Hat die Wahlforschung die Hypothese der AFD als Protestpartei nicht auch schon länger mehr oder weniger widerlegt?Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 14:20Aber warum sollten jetzt die von der Korruptionsaffäre enttäuschten gerade zu der Partei gehen, die einen Korruptionsskandal nach dem nächsten produziert? Da ist die FDP die deutlich naheliegendere Wahl.Monkeyson hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 14:11Die Landtagswahlen waren aber aufgrund der vielen Briefwähler weitgehend ohne Einfluss durch die Korruptionsaffären vonstatten gegangen. Daher würde ich die AfD nicht abschreiben. Ob alle Unsolidarischen zur FDP gehen, wage ich zu bezweifeln.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 13:46
Danach sieht es zzt. nicht aus und auch die Landtagswahlen haben ja gezeigt, dass die AfD Zustimmung verliert. Die Gewinner werden vorrangig FDP und Grüne sein.
Zeitgeschehen / Panorama
Re: Zeitgeschehen / Panorama
-
- Beiträge: 1707
- Registriert: Mo 14. Sep 2015, 11:05
- Geschlecht:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Denke auch, FDP und Grüne sowieso werden ordentlich zulegen. Die Grünen profitieren auch von der Korruptionsaffäre. Kann mir vorstellen, dass die > 20 % kriegen. Wenn die Deutschen bis September nicht eh wieder alles vergessen haben, ist es sogar möglich, dass die stärkste Kraft werden.
Kann mir auch vorstellen, dass manche CDU-Wähler SPD wählen. Aus der Generation „es gibt nur CDU oder SPD“.
Kann mir auch vorstellen, dass manche CDU-Wähler SPD wählen. Aus der Generation „es gibt nur CDU oder SPD“.
„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Du sprichst über den reflektierten Teil der Wähler.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 14:20Aber warum sollten jetzt die von der Korruptionsaffäre enttäuschten gerade zu der Partei gehen, die einen Korruptionsskandal nach dem nächsten produziert? Da ist die FDP die deutlich naheliegendere Wahl.

- NeonGolden
- Beiträge: 2153
- Registriert: Di 15. Sep 2015, 09:14
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.
Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?

- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ne ich meinte das schon ernst. Lindner hat der FDP erfolgreich ein Saubermann image gegeben, auch wenn das natürlich nicht der Realität entspricht.NeonGolden hat geschrieben:Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ich finde persönlich sehr frustrierend... Ich bin derzeit komplett unentschlossen (zum erstenmal bei einer BTW), wen ich wählen würde im September.
Meine Ziele ist dabei sehr präzise:
1. CDU/CSU in die Oppositon
dann lange nichts
2. Eine stabile, progressive Koalition
Aber "taktische Wählen" ich weiß nicht...
smi
Meine Ziele ist dabei sehr präzise:
1. CDU/CSU in die Oppositon
dann lange nichts
2. Eine stabile, progressive Koalition
Aber "taktische Wählen" ich weiß nicht...
smi
Respect Existence or Expect Resistance
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Mit der Argumentation müsstest du aber auch die Möglichkeit zulassen, dass Wähler desselben Reflektionsniveaus einem solchen Narrativ im Fall der AfD folgen.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:11Ne ich meinte das schon ernst. Lindner hat der FDP erfolgreich ein Saubermann image gegeben, auch wenn das natürlich nicht der Realität entspricht.NeonGolden hat geschrieben:Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Laut neuester Forsa-Umfrage könnte es erstmals seit langer, langer Zeit für GRR reichen. Das wäre wohl die einzige Konstellation, die 1 und 2 erfüllen kann.smi hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:23Ich finde persönlich sehr frustrierend... Ich bin derzeit komplett unentschlossen (zum erstenmal bei einer BTW), wen ich wählen würde im September.
Meine Ziele ist dabei sehr präzise:
1. CDU/CSU in die Oppositon
dann lange nichts
2. Eine stabile, progressive Koalition
Edit: Sogar erstmals überhaupt. Bislang war ja RGR.
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Wieso denn? Der letzte wirkliche Skandal der FDP liegt weit zurück, inzwischen spricht sich die Partei sogar für ein (wenn auch sehr dürftiges) Lobbyregister aus. Die AfD dagegen hat erst in letztem Jahr mehrere schwerwiegend Parteispendenskandale gehabt. Das ist ein völlig anderes Niveau. Ich will der FDP ja gar nicht andichten, sie sei sonderlich integer, aber im Vergleich zur AfD ist sie in den letzten Jahren halt relativ sauber. Viele Unionwähler:innen gehen ja auch gerade zu den Freien Wählern, zumindest dort, wo die relevant sind.Monkeyson hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:27Mit der Argumentation müsstest du aber auch die Möglichkeit zulassen, dass Wähler desselben Reflektionsniveaus einem solchen Narrativ im Fall der AfD folgen.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:11Ne ich meinte das schon ernst. Lindner hat der FDP erfolgreich ein Saubermann image gegeben, auch wenn das natürlich nicht der Realität entspricht.NeonGolden hat geschrieben:Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Bin ich der einzige, der die FDP, vor allem Lindner, ganz schlimm finden? Mich nervt er einfach nur extrem ab, wie er immer alles besser weiß und kritisiert. Ich denke nicht, dass die FDP einen besseren Job machen würden, wenn sie relevant wären.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:11Ne ich meinte das schon ernst. Lindner hat der FDP erfolgreich ein Saubermann image gegeben, auch wenn das natürlich nicht der Realität entspricht.NeonGolden hat geschrieben:Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?
Ich vermute es geht stark in Richtung Grüne und SPD.
Ich bekomme aber auch viel mit wie die CDU Wähler aus meiner Bubble an einem Punkt sind, sich neu zu orientieren. Das war schon vor den aktuellen Schlagzeilen so.
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ich find die auch unglaublich ätzend, keine Frage. Die SPD könnte davon profitieren, wenn die CDU einen Kandidaten aufstellt, der weit rechts um Stimmen fischt. Dann hätte man mit Scholz einen glaubhaften Mitte Kandidaten, der in den Augen vieler CDU Wähler:innen gute Arbeit mach (Schwarze Null und so, auch wenn die natürlich ne Vollkatastrophe ist) und könnte ein paar Prozente abfischen. Letztendlich sind die Grünen da aber besser aufgestellt, weil sie keinen Nachteil aus der unterirdischen Performanz des aktuellen Kabinetts haben.down hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:51Bin ich der einzige, der die FDP, vor allem Lindner, ganz schlimm finden? Mich nervt er einfach nur extrem ab, wie er immer alles besser weiß und kritisiert. Ich denke nicht, dass die FDP einen besseren Job machen würden, wenn sie relevant wären.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:11Ne ich meinte das schon ernst. Lindner hat der FDP erfolgreich ein Saubermann image gegeben, auch wenn das natürlich nicht der Realität entspricht.NeonGolden hat geschrieben:Wenn mich Korruption abfuckt, dann gehe ich doch überall hin, aber am allerwenigsten zur FDP.Oder checke ich grad die Ironie nur nicht? Oder geht es hier um die WählerInnen, die davon genervt sind, wie die von der CDU überhaupt so blöd sein konnten, dass sie sich haben erwischen lassen?
Ich vermute es geht stark in Richtung Grüne und SPD.
Ich bekomme aber auch viel mit wie die CDU Wähler aus meiner Bubble an einem Punkt sind, sich neu zu orientieren. Das war schon vor den aktuellen Schlagzeilen so.
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Interessant, ich persönlich habe selbige gar nicht wahrgenommen. Und so wird es wohl nicht wenigen gehen, zumal solchen, die sich weniger mit Tagespolitik beschäftigen.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Mi 24. Mär 2021, 15:41Wieso denn? Der letzte wirkliche Skandal der FDP liegt weit zurück, inzwischen spricht sich die Partei sogar für ein (wenn auch sehr dürftiges) Lobbyregister aus. Die AfD dagegen hat erst in letztem Jahr mehrere schwerwiegend Parteispendenskandale gehabt.
Der CxU-Sumpf dürfte auch schnell vergessen sein, wenn sich bis zur BTW endlich Impferfolge einstellen. Was wohl von der Leyen hiermit anzufangen weiß?
Millionen AstraZeneca-Impfdosen entdeckt
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Bin gerade an dem Punkt, wo ich ruhigen Gewissens eigentlich niemanden wählen kann.
Werde aber natürlich zur Wahl gehen.

Werde aber natürlich zur Wahl gehen.
808s und nichts fühl'n, alles, was ich kenn
Jeden Sonntagmorgen in der Kirche verbrenn'n
Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
Die Liebe ist tot und wenn nicht, dann stech ich nach...
Jeden Sonntagmorgen in der Kirche verbrenn'n
Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
Die Liebe ist tot und wenn nicht, dann stech ich nach...
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ganz so sehe ich es auch... als "das kleinste Übel" und "taktisch wählen"...

smi
Respect Existence or Expect Resistance
- ichreitebiene
- Beiträge: 251
- Registriert: Di 23. Feb 2021, 12:23
- Wohnort: Berlin
- Geschlecht:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Hallo!
Was schreckt euch bei den Grünen ab?
Was schreckt euch bei den Grünen ab?
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ich gehe in vielen Dingen mit den Grünen D'accord, sie sind aber in Sachen Sozialpolitik viel zu bürgerlich, um eine dringend nötige soziale Wende einzuleiten. Mich schreckt aktuell am meisten die Möglichkeit einer schwarz-grünen Regierung ab, was auch vermutlich der Hauptgrund ist, warum ich aktuell nicht grün wählen würde. Meiner Meinung nach muss man sich nach dem letzten Jahr explizit gegen eine Koalition mit der Union aussprechen, um politisch glaubhaft zu sein.
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Genau das! Zu wenig grün, zu wenig sozial, zuviel CDU Nähe.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 10:08Ich gehe in vielen Dingen mit den Grünen D'accord, sie sind aber in Sachen Sozialpolitik viel zu bürgerlich, um eine dringend nötige soziale Wende einzuleiten. Mich schreckt aktuell am meisten die Möglichkeit einer schwarz-grünen Regierung ab, was auch vermutlich der Hauptgrund ist, warum ich aktuell nicht grün wählen würde. Meiner Meinung nach muss man sich nach dem letzten Jahr explizit gegen eine Koalition mit der Union aussprechen, um politisch glaubhaft zu sein.
smi
Respect Existence or Expect Resistance
- ichreitebiene
- Beiträge: 251
- Registriert: Di 23. Feb 2021, 12:23
- Wohnort: Berlin
- Geschlecht:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Hallo!
Ich fand dazu folgenden Beitrag "Grüne planen ein Land nach unserer Zeit" auf der ntv-Seite interessant, wo es auch um Sozialpolitik ähnlich der SPD gehen soll.
Ich fand dazu folgenden Beitrag "Grüne planen ein Land nach unserer Zeit" auf der ntv-Seite interessant, wo es auch um Sozialpolitik ähnlich der SPD gehen soll.
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Parteiprogramme schön und gut. In einer Regierung mit der CDU würde davon aber rein gar nichts umgesetzt. In Hamburg regieren die Grünen mit der SPD (die dort allerdings eher eine CDU light ist) und haben keine einzige ihrer Forderungen wirklich umsetzen können, trotz Verdopplung des Wahlergebnisses. Grün-Rot-Rot könnte zwar einen Wandel bringen, aber ob die Grünen dann tatsächlich ein mitte-links Bündnis eingehen, halte ich für fraglich.ichreitebiene hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 10:48Hallo!
Ich fand dazu folgenden Beitrag "Grüne planen ein Land nach unserer Zeit" auf der ntv-Seite interessant, wo es auch um Sozialpolitik ähnlich der SPD gehen soll.
Am Ende ist ökonomische Ähnlichkeit der Wähler:innen wichtiger, als Kompatibilität der Wahlkampfthemen. Diverse Grünen Wähler:innen (siehe BaWü) sind zwar performativ grün, am Ende zählt für sie aber Ökonomie über Ökologie. Eine Grün angehauchte Koalition mit der CDU könnte am Ende weniger Reibereien mit der Wähler:innenschaft bedeuten, als Grün-Rot-Rot.
-
- Beiträge: 1707
- Registriert: Mo 14. Sep 2015, 11:05
- Geschlecht:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
YEP
Allerdings hat das ganze Debakel der CDU so zugesetzt, dass diese Koalition zumindest etwas unwahrscheinlicher geworden ist.
Ein linkes Bündnis wird es mit den Grünen auf Bundesebene nicht geben, da wette die ich alles drauf.
Allerdings hat das ganze Debakel der CDU so zugesetzt, dass diese Koalition zumindest etwas unwahrscheinlicher geworden ist.
Ein linkes Bündnis wird es mit den Grünen auf Bundesebene nicht geben, da wette die ich alles drauf.
„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Da mich dasselbe Problem umtreibt:
Was haltet ihr denn von den Humanisten?
Hört endlich auf die Wissenschaft! spricht mir zumindest ziemlich aus der Seele.
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Kleinparteien wählen ist halt leider eine verschenkte Stimme. die kriegen dann 85 cent vom Bundeswahlleiter für die Selbsterhaltung und viel mehr passiert nicht.Monkeyson hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 12:38Da mich dasselbe Problem umtreibt:
Was haltet ihr denn von den Humanisten?
Hört endlich auf die Wissenschaft! spricht mir zumindest ziemlich aus der Seele.
Inhaltlich: Ich kann den Humanisten nichts abgewinnen, weil sie wie jede Partei mit vermeintlich post-ideologischem Standpunkt (Volt/teilweise FDP) gesellschaftliche Konflikte ex-ante negiert und damit eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratie wegignoriert: Die Entscheidungsfindung und Vermittlung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessen. Die Haltung, es gäbe eine ultimative Rationalität zur Lösung dieser Konflikte ist verbreitet, aber falsch.
Das Kernproblem dabei ist ein eindimensionaler Vernunftbegriff, auf dem solche Positionen fußen. Ich habe hier an anderer stelle schon mal eine ähnliche Kritik an Sam Harris geäußert und kann hier nur noch mal wiederholen: Wissenschaft ist super, aber sie ist keine autonome Entität sondern von gesellschaftlichen Paradigmen abhängig. Solche Bewegungen berufen sich ja auf die Aufklärung, obwohl Kant ja selbst schon geschrieben hat, dass er nicht die Befreiung von der Religion an sich, sondern die Befreiung von der Teleologie [1] der Religion als Befreiung der Menschen sieht. Diese durch eine Teleologie der Vernunft zu ersetzen, ist genauso wenig zielführend. Die post-moderne Philosophie hat demonstriert, dass Wissen und Wahrheit keine unabhängigen Variablen sind, sondern ihrerseits Ergebnis von Machtverhältnissen. Wer also nur "auf die Wissenschaft hören" will, läuft Gefahr, diese Machtbeziehungen zu ignorieren (hier mein ich explizit nicht Corona, da ist es selbstverständlich richtig).
[1] Teleologie, die : "Auffassung, nach der Ereignisse oder Entwicklungen durch bestimmte Zwecke oder ideale Endzustände im Voraus bestimmt sind und sich darauf zubewegen" (via Oxford dictionaries)
Re: Zeitgeschehen / Panorama
"Hat demonstriert" ist aber eine gewagte Aussage. Das postuliert die Postmoderne würde ich eher sagen. Und negiert ihrerseits leider sehr häufig objektive wissenschaftliche Erkenntnisse (da sie ja schon den Begriff der "Objektivität" ablehnt). In der Klammer verweist du dann ziemlich beiläufig auf eine riesen Gefahr dieser Sichtweise: das wissenschaftliche Erkenntnisse per se ihre Glaubwürdigkeit verlieren und jeder seinen eigener "Wissenschaft" folgt.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 12:52Inhaltlich: Ich kann den Humanisten nichts abgewinnen, weil sie wie jede Partei mit vermeintlich post-ideologischem Standpunkt (Volt/teilweise FDP) gesellschaftliche Konflikte ex-ante negiert und damit eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratie wegignoriert: Die Entscheidungsfindung und Vermittlung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessen. Die Haltung, es gäbe eine ultimative Rationalität zur Lösung dieser Konflikte ist verbreitet, aber falsch.
Das Kernproblem dabei ist ein eindimensionaler Vernunftbegriff, auf dem solche Positionen fußen. Ich habe hier an anderer stelle schon mal eine ähnliche Kritik an Sam Harris geäußert und kann hier nur noch mal wiederholen: Wissenschaft ist super, aber sie ist keine autonome Entität sondern von gesellschaftlichen Paradigmen abhängig. Solche Bewegungen berufen sich ja auf die Aufklärung, obwohl Kant ja selbst schon geschrieben hat, dass er nicht die Befreiung von der Religion an sich, sondern die Befreiung von der Teleologie [1] der Religion als Befreiung der Menschen sieht. Diese durch eine Teleologie der Vernunft zu ersetzen, ist genauso wenig zielführend. Die post-moderne Philosophie hat demonstriert, dass Wissen und Wahrheit keine unabhängigen Variablen sind, sondern ihrerseits Ergebnis von Machtverhältnissen. Wer also nur "auf die Wissenschaft hören" will, läuft Gefahr, diese Machtbeziehungen zu ignorieren (hier mein ich explizit nicht Corona, da ist es selbstverständlich richtig).
[1] Teleologie, die : "Auffassung, nach der Ereignisse oder Entwicklungen durch bestimmte Zwecke oder ideale Endzustände im Voraus bestimmt sind und sich darauf zubewegen" (via Oxford dictionaries)
"I don't know."
- Quadrophobia
- Beiträge: 16675
- Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Zeitgeschehen / Panorama
Ja gut war vielleicht etwas salopp formuliert. Aber selbst unter Kritiker:innen sind die dahingehenden Thesen von Foucault, Bordieu, Baudrillard, Lyotard und Co. in dieser Hinsicht weitestgehend unumstritten. Generell wird das eigentlich nur auf einer populärwissenschaftlichen Ebene wirklich in Frage gestellt und da auch nur, weil es eben ein öffentliches Trend Thema ist. Die sozialwissenschaftliche - auch die empirische - Forschung dagegen hat durch diese Erkenntnisse viel gewonnen. Und selbst Naturwissenschaften fangen an, diesen Turn zu vollziehen, weil die alten Paradigmen ihnen teilweise im Weg stehen.Taksim hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:15"Hat demonstriert" ist aber eine gewagte Aussage. Das postuliert die Postmoderne würde ich eher sagen. Und negiert ihrerseits leider sehr häufig objektive wissenschaftliche Erkenntnisse (da sie ja schon den Begriff der "Objektivität" ablehnt). In der Klammer verweist du dann ziemlich beiläufig auf eine riesen Gefahr dieser Sichtweise: das wissenschaftliche Erkenntnisse per se ihre Glaubwürdigkeit verlieren und jeder seinen eigener "Wissenschaft" folgt.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 12:52Inhaltlich: Ich kann den Humanisten nichts abgewinnen, weil sie wie jede Partei mit vermeintlich post-ideologischem Standpunkt (Volt/teilweise FDP) gesellschaftliche Konflikte ex-ante negiert und damit eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratie wegignoriert: Die Entscheidungsfindung und Vermittlung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessen. Die Haltung, es gäbe eine ultimative Rationalität zur Lösung dieser Konflikte ist verbreitet, aber falsch.
Das Kernproblem dabei ist ein eindimensionaler Vernunftbegriff, auf dem solche Positionen fußen. Ich habe hier an anderer stelle schon mal eine ähnliche Kritik an Sam Harris geäußert und kann hier nur noch mal wiederholen: Wissenschaft ist super, aber sie ist keine autonome Entität sondern von gesellschaftlichen Paradigmen abhängig. Solche Bewegungen berufen sich ja auf die Aufklärung, obwohl Kant ja selbst schon geschrieben hat, dass er nicht die Befreiung von der Religion an sich, sondern die Befreiung von der Teleologie [1] der Religion als Befreiung der Menschen sieht. Diese durch eine Teleologie der Vernunft zu ersetzen, ist genauso wenig zielführend. Die post-moderne Philosophie hat demonstriert, dass Wissen und Wahrheit keine unabhängigen Variablen sind, sondern ihrerseits Ergebnis von Machtverhältnissen. Wer also nur "auf die Wissenschaft hören" will, läuft Gefahr, diese Machtbeziehungen zu ignorieren (hier mein ich explizit nicht Corona, da ist es selbstverständlich richtig).
[1] Teleologie, die : "Auffassung, nach der Ereignisse oder Entwicklungen durch bestimmte Zwecke oder ideale Endzustände im Voraus bestimmt sind und sich darauf zubewegen" (via Oxford dictionaries)
Deine Kritik daran, halte ich aber für zu weit gegriffen. Niemand in den Sozialwissenschaften - auch keine Postmodernisten - vertritt solche relativistischen Standpunkte. Es geht immer darum, Wissenschaft zu kontextualisieren und nicht darum, sie zu relativieren. Selbst in der Marxistischen Theorie, die dem Post-Modernismus ja explizit entgegensteht, wird das akzeptiert und aufgegriffen. Der Objektivitätsbegriff ist halt eine fragwürdige Kategorie, weil Wissen immer nur in gewissen Grenzen gelten kann - eigentlich eine der Grunderkentnisse der Wissenschaft selbst. Ihn salopp zu gebrauchen ist natürlich in Ordnung, da natürlich viele Dinge als "so gut wie Objektiv" gelten können und das in der Allgemeinsprache muss man solche Unterscheidungen nicht erwarten. Aber "objektiv" etwas zu beforschen, sollte immer Fragen aufwerfen. Sämtliche Erkenntnisse der Naturwissenschaften sind schließlich auch nur, wenn auch sehr gute, Näherungen.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 26 Gäste