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Festivalberichte

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 10. Okt 2022, 21:33

Flecha hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 21:30
Blackstar hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 20:36
Elder, die ziemlich stumpfen Stoner/Doom Metal spielten. Als Start ins Festival ganz nett.
Ok, wenn das dein Urteil zu Elder ist, muss offenbar nicht die Band gemeint sein, von der ich Thorsten via WhatsApp berichtete. :lol:
Das sind genau die Elder. :) Fand es auch recht ansprechend, aber es war halt wirklich alles sehr einfach. Wir haben die auch bis zum Ende geschaut :wink:

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Tambourine-Man
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Tambourine-Man » Di 11. Okt 2022, 19:04

So, als drittes Mitglied des reiselustigen Trios komplettiere ich mal mit meiner Sicht aufs Amfest in Barcelona.

Vorweg: Das Festival war verbunden mit einem Abstecher nach Andorra (lohnenswert!); eine nette Gelegenheit für eine Woche Kurzurlaub in warmen Gefilden bevor der Herbst richtig loslegt. Für mich war das ganze ein Schnupperpraktikum in die Welt rund um Post-Rock bzw (Black) Metal und seinen Spielarten. Ein unterschwelliges Imposter-Syndrom hielt sich bei mir bis zum letzten Tag. Dementsprechend bin ich etwas zurückhaltend, was die Bewertung vom Gesehenen angeht. Alle Auftritte waren für mich Premieren.

Wie fipsi schon sagte hat man aus der Location das meiste rausgeholt. Die stickige Luft und die hohen Temperaturen waren definitiv nicht ohne. Schade irgendwie auch, dass sich alles in der Halle geballt hat. Es gab zwar eine nette Sitzecke, aber die Beschallung und Temperaturen blieben natürlich. Das Essen war leider qualitativ sehr enttäuschend.
Grundsätzlich möchte ich die Orga aber auch loben, denn das lief alles schon sehr rund für meinen Geschmack.

GGGOLDDD waren für mich die Überraschung des Festivals. Cult of Luna haben mir gut gefallen, mit denen werde ich mich mal tiefer auseinandersetzen. Anna von Hausswolff hat mich auch live nicht wirklich gekriegt. Lingua Ignota war definitiv ein denkwürdiger Auftritt. Celeste war nach der langen Stehzeit bei den zuvorgenanntne Auftritten perfekt, um sich mal wieder etwas auszuschütteln. Für Carpenter Brut war ich dann allerdings nicht mehr fit genug.

Post-Rock ist sicher die Sparte mit der bislang am meisten Berührungspunkte hatte und die entsprechenden Auftritte fande ich allesamt gut. Caspian und Maybeshewill haben beide überzeugt. Während erstere vielleicht das in sich stimmigere set, das in der tat relativ düster/brachial daher kam, hatten, waren es bei Maybeshewill die Einzelsongs, die den Unterschied machten. Der Schlussteil mit To the Skies From a Hillside, Not for Want of Trying und He Films the Clouds Pt. 2 war einfach groß. Aiming for Enrike waren sehr tanzbar und haben hinten raus nochmal viel Spaß gemacht.

Zur causa Deafheaven. Ich finde das neue Album ganz nett, mehr aber auch nicht. Sammy hatte an anderer Stelle geschrieben, dass der Gesang hier gewöhnungsbedürftig sei, ich muss mich da meinen Vorrednern anschließen, das war die ersten drei songs leider wirklich nicht gut. Da musste ich schon schlucken, schließlich hatte ich zuvor noch ein shirt der Band erworben. Zum Glück kam dann die Erlösung mit Honeycomb und ich bin auch weiter nach vorne. Bei Mombasa, der closer der aktuellen Platte, der die Brücke zwischen Black Metal und Shoegaze schlägt, war gesanglich dann auch in den cleanen Gesangsparts zum Glück deutlich besser und ein Highlight für mich. Hinten raus mit Dream House natürlich nochmal ein druckvolles Ende. Hat mich sehr gefreut, dass die Band etwas überzogen hat.

Direkt im Anschluss gab's Godspeed You! Black Emperor. Dass Teile des spanischen Publikums auch während Auftritten gerne zu Gesprächen aufgelegt sind, kennt man ja. Grundsätzlich war das über das gesamte Festival aber meist in Ordnung. Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel dieser Fraktion neben mir platziert. Permanent am labern, ständig aufs Handy geguckt (Display-Helligkeit-Stufe "Rentner") - und das ganze natürlich auch noch oberkörperfrei. Wäre ich nicht im doppelten Sinne zu Gast gewesen, hätte der Macker auch von mir eine Ansage bekommen, das ging gar nicht. Aber da half nur ausblenden. GY!BE hatten natürlich entsprechend viel Publikum angezogen und haben für meinen Begriff einen tollen Auftritt hingelegt. Sehr beeindruckend zu sehen wie die Arrangements auf die Bühne gebracht werden; dazu diese visuals - sehr schön einfach! Nur länger hätte es gerne sein dürfen.

Insgesamt eine sehr runde Sache und spannende Angelegenheit :smile:
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real_tarantino
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Re: Festivalberichte

Beitrag von real_tarantino » Mi 12. Okt 2022, 12:31

Blackstar hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 20:36
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
"Obwohl das Festival eine Art ausverkauf meldete, war die gesamte Halle nie mehr als 1/3-1/4 gefüllt."
Das habe ich mir auch die ganze Zeit gedacht; ich fand es schon etwas merkwürdig, wenn auch angenehm, besonders wenn man Covid und Platz um einen herum mit bedenkt. Es kann natürlich sein, dass viel zu viele Tagestickets in den Verkauf gegeben wurden (kein Tag war ausverkauft), aber es wirkt etwas unverständlich besonders wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Kombitickets betrachtet. Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Bei einem Festival im Vereinigten Königreich hätten die Veranstalter locker 1 Woche vorher einen plötzlichen Verkauf von "500 additional tickets" bekanntgegeben...just sayin..
Ich fand den Donnerstag als Warm-up Tag ebenfalls sehr cool und ich konnte vorher noch an den Strand und ein bisschen in der Stadt entspannen. Elder waren stark, wenn ich auch fast im Stehen eingeschlafen bin (Müdigkeit dies das), bei Pallbearer habe ich festgestellt, dass ich den letzten Song (auf den ich mich auch am meisten gefreut habe), am besten fand, den Rest des Sets aber irgendwie etwas mau fand. Würde ich mir solo nicht geben, auf einem Festival ggf. nochmal.

Deafheaven"Es war unfassbar schlecht. Hauptgrund dafür: Der Sänger. So ein Maß an unpassendem Poser/Mackertum habe ich noch nie erlebt und entweder der Sound seines Mikros war ultramies gemischt, oder der Typ kann überhaupt nicht clean singen. Eine absolute Vollkatastrophe." Wenn ich auch verstehe, dass einem die Moves echt sehr auf die Nerven gehen können, finde ich Macho eine etwas falsche Bezeichnung. Geschmackssache. Ich musste persönlich derbe laut lachen, als er Tom&Jerry-mäßig über die Boxen gesteppt ist, aber naja. auf einer größeren bzw. offeneren Festivalbühne finde ich die "Rockstar"-Ansagen nicht so schlimm und finde es allemal cooler, als irgendwelches Schweigen oder gar keine Ansagen von sich zu geben, wie im Black Metal häufig anzutreffen. Die Band will halt -- noch stärker als seit Sunbather - ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. Man sollte hier vielleicht auch bedenken, dass George Clarke noch ein Nebenprojekt ALTO ARC hat, in der die ganze Inszenierung eher auf Theater abzielt. Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Ich fand den Auftritt sehr sehr stark, trotz der etwas leisen Gitarre von Kerry (rechts). Den fehlenden Clean-Gesang besonders bei den neuen Sachen kann ich auch verschmerzen, wenn's auch einen Unterschied zum Studio darstellt. Hinzukommt dass es als Band sicherlich sehr bereichernd ist, so eine Action im Publikum zu sehen.
Sonstige Highlights:
-GYBE! (Spielzeit hätte in der Tat etwas länger sein können)
-Caspian
-Birds in Row
-GGGOLDDD (!)
-Celeste
-Slow Crush
-A.A. Williams

Lowlights:

- Essenspreise (9€ für eine trockenen Veggieburger)
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
- Svalbard - der Drummer kam absolut nicht hinterher, die Growls der Sängerin waren echt nicht gut, Sound war auch nicht gut abgemischt. Ich dachte ihr geht mit Cult of Luna auf Tour, steppt mal euer game up?!
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Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 13. Okt 2022, 15:03

ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. (...) Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Verstehe den Punkt, nur ist Shoegaze jetzt auch in meinen Augen kein Genre, wo man sich so benimmt.
Es kann machen was er will, so wieder jeder andere Musiker auch, nur spricht mich das halt null an bzw. ist es subjektiv wirklich ärgerlich.
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
Sehe ich ähnlich, würde aber aufgrund dessen, wo das stattfindet, eher das Amplifest anpeilen.
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
+ Mgla Merch muss auch nicht sein.
Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Beziehungsweise gefragt, ob das der Preis nur fürs Campen ist. ;)
Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel
Hatte ich fast verdrängt. Danke. Nicht.

real_tarantino
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Re: Festivalberichte

Beitrag von real_tarantino » Fr 14. Okt 2022, 17:45

Blackstar hat geschrieben:
Do 13. Okt 2022, 15:03
ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. (...) Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Verstehe den Punkt, nur ist Shoegaze jetzt auch in meinen Augen kein Genre, wo man sich so benimmt.
Es kann machen was er will, so wieder jeder andere Musiker auch, nur spricht mich das halt null an bzw. ist es subjektiv wirklich ärgerlich.
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
Sehe ich ähnlich, würde aber aufgrund dessen, wo das stattfindet, eher das Amplifest anpeilen.
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
+ Mgla Merch muss auch nicht sein.
Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Beziehungsweise gefragt, ob das der Preis nur fürs Campen ist. ;)
Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel
Hatte ich fast verdrängt. Danke. Nicht.
Ja verstehe auch gut, dass das nicht jeder so cool findet mit den Bewegungen von Clarke.

:D den Typen mit Mgla Merch habe ich auch gesehen...jaja.
Ich finde Barcelona zwar touristisch aber letztendlich zumindest zur aktuellen Reisezeit sogar noch ganz entspannt. Nach London reise ich ehrlicherweise echt wesentlich weniger gerne. Porto finde ich fürs Amplifest glaube ich auch eine etwas stärkere Location, aber ich denke dass man flugtechnisch bei BCL deutlich entspannter und günstiger angebunden ist.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Sa 15. Okt 2022, 00:15

In Porto sind Freunde von mir gerade. Ich arbeite mal daran, dass einer davon sich hier registriert und was dazu sagt. :mrgreen:
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 19. Okt 2022, 13:12

Porto finde ich fürs Amplifest glaube ich auch eine etwas stärkere Location, aber ich denke dass man flugtechnisch bei BCL deutlich entspannter und günstiger angebunden ist.
Greife das noch mal kurz auf. War einmal in Porto und hatte meine Unterkunft direkt neben der Location, in die ich es leider nicht reingeschafft habe. sah aber von der Optik deutlich cooler aus (alte Markthalle), hatte aber auch damals Berichte gelesen, dass der Sound eher bescheiden ist. Wäre aber auf jeden Fall mitten im Zentrum.
Flüge dahin gingen von Preis und Anbidung zumindest ab Berlin völlig klar, müsste man halt rechtzeitig planen. Behalte das auf jeden Fall im Auge, bin aber eh viel viel lieber in Portugal als in Spanien. Vorteil dort wäre allerdings auch noch, dass das Douro-Tal zum wandern und Weintrinken machbar wäre. :wink:

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mo 24. Okt 2022, 13:44

Ich war am Samstag in Nimwegen beim zweiten Tag des Soulcrusher Festival. Das Ganze fand in der Location Doornroosje statt, welche direkt am Hauptbahnhof liegt. Habe wie letztes Jahr nur den Samstag mitgenommen, obwohl der Freitag auch ein paar spannende Acts hatte (Cave In, Spectral Wound, Conjurer). Anfahrt war vom Ruhrpott aus entspannt, Parkplatzsuche ging auch klar. Bespielt wurden beide Hallen des Ladens und trotz des Ausverkaufs hat man teilweise mit etwas Wartezeit immer sein Plätzchen gefunden. Essen und eine riesige Bierauswahl gab es auch, hat mich aber nicht weiter beschäftigt.

Predatory Void – Neue Band aus dem Church of Ra Umfeld, woher auch sonst? Zwei Dudes von Amenra sind dabei. Dementsprechend gab es Post-Metal. Es war die erste Show und klang auch wirklich gut. Die Stimme der Sängerin wusste auch zu gefallen. Wird im Augen behalten und bei Gelegenheit wieder ausgecheckt.

Maggot Heart – Geht in Richtung Post-Punk und dieses Jahr bereits zum zweiten Mal gesehen. Aber wie schon als Support von High on Fire hat es mir auch dieses Mal nicht gefallen. Der schlechteste Act des Tages für mich.

Unsane – Noise Rock, anstrengend, chaotisch und sicherlich nicht schlecht, aber irgendwie hat mich der Sound nicht gepackt und der Gig ging dementsprechend etwas an mir vorbei.

Bismarck – Irgendwo im Stoner/Doom Bereich einzuordnen. Schleppende, heavy Riffs. Vielleicht hier und da etwas eintönig, aber an sich hat mir die Sache gut gefallen. Auf einem Festival gerne wieder.

Ultha – Schon wirklich lange nicht mehr gesehen, keine Ahnung wieso. Black Metal aus Deutschland, gutes Geballer mit neuem Album im Gepäck. War auch am Samstag wieder ein gelungener Gig. Keine Ansagen, kein peinliches Black Metal Gepose, einfach nur straight 45 Minuten das Set runtergezockt und von der Bühne gegangen. War ne gute Sache.

Hide – Das war wild. Zwei Leute, ein Dude, der recht langsame Industrial Beats mit vereinzelten Tempoerhöhungen erzeugt hat. Auf der anderen Seite eine Sängerin, die entweder getanzt oder ins Mikro geschrien hat. Dazu gab es durchweg Strobolicht. War schon anstrengend dem Ganzen zu folgen und es war wohl auch der Gig des Tages mit den wenigstens Zuschauern, aber mich hat es nach anfänglicher Skepsis komplett abgeholt. Das war ein feines Chaos und die vereinzelten Ansagen waren auch stabil.

Bongripper – Ich hatte kurz vorher gegessen und bedingt dadurch einen leichtes Müdigkeitsgefühl entwickelt. Da ist eine Doom Band, die in 50 Minuten Spielzeit vier Songs packt, natürlich tödlich. Es war keineswegs schlecht, aber hat meine Müdigkeit eher verstärkt und so war ich mehr damit beschäftigt, nicht einzuschlafen. Würde der Band in einem wacheren Zustand nochmal eine Chance geben.

Dödskrit – Haben mich wieder aufgeweckt. Black Metal mit allerlei Crust-Anleihen. Gut gemacht und auch hier ohne peinlich Black Metal Ästhetik. Gutes Ding.

Envy – Keine große Veränderung zum Tag davor in Köln. Etwas kürzere Spielzeit, aber trotzdem fantastischer Gig. Spielfreude pur und der (den ganzen Tag über) gute Sound hat die Klanggewalt voll zur Geltung gemacht. Die Band wurde auch richtig abgefeiert und wenn ich mich nicht verguckt habe, gab es sogar einen kleinen Pit. Jetzt wieder ein paar Jährchen bis zur nächsten Tour warten.

Bossk – Als einzige Band des Tages mit Tonproblemen. Vor allem zu Beginn war der Bass viel zu laut. Ansonsten gleiches Set wie in Köln, die Band ist und bleibt einfach stark. Es war allerdings deutlich leerer als ich es erwartet hätte. Könnte natürlich auch an dem Slot direkt vor dem Headliner gelegen haben. Auch ich bin einen Song früher gegangen für einen guten Platz in der großen Halle.

Amenra – Alle wissen es, ich bin Fanboy und die Band liefert immer ab. Am Samstag war dies nicht anders. Sicherlich schon bessere Gigs gesehen, aber auch schlechtere. Setlist war leicht verändert zu den letzten Gigs, wobei es mich etwas gestört hat, dass „Boden“ rausgeflogen ist. Außerdem gab es ein neues Video zur Songuntermalung, hat mir gut gefallen. Die Crowd war leider recht anstrengend. Ich weiß nicht wann, aber es hat sich irgendwie eingebürgert, bei leiseren Parts seine Freude durch Jubel zum Ausdruck zu bringen, nervt. Immerhin gab es kein Geklatsche bei „A Solitary Reign“, welches das Highlight der Show war. Bin wie immer glücklich aus dem Konzertsaal gegangen.

Heriot – Hatten natürlich einen schweren Stand um 0 Uhr nach dem Headliner und auch ich war schon recht müde. Das halbe Set, welches ich gesehen habe, bevor der Heimweg angetreten wurde, wusste allerdings zu gefallen. Irgendwo zwischen Metalcore und Sludge, bei Gelegenheit gerne auch mal ein ganzes Set.

Die Fahrt nach Nimwegen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Festival ist klasse organisiert und das Line Up eigentlich jedes Jahr mindestens gut. Wird für nächstes Jahr wieder im Auge behalten.
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fipsi
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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 7. Nov 2022, 14:38

Ich habe am Wochenende im Rahmen meines Urlaubs in Reykjavik das Iceland Airwaves mitgenommen. Das Festival ging offiziell von Donnerstag bis Samstag, aber es gab auch schon am Mittwoch ein paar inoffizielle Shows. Vom Prinzip her ist das Festival vergleichbar mit dem RBF: ein klassisches Showcase Festival in Verbindung mit einer Konferenz. Insgesamt wurden sechs verschiedene Locations am Abend bespielt. Highlight dabei war wohl das alte Kino und die Freikirche. Die abgerockten kleineren Clubs litten ein wenig unter dem Ausverkauf und den großen Besuchermaßen. Die Hauptbühne im Kunstmuseum war mit einem langen Schlauch vor einer viel zu kleinen Bühne nur an einem Tag zum Glück eingeplant.

Zusätzlich waren tagsüber in verschiedenen Räumlichkeiten wie Plattenläden, Cafés oder Modeläden noch unzählige Konzerte von lokalen Acts für die man auch gar kein Festivalbändchen brauchte. Die Einlasssituation war relativ entspannt. Meistens hätte es gereicht 15 Minuten vor Beginn da zu sein. Am Abend gab es den Vorteil mit einem Plus-Ticket, welches einen separaten Zugang sowie Rabatte auf Getränke und Touri-Kram ermöglichte. Allein schon durch die Rabatte hatte man den Aufpreis von knapp 70€ fast wieder drin und es ist sehr entspannt, wenn man an den längeren Schlangen vorbei kann.

Musikalisch wurde auch einiges geboten. Zu den größten Acts gehörten Metronomy, Arlo Parks, Röyksopp mit einem DJ-Set und Amyl and the Sniffers. Davon habe ich nur letztere gesehen, weil ich auch die anderen Locations erkunden wollte. Der Auftritt der australischen Band war jedenfalls gleich am ersten Tag ein kleines Highlight. Schade, dass ich sie erst jetzt gesehen habe, weil ich mir in einem Club nochmals eine ganz andere Intensität vorstellen kann für die Show. Im kleineren Rahmen wussten dann aber noch genug andere Acts zu überzeugen.

Die meisten Auftritte waren mit 40 Minuten eingeplant, was in diesem Rahmen auch komplett ausreichend ist. Am Ende habe ich bei etwa 20 Auftritten Eindrücke sammeln können und das ist schon eine sehr gute Ausbeute. Besonders hervorzuheben sind für mich dabei Francis of Delirium aus Luxemburg, Brimheim von den Faröern und das einheimische Duo BSI. Da konnte ich auch einige neue Länderpunkte aufnehmen in der persönlichen Statistik. Dafür sorgte dann auch die pakistanische Sängerin Arooj Aftab, die einen perfekten Festival-Abschluss in der Kirche hinlegte. :herzen2:

Eher kritisch war das Publikum. Es wurde wirklich gefühlt überall gelabert und das in teilweise enorm hoher Lautstärke. Das ist aber vermutlich ein Grundsatzproblem dieses Jahr. Super nervig und respektlos einfach. Dann geht doch einfach in eine Bar und lasst die Menschen die Konzerte genießen. Selbst die hohen Bierpreise um die 10€ haben nicht dafür gesorgt, dass es einige richtig Betrunkene gab. In dem Ausmaß habe ich das auch selten erlebt für ein sonst doch sehr entspanntes Festival. Dennoch war das Festival eine positive Erfahrung und es schön, dass der Besuch möglich war. :smile:

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Wishkah
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Wishkah » Di 22. Nov 2022, 21:16

Ich war Freitag und Samstag beim Synästhesie Festival in der Kulturbrauerei in Berlin.

Das Festival hatte ich für dieses Jahr gar nicht auf meinem Radar, bis vor ein paar Wochen hier jemand das Festivalplakat geteilt hatte. Allein Slowdive in der Headlinerzeile zu lesen, hat mich ganz euphorisch gestimmt. Immerhin einer der wenigen Auftritte dieses Jahr und das einzige Deutschland-Konzert – starke Buchung! Und auch das restliche Line-Up sah ganz stimmig aus. Eigentlich hat das Festival gar nicht in meinen Zeitplan gepasst, weil für den Samstag ursprünglich ein anderes Konzert geplant war. Aber da haben wir uns kurzfristig für einen anderen Termin entschieden, sodass einem Besuch nichts mehr im Weg stand. Glück gehabt! :smile:

Die Kulturbrauerei in Berlin kannte ich vorher nur vom Namen. Es handelt sich dabei um einen alten Industriekomplex mit diversen Veranstaltungsräumen, von denen mit dem Kesselhaus und dem Maschinenhaus (auf zwei Etagen in einem Gebäude) sowie dem Frannz-Club (fünf Minuten Fußweg durch den Innenhof) drei Bühnen genutzt wurden. Die Location hat mir sehr gut gefallen. Für ein Indoor-Festival aufgrund der kurzen Wege und des stimmigen Ambiente auf jeden Fall ideal.

Das Festival insgesamt lässt sich wohl am besten mit dem Wort "unaufgeregt" beschreiben. Es ging schon mit der Kommunikation über die Homepage los, auf der erst wenige Tage vor Beginn der Timetable und der Geländeplan nach und nach veröffentlicht wurden. Auch während des Festivals gab es wenig Kommunikation. Kurzfristige Verzögerungen im Zeitplan, die es durchaus öfter mal gab, wurden nur sehr sporadisch durchgesagt. Ganz nach dem Motto: Läuft schon alles irgendwie. Das Publikum war im Altersdurchschnitt recht hoch angesiedelt, insgesamt aber bunt durchmischt und hat sich eher von der gemütlichen Seite gezeigt. Der Großteil der Konzerte wurde trotzdem sehr wertschätzend aufgenommen. Das Festival war nicht ausverkauft, aber dennoch sehr gut besucht. Vor der Hauptbühne im Kesselhaus konnte man auch später am Abend immer gut nach vorne kommen und man hatte ausreichend Platz, was sehr angenehm war. Die beiden kleineren Räume im Maschinenhaus und im Frannz-Club waren dagegen teilweise rappelvoll.

An den zahlreichen Bars gab es mit Beck's, Franziskaner, Corona und Heineken ein nicht so spannendes Bier-Angebot. Da hätte ich mir noch ein schönes Craftbier gewünscht. Die 3,50 € pro Flasche waren aber immerhin sehr erträglich. Essen gab es gar nicht. Das entsprach schon eher einem normalen Clubkonzert und weniger einem Festival. Fand ich persönlich aber nicht weiter tragisch.

Das Programm startete an beiden Tagen um 18 Uhr. Gesehen habe ich folgende Acts:

Am Freitag...

Kick (Maschinenhaus). Ein Duo aus Italien, das mit weiblichen Vocals und eher düsteren Klängen für einen soliden Festival-Einstieg sorgte. Hat mir ganz gut gefallen.

Gwen Dolyn & Toyboys (Kesselhaus). Eine Band aus Deutschland, die mich mit ihrem Alternative-Rock mit weiblichen Vocals nicht so recht zu überzeugen wusste. War musikalisch teilweise schon ganz solide, aber auch einfach nicht wirklich spannend. Und die Bühnenoutfits waren gewöhnungsbedürftig.

Emerson Snowe (Maschinenhaus). Ein australischer Singer-Songwriter, der eigentlich Jarrod Mohan heißt und Frontmann der Band The Creases ist. Beim Vorab-Hören fand ich das sehr ansprechend, live hat es mich nicht ganz so mitnehmen können.

Gewalt (Kesselhaus). Deutschsprachiger Industrial-Rock, der sehr brachial und laut daherkam. Nicht wirklich meine Musik (sorry, Hilmar!), aber die haben schon ordentlich Druck gemacht.

Warm Graves (Maschinenhaus). Düstere Synthesizer-Klänge mit elektronisch verzerrten Vocals und einem sehr starken Drummer. Bis dahin für mich der beste Auftritt des Tages.

Tricky (Kesselhaus). Einer der Headliner des Wochenendes mit einem sehr kuriosen Auftritt. Der britische Trip-Hop-Pionier, der in den 90ern mit Massive Attack und Martina Topley-Bird zusammen Musik gemacht hat, kam mit ordentlich Verspätung mit seiner Band auf die Bühne. Musikalisch hat mir das größtenteils wirklich gut gefallen, Tricky selbst wirkte aber schon sehr neben der Spur. Während seine Band (inklusive Sängerin) gespielt hat, stand er versteckt im Dunkeln, oft mit dem Rücken zum Publikum, und hat vor allem begleitend ein paar Worte ins Mikrofon geflüstert. Nach einigen Songs hat er darum gebeten, die Bühnenbeleuchtung komplett herunterzufahren, sodass nicht mehr viel zu sehen war. Und er hat dann kurze Zeit später die Bühne ganz verlassen, um seine Band alleine den Auftritt fortsetzen zu lassen. Verrückt. Das Publikum war sichtlich irritiert, sodass der Saal währenddessen auch deutlich leerer geworden ist. Scheint bei ihm wohl öfter so zu laufen, wie ich gehört habe. Ich habe mir den Auftritt dann auch nicht ganz zu Ende angesehen, sondern bin zum Frannz-Club gegangen.

Sonic Boom (Frannz-Club). Das war wieder ein Highlight. Peter Kember, einigen vielleicht bekannt von Kollaborationen mit Yo La Tengo, Stereolab, MGMT und zuletzt einem gemeinsamen Album mit Panda Bear, saß vor einer bunten Videowand an einem Pult und hat eher gemächliche, elektronische Klänge mit teilweise verzerrtem (Sprech-)Gesang zum Besten gegeben. Das hat mir sehr gut gefallen.

Suns of Thyme (Maschinenhaus). Vor dem letzten Act des Tages noch ein paar Songs mitgenommen. Eine deutsche Band, die englischsprachige Gitarrenmusik macht. Solide, aber auch nicht wahnsinnig spannend.

Die Nerven (Kesselhaus). Deutschsprachige Musik hat bei mir generell eher einen schweren Stand. Da gibt es nur wenige Ausnahmen. Das aktuelle Album gefällt mir aber ganz gut und die Band hat einen sehr energiegeladenen, rundum überzeugenden Auftritt geliefert. Sympathische Jungs. Das würde ich mir auch nochmal anschauen.

Und am Samstag...

Cosey Mueller (Maschinenhaus). Eine deutsche Singer-Songwriterin mit Gitarre und elektronischer Begleitspur. Das war nicht so meine Welt.

The Asteroid #4 (Kesselhaus). Psychedelic-/Alternative-Rock aus Kalifornien. Die Band wurde kurzfristig als Ersatz für die kanadische Shoegaze-Band No Joy angekündigt, die ihre Tour abgesagt haben. Hatte mir vorher (als einziger Act im Line-Up) nichts angehört, aber live hat mir das richtig gut gefallen. Starker Auftritt!

Tess Parks (Kesselhaus). Auch die kanadische Musikerin Tess Parks und ihre Band haben einen starken Auftritt geliefert. Gut tanzbar, schöne Melodien und ein beeindruckend glasklarer Sound. Das Publikum hat es auch hörbar gefeiert.

Tempers (Kesselhaus). Düsterer Synth-Pop mit weiblichen Vocals von einem New Yorker Duo. Auch das war sehr tanzbar und hat mir gut gefallen.

Slowdive (Kesselhaus). Mein Hauptbeweggrund für den Ticketkauf und der Abschluss des Festivals. Und was für einer! Zur Band selbst muss ich nicht viel sagen. Der Auftritt war jedenfalls absolut großartig und das erhoffte Highlight. Brachiale Gitarrenwände, zuckersüße Melodien, eine schöne Lichtshow und ein euphorisches Publikum. Viele Gäste waren offensichtlich hauptsächlich dafür gekommen und das hat man gemerkt. Der Sound war mir am Anfang etwas zu krachig und basslastig, aber das wurde mit der Zeit gut eingepegelt. Und ansonsten hat einfach alles gepasst. Zwölf Songs gab es, darunter natürlich Hymnen wie "Alison" und "When the Sun Hits" sowie neuere Songs wie "Sugar for the Pill" und "Star Roving". Als letzten Song mit "Golden Hair" noch ein wunderschönes Cover von Syd Barrett. "Slomo" habe ich vermisst, aber vielleicht beim nächsten Mal – hoffentlich so schnell wie möglich. :herzen2:

Fazit: Ein sehr schönes und vor allem angenehm unaufgeregtes Festival-Wochenende. Vor allem der Samstag hatte einige musikalische Highlights zu bieten und mit Slowdive den erhofften überragenden Abschluss im Programm. Das Festival wird für 2023 auf jeden Fall im Blick behalten. Bei einem ähnlich ansprechenden Line-Up bin ich sehr gerne wieder dabei.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Rieper » Di 22. Nov 2022, 21:23

Schöner Bericht. Slowdive und Tess Parks an einem Tag wäre für mich auch schon ein Grund für ein Tagesticket gewesen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Rieper » Do 5. Jan 2023, 08:13

mattkru hat geschrieben:
Do 5. Jan 2023, 07:23

Einzige Kritikpunkte:
- Kein Bodycheck der Security.
Ich war 2022 auf zwei Festivals, einem Clubfestival und einigen Konzerten. Es gab nirgendwo einen Bodycheck der Security. Teilweise gar keine Security vor dem Eingang. Es sind nur meine Eindrücke, aber das war vor der Pandemie doch deutlich anders. Ich kann natürlich nur von meinen Festival- und Konzertbesuchen hier berichten. Vielleicht ist es woanders ja anders.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Declan_de_Barra » Do 5. Jan 2023, 11:39

Habe bei Festivals und Konzerten auch sehr wenig Körperkontrollen wahrgenommen. Finde das bei den Veranstaltungen bei denen ich war aber auch okay und für mich persönlich natürlich auch gut.

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mo 10. Apr 2023, 19:27

Ich war am Samstag auf dem Culthe Fest in Münster. Eine Veranstaltung, die ich jedes Jahr seit Bestehen auf dem Schirm habe, aber bisher nie geschafft hinzugehen. Nun also endlich mal auf die Reihe bekommen, auch wenns nur ein Tag war, aber der Sonntag war terminlich leider nicht möglich. Die Veranstaltung findet auf dem Sputnikhallen Gelände statt, wobei auch das Sputnik Cafe und das Triptychon bespielt werden. Für das leibliche Wohl wurde auch gesorgt. Generell war der Tag wirklich astrein organisiert, der Zeitplan wurde exakt eingehalten, die zehnminütigen Pausen zwischen den Sets haben auch beim Bühnenwechsel keine Hektik aufkommen lassen. Die Veranstaltung war auch gut besucht, soweit ich das beurteilen kann. Neben den musikalischen Acts gab es eine Lesung mit Musikuntermalung. Nicht mein Fall, aber an sich eine feine Idee. Außerdem gab es einen extra Raum, in dem verschiedene Künstler*innen ihre Designs ausgestellt und verkauft haben. Alles sehr cool so weit, es wird sich an allen Ecken und Ende Mühe gegeben.

Friisk – Atmosphärischer Black Metal und in meinen Augen ein guter Start in den Tag. Der Gesang hat mir an der ein oder anderen Stelle nicht ganz so gut gefallen, aber insgesamt war es eine runde Sache.

No Sun Rises – Erste Band des Tages, die ich schon mal gesehen hatte, ist allerdings auch schon einige Jahre her. Hatte es unter „okay, aber nichts Weltbewegendes“ abgespeichert. Muss meine Meinung diesbezüglich etwas revidieren. War ein astreiner Black Metal Gig. Leider zu Beginn mit eher mauem Sound, aber spätestens ab Song drei konnte man sich darüber auch nicht beschweren.

Maud the Moth – Bester Gig des Tages. Eine Dame am Keyboard, es wurde vor allem zu Beginn sehr viel geloopt. Neben dem Gesangslooping wurden auch allerlei Kleinigkeiten ergänzt, beispielsweise das Zerknüllen einer Papiertüte. Find ich immer sehr spannend zu beobachten, ist einfach beeindruckend, wie eine Person allein nach und nach einen recht komplexen Sound erzeugt. Zum Ende des Sets spielte sie dann primär ohne viel Looping und sang. Auch diese Songs kamen sehr gut rüber, beeindruckende Stimme. Hatte vorher von der Frau noch nie gehört, werde da aber am Ball bleiben. Würde in meinen Augen wie die Faust aufs Auge vor Emma Ruth Rundle und Konsorten passen.

Deathrite – Vor so 5-6 Jahren einige Male gesehen, seitdem aus den Augen verloren, keine Ahnung warum. Sind ihrem Death Metal Sound mit leichten Crust Anleihen treu geblieben. War cool, aber irgendwie hat es mich nicht so gepackt wie damals. Hatte es besser in Erinnerung. Naja, sind in 1,5 Wochen Support von Downfall of Gaia, vielleicht gibt es dort eine zweite Chance.

Yovel – An sich war es ein interessanter Aufbau mit den Schwarz-Weiß Videos im Hintergrund. Feier ich in der Regel. Der Sound hat mich allerdings nicht abgeholt. Okayer Black Metal, wobei mir vor allem der Gesang nicht zugesagt hat. Bin dann auch nach 20 Minuten raus und habe mir eine Falafel gegönnt.

The Devil’s Trade – Würde das am ehesten als düsteren Folk beschreiben. Ein Herr mit Acoustic-Gitarre. Sehr schöne Stimme, hat das (viel zu kleine) Publikum vor der Bühne komplett in seinen Bann gezogen. Wunderbarer Gig mit guten Ansagen. Überhaupt muss ich an dieser Stelle mal sagen, dass die beiden Gigs im Triptychon, also diesen hier und Maud the Moth, eine wohltuende Abwechslung waren. Nichts gegen guten Black Metal, aber wenn ich die Wahl hab, mir zehn gute Black Metal Bands am Stück anzugucken oder zwischendurch mal bei solchen Acts abschalten zu können, dann wähle ich die letztere Variante.

Sun of the Sleepless – Atmosphärischer Black Metal. Hatte vor allem während der ersten Hälfte seinen Längen. Hätte einfach ein Bisschen mehr Druck vertragen können. In der zweiten Hälfte wurde es besser, aber mich haben andere Acts an diesem Tag doch deutlich mehr überzeugt.

Dawn Ray’d – Auch länger nicht mehr gesehen. Bin Fan der Band seit sie mir vor Jahren im AZ Mülheim über den Weg gelaufen sind. Am Samstag war es vielleicht der beste Gig, den ich von der Band gesehen habe. Der Sound ist mächtig und fies, das Screaming on Point und der Einsatz der Violine gerade so, dass es für mich nicht zu sehr in Folk-Gefilde abdriftet. Das Sputnik Cafe platzte auch aus allen Nähten und die Crowd hat die Band gut abgefeiert. Klasse.

Ultha – Gewohnt guter Gig und mit 75 Minuten Spielzeit auch ziemlich lang. Mit der Band macht man einfach nichts falsch, ganz klar eine der besten Sachen, die man im deutschen Black Metal zu Gesicht bekommen kann. Ich war zwar schon ziemlich erledigt, aber wurde trotzdem vollkommen überzeugt. Hoffentlich nicht der letzte Gig der Band für mich dieses Jahr, aber auf dem Vendetta Fest im Oktober sind sie ja schon bestätigt und ich sollte auch mal wieder die Jahresabschlussshow in Köln mitnehmen.

Insgesamt war es ein astreiner Tag für mich. Es ist deutlich spürbar, dass den Zahlenden hier auf vielerlei Ebenen etwas geboten werden soll, viel Liebe zum Detail. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mal beide Tage mitnehmen kann. Muss endlich mal sein.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mi 19. Apr 2023, 21:52

Ich war am Freitag und Samstag auf dem Northern Unfest in Glasgow. Donnerstag morgens ging es los, Hinreise verlief ohne Probleme, waren gegen 12 Uhr in Glasgow. Unsere Unterkunft war auch vollkommen in Ordnung und dafür preisgünstig. Die Zeit abseits der Shows haben wir mit Sightseeing und Essen verbracht. Hatten dabei auch ziemlich Glück mit der Restaurant Wahl. Haben wirklich unglaublich gut vegan gegessen. Das Wetter war auch lächerlich gut und am Ende bin ich sogar mit einem leichten Sonnenbrand nach Hause gefahren. Die Location war ursprünglich ein Club namens The Flying Duck, welcher auch recht zügig ausverkauft wurde. Es wurde dann in das Maryhill Community Centre verlegt. Der Laden war eine der entspanntesten Locations, die ich je besucht habe. Im Endeffekt war es sowas wie ein Gemeindezentrum, der eigentliche Konzertraum hatte auch eine Orgel und sehr viele Sitzplätze. Es war unglaublich entspannt. Dazu eine niedrige Bühne, perfekt. Es gab dort kein Getränkeausschank. Dafür durfte man aber abgesehen von Alkohol alles an Essen und Trinken mit reinnehmen, wonach einem lieb war. Der Tesco auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte auf jeden Fall schon schlechtere Tage.

Freitag ging es um 17:40 Uhr mit den Bands los, sieben Stück an der Zahl. Der Einlass zog sich ein wenig, aber im Endeffekt sind glaube ich alle reingekommen, bevor es losging. Der Samstag war für mich persönlich der bessere Tag, aber auch der Freitag hatte einiges zu bieten.

Demonstration of Power – Waren mir bisher nur bekannt von der aktuellen Split mit Seed of Pain. Alle Mitglieder hatten Masken im Stil des berühmten Congress Albumcovers auf. Dementsprechend stark war auch der Sound an H8000 angelehnt. Die Masken wurden aber zügig abgelegt. Im Endeffekt war nach der ersten Minute des Gigs klar, dass es dieses Wochenende durchgehend auf sehr heftigen Mosh hinauslaufen wird. Die Crowd hatte ziemlich Bock und für einen Opener war die Hölle los. Guter Beginn, leider wird es durch den Brexit immer schwerer, dass solche Acts auch mal rüberkommen aufs Festland.

Punitive Damage – Erste Band aus Nordamerika, spielten den letzten Gig ihrer kleinen UK-Tour. Die Band hatte einen etwas schweren Stand, weil der Sound eher punkig daherkam und wenig moshlastig. Es gab allerdings trotzdem nach und nach etwas Bewegung. War kein schlechter Gig, aber sicherlich der mit den wenigsten Zuschauerreaktionen des Wochenendes.

Pest Control – Großartig und technisch sicherlich die beste Band des Tages. Keine Band ist so nah an Power Trip dran, was die Verbindung von Hardcore und Thrash angeht. Die Riffs werden einem nur so um die Ohren gepfeffert. Die werden safe ihren Weg gehen und auch im Metal Anklang finden. Alles andere wäre traurig. Der Gig war auch astrein, besser als letztes Jahr in London. Mein Favorit am Freitag.

Mourning – Genauso wie Pest Control letztes Jahr im Rahmen der Cold World Show in London gesehen. Nun zum zweiten Mal und es war auch hier besser. Die Band hat Heimvorteil und der stark moshlastige Metalcore Sound sorgte dafür, dass die Crowd komplett steil ging. Technisch auch alles andere als schlecht. Ich bin echt happy, dass die Band dieses Jahr zum ersten Mal aufs Festland kommt. Habe so Bock auf weitere Gigs.

Blood Sermon – Pro Tag spielte eine Band aus Schweden, die sich natürlich auch Mitglieder geteilt haben. Die heutige Band waren eher im metallischen Hardcore Bereich einzuordnen. Passte natürlich wunderbar nach Mourning. Im Endeffekt ging es so weiter wie vorher. Ultraharter Mosh und Chaos. Band hat mir deutlich besser gefallen als damals auf der Tour mit Existence in Köln. Probs noch an den T.S. Warspite Sänger für das beste Feature des Wochenendes.

Revulsion – Letzte Show der Band und es war viel besser als die Male zuvor, die ich über die Jahre hinweg gesehen habe. Der Sound ist nochmal ne Ecke moshlastiger im Vergleich zu Mourning und hier wurde wohl für den Freitag der Höhepunkt erreicht, was die Bewegung anging. Gab auch diverse Singalongs. War sicherlich ein würdiger Abschluss für die Band.

Gridiron – Die erste von zwei US Bands mit exklusiven Gigs und die Menge war heiß. Erster Gig in Europa überhaupt. Der Sound ist recht stumpfer Hardcore, der Sänger rapt mehr als dass er shoutet, hat aber nen guten Flow. Die Band verbindet wirklich sehr gut Mosh und Singalongs. Dementsprechend war es auch sehr chaotisch vor der Bühne. Ist sicherlich nicht meine Lieblingsband, aber die machen ihr Ding wirklich gut und sind in meinen Augen noch etwas grooviger als vergleichbare Acts wie Never Ending Game oder Pain of Truth. Ein Feature des Mindforce Sängers gab es auch. Würdiger erster Tagesabschluss.


Samstag ging es schon um 16 Uhr los, denn statt sieben standen dieses Mal zehn Bands auf dem Programm.

Malignant Methods – Die erste von vielen Bands mit ähnlichem Sound. Wütender, moshlastiger Hardcore, sodass auch wie schon an Tag 1 von Anfang an ordentlich was los war. Guter Start.

T.S. Warspite – Neue Band des Payday Sängers. Die Platte, die letztes Jahr rauskam, habe ich ziemlich gefeiert. War dementsprechend gespannt, da noch nie gesehen. Es war cool, aber ähnlich wie bei Punitive Damage ein Bisschen fehl am Platz. Trotzdem ging etwas vor der Bühne und ein paar Textsichere fanden sich auch vor der Bühne ein. Der Sound ist auf jeden Fall ziemlich groovig, passt besser zum Damage Is Done in London. Hab letztens irgendwo etwas von Festland Shows im August gelesen, hoffe das stimmt.

Hellbound – Siehe Malignant Methods, wobei es ein wenig ausgefeilter war. Wütender Sound, fieser Gesang, harter Mosh. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber es waren gute 20 Minuten.

Nothin‘ but Enemies – Der Sound wurde noch einen Ticken stumpfer, der Mosh noch einen Ticken härter. War auch nen rundes Ding.

Speedway – Die zweite schwedische Band des Wochenendes. Bereits letztes Jahr in Siegen gesehen, dieses Mal war es deutlich besser. Hatte auch aufgrund des eher groovigen, wenig moshlastigen Sounds Bedenken, ob die Band funktionieren würde, aber es war cool. Viele Side to Sides, viele 2-Steps. Hat Spaß gemacht.

Last Wishes – Stumpfste Band des Wochenendes, mit Abstand. Absolut stumpfer Beatdown und der gewalttätigste Mosh des Wochenendes. Das war schon ziemlich übel. Naja, hatte aus sicherer Entfernung seinen Unterhaltungswert. Was allerdings gar nicht unterhaltsam war, war das Cover des One Life Crew Intros. So ein unangenehmes Edgelord „Oo wir covern die rassistische HC Band“ Ding brauch ich echt nicht.

Despize – Es blieb bei ziemlich hartem Sound, aber technisch wurde hier einiges mehr geboten. Das war für Hardcore Verhältnisse technisch ordentlich. Durch den Heimbonus war natürlich auch ne Menge los. Bin froh, die Band endlich mal live gesehen zu haben. Wiederholung im Juni in Belgien.

The Flex – Wieder hatte ich Bedenken, ob die Band aufgrund ihren ziemlich roughen, punkigen Sounds ohne drölf Breakdowns pro Song funktioniert, aber es war das absolute Chaos vor der Bühne im positiven Sinne. Singalongs, Side to Sides, bei dem der Großteil der Leute sich hat mitreißen lassen. War vielleicht der beste Act der Band, den ich bisher gesehen habe. Freu mich auch immer die Band zu sehen. Der Sänger wirkt so sympathisch und hat immer sichtlich Spaß. Astreines Ding.

Age of Apocalypse – Ich war richtig hyped auf den Gig und wurde nicht enttäuscht. Zum ersten Mal in Europa, nur für vier Shows in UK. Technisch auf jeden Fall auf einem anderen Level als die meisten anderen Acts des Tages, da steckt einiges hinter. Dazu der an Life of Agony erinnernde Gesang des Frontmanns, sehr hohe Stimme. Ich war gespannt, ob er das live so rüberbringen kann wie auf Platte, aber wirklich jeder Ton hat gesessen. Neben den größten Hits der Discographie gab es auch noch ein Stigmata Cover. Der Mosh vor der Bühne war wieder beängstigend hart. Insgesamt ein super Gig, hat mich wirklich gefreut die Band zu sehen. Bin mir auch unsicher, ob die in Deutschland funktionieren würden.

Mindforce – Letztes Jahr aufm Ieperfest gesehen, war gut, aber ich hätte mehr erwartet. Nun also der zweite Europa Gig. Es lag schon Spannung in der Luft. Erster Song der Titeltrack der letzten LP „New Lords“, direkt Eskalation, Singalongs, weiterhin massiver Mosh, Side to Sides, durchweg Chaos. Die Songs der neuen Platte kamen durchweg gut an, aber was bei den älteren Tracks los war, war nicht von dieser Welt. Bei „Destroyer“ und „Nightmare“ hatte der Sänger Mühe, nicht von der Crowd bei den Singalongs begraben zu werden. Es herrschte ein Ausnahmezustand vor und auf der Bühne, wie ich ihn selten erlebt habe. Müsste sich die Hardcore Szene auf die Band der letzten fünf Jahre einigen wären es wohl Mindforce. Alle hatten Bock und jede Person findet das, was sie liebt. Egal ob harter Mosh, Singalongs vor der Bühne, Stage Dives oder einfach nur gucken und den metallastigen Riffs lauschen. Ich habe mich auch zum einzigen Mal an diesem Wochenende etwas bewegt, kommt nicht oft vor. Letzter Song natürlich „Excalibur“, dieses Mal mit Feature des Gridiron Sängers, der das Mikro nach 30 Sekunden in die Crowd schmiss. Generell waren die Mics überall in der Crowd, völliges Chaos, klar sitzt hier kein Ton mehr, aber wen juckt es, dafür geh ich zu den Shows. 10/10 Gig, da waren sich wohl alle Leute vor Ort einig. Es war magisch.

Insgesamt war es ein wunderbares Wochenende. Ich hoffe, dass das nicht ein einmaliges Ding war und es sich als Alternative zum mittlerweile riesigen Outbreak Fest etabliert. Der Preis war mit 40 Pfund für die zwei Tage auch sehr fair, wenn man bedenkt, dass zwei Acts extra eingeflogen wurden. Vielleicht das beste Wochenende, was ich je in UK verbracht habe.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 23. Apr 2023, 15:38

Ich war gestern auf dem Roadburn Festival in Tilburg, mein dritter Tagesbesuch nach 2016 und 2022. Für ein Wochenende reicht es zeitlich nie und finanziell ist es auch alles andere als günstig. Der Samstag war für mich auch der beste Tag, wobei ich schon gerne „Sunbather in Full“ von Deafheaven am Donnerstag und den Secret Gig von Have a Nice Life am Freitag gesehen hätte, aber man kann nicht alles haben. Hinfahrt verlief ohne Vorkommnisse, Parkplatz im Parkhaus für 14 Euro Tagestarif ist auch in Ordnung. Bändchen geholt und ab gings. An den Locations hat sich im Vergleich zu letztem Jahr nicht viel geändert. Bei den kleinen Locations muss man manchmal früher da sein, um reinzukommen, aber selbst, wenn es nicht funktioniert, gibt es doch immer ne gute Alternative. Gegessen habe ich nichts, Proviant habe ich mitgebracht. Dementsprechend kann ich wenig zum Food Court sagen.

Pupil Slicer – Erste Band des Tages, miesester Sound des Tages. Da stimmte vor allem zu Beginn des Sets gar nichts. Klang einfach nur scheiße. Gegen Ende wurde es besser, aber war immer noch weit weg von einem guten Klang. Viel zu lauter Bass und Schlagzeug. Die Gitarren gingen unter. An sich ist der Mathcore Sound wirklich mitreißend und sie konnten mich trotzdem auch teilweise erreichen, aber es war schon ein ärgerlicher Start in den Tag. Generell war Sound ist dieser Location, The Engine Room, als einziger nicht gut. Naja, wird nicht das letzte Mal sein, dass ich die Band sehe und solange behalte ich den fantastischen Gig vom Arctangent letztes Jahr in Erinnerung.

KEN Mode – Der erste von einigen sehr guten Gigs an diesem Tag. Anstrengender Sound, aber es war klasse. Sound ist schwer einzuordnen. Irgendwo zwischen Noise Rock und Sludge, viele Tempowechsel, ziemliches Chaos. Zwischen kommt auch ein Saxophon zum Einsatz, was es nicht einfach macht, das Ganze zu verarbeiten. Meine Mitfahrer*innen und ich waren aber alle voll drin. Und der Sound in dieser Location war deutlich besser

Duma & Deafkids – Nur 20 Minuten reingeguckt, da ein angekündigtes Secret Set meinen Plan etwas durcheinandergeworfen hat. Es war interessant, aber anstrengend. Eine von den vielen Kollaborationen, die man so vielleicht nur auf dem Festival sieht und welche sicherlich ein Grund sind, warum das Roadburn so beliebt ist. Das Licht ist der großen Halle war gedämmt, in Rot gehalten. Auf der Bühne Perkussion Sounds, sehr langsame Aufbauten, viele Samples und ein ziemlich angepisst schreiender Sänger. Quasi unmöglich genretechnisch einzuordnen. War eine Erfahrung.

Nicole Dollanganger – Sollte eigentlich nur eine Show am Sonntag spielen. Nun gab sie sich aber in einem der kleineren Läden die Ehre. Reinkommen war erstaunlicherweise kein großes Problem. Erste Europa Show, davon erzähl ich noch meinen Kindern. Begleitet von zwei Dudes am Bass und Gitarre kam sie auf die Bühne. Ihr Gesang ist wirklich astrein, da kann sich niemand beschweren, richtig schöne Stimme. Was mich etwas gestört hat, war, dass Background Gesang vom Band kam. Das hätte sie nicht gebraucht. Glaube ohne das Ganze wäre es noch ne Ecke besser rübergekommen. Würde ihr aber solo auf jeden Fall nochmal eine Chance geben. War keinesfalls ein schlechter Gig.

Chat Pile – Ähnlich wie bei KEN Mode ist es auch hier ein wilder Mix aus Noise, Sludge, etwas Punk. Sicherlich nicht ganz so chaotisch wie KEN Mode, es geht gemächlicher zur Sache. Der Sänger ist dabei die Person, auf die sich alles konzentriert und auch, wenn es soundtechnisch sicherlich Bands an diesem Tag gab, die mir besser gefallen haben, muss ich sagen, dass der Sänger mit Abstand die lustigste Person war, die auf der Bühne stand. Die Ansagen waren durchweg unterhaltsam, keinesfalls gezwungen. Das hat Spaß gemacht.

Kathryn Joseph – Eine Dame am Keyboard. Generell sind Solokünstlerinnen auf diesem Festival stark vertreten. Feine Sache. Der Auftritt war für mich eher zur Überbrückung, aber es hat mich leider auch nicht wirklich mitgerissen. Außerdem waren die Crowd Pleasing Ansagen etwas too much.

High Vis – Endlich, endlich gesehen. Letztes Jahr Karten für Antwerpen gehabt, erste Festland Show, musste ich aufgrund von familiären Verpflichtungen abgeben. Start mit „0151“, man merkt direkt, dass das Hardcore Kid noch in dem Sänger steckt, wenn er wild auf der Bühne rumspringt. Der Sound war weit entfernt von perfekt, aber deutlich besser als bei Pupil Slicer. Die Songs kamen generell härter rüber als auf Platte. Bin echt nicht into Post-Punk, aber hier mach ich ne Ausnahme. Ich war auch sehr gespannt, wie die Crowd auf die eher ungewöhnliche Buchung reagiert und wurde positiv überrascht. Durchgehend offener Pit, viele Textsichere und ein Herr auf der Bühne, der sich irgendwann nicht mehr zurückhalten konnte und gestagedived ist. Es war ein klasse Gig mit meinem Highlight „Trauma Bond“. Hoffe, ich krieg es irgendwie hin, den Ieperfest Tag mit der Band mitzunehmen, um sie einmal vor einer Hardcore Crowd zu sehen.

Candy – Haben die „Heaven In Hell“ komplett gespielt, was aufgrund der verstärkten Industrial Einflüsse auch ganz gut auf die Roadburn Bühne passt. Bin eigentlich größerer Fan der „Candy Says“ und der „Good to Feel“, muss aber sagen, dass der Gig trotz riesiger Bühne und Absperrung der beste war, den ich bisher von der Band gesehen habe. Sound war top, die Samples kommen richtig krass und sorgen für noch mehr musikalisches Chaos als eh schon herrscht. Die Crowd war sicherlich etwas verwirrt, dass nach 25 Minuten auf einem 40 Minuten Slot schon Schluss war, aber was solls. Kurz, aber geil. Werden gleich in Essen nochmal ausgecheckt.

Backxwash – Einzige miese Überschneidung des Tages für mich mit Cave In, die sich meine Begleiter*innen angeguckt haben. Nach ihren Aussagen zu Folge habe ich die richtige Wahl getroffen. 45 Minuten ziemlicher Abriss in Form von Industrial Hip-Hop. Die Beats kamen sehr gefährlich und die Dame hatte die Crowd voll unter Kontrolle. Auch schön zu sehen, dass mittlerweile selbst Hip-Hop beim Roadburn funktioniert, wenn man bedenkt, wie eng dieses Festival mal an Stoner/Sluge gekuppelt war. Gefällt mir so auch deutlich besser. Ho99o9 dann gerne nächstes Jahr.

Giles Corey – Das Nebenprojekt von Dan Barrett von Have a Nice Life. Ging in Richtung Folk und Shoegaze. Er war Zentrum einer recht großen Band mit einem Jack Black Lookalike am Bass. Hat ne wirklich schöne Stimme. Es war schon cool, aber für die Uhrzeit mit den eher ruhigen Klängen ein kleiner Downer. Die sonst immer prall gefüllt Halle war recht leer. Könnte allerdings auch an den gleichzeitig spielenden Boy Harsher gelegen haben.

Show Me the Body – Letzter Act des Tages, gab vorher ziemlich Stress zwischen dem Lichttechniker und dem Sänger, bei dem der Sänger sich wie ein ziemliches Arschloch verhalten hat. Show war dann allerdings ziemlich geil. Noise meets Hardcore, viele Samples, der Sänger mit Banjo, komplettes Chaos auf der Bühne. Einen großen Pit gabs auch. Klasse Abschluss für mich. In zwei Wochen in Bochum nochmal.

Insgesamt war es glaube ich der beste meiner drei Roadburn Tagesbesuche, auch, wenn ich dort schon bessere Einzelsets gesehen habe. Gerne nächstes Jahr wieder. Eines Tagesausflug lohnt sich eigentlich immer.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Mo 24. Apr 2023, 08:54

Klingt nach nem Astreinen Tag, ich hätte da wahrscheinlich auch echt Spaß gehabt. Have a Nice Life sollen endlich mal wieder ne richtige Tour spielen :sad:

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Re: Festivalberichte

Beitrag von real_tarantino » Mo 24. Apr 2023, 19:39

Roadburn hat mir auch viel Spaß gemacht an dem Samstag. Einziges Manko war die Hall of Fame mit 250Kapazität wo es um 16Uhr einfach eine Viertelstunde vor Beginn eine 60m Schlange gab, als eine Menge Leute inkl. mir Deathless Void sehen wollen. Hat dann leider nicht geklappt. Sonst astrein, mal ganz von den arschteuren Getränken abgesehen.
Favoriten:
Chat Pile
Candy
High Vis
KEN Mode, endlich zum 1. Mal live gesehen.
Show Me the Body

Enttäuschungen:
Wie oben beschrieben nur der Sound bei Pupil Slicer und Deathless Void nicht gesehen zu haben
Nicht ganz mein Sound:
Cave In

Wünsche für Roadburn 2024:

Igorrr
IDLES
Conjurer
Holy Fawn
Rolo Tomassi
Botch
Heriot
Gatecreeper
Area4: 2011, 2012
Dunk!: 2018
Hurricane: 2013
Ieperfest: 2014, 2019
Rock am Ring: 2012, 2014, 2015
Rock Werchter: 2013, 2019
'Your touch divine. I see distance in your eyes'

https://www.last.fm/user/LoneMalvo

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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 28. Mai 2023, 09:35

Ich war gestern auf dem Festival der Jugend in Köln. Die Veranstaltung ging über zwei Tage und wird von der SDAJ organisiert. Ich war nur gestern da. Gab natürlich auch allerlei Workshops und Infostände, aber ich war nur für die Acts da wie wohl ein Großteil des Publikums. Durchschnittsalter war auch sehr jung. Die Veranstaltung war abgesehen von Camping kostenlos. Getränkepreise waren sehr günstig, Essen gab es auch, aber ich habs nicht ausgecheckt

Juicy Süß & MC Smook – Gab ein Best Of aus gemeinsamen und Solosongs der beiden. Die Crowd war auf jeden Fall drin. Ich fands auch ganz solide. Die beiden sind sicherlich nicht die besten Rapper, aber es hat durchaus Unterhaltungswert. Allerdings war die Stimme von Juicy Süß komplett im Eimer, er krächzte ziemlich stark. Sollte seine Stimme vielleicht die nächsten Tage schonen.

42 – Waren mir vorher nicht bekannt. Rapcrew aus Köln. War weniger auf Spaß angelegt und eher klassischer Rap von der Straße würde ich sagen. Hatten natürlich die Crowd hinter sich. Da waren einige Textsichere am Start und der Pit war auch durchgehend offen. Was mich gestört hat, ist die Tatsache, dass die Mics oft leiser waren als das Playback. Also Halbplayback ist ja normal beim Rap, aber ich würde schon gerne live primär die Leute hören und nicht das Band.

Lgoony – Startet natürlich mit seinem imo besten Song „Lobby“ als ich noch in der Getränkeschlange stand. Naja, kann passieren. Hab nicht den kompletten Gig gesehen, aber es war definitiv das Tageshighlights für mich. Auch, was die restlichen Crowdreactions angeht kann man davon sprechen. Klar, kein Vergleich zum Sologig vor ein paar Jahren in Köln, aber immer noch ne feine Sache. Hab auch das Gefühl, dass der große Hype schon ein Weilchen vorbei ist. Die Leute hatten trotzdem Spaß. Es gab, soweit ich das beurteilen kann, einen soliden Mix aus älteren und neueren Songs. Leider ist wohl gegen Ende des Sets die Technik ausgefallen, aber da war ich schon aufm Rückweg. Generell war es ein netter Tag mit gutem Hangout und schönem Wetter.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Baltimore » So 28. Mai 2023, 11:06

SammyJankis hat geschrieben:
So 28. Mai 2023, 09:35
Ich war gestern auf dem Festival der Jugend in Köln. Die Veranstaltung ging über zwei Tage und wird von der SDAJ organisiert. Ich war nur gestern da. Gab natürlich auch allerlei Workshops und Infostände, aber ich war nur für die Acts da wie wohl ein Großteil des Publikums. Durchschnittsalter war auch sehr jung. Die Veranstaltung war abgesehen von Camping kostenlos. Getränkepreise waren sehr günstig, Essen gab es auch, aber ich habs nicht ausgecheckt

Juicy Süß & MC Smook – Gab ein Best Of aus gemeinsamen und Solosongs der beiden. Die Crowd war auf jeden Fall drin. Ich fands auch ganz solide. Die beiden sind sicherlich nicht die besten Rapper, aber es hat durchaus Unterhaltungswert. Allerdings war die Stimme von Juicy Süß komplett im Eimer, er krächzte ziemlich stark. Sollte seine Stimme vielleicht die nächsten Tage schonen.

42 – Waren mir vorher nicht bekannt. Rapcrew aus Köln. War weniger auf Spaß angelegt und eher klassischer Rap von der Straße würde ich sagen. Hatten natürlich die Crowd hinter sich. Da waren einige Textsichere am Start und der Pit war auch durchgehend offen. Was mich gestört hat, ist die Tatsache, dass die Mics oft leiser waren als das Playback. Also Halbplayback ist ja normal beim Rap, aber ich würde schon gerne live primär die Leute hören und nicht das Band.

Lgoony – Startet natürlich mit seinem imo besten Song „Lobby“ als ich noch in der Getränkeschlange stand. Naja, kann passieren. Hab nicht den kompletten Gig gesehen, aber es war definitiv das Tageshighlights für mich. Auch, was die restlichen Crowdreactions angeht kann man davon sprechen. Klar, kein Vergleich zum Sologig vor ein paar Jahren in Köln, aber immer noch ne feine Sache. Hab auch das Gefühl, dass der große Hype schon ein Weilchen vorbei ist. Die Leute hatten trotzdem Spaß. Es gab, soweit ich das beurteilen kann, einen soliden Mix aus älteren und neueren Songs. Leider ist wohl gegen Ende des Sets die Technik ausgefallen, aber da war ich schon aufm Rückweg. Generell war es ein netter Tag mit gutem Hangout und schönem Wetter.
Da hätte ich glaube ich sehr viel Spaß gehabt. :herzen2: Hatte die Umbenennung von Juicy Gay in Juicy Süß gar nicht mitbekommen. Hatte mich Donnerstag beim Haiyti-Konzert gerade erst gefragt, was der im Moment macht.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Baltimore » So 28. Mai 2023, 11:06

SammyJankis hat geschrieben:
So 28. Mai 2023, 09:35
Ich war gestern auf dem Festival der Jugend in Köln. Die Veranstaltung ging über zwei Tage und wird von der SDAJ organisiert. Ich war nur gestern da. Gab natürlich auch allerlei Workshops und Infostände, aber ich war nur für die Acts da wie wohl ein Großteil des Publikums. Durchschnittsalter war auch sehr jung. Die Veranstaltung war abgesehen von Camping kostenlos. Getränkepreise waren sehr günstig, Essen gab es auch, aber ich habs nicht ausgecheckt

Juicy Süß & MC Smook – Gab ein Best Of aus gemeinsamen und Solosongs der beiden. Die Crowd war auf jeden Fall drin. Ich fands auch ganz solide. Die beiden sind sicherlich nicht die besten Rapper, aber es hat durchaus Unterhaltungswert. Allerdings war die Stimme von Juicy Süß komplett im Eimer, er krächzte ziemlich stark. Sollte seine Stimme vielleicht die nächsten Tage schonen.

42 – Waren mir vorher nicht bekannt. Rapcrew aus Köln. War weniger auf Spaß angelegt und eher klassischer Rap von der Straße würde ich sagen. Hatten natürlich die Crowd hinter sich. Da waren einige Textsichere am Start und der Pit war auch durchgehend offen. Was mich gestört hat, ist die Tatsache, dass die Mics oft leiser waren als das Playback. Also Halbplayback ist ja normal beim Rap, aber ich würde schon gerne live primär die Leute hören und nicht das Band.

Lgoony – Startet natürlich mit seinem imo besten Song „Lobby“ als ich noch in der Getränkeschlange stand. Naja, kann passieren. Hab nicht den kompletten Gig gesehen, aber es war definitiv das Tageshighlights für mich. Auch, was die restlichen Crowdreactions angeht kann man davon sprechen. Klar, kein Vergleich zum Sologig vor ein paar Jahren in Köln, aber immer noch ne feine Sache. Hab auch das Gefühl, dass der große Hype schon ein Weilchen vorbei ist. Die Leute hatten trotzdem Spaß. Es gab, soweit ich das beurteilen kann, einen soliden Mix aus älteren und neueren Songs. Leider ist wohl gegen Ende des Sets die Technik ausgefallen, aber da war ich schon aufm Rückweg. Generell war es ein netter Tag mit gutem Hangout und schönem Wetter.
Da hätte ich glaube ich sehr viel Spaß gehabt. :herzen2: Hatte die Umbenennung von Juicy Gay in Juicy Süß gar nicht mitbekommen. Hatte mich Donnerstag beim Haiyti-Konzert gerade erst gefragt, was der im Moment macht.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 28. Mai 2023, 11:08

Baltimore hat geschrieben:
So 28. Mai 2023, 11:06
Da hätte ich glaube ich sehr viel Spaß gehabt. :herzen2: Hatte die Umbenennung von Juicy Gay in Juicy Süß gar nicht mitbekommen. Hatte mich Donnerstag beim Haiyti-Konzert gerade erst gefragt, was der im Moment macht.
Der hat, soweit ich das mitbekommen habe, dahingehend auch nach Kritik etwas reflektiert und erkannt, dass es irgendwie wenig lustig ist sich Gay zu nennen, wenn man nicht gay ist.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Shizune » Di 30. Mai 2023, 13:47

mattkru hat geschrieben:
Di 30. Mai 2023, 10:47
SammyJankis hat geschrieben:
So 28. Mai 2023, 11:08
Baltimore hat geschrieben:
So 28. Mai 2023, 11:06
Da hätte ich glaube ich sehr viel Spaß gehabt. :herzen2: Hatte die Umbenennung von Juicy Gay in Juicy Süß gar nicht mitbekommen. Hatte mich Donnerstag beim Haiyti-Konzert gerade erst gefragt, was der im Moment macht.
Der hat, soweit ich das mitbekommen habe, dahingehend auch nach Kritik etwas reflektiert und erkannt, dass es irgendwie wenig lustig ist sich Gay zu nennen, wenn man nicht gay ist.
Off-topic
Da sich ‚Juice‘ so ähnlich anhört wie ‚Jews‘ musste ich gerade sofort an den antisemitischen Propaganda-Film ‚Jud Süß‘ denken.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Rieper » Di 30. Mai 2023, 23:38

Wie war denn das Immergut Festival? Es steht seit vielen Jahren auf meiner Liste, hat bislang leider noch nicht gepasst.

Ich habe gelesen, dass ca. 3500 Leute dort waren, vor Corona waren es wohl um die 5000. Ich hoffe, dass das keine negativen Auswirkungen haben wird.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von nilolium » Di 30. Mai 2023, 23:53

Hammer, wieder. Perfektes Wetter (ausser die arschkalten Nächte), super Line Up, die allertollste Stimmung auf und vor der Bühne, bei den Secus, im Team, einfach überall nur Grinsegesichter. Beste Leute überall. Und SO entspannt!
Mückenplage war hart.
Habens wieder nicht zum See geschafft.
Kam mir auch nie so richtig voll vor, ziemlich schade.
Aber nächstes Datum steht ja schon - 30.05. - 01.06., also wieder DO bis SA.
Wenn ich die Tage mal Zeit hab, schreib ich etwas mehr, muss gerade noch Fotos prozessieren :)

Ein bisschen detaillierter: Freitag war schöner Kickoff mit Martin Kohlstedt und Die Nerven, wo gut was los war. Besonders letztere haben geballert wie immer und es war eine Mischung ein bisschen beängstigend aber auch wunderbar, dass es keinen Wellenbrecher gab. So wild sollte kein Gig des Festivals mehr werden. Maddin ist zuvor richtig in seiner Musik versunken. toll. Das Immergut DJ Team hat im Anschluss daran auch schön eingestimmt, auf alles, was kommt -- bis auf die wahnsinnig kalte Nacht. Die meisten waren aber eh gut angezündet. Absolut bemerkenswert, wie friedlich und besoffen so ein Festival gleichzeitig sein kann. Echt eine Stimmung wie im Bilderbuch der guten Laune. Hat aber auch sicher viel am Wetter zu tun - strahlender Sonnenschein am ersten Tag und - Spoileralarm - auch die beiden Tage danach. Aber ohne, dass man sich zu Tode geschwitzt hat. Für Pfeffislushi war's aber doch warm genug :) Ich vergaß noch: Am Nachmittag des ersten Tages gab's Bingo und Quiz. Zu gewinnen gab's Tickets für 2024. Dick! Hat Laune gemacht.

Irgendwie haben wir es nie so wirklich vor 17:00 aufs Gelände geschafft, weil wir entweder die Vornacht verarbeitet haben, entspannt was am Camp getrunken, für alle gekocht, Businesspläne geschmiedet, mit den Nachbarn gegaukelt oder unser Gehöft neu gestaltet haben...irgendwas ist ja immer. El Hotzo war ein schöner Beginn am Samstag, dem "ersten richtigen" Tag; aber seine Sätze waren immer so lang, das konnte ich im Katerkopf irgendwie schwer prozessieren. Heftig, wie viele Leute er aber gezogen hat. Uche Yara dann mein erster Act auf der großen Bühne. Nach zwei Songs kam ich richtig rein. Toll, wie viel Verve die ganze Band ausstrahlt. Sollte man sich mal anschauen, sie ist ja gut unterwegs aktuell - und das ohne Album wohlgemerkt. Schöner, verspielter, und sehr versierter Indie. Ron Gallo dann von etwas weiter weg gesehen, war okay. Zündet sicher eher im Club. Für solch trockenen Rock n Roll war das Wetter zu schön. Zimmer 90 waren freundlich und tanzbar, aber mir irgendwie zu...harmlos. Aber auch hier: So schön zu sehen, wie sich alle gefreut haben. (Besonders krass, wie viele Fans die band schon hat. Hab mich richtig alt gefühlt) Generell gabs das ganze Wochenenende wie oben schon angedeutet echt nur fröhliche Gesichter zu sehen; besonders schön ist das natürlich, wenn man sie auch auf der Bühne sieht. Bands, die sich zu ernst nehmen, können soo schrecklich sein. Hallo Royal Blood an dieser Stelle. Ebenfalls zauberhaft: selten habe ich so nice mit den Secus gebondet.

Wo war ich? Ach ja, der Headliner am Freitag: Casper ist komplett wie von der Tarantel gestochen über die Bühne geflitzt, es hat unfassbar Spaß gemacht. Man muss noch nicht mal irgendeinen Song kennen. Allein wie er das alles fühlt... macht so Spaß anzuschauen. War tatsächlich mein erstes "richtiges" Mal, zuvor nur drei mal 2010/2011 so nebenbei mitbekommen, um den Hype mitzunehmen. Das hier ist ne andere Liga gewesen! Paulwetz später richtige Überraschung gewesen. Echt guter Elektropop im Stil von Apparat/Moderat. Tanzbar und mit Druck aufm Kessel. Klasse und hoffentlich nicht mein letztes Mal! Später haben noch 2girls1club Elektrosause draussen gespielt, bis die Sonne oben stand, während im Discozelt Indiedisco von drei verschiedenen Festivals (ATG, Skandlös, JvM) kuratiert wurde. Schön, dass die kleinen Festivals sich die Hand geben und sich gegenseitig pushen. Die Party ging sogar noch nach offiziellem Ende in der Morgensonne am Lemonaid Stand weiter. Muss man lieben! Man sagt sich, ich hätte einen Song von Oasis mitgesungen, aber das ist wohl nur ein Gerücht.

Schade, dass am Sonntag dann die Unlearn Patriarchy Lesung ausfiel. War dann die vierte kurzfristige Absage, echt bitter. Also erst zu fuffifufzich wieder aufs Gelände, die in der schönsten Abendsonne das Publikum verzaubert hat. Wer sie auf Platte mag, wird sie auch live lieben. Wer nicht, der wohl eher nicht, haha. Betterov und Edwin Rosen kann ich jetzt endlich auseinanderhalten: Während ersterer Act irgendwie null hängengeblieben ist, hat sich letzterer mit seinem frech-charmanten Grinsen komplett in mein Herz gespielt. Tolle Songs, dufter Typ. Und er brauchte nicht mal ne Band, nur seinen Bass. Etwas anders sah es bei Caroline Rose im Zelt aus. Ebenfalls sehr charismatisch, aber mit großem Ensemble im Rücken. Trotzdem irgendwie ernüchternd. War nicht direkt langweilig, aber hat nicht geklickt. Da lag die Messlatte nach dem RBF Gig wohl zu hoch. Ähnliche Zustände bei Orbit: Hab ich mir etwas mehr erhofft. Die haben wohl in Zeitlupe gespielt? Vielleicht war ich auch auf nem anderen Level, aber mich hats eher ermüdet. Also schnell zu Dina Summer und Sofia Kourtesis, die wieder mit freshen Beats auf Gaspedal gedrückt haben und die (leider echt etwas kleine) Feiermeute angestachelt haben. War n echt toller Abschluss eines wieder mal viel zu schönen Festivals! Hoffentlich macht es sich nicht zu sehr bemerkbar, dass nur so wenig Leute kamen. Es wäre zu schade um dieses absolute Kleinod.

Edit: Ausdruck, Ergänzungen

Hier noch paar Bilder:
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