen kann, dann in Berlin, zudem es am Beginn des Sets war. Open Air war es mitten im Set und die (aufgrund des Regens eh schon wenige) Stimmung war komplett raus.

Zweiter Punkt ist, dass bei den meisten Nicht-Metal Songs der Band nun ausgiebig gejammt wird, was jegliche Höhepunkte in den Songs komplett verschwinden lässt. Ich finde es voll ok bei zwei, drei Songs mal länger zu jammen und ein paar Soli einzusträuen, das macht es live ja auch zu etwas besonderem. Wenn es aber über 1,5h wie in Hamburg zum ersten Teil des Marathon Sets passiert, sind wir bei 9 Songs und gerade People/Vultures wurde aus einem 4 Minuten Brett zu 10 Minuten Gedudel.

Was mir auffällt, ist das bei den Songs des letzten Metalalbums das Publikum komplett dabei ist. Da ist die Fanbase wohl nochmal deutlich gewachsen und die meiste Stimmung kam bei eben diesen Songs auf.
Edit: Ich sehe gerade, bei den Shows danach wurde wieder auf den Elektro-Teil verzichtet. Vielleicht war es dann etwas außergewöhnliches und sie wollten wirklich mal schauen ob es live klappt. Die weiteren, bisher unveröffentlichten Songs, die gespielt wurden, waren im nächsten Genre: Bluegrass/Boogie, man darf gespannt sein :grin:

Dann gab die Metallica Doppelshow im Münchner Olympiastadion am 24. und 26.05.
Hier kann ich als Fazit sagen, dass ich nach beiden Shows eigentlich komplett zufrieden bin! Bislang nur einmal bei Rock im Park gesehen, als sie das Black Album komplett gespielt haben und nun mit der Doppelshow fast alle Songs gehört, auf die man realistischerweise hoffen konnte (darunter 3x Kill Em All, 6x Ride the Lightning, dazu Orion :sabber: ).

Die erste Show am Freitag war Hitmäßig deutlich krasser als der Sonntag, Nothing Else Matters, Master of Puppets, For Whom the Bell Tolls, Fade to Black, Sad but True alles schon rausgehauen. Das Konzert an sich war aber krass laut, ohne Gehörschutz wär bei mir nichts gegangen. Der Aufbau der Bühne in der Mitte des Stadions ist an sich cool, da es nicht so ein Gedränge gibt und man weiter hinten alles entspannt genießen kann - aber die Band ist oft schon sehr weit weg. Am Freitag hat es ab der Hälfte dann angefangen stark zu regnen und später auch zu Gewittern. Zunächst mal Respekt, dass die alten Herren sich gar nichts anmerken haben lassen und komplett durchgezogen haben. Als dann beim Closer auch die Blitze überm Stadion zu sehen waren, hab ich mich aber schon gefragt, wie das nicht sicherheitstechnisch abgebrochen wurde. Am Sonntag war dafür perfektes Wetter, nicht ganz so laut (und daher soundtechnisch auch besser) und mehr Raritäten im Set (Ktulu, Breadfan).

Die Infrastruktur im Stadion ist aber nicht wirklich dafür ausgelegt, dass die Bühne in der Mitte steht und somit noch 20k mehr Leute ins Stadion passen. Essensstände und Toiletten waren ohne Endlosschlangen selten aufzusuchen. Und als Fazit würde ich für so ein Event nicht mehr über 1,5 Jahre vorher die Tickets kaufen, wir hatten eine übrig und mussten sie letztendlich deutlich günstiger verkaufen, weil der Markt 2 Wochen vorher komplett eingebrochen ist. Das wird auch sehr spannend im Hinblick auf Adele im Sommer.

Bei Metallica bin ich somit viel zufriedener rausgegangen als bei King Gizzard (hier habe ich halt aber schon 10 geniale Shows vorher gesehen und dementsprechend war das genannte Experiment auch voll ok).

Mal sehen ob das Maifeld am Wochenende das Regenkonzert-Triple im Maivollständig macht :doof:

defpro
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Di 28. Mai 2024, 15:36

JackJones hat geschrieben:
Di 28. Mai 2024, 12:43
Zum einen King Gizzard & the Lizard Wizard am 20.05. in der Columbiahalle in Berlin und am 22.05. im Hamburger Stadtpark.
Beide Konzerte waren gut, jedoch weit weg von der Normalform der Band. Live ist es weiterhin eine komplette Wundertüte welche Songs man zu hören bekommt, was für die Fanbase natürlich super ist, für den Gelegenheitshörer aber sicherlich eine Herausforderung.
Bei beiden Konzerten haben sie sich dazu entschieden, Songs vom letzten elektronischen Album "The Silver Chord" zum ersten Mal live zu spielen. Das mag kurz beeindruckend gewesen sein, leider wurde aber schnell klar, dass die Band nun doch an ihre Grenzen gestoßen ist. Metal, Jazz und sogar Hip Hop hat genial live funktioniert - psychedelic Kraftwerk-Elektro leider weniger. Dieser Teil ging dann auch noch jeweils 30 Minuten und ich hatte den Eindruck, dass die Band nun einfach mal schaut, ob das funktioniert (hat es nicht!). In Berlin war es noch ok, weil wenn man sowas machen kann, dann in Berlin, zudem es am Beginn des Sets war. Open Air war es mitten im Set und die (aufgrund des Regens eh schon wenige) Stimmung war komplett raus.

Zweiter Punkt ist, dass bei den meisten Nicht-Metal Songs der Band nun ausgiebig gejammt wird, was jegliche Höhepunkte in den Songs komplett verschwinden lässt. Ich finde es voll ok bei zwei, drei Songs mal länger zu jammen und ein paar Soli einzusträuen, das macht es live ja auch zu etwas besonderem. Wenn es aber über 1,5h wie in Hamburg zum ersten Teil des Marathon Sets passiert, sind wir bei 9 Songs und gerade People/Vultures wurde aus einem 4 Minuten Brett zu 10 Minuten Gedudel.

Was mir auffällt, ist das bei den Songs des letzten Metalalbums das Publikum komplett dabei ist. Da ist die Fanbase wohl nochmal deutlich gewachsen und die meiste Stimmung kam bei eben diesen Songs auf.
Edit: Ich sehe gerade, bei den Shows danach wurde wieder auf den Elektro-Teil verzichtet. Vielleicht war es dann etwas außergewöhnliches und sie wollten wirklich mal schauen ob es live klappt. Die weiteren, bisher unveröffentlichten Songs, die gespielt wurden, waren im nächsten Genre: Bluegrass/Boogie, man darf gespannt sein :grin:
Schon ein witziger Zufall, dass du ausgerechnet auf die einzigen beiden Shows mit "The Silver Chord"-Songs besucht hast. :lol: Dazu noch ein Song von "Changes", die ich ebenfalls eher underwhelming fand. War generell überrascht von der Hamburg-Setlist: Nur 18 Songs in 3 Stunden. In Offenbach waren es 15 Songs in gut 1,5 Stunden und da gab es 2 Drum-Solos (eins hätte gereicht) und in der ersten Hälfte wurde auch sehr viel gejammt (die eher kurzen "Infest"-Songs habens zeitlich wieder rausgerissen). Da waren die 3h-Red Rocks-Shows aus '22 schon eine andere Hausnummer.

Zwei Punkte von dir kann ich aus Offenbach ebenfalls bestätigen: Die Jams funktionieren nur, solange es ballert (drei "Nonagon Infinity"-Songs direkt zum Anfang). Im Anschluss wurden "Boogieman Sam" und ein neuer Song auch ziemlich in die Länge gezogen und die Konzentrationsspanne im Publikum ging merklich runter (Bierpause und Labertaschen).
Und auch bei uns wurden die Metal-Songs heftig abgefeiert. Da war durchgängig ein Pit offen. Ich bin tatsächlich nicht der allergrößte Fan "Infest...", weil ich finde, dass sie andere Genres besser beherrschen, aber das Publikum war komplett dabei. Die "PetroDragonic" gefällt mir da wesentlich besser, weil die Jams den Metal-Sound gut ergänzen und besser von anderen Genre-Vertretern abgrenzen. Aber da wurde ich natürlich nur mit "Gila Monster" abgespeist, was ja bereits letztes Jahr in Wiesbaden gespielt wurde.

Aber letztendlich war es auch bei uns eine sehr runde Sache und obwohl meine Songwünsche ("Iron Lung", "Work This Time", irgendwas von der "Murder of the Universe") alle nicht berücksichtigt wurden, wurde ich wieder prächtig unterhalten und habe einige persönliche Live-Premieren erlebt. Die nächste Tour werde ich nach Möglichkeit definitiv wieder mitnehmen.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Flecha » Di 28. Mai 2024, 16:54

Ich war auch bei King Gizzard and the Lizard Wizard im Hamburger Stadtpark. Ich hatte das Ticket geschenkt bekommen, ob ich sonst hingegangen wäre - vermutlich eher nicht. Also ich mag die Musik, aber es ist mir zu stressig, da permanent mitzuhalten bei den vielen Veröffentlichungen :lol: Also habe ich die Show sicher aus einem etwas anderen Blickwinkel verfolgt als ihr, es war auch meine erste der Band. Ich hatte jedenfalls sehr viel Spaß, habe viel getanzt und die 3 Stunden sind trotz des Dauerregens erstaunlich schnell umgegangen. Auch der elektronische Part hat dem für mich nicht wirklich einen Abbruch getan. Ich fand das als ruhigeres Intermezzo sogar ganz cool eigentlich. Vielleicht 10 Minuten zu lang, okay, aber hat für mich gepasst.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 29. Mai 2024, 07:41

Ich war am Donnerstag in Oberhausen bei One Step Closer im Kulttempel. An sich ein schöner Laden, aber für Hardcore Shows in der Regel zu groß. So auch dieses Mal und das trotz abgesperrter Empore. Vor allem zu Beginn herrschte gähnende Leere. Später kamen zum Glück noch einige Leute. Schätze, es waren so 150 Leute anwesend.

Phase – Gleiches Set wie Tags zuvor in Darmstadt. Crowd Reactions waren dort im Vergleich zu Oberhausen natürlich auf einem anderen Level. Habe ich auch so erwartet. Show war trotzdem vollkommen in Ordnung. Nächste Woche in Offenbach geht’s weiter.

Face Your Fears – Straight Up Hardcore, würtend, moshlastig. Es ging deutlich mehr im Pit als ich erwartet hätte. Auch diverse textsichere Leute vor der Bühne. Generell merkte man stark die Aufteilung der Crowd in Leute, die für One Step Closer vor Ort waren, und in Leute, die für die Supports da waren. Ich denke, ohne die Supports wären nochmal 30-50 Leute weniger gekommen. Show war insgesamt solide. Kommt im kleinen Rahmen einfach besser.

Force of Denial – Ganz klar bestes Set aller Supports. Für mich auch bestes Set des Tages. Viel Mosh, viele textsichere Leute vor der Bühne, Stage Dives. Die Musik hat auch im Gegensatz zu Face Your Fears melodischere Parts mit cleanem Gesang. Hoffe, dass hier auch ein paar Leute, die nur für One Step Closer am Start waren, erreicht wurden und demnächst mal die ein oder andere Local Show besuchen. Erwähnenswert ist sicherlich noch, dass der One Step Closer Sänger sich die komplette Show angesehen hat und teilweise textsicher in Reihe 1 war. Probs dafür.

One Step Closer – Gute Show, wenn auch nicht so gut wie in Darmstadt. Setlist war gleich. Finde die 11 Songs und 35 Minuten für die Mucke auch angemessen. Man merkt der Stimme des Sängers an, dass sie ziemlich im Eimer ist. Dies kommt vor allem bei den älteren Songs durch. Dementsprechend macht der Shift zu mehr cleanem Gesang bei den neuen Songs Sinn. Mich würde da interessieren, inwiefern das Dilemma mit der Stimme dazu beigetragen hat oder ob die Band generell diesen Run For Cover Sound einschlagen wollte. Insgesamt war es wie in Darmstadt ein guter Abend, aber One Step Closer solo ohne ansprechende Supports würde ich wohl weiterhin auslassen.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 29. Mai 2024, 08:27

Ich war am Freitag in Köln beim Hammer & Nails Fest in den Abenteuerhallen Kalk. Dies ist ein großer Komplex mit Kletterhalle, Skatepark, etc.. Das Hammer & Nails ist primär ein BMX Contest. Neben zwei Tages BMX Competitions gab es allerdings am Freitag abends noch eine Show mit sechs Bands. Eintritt für den Tag waren 10 Euro, geschenkt bei dem ganztägigen Programm. Aufgrund von Maloche habe ich den BMX-Teil leider komplett verpasst und konnte nur den Showteil mitnehmen. Die Show war draußen, Wetter hat zum Glück den Abend über gehalten. Die Crowd war geteilt zwischen BMX und Hardcore Publikum, wobei es bei den meisten so war, dass man dem jeweils „Unbekannten“ mindestens ein Bisschen was abgewinnen konnte. Also alles cool. Alle hatten ne gute Zeit.

Conceal – Oft gesehen in letzter Zeit und eigentlich immer überzeugend. Band kommt aus Trier und Umgebung und spielt modernen Hardcore der 2010er. Für die erste von sechs Bands ging schon einiges. Gab ordentlichen Mosh und zumindest bei Backtrack Cover auch Singalongs. Guter Start in den Abend.

Wrecked Culture – Basic Moshband aus Halle an der Saale. Ist nicht mein Sound, aber live immer recht unterhaltsam. So auch dieses Mal. Gab ordentlich Bewegung vor der Bühne. Down to Nothing Cover. Alles cool.

Slow Burn – Auch hier wurde Mosh großgeschrieben. Allerdings ist der Sound abwechslungsreicher als bei Wrecked Culture. Großer Einfluss sind hier sicherlich Biohazard. Waren wieder gute 20 Minuten.

Desire Line – Mit Abstand bester Auftritt, den ich bisher von der Band gesehen habe. Sound war für Open Air Verhältnisse auch sehr gut. Schöner Emo, würde hier auch einigen gefallen. Klare Empfehlung an dieser Stelle. Es war eine schöne Abwechslung zu dem reinen Hardcore Line Up. Wurde auch von der Crowd gut angenommen. Gucke die Band heute direkt nochmal. Hab Bock.

Spiral – Ich kann verstehen, dass viele Leute Hardcore Shows für Banane halten, aber ab und zu gibt es Sets, bei denen ich mir sicher bin, dass jede Person, die ich mitschleppen würde, selbst meine Eltern, verstehen würde, warum ich gerne dort hingehe. Dies war so ein Set. Es war der absolute Wahnsinn. Wir reden hier von einer Band, die bisher nur ihre Demo gedropt hat. Sechs Songs + Intro, 15 Minuten lang komplette Eskalation, mit der die Band auch nicht gerechnet hat. Kann mich an keine Show in Deutschland erinnern, bei der es so viele Headwalks gab. Von Stage Dives reden wir hier gar nicht erst, komplettes Chaos. Die Leute waren komplett textsicher. Beim ersten Song konnte sich der Sänger mit Mühe und Not auf der Bühne halten, sodass ihm nach dem Song einfach nur ein fassungsloses „Alter“ entwich, bevor der nächste Song genau da ansetzte, wo der Opener aufgehörte. Mucke ist die perfekte Mischung aus Mosh und Singalongs. Der neue Song, der zum ersten Mal gespielt wurde, kam auch ultrahart. Dazu noch das Have Heart Cover. Safe Top 10 Show des Jahres. Es war magisch. Kann mich an keine deutsche Band erinnern, die bei unter zehn gespielten Shows solche Reaktionen gezogen. Unfassbare Show, da waren sich alle einig, mit denen ich geredet habe.

Force of Denial – Hatten nach dem Wahnsinnsset von Spiral einen schweren Stand, was auch direkt vom Sänger zugegeben wurde. Set war trotzdem astrein. Harter Mosh, viele Singalongs und Stage Dives. Show war wie erwartet deutlich besser als Tags zuvor in Oberhausen. Ein würdiger Abschluss eines klasse Tages für wenig Geld. Falls hier Wer aus NRW kommt, gebt euch die Veranstaltung nächstes Jahr. Ihr werdet nicht enttäuscht.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Tambourine-Man » Mi 29. Mai 2024, 23:32

Ich war vor einer Woche im Rahmen meines Schottland-Urlaubs bei Girl Scout im Sneaky Pete's in Edinburgh.

Urlaub gebucht und dann geschaut, ob was brauchbares in der Zeit dort spielt. Girl Scout aus Schweden (letztes Jahr auch beim rbf) wurden für umgerechnet 16 Euro für gut befunden. Für das Geld bekommt man in Deutschland ja fast nix mehr.

Die Venue befand sich in einer der tieferliegenden Straßen unweit der Royal Mile und war ein wirklich winziger Schlauch. Die Kapazität wurde mit rund 100 Personen angegeben. Falls die wirklich drin sind, hat davon locker die Hälfte keine oder eingeschränkte Sicht. Im breiteren Bereich vor der Bühne befand sich eine massive Steinsäule.
Keine Garderobe, dafür Schließfächer, wobei uns kein Bon mit PIN ausgegeben wurde ("kommt nach dem Gig einfach zu mir, dann schließ ich euch auf"). Davor und überall sonst wo Platz war, waren die cases der Bands gestapelt und gequetscht.
Die Bühne war für die wirklich charmant-chaotische Location relativ hoch. Positiv fiel außerdem die angenehme Temperatur/Ventilation auf.
Publikum war eine Mischung aus Gen-Z und Boomern der Kategorie Live-Alles-Mitnehmer. Konzert war nicht ausverkauft.

Der voract war im Vorfeld bereits eine für mich super freudige Überraschung: Marathon aus den Niederlanden. Schrammeliger Post-punk mit Shoegaze-Einschlag, der mir bereits durch das BKS geläufig war. Feines set von gut 40min, hat mir sehr gut gefallen. Danach noch kurz mit dem Sänger gequatscht. Aus den Niederlanden kommt mMn zur Zeit viel spannendes (der drummer Trug beispielsweise auch ein Tramhaus Shirt). Spielen dieses Jahr auch beim rbf (Empfehlung hiermit raus), definitiv auch was für's Haldern.

Ob der Support bei jedem Anwesenden so viel Anklang gefunden hat, weiß ich nicht, wo Girl Scout mit ihrem Bubblegrunge auch durchaus sanftere Seiten aufziehen. Es gab mal lauter, mal leiseren indie rock. Sympathischer Auftritt inklusive Mitschnitt für's nächste Musikvideo mittels Camcorder :D
Allerdings muss ich auch sagen, dass derzeit wahnsinnig viel guter, aber bisweilen auch recht ähnlich klingender female-led indie rock erscheint (Referenzen hier Beach Bunny, English Teacher...), wo ich noch nicht ganz sehe wie sie sich abheben/herausstechen.

Insgesamt ein richtig guter Abend und Urlaubsauftakt. Verrückt war allerdings die curfew, denn nach dem Konzert wurde der Laden binnen Minuten durch den Security Guy geräumt und um Punkt 22 Uhr die Rollläden heruntergelassen. Schade, hätten dort gerne noch ein Bier getrunken.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Do 30. Mai 2024, 13:24

Ich war gestern in Essen bei Desire Line im Emo-Keller. Hab die Band zwar schon am Freitag gesehen, aber der Emo-Keller ist immer einen Besuch wert. Eintritt 5-10 Euro geschenkt. Schätze, es waren so 60 Zahlende vor Ort. Der Laden war gut gefüllt.

Hydrotherapy – Zwei Leute, Dame an den Drums, Herr an der Gitarre. Sound war ein Mix aus Emo und Indie. Am Anfang hatte ich meine Zweifel, aber die Band steigerte sich von Stück zu Stück und hat mich doch abgeholt. Sound klang stark nach The Front Bottoms. Title Fight Cover passte auch wunderbar. Gerne wieder.

Scott Evil – Primär Shoegaze, aber sicherlich auch ein paar Emo Einflüsse dabei. Habe zuhause festgestellt, dass ich die Band letztes Jahr gesehen habe. Davon ist gar nichts hängengeblieben. Auftritt hat mir aber dieses Mal zugesagt, war schön. Werde ich in Erinnerung behalten.

Sunveil – Letztens erst in Münster gesehen, gestern fand ich es besser, aber wirklich abgeholt hat es mich wieder nicht. Im Endeffekt eine Light Version der Hauptband. Leider war im Gegensatz zu den beiden ersten Bands der Sound nun auch deutlich schlechter. Die Band hatte trotzdem ihre Fans am Start.

Desire Line – Nicht so gut wie in Köln am Freitag, aber die Band hat ihre Qualität nochmal bestätigt. Kann mich an dieser Stelle nur wiederholen. Checkt die Band aus, das gefällt hier safe einigen. Alkaline Trio Cover wurde auch wieder gespielt. Gegen Ende hat es mich etwas verloren, was aber primär an meiner Müdigkeit lag. Ende war um 23:20 Uhr, dafür bin ich zu alt.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Fr 31. Mai 2024, 08:56

Ich war gestern in Düsseldorf bei Worst Doubt im Kulturschlachthof. Sechs Bands aufn Donnerstag ist viel, aber in NRW war Feiertag und Beginn gegen 18 Uhr, kann man mal machen. Die Show war auch bis vor einigen Tagen mit fünf Bands geplant, aber Prowl aus Kanada haben noch einen Gig gesucht und sind kurzfristig aufs Line Up gerutscht. Es waren bestimmt 100 Leute am Start. Auf jeden Fall genug für eine gute Show.

GCU – Neue deutsche Band mit offen nach außen getragener, antifaschistischer Attitüde. Sound war okay. Hatte mir auch vor 1-2 Wochen die neue Veröffentlichung angehört. Wirklich was hängengeblieben ist allerdings nichts. Und von allen Bands hätte ich auf diesen Gig auch am ehesten verzichten können. 2-3 Leute haben sich bewegt, ansonsten ist die Crowd entspannt in den Abend gestartet.

ProwlPreemptive Strike waren noch nicht da, also wurden Prowl vorgezogen. Gig war klasse. Metallischer Hardcore a la Power Trip. Musikalisch mit Abstand beste Band des Tages. Vor der Bühne gab es jetzt auch mehr Bewegung. Wobei die Band auch bei einem gänzlich entspannten Publikum für mich funktionieren würde. Bin gespannt, ob die Metalszene mal auf die aufmerksam wird. Gestern waren auf jeden Fall keine Kuttenträger am Start.

Preemptive Strike – Waren nun vor Ort, quasi aus dem Auto auf die Bühne gefallen. Set ging dann 12 Minuten. Schneller, rougher Hardcore. Boston Strangler wären stolz. Die Bewegung vor der Bühne wurde intensiver. Sicherlich nicht so gut wie Anfang des Jahres in Köln, aber dennoch sehr unterhaltsam. Heute in Offenbach wird es sicherlich noch ein Stückchen besser.

Dynamite – Für mich und wohl für viele andere auch die wichtigste Band an diesem Abend. Im Gegensatz zum Northern Unfest saß dieses Mal auch der Original Drummer, seines Zeichens auch Drummer von Basement, hinter dem Schlagzeug, Gestartet wurde mit dem Intro der Demo. Danach wurde die neue EP vollständig gespielt und noch 2-3 Songs der Demo. Direkt beim ersten Song „War Inside“ war die Crowd voll drin. Durchgehend Side to Sides, Mosh, alles, was man sich wünschen kann. Zum Ende mit „Backtrack“ noch ein Killing Time Cover, zeitloser Klassiker. Bester Gig des Abends und auch hier habe ich die Hoffnung, dass es heute in Offenbach noch besser wird. Werde hoffentlich morgen berichten.

Headbussa - Stumpfste Band des Abends, sind aber momentan mit ordentlich Hype unterwegs. Natürlich war das Ambiente hier besser als als Support bei Knocked Loose. Es gab sehr harten Mosh, keine Überraschung. Muss auch anerkennen, dass sie das, was sie machen wollen, sehr gut machen. Es ist schlicht und einfach nicht mein Fall. Hab mir den Großteil des Sets gegeben. Werde aber kein Fan. Da sahen viele andere wohl auch so, denn es war merklich leerer im Raum.

Worst Doubt – Sind für mich Headbussa mit mehr Finesse. Das ist nicht nur stumpf, hier passieren auch spannende Dinge innerhalb des Songs. Band ist super hart, der Mosh war superhart. Guter Tagesabschluss. Noch eine kurze Story, die aufgrund des Sounds der Band etwas kurios anmutet, aber der Original Drummer von Worst Doubt, der mittlerweile die Band verlassen hat, ist der Live-Drummer von Perturbator. Verbindungen, die man so nicht erwartet. Abend war klasse, im Moment ist eigentlich jede Show gut. Hoffe, das hält noch lange an.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Sa 1. Jun 2024, 08:59

Ich war gestern bei Kiasmos in Huxleys Neue Welt in Berlin.

Das Debütalbum des gemeinsamen Electro-Projekts von Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen ist mittlerweile zehn Jahre alt. Etwas später kam noch eine EP, ansonsten herrschte in den letzten Jahren aber Funkstille. Von daher war die Freude groß, als es Ende 2023 plötzlich eine Ankündigung mit einzelnen Tourdaten für den Frühsommer 2024 gab. Darunter neben einem Festivalauftritt beim Maifeld Derby in Mannheim mit diesem Berlin-Konzert auch den einzigen Solo-Termin in Deutschland.

Mittlerweile gibt es ein paar neue Songs, eine Albumankündigung für den lange ersehnten Nachfolger des zehnjährigen Debütalbums und weitere Tourdaten für den Herbst. Neben dem Reeperbahn Festival in Hamburg und einem Termin in Köln auch wieder mit einem Konzert in Berlin. Eine Wiederholung wäre also möglich – wenn es denn gut werden sollte.

Ich habe Kiasmos bislang einmal beim gesehen, nämlich beim Primavera Sound 2016 in Barcelona. Damals zum Tagesausklang auf dem Hügel der schönen Primavera-Stage. Das erste Album war zwar tanzbar, aber gleichermaßen melancholisch und in sich gekehrt. In den Monaten danach war es daher auch ein ständiger musikalischer Begleiter bei der Arbeit für das Studium. Lange ist es her!

Gestern war ich dann etwa eine halbe Stunde vor Einlass an der schon seit Wochen ausverkauften Huxleys Neue Welt. Viel los war noch nicht. Auch als es kurz nach 19 Uhr mit dem Einlass losging, war die Schlange noch recht überschaubar. Das Berliner Publikum hatte bei bestem Wetter wohl noch anderes zu tun. So konnte ich mich dann auch problemlos ganz vorne mittig an die Absperrung vor der Bühne stellen und auf den Konzertbeginn warten, während sich der Club langsam füllte.

Pünktlich um 20 Uhr ging es mit Natascha Polké los. Eine Musikerin aus der Schweiz, die ursprünglich wohl aus dem Indie-Folk/-Pop-Bereich kommt, mittlerweile aber elektronische Tanzmusik macht. So hat sie dann auch gestern etwa 45 Minuten lang den mittlerweile gut gefüllten Club ordentlich zum Tanzen gebracht. Mir hat ihr Set ganz gut gefallen. Schön melodiös und abwechslungreich. Auch ihr Live-Gesang hat sich sehr gut eingefügt, wobei die Lyrics mir manchmal etwas zu plakativ waren. Aber gut, darauf lag sicherlich auch nicht der Fokus. Kann mir auf jeden Fall gut vorstellen, zu Hause nochmal reinzuhören. Das hat schon Spaß gemacht und gut eingestimmt.

Es gab eine kurze Umbaupause. Dann kamen um kurz nach 21 Uhr auch schon Kiasmos auf die Bühne. Los ging es mit einem atmosphärischen Intro. Kurz darauf folgte auch schon "Looped", einer der Klassiker des Debütalbums. Großartig! Das Publikum war von Beginn an gut drauf und in Tanzlaune. Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen sorgten dafür, dass es auch dabei blieb und haben die Menge immer wieder erfolgreich angeheizt. Das 90-minütige Set setzte sich zusammen aus einigen Songs des ersten Albums, aber zu einem großen Teil auch aus Songs des kommenden Nachfolgers. Dass davon bislang nur die Vorab-Singles bekannt sind, merkte man dem euphorischen Publikum nicht an. Kein Wunder, so wirkten die neuen Songs auch nochmal ein ganzes Stück aufbrausender als das vergleichsweise ruhige Debütalbum.

Das Bühnenbild war eher einfach gehalten. In der Mitte der Bühne schwebte der große geometrische Körper, der auch das kommende Albumcover schmückt. Links und rechts davon dann die beiden Musiker auf beleuchteten Podesten. Die Lichtshow war ganz ansprechend. Seitdem ich letztes Jahr in demselben Club aber M83 mit ihrer wahnsinnig beeindruckenden Performance gesehen habe, sind die Maßstäbe sehr hoch angesetzt. :wink:

Zum Ende des Konzerts gab es noch eine Zugabe, die mit einem unheimlich intensiven Solo-Einstieg von Ólafur Arnalds eingeleitet wurde. Diese Vibration, krass! Als Janus Rasmussen kurz darauf dazu kam, wurde nochmal alles gegeben, bis die beiden sich dann mit Verbeugung unter großem Jubel in den Feierabend verabschiedet haben.

Das war schon wirklich stark! Wenn es zeitlich passt, kann ich mir sehr gut vorstellen, Ende September die zweite Runde beim Reeperbahn Festival oder in Berlin mitzunehmen. :smile:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » So 2. Jun 2024, 16:32

Wir waren gestern bei Olivia Rodrigo in der Uber Arena (beim Ticketkauf noch Mercedes-Benz Arena) in Berlin.

Fazit vorab: Das war auf jeden Fall mal ein Konzertbesuch der besonderen Art.

Der Ticketkauf ist schon einige Wochen her. Der Andrang war riesig und das Konzert in Berlin im Grunde vom ersten Tag an restlos ausverkauft. Ich hatte den Vorverkaufsstart nebenbei verfolgt und mir sind dann noch zwei Oberrang-Tickets auf der rechten Bühnenseite auf Höhe der FOS-Absperrung in den Warenkorb gerutscht. Sportlicher Preis, aber da wir die beiden Alben gerne hören und ein Konzert an einem Samstag in Berlin immer gut passt, haben wir uns dafür entschieden.

Ich muss sagen, dass mir vorher durchaus bewusst war, dass Olivia Rodrigo ein eher jüngeres Publikum anspricht. Ich hatte aber keine Ahnung (oder hatte es zumindest wieder vergessen), dass ihre Karriere damals mit diversen Disney-Channel-Produktionen begonnen hat. Ich hatte auch nicht im Kopf, dass sie selbst erst 21 ist. Und ich habe wirklich überhaupt keinen Draht zu aktuellen (Prä-)Teenie-Social-Media-Kanälen wie TikTok. Von daher hat mich das Ausmaß dann doch überrascht.

Als wir nämlich etwa eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn an der Uber Arena ankamen, begegnete uns ein Meer von überwiegend violett gekleideten Teenie-Mädchen zwischen geschätzt 12 und 15. Viele davon in Begleitung ihrer Eltern. Gefühlt war ich der einzige Ü30-Mann ohne kleiner Tochter an der Seite. Ist natürlich bewusst übertrieben, aber das war schon der Wahnsinn. Während ich mich vor einigen Monaten noch über das Teenie-Publikum bei den Konzerten von boygenius oder Phoebe Bridgers echauffiert und amüsiert habe, waren es hier tatsächlich vor allem Kinder.

Der Einlass verlief jedenfalls ohne Probleme. Unsere Plätze im Oberrang mit guter Sicht auf die Bühne waren auch schnell gefunden. Um uns herum wurden junge Mädchen von ihren Eltern mit Snacks ausgestattet, aus verschiedensten Positionen fotografiert und haben ihre eigenen Handys startklar für das Konzert gemacht. Und dann ging es auch schon los.

Um genau 19:25 Uhr kam Remi Wolf mir ihrer Band auf die Bühne und wurde vom jungen Publikum lautstark begrüßt. Das halbstündige Konzert der US-Musikerin, die ursprünglich wohl mal bei "American Idol" etwas Bekanntschaft erreicht hat, war eine bunte Pop-Rock-Show. Zwischendurch war immer wieder Zeit für lustig-euphorische Ansagen und etwas Animationsprogramm. Musikalisch ist nicht viel hängengeblieben. Wirklich ausfüllen konnte die Band die große Arena nicht. Auf der Videoleinwand war durchgängig auch nicht mehr als der Name der Musikerin zu lesen. Von daher war ich nicht so wahnsinnig traurig über das Ende des Auftritts.

Normalerweise bin ich bei Konzerten (vor allem dieser Größe) eine mindestens halbstündige Umbaupause gewohnt. Auf der Bühne passierte aber nicht viel. Auf der Videoleinwand wurde der Albumtitel von Olivia Rodrigos aktuellem Werk "Guts" in Form von langsam abbrennenden Kerzen dargestellt. Als nach gerade einmal zehn Minuten die letzte Kerze abgebrannt war, wurde die Arena plötzlich wieder dunkel und das Publikum brach in Jubel aus. Und tatsächlich kamen um genau 20:05 Uhr dann auch schon Olivia Rodrigo und ihre Band auf die Bühne. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Verrückt!

Das Konzert von Olivia Rodrigo hat dann genau das erfüllt, was sich in der Stunde zuvor an Erwartungshaltung aufgebaut hatte. Es war im Grunde ein großer Kindergeburtstag. Das junge Publikum war vom ersten Moment an auf der höchsten Euphoriestufe angekommen und ist dort auch geblieben. Es wurde geschrien, gejubelt, gesprungen und durchgängig lautstark mitgesungen. So laut, dass es manchmal gar nicht so einfach war, den eigentlichen Gesang noch zu verstehen. Darüber hinaus wurde natürlich viel gefilmt. Sowohl von den jungen Menschen selbst (vor allem im Selfie-Format vom eigenen Mitsingen der Songs) als auch von deren Eltern, die den (vermutlich ersten) Konzertbesuch ihrer Kinder lückenlos dokumentieren wollten. Olivia Rodrigo selbst hat sich darum bemüht, die Stimmung bei ihrem Publikum oben zu halten. Ihre Ansagen klangen teilweise wie aus dem Disney-Channel. Die Publikumsinteraktion bestand aus Fragen wie "Does anybody have a crush? A big crush?", die von den jungen Mädchen mit lautem Geschrei bejaht wurden. Auch wurde gefragt, wer denn mit einem "best friend" oder "Mum and Dad" da sei, um die anschließenden Umarmungen auf der großen Leinwand zu präsentieren. Das war als erwachsener Konzertbesucher schon etwas speziell.

Musikalisch kann ich an dem Konzert gar nichts aussetzen. Olivia Rodrigo und ihre Band haben einen Hit nach dem anderen gespielt. Da habe ich mal wieder gemerkt, wie viele starke Pop-Songs mit absurd hohem Ohrwurm-Potenzial auf den beiden Alben vertreten sind. Das hat live schon sehr viel Spaß gemacht. Auch die Show war für ein Arena-Konzert absolut angemessen. Regelmäßig kamen Tänzerinnen auf die Bühne und haben die Musik mit ihrer Choreographie verbildlicht. Ein besonderes Highlight: Während "logical" und "enough for you" ist Olivia Rodrigo auf einem leuchtenden Halbmond in einem ebenso strahlenden Sternenhimmel durch die Arena geschwebt. Das war schon sehr schön anzusehen.

Zum Abschluss des Abends gab es noch eine Zugabe mit "good 4 you" und "get him back!". Dann war das Konzert nach etwa 100 Minuten Spielzeit vorbei. Natürlich vor 22:00 Uhr, was bei dem Altersschnitt des Publikums ja nicht so unwichtig ist. :wink:

Grundsätzlich war das schon ein sehr unterhaltsamer Abend mit guter Musik. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich in diesem Rahmen doch ziemlich fehl am Platz gefühlt habe. Die Zielgruppe sieht eben anders aus. Darüber will ich mich aber gar nicht beschweren. Wer das Disneyland besucht, wird eben freudig-aufgeregten Kindern begegnen – und das ist auch schön so. Die Alben werde ich weiter gerne hören. Auf das nächste Konzert kann ich aber gut verzichten. Und beim nächsten Auftritt von boygenius oder Phoebe Bridgers weiß ich die mit Klemmbrett und Edding bewaffneten Teenie-Mädchen dann auch wieder mehr zu schätzen. :grin:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Mo 3. Jun 2024, 01:59

Und um das Konzertwochenende abzurunden:

Ich war vorhin bei Beth Gibbons in der Uber Eats Music Hall in Berlin.

Nach dem kleinen Kulturschock gestern bei Olivia Rodrigo, wo ich den Altersschnitt wahrscheinlich um mindestens zehn Jahre nach oben gezogen habe, bin ich heute wieder zum gewohnten Muster zurückgefahren und war einer der jüngeren Konzertbesucher. Das fühlt sich doch gleich viel besser an.

Ich war kurz nach Einlassbeginn um 18:30 Uhr an der Uber Eats Music Hall. Was für ein bescheuerter Name, aber Mercedes und Verti wollten ja offensichtlich nicht mehr Namensgeber sein. Viel los war jedenfalls noch nicht. Da ich einen festen Sitzplatz hatte, habe ich mir auch keinen Stress gemacht und mich erstmal eine gute halbe Stunde lang auf die Dachterrasse in die Sonne gestellt. Gemütlich. Irgendwann bin ich dann zu meinem Platz gegangen. Rechter seitlicher Unterang, der Platz ganz vorne in der Ecke mit dem kleinsten Abstand zur Bühne. Perfekte Sicht und ganz nah dran. Besser geht es nicht.

Die ausverkaufte Halle hat sich langsam gefüllt. Bislang saß ich entweder immer hinten im Oberrang oder hatte einen Stehplatz. So war es heute mal eine ganz neue Perspektive, auf den vollen Saal zu schauen. Da passen schon einige Leute ins Haus.

Um 20 Uhr ging es mit dem Support los. Bill Ryder-Jones, englischer Singer-Songwriter und ehemaliger Gitarrist von The Coral. Er hat eine halbe Stunde lang in Begleitung einer Cellistin melancholisch-ruhige Folk-Songs auf seiner Akustikgitarre gespielt und dazu gesungen. Ganz schön, wenn auch nicht sonderlich spektakulär. Aber eine gute Einstimmung auf den Abend. Für Cello bin ich sowieso immer zu haben. Und die Ansagen zwischendurch waren sehr unterhaltsam.

Nach einer Umbaupause (– diesmal länger als zehn Minuten –) kamen pünktlich um 21 Uhr Beth Gibbons und ihre Band auf die Bühne. Was dann folgte, war ein gut 70 Minuten langes ganz großes musikalisches Kino. Angefangen bei der Band, die neben Gitarre, Bass und Schlagzeug auch einiges an Percussion, Klavier/Synthesizer, Xylophon und Blasinstrumenten zu bieten hatte. Dazu natürlich Beth Gibbons selbst, deren Stimme über allem schwebte und mit jedem Ton für etwas Gänsehaut sorgte. Die tolle Lichtshow lieferte zudem eine wunderschöne visuelle Untermalung. Und es gab ein Publikum, das gleichermaßen aufmerksam, wertschätzend und dankbar für die Musik war. Habe selten in einer so großen Halle so wenige Menschen reden hören. Da hat einfach alles gepasst.

Der musikalische Fokus des Abends lag erwartungsgemäß auf dem jüngsten Solo-Werk von Beth Gibbons: "Lives Outgrown". Da das Album erst vor zwei Wochen erschienen ist, bin ich noch nicht zu wahnsinnig vielen Durchgängen gekommen. Songs wie "Oceans" oder die Vorab-Single "Floating on a Moment" haben sich aber schnell in meinem Kopf festgesetzt und waren auch live wirklich großartig. Daneben gab es auch einzelne Songs von "Out of Season", dem mittlerweile über 20 Jahre alten gemeinsamen Projekt mit Rustin Man.

Zum Ende des regulären Sets wurde "Whispering Love" gespielt, das mich mit seinem Flötenthema und dem bunten Farbspiel der Lichter fast in einen Trance-artigen Zustand versetzt hat. Und als die Band nach einer kurzen Pause für die Zugabe wieder auf die Bühne kam, folgte das ganz große Highlight: "Roads", ursprünglich natürlich von Portishead. Zweimal durfte ich den Song schon live von der Hauptband von Beth Gibbons hören. Heute war es vielleicht am intensivsten. Was für ein überragendes Musikstück.

"Reaching Out" im Anschluss sorgte noch einmal für einen gelungenen Ausklang. Und dann war das Konzert auch vorbei. Beth Gibbons hat zum Abschied noch einen Gang an der Absperrung zur Bühne entlang gemacht und sich bei ihren Fans bedankt. Eine schöne Geste. Ich hoffe, es war nicht die letzte Verabschiedung, die ich von ihr gesehen habe. :smile:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von 7Ostrich » Mo 3. Jun 2024, 08:40

Wishkah hat geschrieben:
So 2. Jun 2024, 16:32
Wir waren gestern bei Olivia Rodrigo in der Uber Arena (beim Ticketkauf noch Mercedes-Benz Arena) in Berlin.

Fazit vorab: Das war auf jeden Fall mal ein Konzertbesuch der besonderen Art.

Der Ticketkauf ist schon einige Wochen her. Der Andrang war riesig und das Konzert in Berlin im Grunde vom ersten Tag an restlos ausverkauft. Ich hatte den Vorverkaufsstart nebenbei verfolgt und mir sind dann noch zwei Oberrang-Tickets auf der rechten Bühnenseite auf Höhe der FOS-Absperrung in den Warenkorb gerutscht. Sportlicher Preis, aber da wir die beiden Alben gerne hören und ein Konzert an einem Samstag in Berlin immer gut passt, haben wir uns dafür entschieden.

Ich muss sagen, dass mir vorher durchaus bewusst war, dass Olivia Rodrigo ein eher jüngeres Publikum anspricht. Ich hatte aber keine Ahnung (oder hatte es zumindest wieder vergessen), dass ihre Karriere damals mit diversen Disney-Channel-Produktionen begonnen hat. Ich hatte auch nicht im Kopf, dass sie selbst erst 21 ist. Und ich habe wirklich überhaupt keinen Draht zu aktuellen (Prä-)Teenie-Social-Media-Kanälen wie TikTok. Von daher hat mich das Ausmaß dann doch überrascht.

Als wir nämlich etwa eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn an der Uber Arena ankamen, begegnete uns ein Meer von überwiegend violett gekleideten Teenie-Mädchen zwischen geschätzt 12 und 15. Viele davon in Begleitung ihrer Eltern. Gefühlt war ich der einzige Ü30-Mann ohne kleiner Tochter an der Seite. Ist natürlich bewusst übertrieben, aber das war schon der Wahnsinn. Während ich mich vor einigen Monaten noch über das Teenie-Publikum bei den Konzerten von boygenius oder Phoebe Bridgers echauffiert und amüsiert habe, waren es hier tatsächlich vor allem Kinder.

Der Einlass verlief jedenfalls ohne Probleme. Unsere Plätze im Oberrang mit guter Sicht auf die Bühne waren auch schnell gefunden. Um uns herum wurden junge Mädchen von ihren Eltern mit Snacks ausgestattet, aus verschiedensten Positionen fotografiert und haben ihre eigenen Handys startklar für das Konzert gemacht. Und dann ging es auch schon los.

Um genau 19:25 Uhr kam Remi Wolf mir ihrer Band auf die Bühne und wurde vom jungen Publikum lautstark begrüßt. Das halbstündige Konzert der US-Musikerin, die ursprünglich wohl mal bei "American Idol" etwas Bekanntschaft erreicht hat, war eine bunte Pop-Rock-Show. Zwischendurch war immer wieder Zeit für lustig-euphorische Ansagen und etwas Animationsprogramm. Musikalisch ist nicht viel hängengeblieben. Wirklich ausfüllen konnte die Band die große Arena nicht. Auf der Videoleinwand war durchgängig auch nicht mehr als der Name der Musikerin zu lesen. Von daher war ich nicht so wahnsinnig traurig über das Ende des Auftritts.

Normalerweise bin ich bei Konzerten (vor allem dieser Größe) eine mindestens halbstündige Umbaupause gewohnt. Auf der Bühne passierte aber nicht viel. Auf der Videoleinwand wurde der Albumtitel von Olivia Rodrigos aktuellem Werk "Guts" in Form von langsam abbrennenden Kerzen dargestellt. Als nach gerade einmal zehn Minuten die letzte Kerze abgebrannt war, wurde die Arena plötzlich wieder dunkel und das Publikum brach in Jubel aus. Und tatsächlich kamen um genau 20:05 Uhr dann auch schon Olivia Rodrigo und ihre Band auf die Bühne. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Verrückt!

Das Konzert von Olivia Rodrigo hat dann genau das erfüllt, was sich in der Stunde zuvor an Erwartungshaltung aufgebaut hatte. Es war im Grunde ein großer Kindergeburtstag. Das junge Publikum war vom ersten Moment an auf der höchsten Euphoriestufe angekommen und ist dort auch geblieben. Es wurde geschrien, gejubelt, gesprungen und durchgängig lautstark mitgesungen. So laut, dass es manchmal gar nicht so einfach war, den eigentlichen Gesang noch zu verstehen. Darüber hinaus wurde natürlich viel gefilmt. Sowohl von den jungen Menschen selbst (vor allem im Selfie-Format vom eigenen Mitsingen der Songs) als auch von deren Eltern, die den (vermutlich ersten) Konzertbesuch ihrer Kinder lückenlos dokumentieren wollten. Olivia Rodrigo selbst hat sich darum bemüht, die Stimmung bei ihrem Publikum oben zu halten. Ihre Ansagen klangen teilweise wie aus dem Disney-Channel. Die Publikumsinteraktion bestand aus Fragen wie "Does anybody have a crush? A big crush?", die von den jungen Mädchen mit lautem Geschrei bejaht wurden. Auch wurde gefragt, wer denn mit einem "best friend" oder "Mum and Dad" da sei, um die anschließenden Umarmungen auf der großen Leinwand zu präsentieren. Das war als erwachsener Konzertbesucher schon etwas speziell.

Musikalisch kann ich an dem Konzert gar nichts aussetzen. Olivia Rodrigo und ihre Band haben einen Hit nach dem anderen gespielt. Da habe ich mal wieder gemerkt, wie viele starke Pop-Songs mit absurd hohem Ohrwurm-Potenzial auf den beiden Alben vertreten sind. Das hat live schon sehr viel Spaß gemacht. Auch die Show war für ein Arena-Konzert absolut angemessen. Regelmäßig kamen Tänzerinnen auf die Bühne und haben die Musik mit ihrer Choreographie verbildlicht. Ein besonderes Highlight: Während "logical" und "enough for you" ist Olivia Rodrigo auf einem leuchtenden Halbmond in einem ebenso strahlenden Sternenhimmel durch die Arena geschwebt. Das war schon sehr schön anzusehen.

Zum Abschluss des Abends gab es noch eine Zugabe mit "good 4 you" und "get him back!". Dann war das Konzert nach etwa 100 Minuten Spielzeit vorbei. Natürlich vor 22:00 Uhr, was bei dem Altersschnitt des Publikums ja nicht so unwichtig ist. :wink:

Grundsätzlich war das schon ein sehr unterhaltsamer Abend mit guter Musik. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich in diesem Rahmen doch ziemlich fehl am Platz gefühlt habe. Die Zielgruppe sieht eben anders aus. Darüber will ich mich aber gar nicht beschweren. Wer das Disneyland besucht, wird eben freudig-aufgeregten Kindern begegnen – und das ist auch schön so. Die Alben werde ich weiter gerne hören. Auf das nächste Konzert kann ich aber gut verzichten. Und beim nächsten Auftritt von boygenius oder Phoebe Bridgers weiß ich die mit Klemmbrett und Edding bewaffneten Teenie-Mädchen dann auch wieder mehr zu schätzen. :grin:
OK wow, solche Acts kann man sich dann wsl höchstens auf dem Festival geben :D Hoffe, es wird nächstes Jahr bei Billie nicht ähnlich weird
Ich bin hier nicht zufällig, ich kenn mich aus

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 5. Jun 2024, 21:27

Ich war am Freitag in Offenbach bei Dynamite in der HfG Kapelle. Zweiter Tag Dynamite nacheinander, die Supports versprachen hier einiges, sodass der Weg auf sich genommen wurde. Fahrt war deutlich entspannter als die Woche davor bei One Step Closer in Darmstadt. Die Location ist in einem denkmalgeschützten Gebäude, war sehr schön. Sound hätte besser sein können, aber nicht so tragisch. Eintritt 15-20 Euro für fünf Bands, Getränkepreise waren auch vollkommen okay.

Chemical Threat – Die Demo ist auch am Freitag gedropt, Tapes waren sofort ausverkauft. Der Hype ist real. Set waren zwölf Minuten eskalativ, rougher Hardcore. 86 Mentality und Bad Brains Cover. Selbst die UKler sind steil gegangen. Top Start in den Abend.

Preemptive Strike – Gleiches Set wie in Düsseldorf am vorherigen Donnerstag. Es wurde sogar der gleiche Song an der gleichen Stelle verkackt und musste neu angespielt werden. Ich glaub, es war der sechste Gig und im Endeffekt hat der Frontmann alles alleine geschrieben und alle anderen Mitglieder spielen nur live, haben aber selbst diverse andere Bands. Da kann sowas passieren. Set war trotzdem wild. Hat dort angesetzt, wo Chemical Threat aufgehört haben. Das Niveau blieb hoch.

Phase – So oft gesehen in den letzten Wochen und es ist immer noch unterhaltsam. Sicherlich die ruhigste aller fünf Bands. Generell sei gesagt, dass die Bands an dem Abend wunderbar zusammen gepasst haben. Trotzdem klang jede Band für sich anders. Und alle wurden abgefeiert. Phase bildeten da keine Ausnahme, vor allem beim Side by Side Cover. Gutes Ding.

Spiral – Es war nicht so krass wie die Woche davor in Köln, aber solche Shows kann man nicht jedes Mal erwarten. Das Have Heart Cover wurde dieses Mal nicht gespielt. Der neue Song allerdings schon. Die Stimme des Sängers war ziemlich angeschlagen, Trotzdem war es ein gutes Set. Viele Singalongs, der Sänger war sicherlich besonders happy darüber, viel Mosh. Die Band macht im Moment einfach nur Spaß.

Dynamite – Auch hier gleiches Set wie in Düsseldorf. Keine Überraschung. Set war wieder wütend. Düsseldorf war ein Ticken besser. Einziger Downer in Offenbach war ein 50 jähriger Metaller mit Bierpulle am Pit. Schrecklich, aber hatte auch keinen Nerv auf ne Diskussion. Ist alles gut gegangen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch die Offenbach Show mitzunehmen. Noch eine kleine Anekdote zum Stand der deutschen Hardcore Szene. Der Dynamite Sänger hat bei beiden Gigs die neuen deutschen Acts und die Shows gelobt und auch durchblicken lassen, dass sich früher gerne über Deutsch HC lustig gemacht wurde in UK. Sicherlich etwas fies, aber gewundert hat es mich nicht. Und es bewegt sich ja einiges.
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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Do 6. Jun 2024, 02:55

Ich war vorhin bei Dua Lipa in der Waldbühne in Berlin.

Das einzige Deutschlandkonzert der aktuellen Tour zum neuen Album "Radical Optimism". Und gleichzeitig auch der Tourauftakt dieser kurzen Europatour. Kann man mal mitnehmen, auch wenn ich bislang eher mit den Hits vertraut gewesen bin und mich noch nie intensiver mit den kompletten Alben der britisch-albanischen Künstlerin beschäftigt habe.

Ich bin um 17:30 Uhr in Berlin angekommen. Das Wetter in der Hauptstadt: Nass, grau und recht kühl. Tolle Voraussetzungen für ein Open-Air-Konzert. Habe mich dann direkt auf den Weg zur Waldbühne gemacht. Zur selben Zeit wie meine Ankunft sollte nämlich auch der Einlass beginnen. Und da (abgesehen von den Stehplätzen unten im Innenraum) in der kompletten Waldbühne freie Platzwahl herrschte, wollte ich nicht zu spät da sein.

Vor den Eingängen zur Waldbühne war schon viel los. Große Menschenmassen stauten sich um die verschiedenen Einlasstore. Eine bunte Mischung aus Leuten, die sich ganz ordentlich hinten in eine willkürliche Schlange eingereiht haben und Leuten, die verwirrt an den Schlangen vorbeigegangen sind, um weiter vorne in einer Menschentraube hängenzubleiben. Bei mir war es ein kombiniertes Modell dieser beiden Optionen. So wirklich schnell ging es insgesamt nicht voran. Aber immerhin war ich noch früh genug vor Ort gewesen, um nach dem erfolgreichen Einlass einen sehr guten Platz im Unterrang ergattern zu können. Das passt doch.

Während sich die Waldbühne langsam füllte, kam um 19:15 Uhr der Support auf die Bühne. Carlita, eine DJane, die in der Mitte des Innenraums am Ende des Stegs unter einem kleinen Regenschutzzelt ihren Platz einnahm und in der folgenden Dreiviertelstunde ein ziemlich unspektakuläres DJ-Set präsentierte. Für ein bisschen Bewegung im Publikum hat es gereicht, aber wirklich aufmerksam hingehört haben wohl die wenigsten Leute. Ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Um 20 Uhr war Schluss und es ging mit einer Umbaupause weiter.

Während das Wetter bis dahin einigermaßen stabil gewesen war, setzte mit Ende des Supports so langsam der Regen ein. Unangenehm. Ähnlich unangenehm waren auch die Leute, die (jedes Mal wieder bei freier Platzwahl in der Waldbühne) erst kurz vor Beginn des Hauptacts kamen und mit einer Erwartungshaltung in den Unterrang stolziert sind, als müssten alle Leute, die sich ihren guten Platz mit einer frühen Ankunft verdient hatten, sofort für sie aufspringen und die Sitze räumen. Schon irgendwie kurios. Die meisten Spätkommer haben aber schnell wieder resigniert und sind mit sichtbarer Enttäuschung in die oberen Ränge abgezogen.

Gegen 20:30 Uhr brach lauter Jubel in der ausverkauften Waldbühne aus. Dua Lipa, ihre Band sowie die vielen Tänzerinnen und Tänzer kamen auf die Bühne. Die Show konnte losgehen. Und was für eine Show das war! Vom ersten Song an gab es dynamische Choreografien, wechselnde Bühnenbilder und Outfits, eine passende Lichtshow (die im Verlauf des Abends ihre Wirkung immer besser entfalten konnte) und natürlich Hits, Hits und noch mehr Hits. Wahnsinn, was für eine Hit-Maschine Dua Lipa einfach ist. Auch wenn man ihre Musik nicht aktiv verfolgt, sind so viele Songs trotzdem bekannt. Und gleichzeitig könnte ich immer noch einige Songs nennen, die mir heute gefehlt haben. Verrückt.

Das Konzert hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Neben den Songs des neuen Albums gab es vor allem etliche Hits des Vorgängers "Future Nostalgia". Aber auch ein paar Kollaborationen hatten ihrer Platz in der Setlist. Zum Beispiel "Cold Heart", das bekanntermaßen in Zusammenarbeit mit Elton John neu aufgenommen wurde. Ganz lustig: Letztes Jahr habe ich Elton John auf seiner Abschiedstour gesehen und er hat den Song mit einer Aufnahme von Dua Lipa gespielt. Diesmal hat Dua Lipa ihn mit einer Aufnahme von Elton John gespielt. In der Summe habe ich ihn also einmal als Live-Duett und einmal als Doppel-Playback gesehen. :grin:

Wirklich gestört hat mich eigentlich nur das schlechte Wetter. Insbesondere in der ersten Konzerthälfte wurde der Regen immer stärker, sodass vor allem Schirme und Regencapes das Bild geprägt haben. Die Stimmung hat das aber nur marginal beeinflusst. Das Publikum war trotzdem sehr euphorisch und durchgängig in Tanzstimmung. Und in der zweiten Konzerthälfte blieb es dann zum Glück auch über weite Phasen trocken.

Gegen 21:45 Uhr war das reguläre Set vorbei. Dua Lipa, ihre Band und die Tänzerinnen und Tänzer kamen aber für eine Zugabe wieder auf die Bühne. Und dort wurde dann mit "Physical", "Don't Start Now" und "Houdini" nochmal alles gegeben und die komplette Waldbühne zur Eskalation gebracht. So kann man auf jeden Fall einen Tourstart hinlegen.

Um 22 Uhr war Schluss. Länger geht es ja in der Waldbühne in der Regel leider nicht. Ich war vom Regen ordentlich durchnässt – aber glücklich. Ein starkes Konzert! :smile:

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Fr 7. Jun 2024, 22:30

Ich war am Montag in Dortmund bei Slowdive im FZW. Meine zweite Show der Band dieses Jahr nach Köln im Januar. Hatte eigentlich nicht vor, die Show mitzunehmen, aber ein guter Freund, den ich nicht allzu oft sehe, wollte hin und ich hab kurz vorher eine Karte für einen akzeptablen Preis schießen können. Show war gut besucht, aber im Gegensatz zu Köln nicht ausverkauft. Es war angenehm. Die Crowd war ein bunter Mix von 16 bis 60.

Pale Blue Eyes – Im Vorfeld gar nicht darauf geachtet, wer Support ist, und beim ersten Song realisiert, dass es der gleiche ist wie in Köln. Indie mit leichten Post-Punk Anleihen. Hat mich nicht vollends abgeholt, aber als Einheizer keine schlechte Wahl. Band schien ihren Spaß zu haben und insgesamt fand ich es auch ein Ticken besser als in Köln. Mag allerdings auch daran liegen, dass ich damals reichlich gestresst auf der Show angekommen bin, erstmal runterkommen musste und der Gig an mir vorbeigegangen ist. Dies war hier nicht so. Spielzeit waren knapp 30 Minuten, vollkommen im Rahmen.

Slowdive – Keine großen Veränderungen zur Köln Show. Vier Songs von der aktuellen Platte, mehr gab es nur von „Souvlaki“. 90 Minuten Spielzeit ohne große Ansagen. Passt in meinen Augen auch nicht zur Band. Die Musik spricht für sich. Es war im Vergleich zu Köln der bessere Auftritt, was primär am Sound lag. Beim Shoegaze passiert es allzu gerne, dass der Gesang zwischen den Soundwänden untergeht. Dies war am Montag nicht der Fall. Gesang gut zu hören, Sound war top. In Köln war dies leider nicht immer der Fall. Die Crowd war auch durchweg happy mit dem Set, denke alle hatten einen guten Abend. Bin im Nachhinein froh, die Band nochmal mitgenommen zu haben. Die nächste Tour werde ich aber wahrscheinlich auslassen.
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Flecha
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Flecha » Sa 8. Jun 2024, 13:20

Ich war gestern bei Sanguisugabogg im Hamburger Headcrash. Die Tour mit Suffocation (auf der sie grundsätzlich immer noch sind) im Februar verpasst, war ich froh, dass es noch mal einen Headliner-Gig gab. Mit rund 30 Euro zwar weit entfernt von preiswert, aber sehen wollte ich sie nach dem starken Album letztes Jahr auf jeden Fall. Das Headcrash war gut besucht, aber lange nicht ausverkauft. Fand es aber ideal so, weil es doch sehr viel Bewegung gab und die Luft sonst wohl kaum auszuhalten gewesen wäre.

Support kam von Acranius aus Rostock. Slam-Death mit mitunter großem Hardcore-Anteil. Das Publikum hat etwas gebraucht (Hamburg halt), aber nach den ersten 3 Songs ging es ordentlich zur Sache im Pit. Auch wenn die übliche HC-Crowd abwesend war (da haben nach dem Return to Strength Fest letztes Wochenende einige Corona, kein Gag), war es doch auffällig, dass das kein reines Metal-Publikum war. Aber gut: das hat reibungslos nebeneinander funktioniert und es gab zero Stress, weil die Mosh-Arten jemandem nicht in den Kram gepasst haben. Alles lieb, ebenso beim Main-Act. 30 Minuten Geballer mit fettem Groove. Endlich mal abgehakt.

Sanguisugabogg selbst haben rund 40-45 Minuten gespielt und spätestens nach dem ersten Song war die Crowd voll drin. Gab sogar Singalong-Passagen (vor allem beim Closer Dead as Shit) - und das bei super fiesem Brutal Death. Hat mir sehr gefallen, wie da die Überschneidungen wie gesagt funktioniert haben. Der Sänger war extrem bemüht, Publikumsinteraktion zu erzeugen. Am Anfang fand ich das bisschen nervig, alle 30 Sekunden "Now your horns! ... ... ... Scream for me! ... ... ... Circle Pit... ... ...", aber als die Stimmung ekstatischer wurde, ist mir das dann auch nicht mehr so aufgefallen. Der, der ich im Pit aus Sicht des Sängers am meisten verausgabt hat, hat ein Shirt geschenkt bekommen. :lol: Würde sie mir auf jeden Fall wieder angucken.
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