Stebbie hat geschrieben: ↑Mo 26. Okt 2020, 16:27
Tambourine-Man hat geschrieben: ↑So 26. Jul 2020, 13:11
Finde aktuell großen Gefallen an Podcasts in denen Personen zu Gast sind, die selbst in Podcasts, Fernsehen oder anderen Medien im Rampenlicht stehen. Ausgehend von der sehr guten Podcast Ufo Folge 100, in der Jan Böhmermann zu Gast ist. Finde es sehr schön die Persönlichkeiten mal abseits ihrer eingespielten Rollen zu hören.
In dem Sinne ist die Deutschland3000 Folge mit Olli Schulz eine sehr schöne Abwechslung zum F&F-Olli.
Außerdem hat Rill Reiners ein Podcast Projekt (Jokes) gestartet, wo er Comedians interviewt. Die erste Folge mit Aurel Mertz hat mir gut gefallen, weitere werden folgen u.a. mit Florentin Will, Christian Ulmen
Nach dem beliebten Podcast-Genre "zwei Typen mittleren Alters reden über Popkultur, Medien und die Welt" nun das Follow-Up-Genre: "Typen mittleren Alters laden sich andere Typen mittleren Alters ein, um über Popkultur, Medien und die Welt zu reden"?
Taksim hat geschrieben: ↑Mo 26. Okt 2020, 13:39
Einer der Aspekte, der bei Joe Rogan immer wieder faszinierend ist, ist, wie Gäste, über die ich eine vorschnelle Meinung basierend auf wenigen öffentlichen Aussagen (oder im schlimmsten Fall medialen Zerrbildern) hatte, sich in dem Format eines mehrstündigen Gesprächs als viel dreidimensionaler darstellen können und Punkte präsentieren, mit denen ich mitgehe oder zumindest Teile ihrer Sichtweisen mit denen ich nicht übereinstimme so darstellen können, dass ich es besser nachvollziehen kann.
That being said, für Kanye West gilt das wenig bis gar nicht in der letzten Episode.
Er ist vielleicht etwas ruhiger und weniger konfrontativ als gerne, aber sonst ist das über drei Stunden Kanye being Kanye. Unterhaltsam, keine Frage, aber es überrascht mich, dass Rogan zu dem Schluss kommt, hier hätte man einen ganz anderen Kanye gesehen. Sein Ego sprudelt über wie immer, mit zunehmender Dauer auch mehr und mehr, und er springt dermaßen kreuz und quer von Punkt zu Punkt , dass einem etwas schwindelig werden kann. Immerhin zeigt er Bewusstsein darüber, da er anmerkt, dass er nicht wirklich Joes Fragen beantwortet und dass man nur wenig einzelne Statements aus seinem Sprudel ("Symphonies" wie er sie nennt) distillieren kann.
Wobei man bei Kanye immer im Hinterkopf haben muss, dass er offen bipolar ist und bekanntermaßen derzeit eine manische Phase durchlebt.
Natürlich, ist auch in dem Gespräch Thema.
Ich werfe ihm das Verhalten auch nicht vor, es zeigt nur viel mehr, dass dies wirklich seine Persönlichkeit ist. Im Gegenteil, auf seine Art ist es durchaus besorgniserregend. In vielen Kontexten, wo er aufgefallen ist, war es eben häufig vor Publikum oder sonst wie in erhöhter Position. Aber bei Rogan redet er sehr relaxt und besonnen, dass er das von Gott beauftragte Genie ist, das die USA und in Konsequenz die Welt zu Glück und Prosperität führen kann.
Dabei fand ich's auch gut, dass Rogan konkret werden wollte und ihn auf ein paar konkrete Policies anspricht, zu denen dann aber ziemlich wenig kam. Visionen hat der Mann zur Genüge, tanzt aber auf so vielen Hochzeiten (er spricht von Design, Architektur, Finanzen, Kirchen, Kloster und eben Politik wo er sich laut ihm laufend mit führenden Köpfen trifft und neue Projekte in die Wege leitet), dass man Zweifel haben muss, dass ein Mensch alleine das alles stemmen kann.
Ich hatte nur irgendwo erwartet, dass sich Kanye von einer anderen Seite zeigt. Oder dass er im Verlaufe von drei Stunden seine vielen chaotischen Gedanken etwas entwirren kann oder dem Zuhörer zumindest vermittelt, wie sein Denken funktioniert. Das ist nicht der Fall.