Habe gestern im Savoy in Hamburg
Tenet gesehen.
Ich sage mal: Wenn man kurz zuvor Dark gesehen hat, hilft einen das beim Entwirren der Knoten schon ein wenig.

Ich denke, es ist kein Spoiler mehr, dass der Film irgendwie was mit Zeit zu tun hat. Hoffe ich jedenfalls. Nur ist er natürlich wesentlich actionlastiger. Wir standen jedenfalls danach noch 30-45 Minuten vor dem Kino und habe einige Sachen hin und her diskutiert - der englische Wikipedia-Artikel hat im Nachhinein auch dabei geholfen, ein paar Sachen zu verstehen.
Verstehen ist auch ein gutes Stichwort. Im englischen Original ist es wirklich unheimlich schwer, dem Dialog im ganzen Film zu folgen. Ich würde schon behaupten, dass mein Englisch jetzt nicht ganz schlecht ist und am Vokabular lag es auch nicht (auch wenn es zT schon viel Agenten-/Armee- und Physik-Sprech ist). Aber der Film ist sehr laut und es wird zT genuschelt, in Masken oder durch Micros gesprochen, nebenher wird geballert, gefahren, gewindet, explodiert. Und dann kommen noch amerikanische, britische, russische und indische Englisch-Akzente zusammen. Das ist wirklich schwierig und da hätte ich mir tatsächlich mal Untertitel gewünscht (gibt es im Savoy bei englischen Filmen nicht).
Dazu etwas Kritik daran, dass der Film wirklich extrem bei den Standorten springt. Ukraine, USA, Indien, Vietnam, Russland, Norwegen, Italien und wieder zurück und das alles in 2,5 Stunden. Zudem, das kann aber durchaus sein, dass das so sein soll,
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der Protagonist bekommt etwa nie einen Namen
, kann man kaum eine Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Die sind sehr... in ihren Agentenrollen und man weiß quasi nicht viel über sie. Mit Ausnahme von
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Kenneth Branagh
, der einen vorzüglichen Villain spielt, und seiner Frau. Robert Pattinson und John David Washington machen es auch sehr gut, gerade Erstgenannter.
Es ist natürlich traurig, dass man das hervorheben muss, aber nach den Diskussionen darüber kann man das, denke ich, ruhig mal machen: John David Washington ist der Protagonist des Films und seine Rolle kommt quasi komplett ohne sein Schwarzsein aus. Also die Rolle hätte in der Form auch genau so von Brad Pitt, Leo Di Caprio oder sonstwem gespielt werden können. Das ist ja durchaus etwas, was sich von Hollywood gewünscht wurde, wenn ich mich nicht irre.
Also: Das ist sicherlich nicht Nolans bester Film, aber für gute Unterhaltung, über die man vorzüglich danach ein wenig fachsimpeln kann, taugt er auf jeden Fall. Die Actionsequenzen gerade mit den Rückwärtsbewegungen sind sehr beeindruckend anzugucken. Kann man gut machen, aber eine 8/10, wie gerade bei IMDB steht (oder gestern Abend stand) ist es für mich nicht. Ich hatte mir vorher gedacht, dass das irgendwie in Richtung Inception geht. Also nicht vom Thema her, aber dass es halt so eine Art Film wird. Das stimmt auch. Aber Leos Charakter hatte da viel mehr Tiefe und die Story war irgendwie auch ein wenig besser aufgearbeitet. Deshalb würde ich den doch darüber ansiedeln im Nolan-Ranking.