smi hat geschrieben: ↑Di 26. Jan 2021, 18:37
Wer redet von kostenlos verfügbar? Immerhin bezahlt man den Streamingdienst ja auch. Und bei Musik kann ich ganze alte Musik, aber auch brandneue Alben hören. Da ist der Kampf schon ausgetragen und für die Konsument recht gut gelöst (und die Bands bekommen zumindest von mir oft noch Geld über Konzertkarten, Merch und Vinyl).
smi
Musik- und Film/Serien-Streaming ist aber schon irgendwie ein Äpfel- und Birnenvergleich. Würde es von den Konsumenten angenommen werden, dann würde es auch bei Musik-Streamingdiensten exklusive Veröffentlichungen geben. Die Leute erwarten einfach, dass sie alles auf einer Plattform bekommen. Niemand will mehrere Musik-Streamingdienste parallel nutzen und mitten in der Playlist von Plattform A auf Plattform B wechseln, weil es den einen Song nur auf letzterer gibt. Und ein große Künstler:innen wollen auch, dass Leute weltweit die ihre Musik hören, weil das Marke und Bekanntheitsgrad stärkt und sie daran mitverdienen.
Man hat ja in der Vergangenheit versucht, Leute mit exklusiven Veröffentlichungen zum Wechsel (jedoch nicht Parallelbetrieb) zu bewegen. Apple hatte Alben von Beyoncé und Frank Ocean ein paar Wochen exklusiv, die komplette Diskographie von Jay-Z und "The Life of Pablo" von Kanye West gab es exklusiv auf TIDAL, Taylor Swift hat Spotify boykottiert usw. Am Ende sind alle eingeknickt, scheint sich also finanziell nicht gelohnt zu haben. Auch diese x-Wochen-Exclusives von Apple, die vermutlich noch am ehesten vom Konsumenten akzeptiert werden würden, scheint man gar nicht weiter zu verfolgen. Monkeyson hat zwar dieses Amazon Exclusive erwähnt, aber das scheint mir ein Nischenthema zu sein. Bei bekannteren Künstlern habe ich in der Hinsicht in den letzten Jahren nichts dergleichen mitbekommen.
Deshalb investieren die Plattformen ja auch so viel Geld in die Entwicklung bzw. den Einkauf von Podcasts. Dieses Segment ist am Boomen und hier kann man noch versuchen, die Leute durch exklusive Deals ranzuholen.
Und "gut gelöst" ist das ganze Prinzip ja auch nur für den Konsumenten. Würden die Künstler:innen durch Streaming einigermaßen vernünftig entlohnt werden, wäre das Modell zu den aktuellen Preisen auch nicht mehr tragbar.
Beim Filmen und Serien sehe ich eine andere Basis. Zunächst dürfte die Lizenzierung eines Titels wesentlich teurer sein, sodass alleine deshalb die Auswahl pro Plattform begrenzt sein muss, weil sich das ansonsten nicht finanzieren lässt. Zudem akzeptieren die Konsumenten es einfach, dass man aufgrund der Masse an Auswahl nicht alles sehen kann. Man hat nicht das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man Titel XY nicht gesehen hat, weil sich das Sehverhalten zu sehr zerstreut hat. Wenn Serien komplett am Stück rausgehauen werden und jeder in seinem eigenen Tempo schauen kann, entwickeln sich daraus im Alltag vermutlich weniger Gesprächsthemen als damals im linearen Fernsehen, wo dann vielleicht jeder über den Cliffhanger der Serienfolge des vorherigen Abends diskutiert hat. Deshalb hilft mMn auch die Strategie von z. B. Game of Thrones oder The Mandalorian, Folgen nur wöchentlich rauszuhauen, um mehr Hype für diese Serien zu generieren. Und die großen Film-Blockbuster haben ihren Hype halt im Kino.
Aber letztendlich nimmt man es in Kauf, dass man eben nur einen Bruchteil sehen kann und der gewünschte Titel beim eigenen Anbieter evtl. nicht verfügbar ist. Die meisten akzeptieren das dann einfach, andere haben vielleicht sowieso mehrere Dienste, weil sie viel auf Amazon bestellen und deshalb schon Prime haben oder bereits ein Sky-Abo wegen des Sport-Angebots besitzen. Und wenn man eben unbedingt diesen einen exklusiven Titel schauen möchte, muss man halt in den sauren Apfel beißen. Gibt ja auch oft kostenlose Probe-Abos, die man ausnutzen kann. Oder bei einem nicht-exklusiven Titel dann doch die Leih-Gebühr zahlen, die sich ja meistens noch im Rahmen hält.
Ist ein Nischending, aber ich habe z. B. noch dutzende Schwarz-Weiß-Klassiker auf meiner Liste. Sowas läuft vielleicht mal nachts um 1 Uhr auf 3sat, aber auf Streamingportalen sind solche Filme überhaupt nicht vertreten, weil es sich einfach nicht lohnen würde.